Von der Antike in die Neuzeit - sonderpaedagoge.de!
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isherige Aussage zu stützen ist. „Tüchtigkeit <strong>de</strong>s Menschen be<strong>de</strong>utet nicht <strong>die</strong> <strong>de</strong>s Leibes,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>die</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Seele, und auch das Glück bezeichnen wir als e<strong>in</strong> Tätigse<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Seele“ 6 .<br />
Auf <strong>die</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Körpers als Hülle <strong>de</strong>s Menschen geht Aristoteles ausführlich im<br />
Zusammenhang mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Eudaimonia, <strong>de</strong>m Glück als Teleologie aller Menschen, e<strong>in</strong>. Dies<br />
wird im weiteren Verlauf <strong><strong>de</strong>r</strong> entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> zu untersuchen<strong>de</strong> Aspekt se<strong>in</strong>.<br />
Zusammenfassend kann man <strong>die</strong> ersten Ausführungen zur Ethik wie folgt: Die<br />
Voraussetzungen für ethisches Han<strong>de</strong>ln br<strong>in</strong>gen alle Menschen mit unabhängig von ihrer<br />
Physis, ihrer Psyche, ihren E<strong>in</strong>stellungen und Lebensweisen. Je<strong>de</strong>s Subjekt ist fähig ethisch<br />
zu han<strong>de</strong>ln und <strong>die</strong>s muß als erste positive Kernaussage festgehalten wer<strong>de</strong>n. Ob <strong>die</strong><br />
Handlungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen untere<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> durch ethisches Verhalten geprägt waren geht<br />
aus <strong>de</strong>m Buch nicht hervor.<br />
Wenn alle Menschen <strong>die</strong>se Fähigkeit besitzen, wann ist es gerechtfertigt, e<strong>in</strong>e Handlung als<br />
ethisch zu bezeichnen? Er formuliert hierzu e<strong>in</strong>e zweite Voraussetzung, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m er drei<br />
„seelische Phänomene“ 7 als Eigenheit aller Menschen vorgibt. „Irrationale Regungen“,<br />
„Anlage“ und „feste Grundhaltungen“, <strong>die</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kausalzusammenhang zu ethischen<br />
Handlungen stehen. „Irrationale Regungen“ <strong>de</strong>f<strong>in</strong>iert er als „Empf<strong>in</strong>dungen, <strong>die</strong> von Lust<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> Unlust begleitet wer<strong>de</strong>n“ und Anlage als „[...] das, wodurch wir als fähig bezeichnet<br />
wer<strong>de</strong>n, <strong>die</strong> irrationalen Regungen zu fühlen“. An <strong>die</strong>ser Stelle können wir Aristoteles<br />
erstmals <strong>in</strong>s 21. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t vergegenwärtigen. In se<strong>in</strong>en Ausführungen existieren zwei<br />
sprachliche Elemente, <strong>de</strong>nen <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> aktuell Diskussion negativ begegnet wird.<br />
So kann bezweifelt wer<strong>de</strong>n, ob Empf<strong>in</strong>dungen tatsächlich als Merkmal aller Menschen<br />
gelten können, o<strong><strong>de</strong>r</strong> statt <strong>de</strong>ssen an <strong>die</strong> Fähigkeit zur Selbstreflexion gebun<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d. Über<br />
<strong>die</strong>se argumentative Ebene e<strong>in</strong>er fehlen<strong>de</strong>n Selbstreflexivität von Menschen mit schwerster<br />
Beh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung begrün<strong>de</strong>t beispielsweise Peter S<strong>in</strong>ger <strong>die</strong> Unterscheidung zwischen e<strong>in</strong>em<br />
Personen- und Menschenstatus.<br />
Aristoteles spricht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Ausführungen zu <strong>de</strong>n „Anlagen“ davon, dass Menschen<br />
„bezeichnet“ wer<strong>de</strong>n, Empf<strong>in</strong>dungen zu verspüren. Bei e<strong>in</strong>er <strong><strong>de</strong>r</strong>artigen Formulierung ist<br />
e<strong>in</strong>e attributierung menschlicher Fähigkeit impliziert, und wo <strong>die</strong>s geschieht, kann <strong>die</strong><br />
Gefahr <strong><strong>de</strong>r</strong> Aberkennung <strong><strong>de</strong>r</strong>selben durch e<strong>in</strong>en An<strong><strong>de</strong>r</strong>en hervorgehen. In <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
„Nikomachischen Ethik“ ist ke<strong>in</strong>e Negierung menschlicher Rechte, Fähigkeiten und<br />
Eigenschaften durch <strong>die</strong>se Begriffe impliziert.<br />
Folgen wir weiter Aristoteles Gedankengang zu <strong>de</strong>n seelischen Phänomenen.<br />
6 ebd. 1983, S. 30<br />
7 ebd. 1983, S 41ff<br />
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