Lebenswertes Zusammenleben mit schwerstbehinderten Menschen
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Kennzeichnung des Personenkreises 11<br />
Der sozialwissenschaftliche Ansatz stellt die gesellschaftlichen Bedingungssysteme<br />
in den Vordergrund. SPECK expliziert den Zusammenhang zwischen sozialer Schicht<br />
und geistiger Behinderung <strong>mit</strong> Hilfe diverser Studien, die z.T. „überrepräsentativ<br />
hohe Quoten schwerer geistiger Behinderung in der sozialen Unterschicht er<strong>mit</strong>telt<br />
hatten“ (SPECK 1997 8 , 52). Die sozialwissenschaftliche Sichtweise beschreibt KOBI<br />
als psychodynamisch-psychosoziale bzw. als sozialpsychologisch-ökologische<br />
Betrachtungsweise (vgl. KOBI 1983, 160 ff.).<br />
Der pädagogische Ansatz sieht geistige Behinderung vorrangig unter dem Aspekt der<br />
Erziehung und Bildung; die Bildungsfähigkeit auch von <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> geistiger<br />
Behinderung ist so<strong>mit</strong> eine Grundannahme. Der Deutsche Bildungsrat (Empfehlung<br />
der Bildungskommission, 1973) drückt dies in seiner Definition von geistiger<br />
Behinderung folgendermaßen aus:<br />
„Als geistigbehindert gilt, wer infolge einer organisch-genetischen<br />
oder anderweitigen Schädigung in seiner psychischen<br />
Gesamtentwicklung und seiner Lernfähigkeit so sehr beeinträchtigt ist,<br />
daß er voraussichtlich lebenslanger sozialer und pädagogischer Hilfen<br />
bedarf. Mit den kognitiven Beeinträchtigungen gehen solche der<br />
sprachlichen, sozialen, emotionalen und der motorischen einher. Eine<br />
untere Grenze sollte weder durch Angabe von IQ-Werten, noch durch<br />
Aussprechen einer Bildungsunfähigkeit festgelegt werden, da<br />
grundsätzlich bei allen <strong>Menschen</strong> die Möglichkeit einer<br />
Bildungsfähigkeit angenommen werden muß“<br />
(DEUTSCHER BILDUNGSRAT 1973, 37).<br />
Laut SPECK ist geistige Behinderung für die Pädagogik<br />
„sowohl ein Phänomen vorgefundener und zu erfassender<br />
Wirklichkeit, wie sie sich im organischen (pathologischen) Zustand, in<br />
der individuellen Befindlichkeit und in den gesellschaftlichen<br />
Bedingungen darstellt, als auch eine Wirklichkeit, die unter dem<br />
Anspruch von Menschlichkeit erzieherische Hilfe zur Entfaltung<br />
braucht und von Werten und Normen bestimmt wird“<br />
(SPECK 1997 8 , 56).