16.07.2014 Aufrufe

Lebenswertes Zusammenleben mit schwerstbehinderten Menschen

Lebenswertes Zusammenleben mit schwerstbehinderten Menschen

Lebenswertes Zusammenleben mit schwerstbehinderten Menschen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Relevanz der (Nicht-) Verwirklichung der heilpädagogischen Leitideen 55<br />

werden Erwachsene Fremden häufig selbstverständlich <strong>mit</strong> ihrem Vornamen vorgestellt,<br />

was meist ‘geduzt’ werden zur Folge hat. Auch dies ist weder ‘normal’, noch<br />

entspricht es in jedem Fall auch unhinterfragt dem Willen der vorgestellten Person.<br />

Bei jedem der genannten Beispiele ist die Mißachtung der Leitideen der<br />

Heilpädagogik von seiten des Personals relativ offensichtlich. Es läßt sich jedoch in<br />

Anbetracht der stark differierenden Dimensionen nicht der Grund dafür festlegen.<br />

HAHN weist auf einige Gründe hin, die als Ursache dafür angesehen werden können,<br />

daß <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> einer geistigen Behinderung keine Möglichkeiten zur Selbstbestimmung<br />

zugestanden werden (vgl. HAHN 1994, 88). Meines Erachtens können<br />

diese auch problemlos auf die Verweigerung von Normalisierung und Integration<br />

übertragen werden. Diese Gründe sind nach HAHN im einzelnen:<br />

• daß <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> geistiger Behinderung nicht als <strong>Menschen</strong><br />

gesehen werden und ihnen daher menschliche Qualitäten<br />

abgesprochen werden,<br />

• daß man sie zwar als <strong>Menschen</strong> ansieht, sich jedoch <strong>mit</strong> der<br />

Absicherung ihrer Existenz begnügt, ohne ihnen menschenwürdige<br />

Lebensqualitäten zuzugestehen,<br />

• Unkenntnis, das heißt man weiß nichts von der Bedeutung der<br />

Selbstbestimmung [und meines Erachtens der Normalisierung und<br />

Integration, d. Verf.] für das Wohlbefinden,<br />

• Unkenntnis darüber, wie Selbstbestimmung [sowie Normalisierung<br />

und Integration, d. Verf.] angesicht behinderungsbedingter<br />

Abhängigkeit realisiert werden kann,<br />

• Infantilisierung und Überbefürsorgung, das bedeutet, daß <strong>Menschen</strong><br />

<strong>mit</strong> geistiger Behinderung oft noch als Erwachsene wie Kinder<br />

behandelt werden,<br />

• Institutionelle Vorgaben personeller, zeitlicher und räumlichdinglicher<br />

Art, die keine Berücksichtigung individueller Bedürfnisse<br />

vorsehen,<br />

• ungleiche Machtausstattung im behinderungsbedingten Abhängigkeitsverhältnis,<br />

die den professionellen Helfer in die permanente<br />

Versuchung des Machtmißbrauchs und so<strong>mit</strong> der Mißachtung der<br />

Bedürfnisse der ihm anvertrauten Person führt,<br />

• das sogenannte „Helfersyndrom“, das heißt Helfer, die pathologisch<br />

motiviert sind,<br />

• Ausbrennen der Helfer, was zur Folge hat, daß der Mensch <strong>mit</strong><br />

geistiger Behinderung diesem Dehumanisierungsprozeß unterliegt<br />

und so<strong>mit</strong> als Objekt wahrgenommen wird<br />

(vgl. HAHN 1994, 88 f.).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!