Von der Antike in die Neuzeit - sonderpaedagoge.de!

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16.07.2014 Aufrufe

Aristoteles liefert somit eine mögliche Begründung zur Ablehnung utilitaristischer Prinzipien der Moderne. Er macht auf die Gefahr aufmerksam, wonach der Mensch durch ein von Nutzen geprägtes Denken lediglich als Objekt zur Erreichung des angestrebten Ertrages gesehen wird. Wie bereits angedeutet, wird an vielen Stellen deutlich, daß Glück als oberstes Ziel menschlicher Handlungen nur in Kombination mit den äußeren menschlichen Gütern als wahres Glück bezeichnet werden kann. „Denn mit dem Glück des Mannes ist es schlecht bestellt, der ein ganz abstoßendes Äußeres oder eine niedrige Herkunft hat oder ganz allein im Leben steht und kinderlos ist“ 24 . Aus den bisher genannten Beispielen geht eine Anthropologie Aristoteles hervor, in der er Gesundheit als ein entscheidendes Faktum der Menschen skizziert. Entscheidend deshalb, weil ohne entsprechendes Maß an „äußeren Gütern“ der Mensch nicht zu wirklichem Glück gelangen kann. Bedeutsam an seinem Menschenbild sind die Konsequenzen, die hieraus hervorgehen. Dadurch, daß er seine Anthropologie nicht normativ formuliert, läßt er denjenigen Menschen, die nicht dieses Quantum „äußerer Güter“ besitzen, ihre Individualität. Seine Ausführungen zur ethischen Trefflichkeit und Erziehung bezieht er ausdrücklich und ohne Ausnahme auf alle Menschen. An anderer Stelle geht er auf mögliche Umgangsweisen mit betroffenen Menschen ein. „Bei Organschwächen und Gebrechen ist es ähnlich. Niemand wird einen Blinden kränken, der dies von Geburt ist oder infolge einer Krankheit oder eines Schlages. Vielmehr wird man ihm Mitgefühl schenken“ 25 . Die Kombination von Behinderung und Leid, wodurch Mitgefühl hervorgerufen wird ist weder für die Antike, noch die Neuzeit etwas Besonderes, jedoch vertritt Aristoteles eine Sichtweise des Menschen, die für damalige Zeit von großer Liberalität geprägt ist, wenn man bedenkt, dass Menschen mit Behinderung auch getötet oder zur Belustigung auf Märkten präsentiert wurden. Einen wesentlichen Satz zum Umgang mit Menschen, die sich aufgrund einer Beeinträchtigung im weiten Sinne von anderen unterscheiden, finden wir auf S. 64. „Möglich ist das, was wir durch eigene Kraft vollbringen können, wobei Freundeshilfe in gewissem Sinne gleich eigener Tat ist, denn das bewegende Prinzip sind wir.“ Freundschaft bedeutet in diesem Sinne nicht eine Partnerschaft basierend auf dem Prinzip des Nutzens sondern, „[...] in erster Linie und im eigentlichen Sinn sprechen wir von einer 25 ebd. 1983, S. 69 Diese und viele andere Examensarbeiten gibt es auf www.sonderpaedagoge.de 49

Freundschaft der Guten als Guten...“ 26 . Hier steht der unaufhebbare Wert des Freundes und nicht der Nutzen als Kern echter Freundschaft. In Bezug auf oben genanntes Zitat bedeutet Freundschaft, dem hilfsbedürftigen Menschen zu helfen aus dem Motiv seiner Subjekthaftigkeit als Freund und nicht aufgrund seiner postulierten Hilflosigkeit. Dieser Satz läßt sich auf das Rehabilitationssystem des 21. Jahrhunderts übertragen. Auch hier gilt es als leitendes Prinzip der Zusammenarbeit zwischen Menschen mit Behinderung und Akteuren der Rehabilitation. Beide Subjekte arbeiten gleichberechtigt an einem gemeinsamen Ziel. Dabei steht weder die Behinderung noch das formulierte Rehabilitationsziel primär im Vordergrund sondern der Mensch. Später spricht Aristoteles von den Elementen der Gegensätze als Basis der Freundschaft um des Nutzens willen, „denn was man gerade braucht, darum bemüht man sich und gibt etwas anderes dafür“ 27 . Es handelt sich hierbei um eine primär materialistische Ansicht, deren Adaption auf das Gegenüber von hilfsbedürftigem und helfenden Menschen ihre eigentliche Aussage verfehlen würde. Für Aristoteles ist nicht die elementare Gleichheit wesentliches Prinzip einer gleichberechtigten Freundschaft sondern der Wille, dem Freund um dessen selbst Gutes zu tun. In einigen Passagen vergleicht Aristoteles die Einzeltugenden mit bestimmten körperlichen und seelischen Merkmalen, die bei erster Betrachtung negative Assoziation hervorrufen. Aristoteles geht ausführlich auf drei negative Arten der Charaktereigenschaften ein. „Minderwertigkeit“, „Unbeherrschtheit“ und „tierisches Wesen“ 28 . „Er findet sich vor allem unter Barbaren, doch entstehen manche Erscheinungsformen eines tierischen Wesens auch durch Krankheit oder Verkrüpplung“ 29 . Bei Betrachtung dieses Zitates außerhalb des Gesamtkontext erscheint hier ein Menschenbild, in dem Aristoteles bestimmten Menschen ein tierisches Wesen zuspricht. Damit würde er sie zu reinen Instinktwesen degradieren und ihre Stellung in der Gruppe der Menschen negieren. Es scheint, als würde Aristoteles diese Aussage vor allem auf Menschen mit Körperbehinderung beziehen. Sie stünde dann im Gegensatz zu oben formulierten Ergebnissen der Gleichheit aller Menschen.Aristoteles bezieht sich mit dieser Formulierung jedoch nicht auf den Menschen 27 ebd. 1983, S. 228 28 ebd. 1983, S. 177 29 ebd. 1983, S. 177 Diese und viele andere Examensarbeiten gibt es auf www.sonderpaedagoge.de 50

