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Lebenswertes Zusammenleben mit schwerstbehinderten Menschen

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Der Bereich Wohnen 25<br />

honoriert (ebd., 49). Wenn beispielsweise die Arbeit in der Werkstatt für Behinderte<br />

(WfB) als Förderziel formuliert wird, entspricht dies einer Pädagogisierung selbst des<br />

Alltags. Davon muß meines Erachtens Abstand genommen werden, um auch dem<br />

<strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> einer schwer(st)en geistigen Behinderung ein Recht auf ‘nicht<br />

pädagogisiert werden’ im Sinne von ‘nicht durch fachliche Hilfen bevormundet<br />

werden’ zuzubilligen. „Mit Empathie ist leicht nachvollziehbar, was es für behinderte<br />

<strong>Menschen</strong> bedeuten muß, wenn ihnen jahrelang, manchmal <strong>mit</strong> nicht enden<br />

wollender fachlicher Penetranz, vorgeschrieben wird, was sie zu tun oder besser nicht<br />

zu tun haben, wie man etwas richtig oder besser macht“ (NIEHOFF 1998 2 b, 172).<br />

Neben diversen anderen nachteilig zu bewertenden ‘Nebenwirkungen’ der<br />

Einführung von Standards gibt es nach KLICPERA /GASTEIGER-KLICPERA Hinweise<br />

dafür,<br />

„daß rigide Regelungen und Kontrollen in Wohneinrichtungen für<br />

behinderte <strong>Menschen</strong> keine allzu positiven und zum Teil sogar<br />

negative Auswirkungen haben. So dürften gerade in kleineren<br />

Wohneinrichtungen die Aktivitäten der Bewohner und vor allem die<br />

Vielfältigkeit der Aktivitäten abnehmen“<br />

(KLICPERA /GASTEIGER-KLICPERA 1995, 50).<br />

Trotz aller Bedenken ist Qualitätssicherung jedoch nicht ohne die Erarbeitung von<br />

konkreten Standards möglich, die als Optimal- beziehungsweise Minimalstandards<br />

formuliert werden. Deren Einhaltung wird kontrolliert und entweder prozeß- oder<br />

ergebnisorientiert ausgewertet. Das Problem bei Evaluationsansätzen, die den Prozeß<br />

in den Vordergrund stellen, liegt darin, daß „Maßnahmen zur Qualitätssicherung den<br />

Trägern ein bestimmtes Vorgehen aufzwingen, obwohl verschiedene Wege zum<br />

gewünschten Ergebnis führen können“ (ebd., 53). Die Aufmerksamkeit richtet sich<br />

also auf das ‘wie’, nicht jedoch darauf, ob so das gewünschte Ziel erreicht wird,<br />

<strong>mit</strong>unter auch nicht einmal darauf, ob das Vorgehen selbst überhaupt sinnvoll ist.<br />

Auf der anderen Seite lassen Ansätze, die sich auf die Ergebnisse konzentrieren,<br />

immer die Frage offen, wie es zu diesem Ergebnis gekommen ist. Für eine<br />

angemessene Qualitätssicherung ist also eine Analyse von Prozeß und Ergebnis zu<br />

leisten (vgl. ebd., 53).

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