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Diakonie: Jahresbericht 2013

Der aktuelle Jahresbericht 2013 gibt Einblick in die Vielfalt der Aktivitäten des Diakonischen Werkes im Rhein-Kreis Neuss.

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Rhein-Kreis Neuss<br />

1<br />

<strong>Jahresbericht</strong><br />

<strong>2013</strong>


2<br />

Impressum<br />

Diakonisches Werk<br />

Evangelischer<br />

Kirchengemeinden<br />

im Rhein-Kreis-Neuss e. V.<br />

Am Ständehaus 12<br />

41515 Grevenbroich<br />

Telefon 02181 / 605 - 1<br />

Vorstand<br />

Bernd Gellrich<br />

(Fachvorstand und<br />

Sprecher des Vorstandes)<br />

Anja Lippke<br />

(Kaufmännischer Vorstand)<br />

Verwaltungsrat<br />

Uwe Amelungk<br />

(Vorsitzender)<br />

Ernst-Walter Poser<br />

(Stellv. Vorsitzender)<br />

Michael Dries<br />

Ulrich Garthe<br />

Dr. Barbara Gigowski<br />

Walter Peiffer<br />

Thorsten Schmidt<br />

Gabriele Schüller<br />

Volker Schwach<br />

Internet<br />

www.DiakonischesWerk.de<br />

Redaktion<br />

Bernd Gellrich<br />

Simone Geringswald<br />

Layout,<br />

Abwicklung, Realisation<br />

Werbeagentur und Verlag<br />

Norbert Küpping<br />

Martina Mauerer<br />

Fotos<br />

Bernd Gellrich (Titel)<br />

Michael Reuter<br />

Bernd Gellrich<br />

Norbert Küpping<br />

Martina Mauerer<br />

<strong>Diakonie</strong><br />

privat


3<br />

Inhalt<br />

04 Vorwort<br />

Familien- und Jugendhilfe<br />

06 Aufsuchenende Familienhilfe<br />

10 Kinder- und Jugendzentrum Horrem - Die Rübe<br />

14 Soziale Beratung in Grevenbroich<br />

16 Freiwilligen Agentur Dormagen<br />

Psychiatrische Hilfen<br />

18 Kontakt- und Beratungsstelle SPZ Dormagen<br />

19 Psychosoziale Betreuung für Kinder<br />

20 Anbieterneutrale Erstberatung<br />

22 Ambulant Betreutes Wohnen<br />

6<br />

Familien- und<br />

Jugendhilfe<br />

23 Erftaue Service Gesellschaft GmbH<br />

Leben im Alter<br />

24 Seniorenberatungsstellen<br />

26 <strong>Diakonie</strong>-Pflegestationen Rhein-Kreis Neuss<br />

30 <strong>Diakonie</strong>-Pflegestation Dormagen<br />

31 <strong>Diakonie</strong>-Pflegestation Grevenbroich / Rommerskirchen<br />

32 <strong>Diakonie</strong>-Pflegestation Jüchen / Korschenbroich<br />

33 Palliativ-Fachpflegedienst Rhein-Kreis Neuss<br />

34 Seniorenzentrum Albert-Schweitzer-Haus Grevenbroich<br />

36 Seniorenzentrum Haus Tabita Kleinenbroich<br />

40 Seniorenzentrum Haus Timon Kleinenbroich<br />

44 Seniorenzentrum Markuskirche Dormagen-Horrem<br />

46 Einrichtungen und Kontakte<br />

18<br />

24<br />

Psychiatrische<br />

Hilfen<br />

Leben<br />

im Alter


4<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong> Vorwort<br />

Auch in Zukunft die<br />

Qualitätsführerschaft behaupten<br />

Liebe Leserinnen und Leser<br />

unseres <strong>Jahresbericht</strong>es,<br />

im Mai <strong>2013</strong> feierten wir als Diakonisches Werk unser<br />

50-jähriges Jubiläum. Wir konnten in einem Festgottesdienst<br />

kurz innehalten und auf die vergangenen 50<br />

Jahre zurückblicken. Aber der Alltag der diakonischen<br />

Welt hatte uns alle wieder schnell erfasst: Personalmangel<br />

im Bereich der Pflege, Verhandlungen mit Kostenträgern,<br />

Weiterentwicklung von Tätigkeitsbereichen und<br />

auch Gespräche mit einzelnen Kommunen bezüglich der<br />

Übernahme neuer Aufgaben. Wir sind weiterhin als <strong>Diakonie</strong><br />

