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Von der Antike in die Neuzeit - sonderpaedagoge.de!

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In späteren Werken g<strong>in</strong>g auch Darw<strong>in</strong> <strong>de</strong>n Gedankengängen e<strong>in</strong>er qualitativen Beurteilung<br />

und selektionistischen Wahl menschlichen Lebens nach. Doch bereits aus <strong>de</strong>m<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Werk kann e<strong>in</strong>e erste Aussage über <strong>die</strong> Menschenbil<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Charles Darw<strong>in</strong><br />

abgeleitet wer<strong>de</strong>n: Aus <strong>de</strong>m Kapitel über <strong>die</strong> unbewußte Zuchtwahl geht e<strong>in</strong> <strong>de</strong>fizitärnormatives<br />

Denken hervor. Menschen, <strong>die</strong> nicht e<strong>in</strong>em I<strong>de</strong>al entsprechen und aufgrund<br />

hypothetischer Annahmen nicht über <strong>die</strong> voraussetzen<strong>de</strong>n Konstitutionen zur Verbesserung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> menschlichen Rasse verfügen, wirken bereits durch ihre physische Anwesenheit<br />

<strong>de</strong>stabilisierend auf das gesellschaftliche Gefüge. Es ist <strong>die</strong> Mehrheit an Gesun<strong>de</strong>n und<br />

„i<strong>de</strong>alen“ Menschen, welche <strong>die</strong> Auswirkungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Verknappung aller Ressourcen<br />

existenziell zu spüren bekommen. Zur Sicherung ihrer Lebensbed<strong>in</strong>gungen müssen<br />

<strong>die</strong>jenigen aussortiert wer<strong>de</strong>n, welche nicht <strong>die</strong> besten Exemplare darstellen. Ihnen muß<br />

e<strong>in</strong>e weiter Vermehrung unmöglich gemacht wer<strong>de</strong>n, o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>s formuliert: Nur <strong>die</strong><br />

nützlichen Exemplare <strong><strong>de</strong>r</strong> menschlichen Gattung erhalten das Recht auf Leben und<br />

Nachwuchs, weil alle Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesellschaft unmittelbar davon profitieren. Durch <strong>die</strong><br />

Betonung <strong><strong>de</strong>r</strong> gesamt-gesellschaftlichen Be<strong>de</strong>utung e<strong>in</strong>schließlich ihre Stärkung vor <strong>de</strong>n<br />

Interessen e<strong>in</strong>zelner Individuen kommen stark utilitaristische Ten<strong>de</strong>nzen zum Ausdruck.<br />

Diese Gedankengänge können weitergehend vergegenwärtigt wer<strong>de</strong>n. Hierbei sehe ich sie<br />

vor <strong>de</strong>m H<strong>in</strong>tergrund ökonomischer Rationalisierung. Besitzt <strong><strong>de</strong>r</strong> §93a <strong>de</strong>s BSHG nicht<br />

e<strong>in</strong>en ähnlich selektionistischen Anstrich, wenn er f<strong>in</strong>anzielle Leistungen für Menschen<br />

mit Beh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung an re<strong>in</strong> wirtschaftliche und zweckmäßige Kriterien koppelt? Me<strong>in</strong>es<br />

Erachtens f<strong>in</strong><strong>de</strong>n hierbei ähnliche Überlegungen statt, wie sie bei Darw<strong>in</strong> und Malthus<br />

vorzuf<strong>in</strong><strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d. Der Unterschied ist, dass im BSHG nicht <strong>die</strong> physische Existenz <strong>in</strong><br />

Frage gestellt wird son<strong><strong>de</strong>r</strong>n staatlich gesteuerte Wirtschafts<strong>in</strong>teressen zum Ausdruck<br />

kommen. Vere<strong>in</strong>facht ausgedrückt lassen sich <strong>die</strong> Parallelen zu Darw<strong>in</strong> <strong>in</strong> folgen<strong><strong>de</strong>r</strong> Frage<br />

aufzeigen: Welche E<strong>in</strong>richtung beziehungsweise Institution für Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

ist vor <strong>de</strong>m H<strong>in</strong>tergrund zunehmen<strong><strong>de</strong>r</strong> Verknappung staatlicher f<strong>in</strong>anzieller Ressourcen<br />

geeignet, ökonomisch unterstützt zu wer<strong>de</strong>n?. Die Beantwortung <strong>die</strong>ser Frage liefert uns<br />

Darw<strong>in</strong>: „[...], das wird zu e<strong>in</strong>er Zeit vielleicht mehr als zur an<strong><strong>de</strong>r</strong>en geschehen, je<br />

nach<strong>de</strong>m <strong>die</strong> Rasse <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Gunst steigt o<strong><strong>de</strong>r</strong> fällt, und es wird auch <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Gegend mehr als<br />

<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall se<strong>in</strong>, je nach <strong>de</strong>n Kulturverhältnissen <strong><strong>de</strong>r</strong> Bewohner“ 5 .<br />

5 ebd. 2001, S. 70<br />

Diese und viele an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Examensarbeiten gibt es auf www.son<strong><strong>de</strong>r</strong>paedagoge.<strong>de</strong> 68

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