Heilpädagogik online 01/06
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Leserbriefe<br />
kann ich nicht erkennen, so z. B. WHO-Definition, diese halte ich<br />
persönlich für sehr treffend.<br />
Niemand bestreitet dort, dass jemand z.B. blind ist und die Gesellschaft<br />
daran schuld sei oder dies nicht eine körperliche Beeinträchtigung<br />
ist. Dennoch kommt es stark mit auf die gesellschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen an, inwiefern jemand in der Teilhabe<br />
behindert wird. Insofern halte ich die Frage, welche Teilhabemöglichkeiten<br />
jemand trotz seiner Behinderung hat schon für<br />
relevanter als die, ob sein fehlendes Bein der Grund dafür ist, dass<br />
er der Bahn nicht hinterher rennen kann. Die Frage der Teilhabe<br />
greift auch weiter, z. B. auf alte Menschen, die Frau mit dem<br />
Kinderwagen, den fremdsprachigen Ausländer oder den Jungen mit<br />
dem Gipsbein (ebenso wie der Begriff der Inklusion).<br />
Auch in Bezug auf andere Begriffe, z. B. „Assistenz oder Unterstützung“<br />
findet in der Heilpädagogik eine kritische Diskussion statt<br />
(vgl. z. B. Lanwers Kritik an Theunissens wahllosen Verwendung<br />
des Assistenzbegriffs 24 ohne Berücksichtigung des politischen Begriffsursprungs<br />
oder die neueste Veröffentlichung von Hähner et al<br />
oder Thimms Kritik am „Selbstbestimmungsparadigma“). Aber auch<br />
hier werden wieder Begriffe missverstanden, wie schon z. B. beim<br />
„Normalisierungsprinzip“. In der Heil- und Sonderpädagogik<br />
herrscht scheinbar die Tendenz einer Schwarzweiß-Malerei im<br />
Sinne von „bist du nicht für mich, dann bist du gegen mich“.<br />
Ich denke, dass viel Diskussion auch deswegen nicht stattfindet,<br />
weil es unterschiedliche theoretische Zugangsweisen gibt und keine<br />
gemeinsame Sprache oder Begriffsdefinition vorhanden ist. Insofern<br />
stimme ich Ihnen in bezug auf wissenschaftliches Arbeiten<br />
mancher Leute zu. Jeder entkräftet den anderen dann schon da<br />
24<br />
geäußert in seinem Vortrag auf der diesjährigen Tagung der Lebenshilfe in Magdeburg „Wir gehören<br />
dazu!“<br />
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Heilpädagogik <strong>online</strong> <strong>01</strong>/ <strong>06</strong>