16.07.2014 Aufrufe

Lebenswertes Zusammenleben mit schwerstbehinderten Menschen

Lebenswertes Zusammenleben mit schwerstbehinderten Menschen

Lebenswertes Zusammenleben mit schwerstbehinderten Menschen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Menschen</strong>bild 7<br />

Ein aus all dem bisher genannten resultierender Aspekt ist für mich die<br />

unabänderliche Tatsache, daß jeder nur und ausschließlich in der ihm eigenen<br />

Daseinsform existieren kann - eine Alternative gibt es nicht. Alle mir nicht<br />

zugehörigen Seinsweisen liegen außerhalb der Grenzen meines<br />

Vorstellungsvermögens: als Weiße kann ich nicht nachempfinden was es bedeuten<br />

mag, Schwarze zu sein, als Frau kann ich nur vermuten, wie ein Dasein als Mann ist<br />

und als unsportlichem <strong>Menschen</strong> bleibt mir die Welt des Sportlers verschlossen.<br />

So<strong>mit</strong> verbleiben mir nur die mir persönlich gegebenen Möglichkeiten als<br />

Rahmenbedingungen meines eigenen Seins. Dies impliziert, daß die mir nicht<br />

zugängliche Daseinswirklichkeit jedes anderen sich auch meinem Urteil entzieht. Die<br />

mir fremde Seinsweise des anderen stellt für ihn die Normalität dar: „Für viele <strong>mit</strong><br />

einer Behinderung erweist es sich als völlig normal nicht ‘richtig’ sprechen, laufen,<br />

greifen zu können“ (SAAL 1990b, 36). Es erscheint mir anmaßend, die Möglichkeiten<br />

eines anderen, die außerhalb des eigenen Erfahrungshorizontes liegen und einem<br />

selbst daher möglicherweise als nicht ‘normal’ erscheinen, zu bewerten. Es sind zwar<br />

verschiedene, „aber dennoch völlig gleichrangige Seinsweisen“ (SAAL 1990b, 37).<br />

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß ich mich bewußt für ein <strong>Menschen</strong>bild<br />

entschieden habe, dem die Werte der Würde und der Gleichheit ausnahmslos aller<br />

<strong>Menschen</strong> zugrunde liegen. Dabei gibt es „nur ein zulässiges Kriterium für<br />

menschliche Personalität: die biologische Zugehörigkeit zur Menschheitsfamilie“<br />

(SPAEMANN 2001, 38). Ich berufe mich auf den Wert des Individuums an sich, den es<br />

bedingungslos zu achten gilt. Wer dies nicht anerkennt, stellt meines Erachtens sein<br />

eigenes Menschsein zur beliebigen Disposition. Daraus läßt sich der Schluß ziehen,<br />

daß sich niemand folgenlos für seine eigene Existenz herausnehmen kann, über die<br />

eines anderen zu urteilen.<br />

Ich möchte dieses Kapitel <strong>mit</strong> einem Zitat von SPECK abschließen, das meine<br />

persönliche Überzeugung in einem Satz kennzeichnet:<br />

„<strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> und <strong>Menschen</strong> ohne zu definierende geistige<br />

Behinderung sind demnach <strong>Menschen</strong> und nichts anderes“<br />

(SPECK 1997 8 , 41).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!