Von der Antike in die Neuzeit - sonderpaedagoge.de!

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16.07.2014 Aufrufe

integriert. Aus den bisherigen Äußerungen läßt sich als oberste ethische Norm die Achtung der Gleichheit aller Menschen herausstellen, jedoch ohne Individualität einzuschränken. Jeder Bürger Utopias hat die Pflicht zur Arbeit für das Gemeinwohl und das Recht die Ergebnisse anderer zu nuten aber auch den Anspruch auf Hilfe und Versorgung. Gleichheit meint hier in einem ganz modernen Sinne die unabdingbare Gleichheit von Recht und Menschenwürde. Die bisherigen Ergebnisse zur Anthropologie und Ethik lassen sich mit Hilfe von Schlagwörtern kurz und eindeutig festhalten: Gemeinschaft, Individualität und Gleichheit an Rechten und Pflichten.. „So bildet die ganze Insel gleichsam eine Familie“ 17 . Im Folgendem werden wir feststellen, ob die bisherigen Ergebnisse uneingeschränkt weiter Gültigkeit besitzen und ob die Zugehörigkeit in die „Familie“ der Utopier im existenziellen Sinne in Frage gestellt werden kann. Im nächsten Kapitel geht Raphael nochmals ausführlich auf kranke Menschen ein. Zunächst wiederholt er die Bemühungen der Ärzte und Pfleger zur Linderung der Krankheit mit dem Ziel, den betroffenen Menschen größtmögliches Wohlbefinden zu ermöglichen. Anschließend differenziert er jedoch die Auswirkungen der Krankheit und erläutert Vorgehensweisen der Utopier, die uns Parallelen zur heutigen gängigen Praxis aufzeigen. Sobald ein Mensch unter Schmerzen leidet, unheilbar krank erscheint und sein Leben nicht mehr als „lebenswert“ gilt, stellt sich die Frage, ob es unter allen Umständen erhalten und verlängert werden muß. „Wenn aber die Krankheit nicht nur unheilbar ist, sondern auch Schmerzen und Pein ohne Ende verursacht, dann ergeht von den Priestern und den obrigkeitlichen Personen die Mahnung an den Betreffenden“ 18 . Aufgrund der Länge nachfolgender Ausführungen habe ich auf ein wörtliches zitieren verzichtet und werde eine inhaltliche Wiedergabe vornehmen. Es wird der unheilbar kranke Mensch als eine Person bezeichnet, die aufgrund von Krankheit und Schmerz keine Lebensfreude verspüren könne und für die ein freiwilliger Tod kein Ende sondern ein besserer Anfang sei. Die Krankheit des betroffenen Menschen ist aber keine rein subjektive Auseinandersetzung mit ihren Symptomen sondern belastet ebenfalls Angehörige, Freunde und auch die Ärzte und Pfleger der Spitäler. Im Sinne der systemisch-ökologischen Vernetzung werden bei der Entscheidung sowohl die Mikro-, als auch Mesosphäre der Systeme betrachtet. Der schwerkranke Mensch ist nicht nur eine Belastung für sich, in gleichem Maße belastet er andere. Hierzu heißt es: „ [...] da er den 17 ebd. 1992, S. 121 18 ebd. 1992, S. 154 Diese und viele andere Examensarbeiten gibt es auf www.sonderpaedagoge.de 59

anderen nur zu Last falle“ 19 . Die Entscheidung zum Freitod wird ebenso mit großem Lob aufgenommen, wie die Bitte des Kranken, er möge durch einen anderen von seinen Leiden befreit werden. Voraussetzung hierzu ist die Freiwilligkeit und das Bewußtsein über die vom Kranken getroffene Bitte. Raphael schildert auch, auf welcher Art und Weise der Tod herbeigeführt wird. Entweder durch Verabreichung eines Schlafmittels, durch das ihnen die gewünschte Erlösung zukommt oder durch Beendigung der Nahrungsaufnahme. In diesen Schilderungen kommt die gegenwärtige Aktualität zum Ausdruck, die Diskussionen um ethische und juristische Rechtmäßigkeit aktiver Sterbehilfe. Auf Utopia ist die Lösung eindeutig: Wer als Subjekt in vollem Bewußtsein den Wunsch zur Beendigung seines Lebens äußert, um somit den subjektiv empfundenen und wahrgenommen Schmerzen und Leiden zu entkommen, dem wird dieser Wunsch entsprochen. Wichtig ist es herauszuheben, daß die Entscheidung darüber, ob ein Leben als wertvoll oder im Gegensatz dazu nicht lebenswert gilt, nur und ausschließlich von dem betroffenen Individuen selbst entschieden werden kann. Will der Kranke sein Leben nicht freiwillig beenden beziehungsweise beenden lassen, so wird auch diese Entscheidung akzeptiert und ist nicht mit negativen Auswirkungen verbunden. Dazu erzählt Raphael: „Gegen seinen Willen wird keinem das Leben entzogen, aber man erweist ihm darum um nichts weniger Liebesdienste“ 20 . Reflektiert man die heutige Diskussion finden sich Argumente, die in der gegenwärtigen Diskussion um die Legalisierung aktiver Sterbehilfe auch in den geschilderten Berichten über Utopia zum Ausdruck kommen. Wer, wenn nicht das betroffene Individuum selbst, kann darüber entscheiden, ob aus dessen subjektiver Sicht sein Leben die Qualität aufweist, um es fortführen zu wollen? Gleichzeitig wird aus den Berichten deutlich, daß keine advokatorischen Entscheidungen getroffen werden, in der Menschen anhand ihrer Außenperspektive fremdes menschliches Leben qualifizieren und beurteilen. Werden die gesamten Ausführungen unter behindertenpädagogischer Sichtweise reflektiert, drängt sich die Frage nach Menschen mit Behinderungen auf. Wie wird entschieden und gehandelt, wenn ein Mensch unter einer schweren körperlichen Beeinträchtigung leidet, ans das Bett gebunden und nicht fähig ist, selbständig für seine Interessen zu sprechen? Die Frage, ob es in solchen Fällen doch zu einer advokatorischen Ethik kommt, in der ein Arzt aus seiner Perspektive die Beendigung des Lebens entscheidet, kann aus den Ausführungen lediglich spekulativ interpretiert werden. Hierzu stelle ich die These auf, daß ein solches Vorgehen auf Utopia nicht existieren wird. An zwei Ausführungen möchte ich dies im Folgenden 19 ebd. 1992, S. 154 20 ebd. 1992, S. 155 Diese und viele andere Examensarbeiten gibt es auf www.sonderpaedagoge.de 60

