Heilpädagogik online 01/06
Heilpädagogik online 01/06 Heilpädagogik online 01/06
Leserbriefe agogischer Methoden wären vor diesem Hintergrund vielleicht nur als falscher ‚Rettungsanker’ zu betrachten. Allerdings möchte ich kritisch anmerken, dass Ihr Aufsatz zum geringen Teil sehr einseitige Darstellungen beinhaltet. So wird zum Beispiel der gerade erst entstandene Dialog zwischen Heilpädagogik und Pflegewissenschaft (Martin W. Schnell, M. Dederich, Chr. Bienstein, A. Fröhlich,…), der sich auch schon in diversen Veröffentlichungen niedergeschlagen hat, vollkommen vernachlässigt. Dieser Dialog bezieht sich nicht nur auf ethische und anthropologische Fragestellungen, sondern auch auf das Konzept der Basalen Stimulation als Methode. Christoph Müller: Vielen Dank für diesen erfrischenden Artikel, der sich ehrlich gesagt schon fast nach einem Hilferuf anhört. Und der ist vielleicht nicht ganz unberechtigt... Auch ich erlebe sowohl die Fachdiskussion als auch die aktive Forschungslandschaft der Sonderpädagogik in Deutschland als durchaus ausbaufähig. Wie Sie anschaulich dargestellt haben werden viele Themen allein auf moralischer Ebene diskutiert. Nichts gegen Moral! Sie ist im sonderpädagogischen Kontext unersetzlich, schwierig wird es aber einerseits wenn Abweichler von der gerade als „in“ geltenden Sichtweise moralisch abqualifiziert werden und andererseits, wenn sich Sonderpädagogik nur auf diese Herangehensweise beschränkt. Als ein zentrales Problem sehe ich den geringen Anteil empirischer Forschung in der Sonderpädagogik, der auch in diesem Feld - 81 - Heilpädagogik online 01/ 06
Leserbriefe wichtige Hinweise zur Professionalisierung leisten kann. Um nur ein Beispiel zu nennen: Die Erforschung des Zusammenhangs von stereotypen Verhaltensweisen autistischer Kinder mit bestimmten Umweltbedingungen kann konkrete Hinweise für die Gestaltung von Stuhlkreissituationen mit autistischen Schülern aufzeigen. Die deutsche Sonderpädagogik ist im Feld solcher empirischer Forschung bis auf wenige Ausnahmen jedoch international kaum präsent. Da auch an den meisten Universitäten zum Studium der Sonderpädagogik der Methodenkompetenz ein relativ geringer Stellenwert beigemessen wird, verfielfältigt sich dieser Effekt leider. In diesem Zusammenhang ist wohl auch die von Ihnen beschriebene geringe Bereitschaft vieler Sonderpädagogen zu sehen, auf empirisch gewonnene Erkenntnisse für die Praxis zurückzugreifen. Beispielhaft kann hier die praktische Verbreitung der von Ihnen genannten Methode der Gestützten Kommunikation betrachtet werden. Die Fragwürdigkeit dieser Methode wurde in zahllosen Untersuchungen in unterschiedlichsten Settings aufgezeigt (z.B. auch in Ihrer Zeitschrift vgl. Adam 2003). Trotzdem weigern sich viele Professionelle der Heilpädagogik beständig, bei gestützten Schreibern im Einzelfall eine Überprüfung der gezeigten Leistungen vorzunehmen und im Zweifel auf unabhängige Kommunikationsmittel umzusteigen (z.B. PECS). Hier zeigt sich teilweise eine Skepsis gegenüber evidenzbasierter Wissenschaft, die letztendlich auch dem Klientel der Sonderpädagogik schadet. Möglicherweise wird die Sonderpädagogik jedoch immer mehr von außen mit Fragen der empirischen Qualitätssicherung konfrontiert werden. Der zunehmende Kostendruck, in dem sich Schulen und Einrichtungen der Behindertenhilfe vorfinden, wird vermutlich zu einer Forderung nach genauerer Evaluation der „Effektivität“ der - 82 - Heilpädagogik online 01/ 06
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wichtige Hinweise zur Professionalisierung leisten kann. Um nur ein<br />
Beispiel zu nennen: Die Erforschung des Zusammenhangs von<br />
stereotypen Verhaltensweisen autistischer Kinder mit bestimmten<br />
Umweltbedingungen kann konkrete Hinweise für die Gestaltung von<br />
Stuhlkreissituationen mit autistischen Schülern aufzeigen. Die deutsche<br />
Sonderpädagogik ist im Feld solcher empirischer Forschung<br />
bis auf wenige Ausnahmen jedoch international kaum präsent. Da<br />
auch an den meisten Universitäten zum Studium der Sonderpädagogik<br />
der Methodenkompetenz ein relativ geringer Stellenwert<br />
beigemessen wird, verfielfältigt sich dieser Effekt leider.<br />
In diesem Zusammenhang ist wohl auch die von Ihnen beschriebene<br />
geringe Bereitschaft vieler Sonderpädagogen zu sehen,<br />
auf empirisch gewonnene Erkenntnisse für die Praxis zurückzugreifen.<br />
Beispielhaft kann hier die praktische Verbreitung der von<br />
Ihnen genannten Methode der Gestützten Kommunikation betrachtet<br />
werden. Die Fragwürdigkeit dieser Methode wurde in zahllosen<br />
Untersuchungen in unterschiedlichsten Settings aufgezeigt (z.B.<br />
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viele Professionelle der Heilpädagogik beständig, bei gestützten<br />
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vorzunehmen und im Zweifel auf unabhängige Kommunikationsmittel<br />
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gegenüber evidenzbasierter Wissenschaft, die letztendlich auch<br />
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Möglicherweise wird die Sonderpädagogik jedoch immer mehr von<br />
außen mit Fragen der empirischen Qualitätssicherung konfrontiert<br />
werden. Der zunehmende Kostendruck, in dem sich Schulen und<br />
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