Heilpädagogik online 01/06

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16.07.2014 Aufrufe

Rezensionen Rezensionen Weidner, Jens / Konfrontative Pädagogik. Kilb, Rainer (Hrsg.): Konfliktbearbeitung in Sozialer Arbeit und Erziehung. Wiesbaden 2004 Preis: 24,95 € ISBN: 3-8100-3986-1 Unter der Überschrift „Härte und Sanktionen statt Empathie und Mitgefühl - Die konfrontative Pädagogik als letzte Chance für die Erziehungshilfe?“ erschien in der Ausgabe 6/2005 der Zeitschrift für Heilpädagogik ein Artikel über die Arbeit einer Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe, deren Ziel die integrative Beschulung von als „unbeschulbar“ beschriebenen Grundschulkindern ist. Anders als sonst in der Heil- und Sonderpädagogik üblich rief dieser Beitrag Reaktionen der Leser hervor. Im leider mittlerweile gelöschten Internet-Forum der Zeitschrift entbrannte eine heftige Kontroverse, in deren Mittelpunkt nicht nur die in dem Artikel vorgestellte Einrichtung sondern auch die konfrontative Pädagogik insgesamt stand. Nun ist es natürlich sehr zu begrüßen, dass es überhaupt zu einer öffentlich ausgetragen Debatte gekommen ist, denn dies hat in der Heil- und Sonderpädagogik Seltenheitswert. Das Niveau vieler Beiträge ließ allerdings zu wünschen übrig. So sah sich die Schriftleitung der Zeitschrift dem Vorwurf ausgesetzt, sie würde mit der Veröffentlichung dieses Artikels Gefahr laufen „(...) faschistoide Disziplinartechniken wieder hoffähig zu machen und damit einer längst überwunden geglaubten „Pseudo­ - 105 - Heilpädagogik online 01/ 06

Rezensionen pädagogik“ Tür und Tor zu öffnen“ (so die Hamburger Professorin Birgit Herz). Auch in anderen Beiträgen wurde der konfrontativen Pädagogik der Vorwurf gemacht, sie verstoße mit ihren Methoden gegen den Schutz der Menschenwürde, sei als faschistisch zu brandmarken. Von massiver Brutalität und Menschenverachtung war die Rede. Man muss zugeben, dass der zugrundliegende Artikel solche Reaktionen hervorrufen kann, allerdings ist es sehr kurzsichtig und einer wissenschaftlichen Diskussion unwürdig, auf Basis dieses Artikels zu den oben skizzierten Urteilen über die konfrontative Pädagogik insgesamt zu kommen. Diejenigen, die den Befürwortern der konfrontativen Pädagogik faschistoide Tendenzen und Menschenverachtung vorwerfen, sollten sich zunächst mit dem Gegenstand der Debatte ausreichend auseinander setzen. Dafür bietet sich z.B. die Lektüre des vorliegenden Buches an. In zwei großen thematischen Abschnitten werden theoretische Grundlagen und praktische Umsetzungssmöglichkeiten der konfrontativen Pädagogik thematisiert. Allen Beiträgen gemeinsam ist der Vorwurf, dass viele gängige Ansätze in der Arbeit mit aggressiven und gewaltbereiten / -tätigen Jugendlichen zu sehr das Verstehen des Verhaltens betonen, somit Gefahr laufen, dem jeweiligen Jugendlichen zu einseitig Verständnis für sein aggressives Verhalten zu signalisieren. Was dieser wiederrum als Legimation deuten könnte. Das eindeutige und konsequente Setzen von Grenzen wird dabei zu sehr vernachlässigt. Als diese dringend notwendige Grenzsetzung praktizierenden Ansatz stellen WEIDNER und KILB die Konfrontative Pädagogik in ihrem Vorwort unter dieses Motto: „(...) den Menschen mögen und verstehen, aber mit seinem (abweichenden bis kriminellen) Handeln nicht einverstanden sein“ (S. 7)! Diesen Grundsatz müsste eigentlich jeder Heil- und Sonderpädagoge, der - 106 - Heilpädagogik online 01/ 06

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Rezensionen<br />

Weidner, Jens / Konfrontative Pädagogik.<br />

Kilb, Rainer (Hrsg.): Konfliktbearbeitung in Sozialer<br />

Arbeit und Erziehung.<br />

Wiesbaden 2004<br />

Preis: 24,95 €<br />

ISBN: 3-8100-3986-1<br />

Unter der Überschrift „Härte und Sanktionen statt Empathie und<br />

Mitgefühl - Die konfrontative Pädagogik als letzte Chance für die<br />

Erziehungshilfe?“ erschien in der Ausgabe 6/2005 der Zeitschrift für<br />

Heilpädagogik ein Artikel über die Arbeit einer Einrichtung der<br />

Kinder- und Jugendhilfe, deren Ziel die integrative Beschulung von<br />

als „unbeschulbar“ beschriebenen Grundschulkindern ist. Anders als<br />

sonst in der Heil- und Sonderpädagogik üblich rief dieser Beitrag<br />

Reaktionen der Leser hervor. Im leider mittlerweile gelöschten Internet-Forum<br />

der Zeitschrift entbrannte eine heftige Kontroverse,<br />

in deren Mittelpunkt nicht nur die in dem Artikel vorgestellte Einrichtung<br />

sondern auch die konfrontative Pädagogik insgesamt<br />

stand.<br />

Nun ist es natürlich sehr zu begrüßen, dass es überhaupt zu einer<br />

öffentlich ausgetragen Debatte gekommen ist, denn dies hat in der<br />

Heil- und Sonderpädagogik Seltenheitswert. Das Niveau vieler Beiträge<br />

ließ allerdings zu wünschen übrig.<br />

So sah sich die Schriftleitung der Zeitschrift dem Vorwurf ausgesetzt,<br />

sie würde mit der Veröffentlichung dieses Artikels Gefahr<br />

laufen „(...) faschistoide Disziplinartechniken wieder hoffähig zu<br />

machen und damit einer längst überwunden geglaubten „Pseudo­<br />

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