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Von der Antike in die Neuzeit - sonderpaedagoge.de!

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an sich. Es ist e<strong>in</strong>e Beschreibung, <strong>die</strong> für uns fremd ersche<strong>in</strong>t, <strong>in</strong> ihrem Wortlaut für <strong>die</strong><br />

<strong>Antike</strong> als typisch gelten kann. Entschei<strong>de</strong>nd ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Inhalt, welcher sich h<strong>in</strong>ter <strong>die</strong>ser<br />

Aussage verbirgt. Aristoteles beschreibt <strong>de</strong>n Charakter und <strong>die</strong> Ersche<strong>in</strong>ungsform mancher<br />

Menschen. Deren Verhaltensweisen o<strong><strong>de</strong>r</strong> ihr Äußeres wirken befrem<strong>de</strong>nd, und es sche<strong>in</strong>t,<br />

sie weichen immanent von <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesellschaft ab. Aristoteles <strong>de</strong>utet<br />

hier <strong>die</strong> Vielzahl menschlicher Ersche<strong>in</strong>ungsweisen und Verhaltensformen an, wobei<br />

manche Menschen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en <strong>in</strong> ihren Ersche<strong>in</strong>ungsweisen kaum zugänglich sche<strong>in</strong>en. Trotz<br />

<strong>de</strong>s Vergleichs <strong>die</strong>ser Menschen mit „tierischen Wesen“ nimmt er ke<strong>in</strong>e Reduzierung ihres<br />

menschlichen Status vor. Diese Sätze s<strong>in</strong>d re<strong>in</strong> <strong>de</strong>skriptiv zu <strong>in</strong>terpretieren und nicht als<br />

E<strong>in</strong>führung von Kategorien zu werten. Vielmehr ist <strong>die</strong>se Beschreibung als Parallele zur<br />

mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen Philosophie zu analysieren. Menschen, <strong>die</strong> beispielsweise aus Krankheit o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Verkrüppelung <strong>die</strong>sen beschriebenen „tierischen Charakter“ an sich haben, bil<strong>de</strong>n e<strong>in</strong>e<br />

Randgruppe <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesellschaft. H<strong>in</strong>gegen ist <strong>die</strong> „normale“ und „gesun<strong>de</strong>“ Mehrheit<br />

überfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Sie können <strong>die</strong> Menschen mit e<strong>in</strong>em tierischen Charakter nicht mit ihrem<br />

rationellen Verstand erfassen und gelangen dadurch <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Gefühl <strong>de</strong>s Unbehagens und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Überfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung.<br />

Wichtig ist nun, daß Aristoteles ke<strong>in</strong>e Konsequenzen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Tatsache zieht, tierische<br />

Charaktere nicht zu verstehen. Se<strong>in</strong>e Ausführungen s<strong>in</strong>d beschreibend, ohne jedoch<br />

Lösungsstrategien anzubieten, wie <strong>die</strong> Gesellschaft von ihrem Unbehagen befreit wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Es ist durchaus zu folgern, daß auch er <strong>die</strong> Menschen mit „tierischen Wesen“ als<br />

gleichberechtigt akzeptiert, <strong>die</strong> sich lediglich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Merkmal von an<strong><strong>de</strong>r</strong>en zu<br />

unterschei<strong>de</strong>n sche<strong>in</strong>en.<br />

E<strong>in</strong>e letzte Aussage, <strong>die</strong> ebenfalls zur beh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>tenpädagogischen Reflexion geeignet ist,<br />

f<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich <strong>in</strong> Aristoteles Gedanken über Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit.<br />

Hier spricht er über das Verhältnis <strong>de</strong>s Vaters zu se<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d, „[...] und das K<strong>in</strong>d ist, bis<br />

es e<strong>in</strong> bestimmtes Alter erreicht hat und selbständig gewor<strong>de</strong>n ist, wie e<strong>in</strong> Teil von uns<br />

selbst; niemand aber will sich mit Absicht selber scha<strong>de</strong>n, weshalb es ja auch ke<strong>in</strong>e<br />

Ungerechtigkeit gegen <strong>die</strong> eigene Person geben kann“ 30 . Problematisch halte ich hier das<br />

Kriterium <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbständigkeit, <strong>de</strong>nn es bietet wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um e<strong>in</strong>en Angriffspunkt für solche<br />

Theorien, <strong>die</strong> Menschen <strong>die</strong>se Selbständigkeit und e<strong>in</strong> Wissen um ihre Zukunft<br />

absprechen. E<strong>in</strong> solches Denken wür<strong>de</strong> ich nicht als Kern <strong><strong>de</strong>r</strong> Aussage Aristoteles<br />

<strong>in</strong>terpretieren. Vielmehr steht sie <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> L<strong>in</strong>ie vorheriger Formulierungen und geleisteter<br />

Interpretationen, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m sie als Auffor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung zur Akzeptanz, Annahme, Unterstützung und<br />

30 ebd. 1983, S. 138<br />

Diese und viele an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Examensarbeiten gibt es auf www.son<strong><strong>de</strong>r</strong>paedagoge.<strong>de</strong> 51

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