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Von der Antike in die Neuzeit - sonderpaedagoge.de!

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chancenlos und somit zur Krim<strong>in</strong>alität gezwungen. Die Bauern, welche <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausweitung<br />

<strong>de</strong>s Wei<strong>de</strong>lan<strong>de</strong>s für <strong>die</strong> Schafszucht zum Opfer fielen, gerieten dadurch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

existenzielle Notlage. Hieraus entwickele sich nach <strong>de</strong>n Schil<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen Raphaels e<strong>in</strong>e<br />

negative Dynamik, <strong>de</strong>nn gleichzeitig stiegen auf Befehl <strong><strong>de</strong>r</strong> A<strong>de</strong>ligen <strong>die</strong> Getrei<strong>de</strong>preise an<br />

und <strong>die</strong> ehemaligen Bauern suchten verzweifelt e<strong>in</strong>en Ausweg <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Krim<strong>in</strong>alität.<br />

In se<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>führen<strong>de</strong>n Erzählungen weist Raphael ebenfalls auf <strong>die</strong> dom<strong>in</strong>ieren<strong>de</strong> soziale<br />

Hierarchie Englands h<strong>in</strong>: „[...] verschmähen es <strong>die</strong> A<strong>de</strong>ligen, <strong>die</strong> durch Krankheit<br />

geplagten und <strong>in</strong> schäbigen Gewän<strong><strong>de</strong>r</strong>n gehüllten Menschen aufzunehmen...“ 1 .<br />

Die soziale Ordnung war geprägt von <strong>de</strong>n Produktionsmöglichkeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Individuen.<br />

Solche, <strong>die</strong> dabei zurückstan<strong>de</strong>n, galten als Belastung, weil sie <strong>de</strong>n f<strong>in</strong>anziellen Interessen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> A<strong>de</strong>ligen nicht zu genüge Folge leisten konnten. Es ist daraus zu schließen, dass<br />

Menschen mit Körperbeh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung e<strong>in</strong>erseits am unteren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s sozialen Systems<br />

stan<strong>de</strong>n und an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits auch unter Maßnahmen litten, <strong>die</strong> ihre Dase<strong>in</strong>sberechtigung<br />

konkret <strong>in</strong> Frage stellten. Als Beleg gibt Raphael <strong>de</strong>n Ausspruch <strong>de</strong>s Kard<strong>in</strong>al Morton<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong>: „Überlaß das nur mir, ich wer<strong>de</strong> schon auch dar<strong>in</strong> nach <strong>de</strong>m Rechten sehen, <strong>de</strong>nn<br />

ich wünsche sehnlichst, daß <strong>die</strong>se Menschenklasse mir aus <strong>de</strong>n Augen entschw<strong>in</strong><strong>de</strong>,...“ 2<br />

Geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d hiermit, „[...] <strong>die</strong> durch Krankheit und Alter unfähig gewor<strong>de</strong>nen...“ 3 .<br />

Anhand <strong>die</strong>ser Schil<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen geht e<strong>in</strong> selektionistischer Charakter aus <strong>de</strong>m England zur<br />

Mitte <strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts hervor, welcher sich an Nützlichkeitspr<strong>in</strong>zipien orientiert. Im<br />

Zusammenhang mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Krim<strong>in</strong>alität wird erstmalig auf <strong>die</strong> Be<strong>de</strong>utung von Erziehung<br />

e<strong>in</strong>gegangen. Hier schil<strong><strong>de</strong>r</strong>t Raphael se<strong>in</strong>em Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sacher <strong>die</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong> Erziehung:<br />

„Wenn ihr e<strong>in</strong>e schlechte Erziehung geben und <strong>die</strong> Sitten von <strong>de</strong>n zartesten Jahren<br />

allmählich ver<strong><strong>de</strong>r</strong>ben lasset, dann, wenn sie endlich Männer gewor<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d, jene<br />

Verbrechen bestraft, <strong>die</strong> zu begehen sie von K<strong>in</strong>dheit auf <strong>in</strong> Aussicht gestellt haben...“ 4 .<br />

E<strong>in</strong>e richtige Erziehung gilt als Prophylaxe; Bestrafung h<strong>in</strong>gegen als notwendige<br />

Sanktionen, durch <strong>die</strong> nur <strong>die</strong> Versäumnisse <strong><strong>de</strong>r</strong> Erziehung reguliert wer<strong>de</strong>n. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Insel<br />

Utopia wer<strong>de</strong>n alle K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong> von Priestern unterrichtet und allen kommt das Recht auf e<strong>in</strong><br />

„sittliches Fundament“ 5 zu. Die Begründung <strong><strong>de</strong>r</strong> Erziehung ist jedoch e<strong>in</strong>e an<strong><strong>de</strong>r</strong>e, als <strong>die</strong>,<br />

<strong>die</strong> aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Nikomachischen Ethik erarbeitet wur<strong>de</strong>. Das hier aufgezeigte Verständnis von<br />

Erziehung ist durchaus e<strong>in</strong> mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nes. Jedoch wird Erziehung auf Utopia als<br />

1 Morus 1992, S. 53<br />

2 ebd. 1992, S. 68<br />

3 ebd. 1992, S. 67 - 68<br />

4 ebd. 1992, S 59<br />

5 ebd. 1992, 193<br />

Diese und viele an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Examensarbeiten gibt es auf www.son<strong><strong>de</strong>r</strong>paedagoge.<strong>de</strong> 54

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