Heilpädagogik online 01/06

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16.07.2014 Aufrufe

Die Bewertung der Lebensqualität im Bereich Wohnen I: „Warum?“ A: „Da kann ich immer“ (sehr undeutlich- „mit spielen“ oder so ähnlich, Anm. der Verf.) I: „Sie mögen kleine Kinder?“ A: „Ja.“ I: „Kennen Sie irgendjemanden, der ein Baby hat im Moment?“ A: „Nein. Ich will aber bald mein eigenes.“ I: „Was denken Sie, wenn hier jetzt ein Baby wäre, wie das jetzt schreien würde.“ A: „Das schreit nicht.“ I: „Das hier schreit nicht. Aber ein richtiges Baby schreit.“ A: „Nee ...“ I: „Aber das Baby macht doch auch viel Arbeit.“ A: „Ich muss doch nur den Schnuller rein stecken, dann hört es auf.“ (Interview Frau Anton) Meiner Meinung nach hat Frau Anton zum Zeitpunkt des Interviews keine Vorstellungen, welche Verantwortung sie mit einem Baby übernehmen und wie sich ihr Leben verändern würde. Sie scheint darin eher etwas zu sehen, was sie zu jeder Zeit nach ihren Wünschen kuscheln und lieb haben kann und sie immer hat, wenn sie es braucht. Frau Salz und Herr Pfeffer (TW) leben in einer partnerschaftlichen Beziehung seit 2001 zusammen. Sie haben sich schon vorher kennen gelernt – bei der Arbeit in einer Behindertenwerkstatt und auf einem Fasching. Stolz berichten sie von ihrer Verlobung. Nach dem sie im Wohnheim jeweils erst mit anderen Bewohnern ein Zimmer teilen mussten, sich aber regelmäßig besuchten, sind sie auf eigenen Wunsch zusammen gezogen. Die beiden scheinen relativ glücklich zusammen zu leben und äußerten im Gespräch den Wunsch, zu heiraten und auch in Zukunft in einer eigenen kleinen betreuten Wohnung leben zu können. Frau Heinze (IBW) lebte im Wohnheim mit einem Partner zusammen, wobei es nach ihren Aussagen Probleme gab. Jetzt be­ - 41 - Heilpädagogik online 01/ 06

Die Bewertung der Lebensqualität im Bereich Wohnen wohnt sie ein Einzelzimmer und ihr neuer Freund wohnt gegenüber. Wenn sie von ihm erzählt, wirkt sie äußerst glücklich (zeigt sich in Kichern, Lachen, spontanen Freuen). H: „Nee, Heiraten kommt nicht in Frage. Weil das ist nämlich viel zu teuer.“ I: Ach so.” H: „Das mache ich nicht.“ I: „Heiraten nicht. Und wie sieht es mit dem Wunsch nach Kindern aus?“ H: „Nee, och nicht. Weil - vor allem nehme ich die Pille.“ (Interview Frau Heinze) Perspektivisch würde sie gern mit ihrem Freund zusammenziehen, am liebsten in ein Doppelzimmer in dieser Wohnform. Nach „draußen“ scheint sie nicht ziehen zu wollen. Für das Ausleben der partnerschaftlichen Beziehungen spielen einerseits institutionelle Bedingungen eine entscheidende Rolle. Dazu gehören die Möglichkeit, zusammen zu wohnen, sich gegenseitig zu besuchen, ungestört Zeit miteinander verbringen zu können, was nicht nur räumliche Voraussetzungen betrifft, sondern auch allgemeine Regeln des Zusammenlebens der Bewohner und den Umgang zwischen Betreuer und Bewohner betrifft. Hier scheinen alle Bewohner/innen die Bedingungen als günstig einzuschätzen, allerdings wird der Wunsch nach Einzelzimmer und/oder gemeinsamer Wohnung mit der/die Partner/in vorgetragen. Die Betreuer versuchen dies, soweit wie möglich, umzusetzen bzw. die Rahmenbedingungen so zu verändern, dass partnerschaftliches Zusammenleben möglich ist. Anderseits spielt die vorherige Sozialisation für die Gestaltung der Beziehungen eine entscheidende Rolle. Für eine Bewohnerin scheint die Beziehung zur Mutter ein Problem beim Aufbau einer Partnerschaft zu sein: - 42 - Heilpädagogik online 01/ 06

Die Bewertung der Lebensqualität im Bereich Wohnen<br />

wohnt sie ein Einzelzimmer und ihr neuer Freund wohnt gegenüber.<br />

Wenn sie von ihm erzählt, wirkt sie äußerst glücklich (zeigt sich in<br />

Kichern, Lachen, spontanen Freuen).<br />

H: „Nee, Heiraten kommt nicht in Frage. Weil das ist<br />

nämlich viel zu teuer.“<br />

I: Ach so.”<br />

H: „Das mache ich nicht.“<br />

I: „Heiraten nicht. Und wie sieht es mit dem Wunsch nach<br />

Kindern aus?“<br />

H: „Nee, och nicht. Weil - vor allem nehme ich die Pille.“<br />

(Interview Frau Heinze)<br />

Perspektivisch würde sie gern mit ihrem Freund zusammenziehen,<br />

am liebsten in ein Doppelzimmer in dieser Wohnform. Nach<br />

„draußen“ scheint sie nicht ziehen zu wollen.<br />

Für das Ausleben der partnerschaftlichen Beziehungen spielen<br />

einerseits institutionelle Bedingungen eine entscheidende Rolle.<br />

Dazu gehören die Möglichkeit, zusammen zu wohnen, sich gegenseitig<br />

zu besuchen, ungestört Zeit miteinander verbringen zu<br />

können, was nicht nur räumliche Voraussetzungen betrifft, sondern<br />

auch allgemeine Regeln des Zusammenlebens der Bewohner und<br />

den Umgang zwischen Betreuer und Bewohner betrifft. Hier<br />

scheinen alle Bewohner/innen die Bedingungen als günstig einzuschätzen,<br />

allerdings wird der Wunsch nach Einzelzimmer und/oder<br />

gemeinsamer Wohnung mit der/die Partner/in vorgetragen. Die Betreuer<br />

versuchen dies, soweit wie möglich, umzusetzen bzw. die<br />

Rahmenbedingungen so zu verändern, dass partnerschaftliches Zusammenleben<br />

möglich ist.<br />

Anderseits spielt die vorherige Sozialisation für die Gestaltung der<br />

Beziehungen eine entscheidende Rolle. Für eine Bewohnerin scheint<br />

die Beziehung zur Mutter ein Problem beim Aufbau einer Partnerschaft<br />

zu sein:<br />

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