Von der Antike in die Neuzeit - sonderpaedagoge.de!
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Humanität zunehmend durch <strong>die</strong> Ökonomie <strong>in</strong> Frage gestellt wird. In weiteren Berichten,<br />
<strong>in</strong> <strong>de</strong>nen Raphael ausdrücklich auf <strong>de</strong>n Zustand <strong>de</strong>s menschlichen Körpers als Maßstab<br />
gesellschaftlicher Akzeptanz und sozialer Integration e<strong>in</strong>geht, wird das bisher<br />
vorherrschen<strong>de</strong> positive Bild verstärkt. Se<strong>in</strong>e Schil<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen über <strong>die</strong> Eheschließung auf<br />
Utopia ersche<strong>in</strong>en erst mal kurios und unverständlich, bergen <strong>in</strong> Bezug auf <strong>die</strong><br />
Fragestellung <strong>die</strong>ser Arbeit e<strong>in</strong>ige <strong>in</strong>teressante Aspekte. Voraussetzung zur Hochzeit ist<br />
das Erreichen <strong>de</strong>s achtzehnten Lebensjahres <strong><strong>de</strong>r</strong> Frau, <strong><strong>de</strong>r</strong> Mann h<strong>in</strong>gegen muß m<strong>in</strong><strong>de</strong>stens<br />
zweiundzwanzig Jahre alt se<strong>in</strong>. Erlaubt ist bei<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Umgang mite<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> vor <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Hochzeit, jedoch ausschließlich ohne sexuellen Kontakt. E<strong>in</strong> Verstoß gegen <strong>die</strong>se gelten<strong>de</strong><br />
Regel hätte das Verbot <strong><strong>de</strong>r</strong> Hochzeit sowie weiteren Kontakt zue<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> als Folge.<br />
Entschließen sich Mann und Frau zur Heirat, wer<strong>de</strong>n sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Prozedur und bei<br />
Anwesenheit zweier ehrbarer Menschen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesellschaft erstmals nackt präsentiert.<br />
Als entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Merkmal positiver Eigenschaften gelten <strong>die</strong> Tugen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Geistes und<br />
Gemütes, trotz<strong>de</strong>m „[...] bil<strong>de</strong>n auch körperliche Vorzüge e<strong>in</strong>e nicht unwillkommene<br />
Zugabe...“ 24 . Somit wollen <strong>die</strong> Utopier sicherstellen, nicht erst nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Hochzeit e<strong>in</strong><br />
möglicherweise erschrecken<strong>de</strong>s Äußeres se<strong>in</strong>es Partners zu bemerken. Denn empf<strong>in</strong><strong>de</strong>t<br />
e<strong>in</strong>er <strong><strong>de</strong>r</strong> Ehepartner <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Äußeren <strong>de</strong>s An<strong><strong>de</strong>r</strong>en etwas abstoßen<strong>de</strong>s, so kann <strong>die</strong>s zu<br />
e<strong>in</strong>er Entfremdung und Distanzierung <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Beziehung führen. E<strong>in</strong>e Trennung von se<strong>in</strong>em<br />
Partner aufgrund <strong>de</strong>s Äußeren ist jedoch gesetzlich verboten. Auf Utopia gibt es lediglich<br />
zwei Grün<strong>de</strong>, <strong>die</strong> e<strong>in</strong> Auflösen <strong><strong>de</strong>r</strong> Ehe rechtfertigen: E<strong>in</strong>erseits <strong><strong>de</strong>r</strong> Tod, an<strong><strong>de</strong>r</strong>seits <strong>die</strong><br />
Untreue, durch <strong>die</strong> <strong>de</strong>mjenigen e<strong>in</strong>e erneute Hochzeit verboten wird und er,<br />
beziehungsweise sie, mit lebenslanger sozialer Ausgrenzung bestraft wird.<br />
Dementsprechend ist es, „[...] daher Sache <strong>de</strong>s Gesetzes, Vorsorge zu treffen...“ e<strong>in</strong>e<br />
Situation zu vermei<strong>de</strong>n, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> „[...] <strong>die</strong>se Häßlichkeit zufällig erst nach geschlossener Ehe<br />
ent<strong>de</strong>ckt wird..“ und, so Raphael weiter, dann „[...] je<strong><strong>de</strong>r</strong> se<strong>in</strong> Los tragen...“ 25 muß.<br />
Deutlich wird <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen Schil<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen e<strong>in</strong>e qualitative Bewertung <strong>de</strong>s menschlichen<br />
Körpers, <strong>die</strong> an normative Vorgaben geknüpft sche<strong>in</strong>t. Wer körperliche An<strong><strong>de</strong>r</strong>sartigkeit<br />
aufweist kann dadurch elementar e<strong>in</strong>e Beziehung zwischen zwei Personen negativ<br />
bee<strong>in</strong>flussen und <strong>die</strong> Gefahr e<strong>in</strong>er schlechten Ehe erzeugen. Die Beschreibungen zur Ehe<br />
können wir kaum mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Gegenwart vergleichen. Konstruieren wir jedoch <strong>die</strong> Situation<br />
e<strong>in</strong>es zufälligen Kontaktes zwischen e<strong>in</strong>em Menschen mit und e<strong>in</strong>em ohne körperlicher<br />
Beh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung, sehen wir häufig <strong>die</strong>selben Ergebnisse. Das Äußere <strong>de</strong>s Menschen mit<br />
Körperbeh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung bee<strong>in</strong>flußt durch se<strong>in</strong>e Abweichung von e<strong>in</strong>er bestimmten, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
24 ebd. 1992, S. 156<br />
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