Freundschaft <strong><strong>de</strong>r</strong> Guten als Guten...“ 26 . Hier steht <strong><strong>de</strong>r</strong> unaufhebbare Wert <strong>de</strong>s Freun<strong>de</strong>s<br />

und nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Nutzen als Kern echter Freundschaft. In Bezug auf oben genanntes Zitat<br />

be<strong>de</strong>utet Freundschaft, <strong>de</strong>m hilfsbedürftigen Menschen zu helfen aus <strong>de</strong>m Motiv se<strong>in</strong>er<br />

Subjekthaftigkeit als Freund und nicht aufgrund se<strong>in</strong>er postulierten Hilflosigkeit. Dieser<br />

Satz läßt sich auf das Rehabilitationssystem <strong>de</strong>s 21. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts übertragen. Auch hier gilt<br />

es als leiten<strong>de</strong>s Pr<strong>in</strong>zip <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusammenarbeit zwischen Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung und<br />

Akteuren <strong><strong>de</strong>r</strong> Rehabilitation. Bei<strong>de</strong> Subjekte arbeiten gleichberechtigt an e<strong>in</strong>em<br />

geme<strong>in</strong>samen Ziel. Dabei steht we<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>die</strong> Beh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung noch das formulierte<br />

Rehabilitationsziel primär im Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch.<br />

Später spricht Aristoteles von <strong>de</strong>n Elementen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gegensätze als Basis <strong><strong>de</strong>r</strong> Freundschaft<br />

um <strong>de</strong>s Nutzens willen, „<strong>de</strong>nn was man gera<strong>de</strong> braucht, darum bemüht man sich und gibt<br />

etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>es dafür“ 27 .<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich hierbei um e<strong>in</strong>e primär materialistische Ansicht, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Adaption auf das<br />

Gegenüber von hilfsbedürftigem und helfen<strong>de</strong>n Menschen ihre eigentliche Aussage<br />

verfehlen wür<strong>de</strong>. Für Aristoteles ist nicht <strong>die</strong> elementare Gleichheit wesentliches Pr<strong>in</strong>zip<br />

e<strong>in</strong>er gleichberechtigten Freundschaft son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Wille, <strong>de</strong>m Freund um <strong>de</strong>ssen selbst<br />

Gutes zu tun.<br />

In e<strong>in</strong>igen Passagen vergleicht Aristoteles <strong>die</strong> E<strong>in</strong>zeltugen<strong>de</strong>n mit bestimmten körperlichen<br />

und seelischen Merkmalen, <strong>die</strong> bei erster Betrachtung negative Assoziation hervorrufen.<br />

Aristoteles geht ausführlich auf drei negative Arten <strong><strong>de</strong>r</strong> Charaktereigenschaften e<strong>in</strong>.<br />

„M<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>wertigkeit“, „Unbeherrschtheit“ und „tierisches Wesen“ 28 . „Er f<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich vor<br />

allem unter Barbaren, doch entstehen manche Ersche<strong>in</strong>ungsformen e<strong>in</strong>es tierischen<br />

Wesens auch durch Krankheit o<strong><strong>de</strong>r</strong> Verkrüpplung“ 29 . Bei Betrachtung <strong>die</strong>ses Zitates<br />

außerhalb <strong>de</strong>s Gesamtkontext ersche<strong>in</strong>t hier e<strong>in</strong> Menschenbild, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Aristoteles<br />

bestimmten Menschen e<strong>in</strong> tierisches Wesen zuspricht. Damit wür<strong>de</strong> er sie zu re<strong>in</strong>en<br />

Inst<strong>in</strong>ktwesen <strong>de</strong>gra<strong>die</strong>ren und ihre Stellung <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Gruppe <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen negieren. Es<br />

sche<strong>in</strong>t, als wür<strong>de</strong> Aristoteles <strong>die</strong>se Aussage vor allem auf Menschen mit<br />

Körperbeh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung beziehen.<br />

Sie stün<strong>de</strong> dann im Gegensatz zu oben formulierten Ergebnissen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gleichheit aller<br />

Menschen.Aristoteles bezieht sich mit <strong>die</strong>ser Formulierung jedoch nicht auf <strong>de</strong>n Menschen<br />

27 ebd. 1983, S. 228<br />

28 ebd. 1983, S. 177<br />

29 ebd. 1983, S. 177<br />

Diese und viele an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Examensarbeiten gibt es auf www.son<strong><strong>de</strong>r</strong>paedagoge.<strong>de</strong> 50

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