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Heilpädagogik online 01/06

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Leserbriefe<br />

ren eben auch die Inanspruchnahme von reproduktionsmedizinischen<br />

Verfahren gehört. Wer diese Verfahren nicht will, sollte<br />

nicht Individualkritik, sondern Kapitalismuskritik üben - und (wenn<br />

möglich) auch darüber Auskunft geben, wie denn eine Gesellschaft<br />

ohne Normalisierungspraxen und deren „Hauptstützpunkte: Schönheit<br />

und Sexualität“ (Haug) aussehen könnte<br />

Statt moralischer und/oder wissenschaftlicher Abwehr der Reproduktionsmedizin<br />

sollte von seiten der Behindertenpädagogen - wie<br />

der Behinderten - eine positive Einstellung gegenüber dem Elternwunsch<br />

auf ein nichtbehindertes Kind entwickelt werden. (Heilpädagogik-<strong>online</strong>-Interview<br />

mit Peter SINGER, 2003)<br />

Widerpart des Sozialdarwinismus<br />

Das gesellschaftliche Ansehen von Behindertenpädagogen - wie von<br />

Behinderten - wächst nicht dadurch, dass es möglichst viele behinderte<br />

Menschen gibt. Das Gegenteil ist richtig und zwar sowohl<br />

im historischen, im soziologischen, wie im pädagogischen Sinne.<br />

Das persönliche gesellschaftliche Ansehen wächst hingegen, wenn<br />

Behinderte, Behindertenpädagogen und alle, die mit behinderten<br />

Menschen zusammenleben, der Gesellschaft einen Teil ihrer (z.T.<br />

selbstproduzierten) Angst nehmen können. Und das wiederum ist<br />

nach meiner Erfahrung (GRODE 2004/2005), weniger abhängig von<br />

der Schwere der Behinderung, sondern viel mehr von der Art mit<br />

der mit ihr umgegangen wird.<br />

Wenn die Gesellschaft (dennoch) nichts mit dem Thema Behinderung<br />

zu tun haben will, so ist das für Behindertenpädagogen<br />

und Behinderte natürlich eine starke Kränkung. Der kann man nicht<br />

dadurch entgehen, dass man unsinnige Paradigmen, wie „Behinderte<br />

gibt es nicht“, schafft oder die Reproduktionsmedizin zu<br />

verteufeln versucht, von der sich die Gesellschaft gerade die Beseitigung<br />

von Behinderung und Krankheit verspricht.<br />

- 95 -<br />

Heilpädagogik <strong>online</strong> <strong>01</strong>/ <strong>06</strong>

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