Heilpädagogik online 01/06

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16.07.2014 Aufrufe

Die Bewertung der Lebensqualität im Bereich Wohnen heim und Intensiv Betreuten Wohnen zwar keinen Einsatz von professionellen Reinigungsdiensten, aber innerhalb der Gruppen unterschiedliche Regelungen über Zeitpunkt und Kontrolle der Reinigung. Ein weiterer wichtiger Aspekt bezüglich der Eigenverantwortung kommt der hauswirtschaftlichen Versorgung zu. Innerhalb des Wohnheimes können die Bewohner selbst entscheiden, ob sie die Mahlzeiten (in der Woche vor allem Frühstück und Abendbrot) gemeinsam mit der Bewohnergruppe gestalten oder selbst wirtschaften. Zum Zeitpunkt meiner Interviews nahm diese Möglichkeit innerhalb der Wohngruppe nur eine Person an, im Trainingswohnen sowie im Intensiv Betreuten Wohnen alle Bewohner. An den Wochenenden wird im Trainingswohnen und IBW gekocht, während die anderen Wohngruppen in der Regel zentral versorgt werden. Zu ähnliche Ergebnissen kommt auch WACKER (1998), die feststellt, dass neben der regelmäßigen Gemeinschaftsverpflegung, die in Zentral- und Bereichsküchen zubereitet wird, in etwa 90% der Einrichtungen die Möglichkeit besteht, dass Bewohner sich individuell oder in ihrer Gruppe mit Mahlzeiten versorgen können. Für die Wohngruppen im Wohnheim liegen in diesem Bereich vor allem am Wochenende noch größere Reserven, die Bewohner sind durchaus bereit und fähig, hier noch eigenverantwortlicher und selbstständiger zu handeln. Das Wäschewaschen erfolgt durch die Bewohner selbst in Begleitung durch einen Betreuer. Inzwischen legen auch die Bewohner selbst fest, wann sie waschen wollen (durch die Betreuer scheint es eher indirekt kontrolliert zu werden). In diesem Bereich ist insgesamt eine hohe Kompetenz der Bewohner erreicht worden, was zum Teil auf die individuelle Assistenz zurück zu führen ist. WACKER bemerkt dagegen kritisch, dass 61% der Bewohner ihre Wäsche nicht selbst waschen (dürfen), wobei häufig als Be­ - 49 - Heilpädagogik online 01/ 06

Die Bewertung der Lebensqualität im Bereich Wohnen gründung ein zentraler Wäschedienst der Einrichtung angeführt wird. Entscheidend für die erlebte Lebensqualität ist es auch, wie Alltagsrhythmen gestaltet werden. Sicher geht es in einem Wohnheim, wo viele Menschen gemeinsam leben, nicht ohne Regeln und Zeitpläne; es ist aber immer eine Frage, wovon zeitliche Abläufe bestimmt werden und inwieweit auf individuelle Bedürfnisse Rücksicht genommen wird. Während WACKER (1998) noch zu dem Ergebnis kommt, dass 77% aller befragten Bewohner den Tag zu einer festen Zeit beginnen, stehen die von mir befragten Bewohner unterschiedlich spät auf, einige frühstücken im Gruppenraum, andere trinken nur einen Kaffe oder Tee - lediglich die Abfahrtszeit der Busse bestimmt den Ablauf, dies entspricht meines Erachtens auch dem Ablauf in einer Durchschnittsfamilie, deren morgendliche Abläufe auch durch den Arbeitsbeginn bestimmt werden. An den Wochenenden gibt es keine „Weckzeiten“, so dass die Bewohner individuell entscheiden können, wie lange sie schlafen möchten. WACKER berichtet, dass es für 82% der Bewohner festgelegte Essenszeiten gibt. Die von mir interviewten Menschen mit geistiger Behinderung im Wohnheim (nicht IBW) berichten auch von festen Essenszeiten, allerdings ist es auch kein Problem, wenn sie einmal später kommen. Die Betreuer dagegen sagen, dass es keine festen Zeiten gibt, die Bewohner aber einen solchen festen Rhythmus wollen. Positiv anzumerken ist, dass es auch keine festen Ausgangszeiten gibt; die Bewohner müssen sich lediglich aus sicherheitstechnischen Gründen an- und abmelden. Alle wichtigen hauswirtschaftlichen Fertigkeiten, die man sich im Laufe seines Lebens aneignet, um eigenverantwortlich und selbst bestimmt leben zu können, müssen unabdingbar in Wohnheimen erfahrbar sein, um „erlernter Hilflosigkeit“ vorzubeugen und die - 50 - Heilpädagogik online 01/ 06

Die Bewertung der Lebensqualität im Bereich Wohnen<br />

heim und Intensiv Betreuten Wohnen zwar keinen Einsatz von<br />

professionellen Reinigungsdiensten, aber innerhalb der Gruppen<br />

unterschiedliche Regelungen über Zeitpunkt und Kontrolle der<br />

Reinigung.<br />

Ein weiterer wichtiger Aspekt bezüglich der Eigenverantwortung<br />

kommt der hauswirtschaftlichen Versorgung zu. Innerhalb des<br />

Wohnheimes können die Bewohner selbst entscheiden, ob sie die<br />

Mahlzeiten (in der Woche vor allem Frühstück und Abendbrot) gemeinsam<br />

mit der Bewohnergruppe gestalten oder selbst wirtschaften.<br />

Zum Zeitpunkt meiner Interviews nahm diese Möglichkeit<br />

innerhalb der Wohngruppe nur eine Person an, im Trainingswohnen<br />

sowie im Intensiv Betreuten Wohnen alle Bewohner. An den Wochenenden<br />

wird im Trainingswohnen und IBW gekocht, während<br />

die anderen Wohngruppen in der Regel zentral versorgt werden. Zu<br />

ähnliche Ergebnissen kommt auch WACKER (1998), die feststellt,<br />

dass neben der regelmäßigen Gemeinschaftsverpflegung, die in<br />

Zentral- und Bereichsküchen zubereitet wird, in etwa 90% der Einrichtungen<br />

die Möglichkeit besteht, dass Bewohner sich individuell<br />

oder in ihrer Gruppe mit Mahlzeiten versorgen können.<br />

Für die Wohngruppen im Wohnheim liegen in diesem Bereich vor<br />

allem am Wochenende noch größere Reserven, die Bewohner sind<br />

durchaus bereit und fähig, hier noch eigenverantwortlicher und<br />

selbstständiger zu handeln.<br />

Das Wäschewaschen erfolgt durch die Bewohner selbst in Begleitung<br />

durch einen Betreuer. Inzwischen legen auch die Bewohner<br />

selbst fest, wann sie waschen wollen (durch die Betreuer<br />

scheint es eher indirekt kontrolliert zu werden). In diesem Bereich<br />

ist insgesamt eine hohe Kompetenz der Bewohner erreicht worden,<br />

was zum Teil auf die individuelle Assistenz zurück zu führen ist.<br />

WACKER bemerkt dagegen kritisch, dass 61% der Bewohner ihre<br />

Wäsche nicht selbst waschen (dürfen), wobei häufig als Be­<br />

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