Heilpädagogik online 01/06
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Leserbriefe<br />
Umgang mit der Enttabuisierung der Bioethik und der Sterbehilfe<br />
(GRODE 2003b), gilt meiner Meinung nach gleichermaßen: Je mehr<br />
die gesellschaftlichen und privaten Verhältnisse von Humanität und<br />
gegenseitiger Achtung getragen sind, desto eher ist es erlaubt (ja<br />
geboten) abstrakte ethische Grenzen grundsätzlich zu überdenken<br />
und nötigenfalls zu überschreiten.<br />
Reproduktionsmedizin und Behindertenpädagogik<br />
In der gleichen Ausgabe in der das Redaktionsteam den fehlenden<br />
fachkritischen Diskurs beklagt, geht Anke LANGNER (2005) auf<br />
dem Hintergrund der Foucaultschen Diskursanalyse der Frage nach,<br />
wieso immer mehr ungewollt kinderlose Paare den neuen reproduktionsmedizinischen<br />
Verfahren zustimmen. „Die Basis dieser Verfahren“,<br />
so schreibt sie, „besteht darin, dass die Frauen sich diese<br />
Techniken als Selbsttechniken aneignen. D.h. sie sich selbst - ihren<br />
eigenen Körper - disziplinieren.“<br />
Bereits vor zwei Jahrzehnten kam Wolfgang Fritz HAUG (1986), mit<br />
Blick auf seinen damaligen Forschungsgegenstand - die durch die<br />
NS-Ratgeberliteratur vermittelte „gesunde Normalität“ - zu einem<br />
ganz ähnlichen Befund wie Anke Langer. Der entscheidende Unterschied<br />
ist allerdings, daß Haug seine Untersuchung „Faschisierung<br />
des bürgerlichen Subjekts“ nannte.<br />
An die Last der NS-Geschichte zur erinnern, half uns demokratisch<br />
zu werden - individuell und gesellschaftlich. Man kann (und sollte<br />
immer wieder) darüber streiten, wie es um diesen Prozeß bestellt<br />
ist. (GRODE 2003b)<br />
Stets berücksichtigt werden sollte dabei jedoch, daß wir spätestens<br />
seit der großen Kehre von 1989 alternativlos im Westen angekommen<br />
sind, mit all seinen ganz spezifischen Selbstnormalisierungspraxen,<br />
zu denen z. B. bei ungewollt kinderlosen Paa<br />
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