<strong>in</strong>tegriert. Aus <strong>de</strong>n bisherigen Äußerungen läßt sich als oberste ethische Norm <strong>die</strong> Achtung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Gleichheit aller Menschen herausstellen, jedoch ohne Individualität e<strong>in</strong>zuschränken.<br />

Je<strong><strong>de</strong>r</strong> Bürger Utopias hat <strong>die</strong> Pflicht zur Arbeit für das Geme<strong>in</strong>wohl und das Recht <strong>die</strong><br />

Ergebnisse an<strong><strong>de</strong>r</strong>er zu nuten aber auch <strong>de</strong>n Anspruch auf Hilfe und Versorgung. Gleichheit<br />

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Hilfe von Schlagwörtern kurz und e<strong>in</strong><strong>de</strong>utig festhalten: Geme<strong>in</strong>schaft, Individualität und<br />

Gleichheit an Rechten und Pflichten..<br />

„So bil<strong>de</strong>t <strong>die</strong> ganze Insel gleichsam e<strong>in</strong>e Familie“ 17 . Im Folgen<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n wir<br />

feststellen, ob <strong>die</strong> bisherigen Ergebnisse une<strong>in</strong>geschränkt weiter Gültigkeit besitzen und ob<br />

<strong>die</strong> Zugehörigkeit <strong>in</strong> <strong>die</strong> „Familie“ <strong><strong>de</strong>r</strong> Utopier im existenziellen S<strong>in</strong>ne <strong>in</strong> Frage gestellt<br />

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Im nächsten Kapitel geht Raphael nochmals ausführlich auf kranke Menschen e<strong>in</strong>.<br />

Zunächst wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt er <strong>die</strong> Bemühungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Ärzte und Pfleger zur L<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Krankheit mit <strong>de</strong>m Ziel, <strong>de</strong>n betroffenen Menschen größtmögliches Wohlbef<strong>in</strong><strong>de</strong>n zu<br />

ermöglichen. Anschließend differenziert er jedoch <strong>die</strong> Auswirkungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankheit und<br />

erläutert Vorgehensweisen <strong><strong>de</strong>r</strong> Utopier, <strong>die</strong> uns Parallelen zur heutigen gängigen Praxis<br />

aufzeigen. Sobald e<strong>in</strong> Mensch unter Schmerzen lei<strong>de</strong>t, unheilbar krank ersche<strong>in</strong>t und se<strong>in</strong><br />

Leben nicht mehr als „lebenswert“ gilt, stellt sich <strong>die</strong> Frage, ob es unter allen Umstän<strong>de</strong>n<br />

erhalten und verlängert wer<strong>de</strong>n muß. „Wenn aber <strong>die</strong> Krankheit nicht nur unheilbar ist,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch Schmerzen und Pe<strong>in</strong> ohne En<strong>de</strong> verursacht, dann ergeht von <strong>de</strong>n Priestern<br />

und <strong>de</strong>n obrigkeitlichen Personen <strong>die</strong> Mahnung an <strong>de</strong>n Betreffen<strong>de</strong>n“ 18 .<br />

Aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Länge nachfolgen<strong><strong>de</strong>r</strong> Ausführungen habe ich auf e<strong>in</strong> wörtliches zitieren<br />

verzichtet und wer<strong>de</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>haltliche Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gabe vornehmen.<br />

Es wird <strong><strong>de</strong>r</strong> unheilbar kranke Mensch als e<strong>in</strong>e Person bezeichnet, <strong>die</strong> aufgrund von<br />

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Tod ke<strong>in</strong> En<strong>de</strong> son<strong><strong>de</strong>r</strong>n e<strong>in</strong> besserer Anfang sei. Die Krankheit <strong>de</strong>s betroffenen Menschen<br />

ist aber ke<strong>in</strong>e re<strong>in</strong> subjektive Ause<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung mit ihren Symptomen son<strong><strong>de</strong>r</strong>n belastet<br />

ebenfalls Angehörige, Freun<strong>de</strong> und auch <strong>die</strong> Ärzte und Pfleger <strong><strong>de</strong>r</strong> Spitäler. Im S<strong>in</strong>ne <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

systemisch-ökologischen Vernetzung wer<strong>de</strong>n bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Entscheidung sowohl <strong>die</strong> Mikro-, als<br />

auch Mesosphäre <strong><strong>de</strong>r</strong> Systeme betrachtet. Der schwerkranke Mensch ist nicht nur e<strong>in</strong>e<br />

Belastung für sich, <strong>in</strong> gleichem Maße belastet er an<strong><strong>de</strong>r</strong>e. Hierzu heißt es: „ [...] da er <strong>de</strong>n<br />

17 ebd. 1992, S. 121<br />

18 ebd. 1992, S. 154<br />

Diese und viele an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Examensarbeiten gibt es auf www.son<strong><strong>de</strong>r</strong>paedagoge.<strong>de</strong> 59

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