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Lebenswertes Zusammenleben mit schwerstbehinderten Menschen

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Was ist Heilpädagogik ? 46<br />

SEIFERT 1997a, 39). In Deutschland gewinnt es jedoch erst seit etwa zehn Jahren<br />

innerhalb der Geistigbehindertenpädagogik an Bedeutung (vgl. ebd.).<br />

Nach OCHEL kann Selbstbestimmung wie folgt definiert werden:<br />

„Selbstbestimmung ist ein natürlicher, dynamischer Prozeß der Individualisierung,<br />

der aus dem Unbehagen vor Abhängigkeit und Fremdbestimmung<br />

erwächst. Er zielt darauf ab, das für den jeweiligen<br />

<strong>Menschen</strong> höchste Maß freigewählter und selbstverantworteter<br />

Entscheidungen treffen zu können“<br />

(OCHEL 1997 2 , 86).<br />

Abhängigkeit und Fremdbestimmung (die im übrigen - wie noch erläutert wird -<br />

nicht <strong>mit</strong>einander gleichgesetzt werden können) werden demnach als unbehaglich,<br />

das heißt dem Wohlbefinden gegenläufig erlebt. HAHN drückt dies folgendermaßen<br />

aus: „Da menschliches Wohlbefinden von der Befriedigung von Bedürfnissen<br />

abhängt, stellt Fremdbestimmung - <strong>mit</strong> anderen Worten versagte Selbstbestimmung -<br />

eine grundsätzliche Gefährdung menschlichen Wohlbefindens dar“ (HAHN 1994, 83).<br />

Dieses ist an eigenes, als subjektiv sinnvoll erlebtes Wirken geknüpft, welches<br />

wiederum wesenhaft an Selbstbestimmung gebunden ist (vgl. ebd., 84). Da der<br />

Mensch während seines gesamten Lebens darauf hinarbeitet, Wohlbefinden<br />

selbstbestimmt zu erreichen, stellt Selbstbestimmung ein Wesensmerkmal seiner<br />

Existenzverwirklichung dar (vgl. HAHN 1997 2 , 22); menschliche Existenz gründet<br />

folglich auf Selbstbestimmung (vgl. HAHN 1996, 22).<br />

So<strong>mit</strong> strebt der Mensch zwar einerseits der Sinnhaftigkeit seines Lebens und des<br />

Wohlbefindens wegen danach, sein ihm wesenhaft zugehöriges Freiheitspotential<br />

möglichst autonom zu realisieren, wobei Autonomie im Sinne von Unabhängigkeit<br />

und Selbstbestimmung zu verstehen ist. Andererseits ist er aber auch gezwungen,<br />

„der Befriedigung seiner Bedürfnisse wegen [...] Abhängigkeitsverhältnisse einzugehen<br />

und Fremdbestimmung in seinem Leben zuzulassen“ (HAHN 1994, 85).<br />

Beispielsweise geht man in einer Partnerschaft Abhängigkeitsverhältnisse ein, um so<br />

das Bedürfnis nach Geborgenheit zu befriedigen (vgl. ebd.). Anzustreben ist daher<br />

ein Ausgewogensein - im Sinne einer oszillierenden Balance - zwischen

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