im Wandel, aber immer so, dass an Bewährtem<br />

festgehalten wird und dennoch auch neue Wege gegangen<br />

werden können.<br />

Sorgenvoll blicken wir auf die zunehmende Konkurrenz<br />

auf dem Pflegemarkt. Es wird insbesondere in der Region<br />

Grevenbroich zu einer verstärkten Privatisierung des<br />

Pflegemarktes kommen. Im Bereich der stationären Pflege<br />

lag der Marktanteil der nicht gemeinnützigen Anbieter<br />

(Private) bisher bei 10% und wird in den kommenden<br />

zwei Jahren auf über 25% steigen. Dieses schnelle<br />

Wachstum führt zu Überkapazitäten im stationären Pflegesektor,<br />

die unweigerlich zu Leerständen führen. Somit<br />

wird der wirtschaftliche Druck auf alle Einrichtungen zunehmen.<br />

Unser Vorteil sind weiterhin unsere sehr gut funktionierenden<br />

Einrichtungen, die über eine herausragende<br />

Versorgungs- und Betreuungsqualität verfügen. Unsere<br />

Strategie kann nur die Qualitätsführerschaft sein. Wir<br />

werden uns immer über einen sehr guten Ruf von den<br />

Mitbewerbern abheben müssen.<br />

Impressionen vom Festgottesdienst und Empfang anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Diakonischen Werkes<br />

am 13. Mai <strong>2013</strong> in der Grevenbroicher Christuskirche


Vorwort <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong><br />

5<br />

Qualität, der Ruf unserer Einrichtungen, Kontinuität und<br />

der Spirit der Mitarbeitenden werden somit über den Erfolg<br />

unserer Einrichtungen in den nächsten Jahren entscheiden.<br />

Wir sind auf einem guten Weg und müssen<br />

permanent dafür arbeiten, dass es auch so bleibt.<br />

Letztendlich müssen wir <strong>Diakonie</strong>-Mitarbeitende Tag für<br />

Tag immer wieder beweisen, dass wir das Vertrauen verdient<br />

haben, das uns von den Bewohnern, Pflegekunden,<br />

Betreuten und Angehörigen entgegengebracht wird.<br />

Dies ist eine große Herausforderung, die aufgrund der<br />

knapper werdenden finanziellen Rahmenbedingungen<br />

im sozialen Bereich immer schwieriger wird.<br />

Unser Dank gilt allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden<br />

sowie allen Unterstützern unserer Arbeit.<br />

Ganz besonders danken wir unseren Mitgliedskirchengemeinden,<br />

dem Rhein-Kreis Neuss und den Kommunen<br />

Dormagen, Korschenbroich und Rommerskirchen<br />

für die sehr vertrauensvolle und immer lösungsorientierte<br />

Zusammenarbeit.<br />

Uwe Amelungk<br />

Verwaltungsratsvorsitzender<br />

Bernd Gellrich & Anja Lippke<br />

Vorstand


6<br />

Familien- und<br />

Jugendhilfe<br />

Aufsuchende Familienhilfe -<br />

Aufsuchende Familientherapie<br />

gegangen, dass jede Familie über Fähigkeiten, Stärken<br />

und Potentiale verfügt, um die Erziehungsanforderungen<br />

zu erfüllen. Durch gezielte Interventionen ist es möglich,<br />

verloren gegangene Ressourcen/Fähigkeiten wieder zu<br />

aktivieren.<br />

Frauke Illhardt<br />

Aufsuchende<br />

Familienhilfe<br />

Das Kreisjugendamt Neuss hält in Kooperation mit der<br />

<strong>Diakonie</strong> und dem Caritasverband ein besonderes Angebot<br />

innerhalb der Aufsuchenden Familienhilfe vor:<br />

Die Systemische Familientherapie als zusätzliches unterstützendes<br />

Element für die Familien.<br />

2012 wurde das Team der Aufsuchenden Familienhilfe<br />

um zwei neue Mitarbeiterinnen erweitert, die über diese<br />

therapeutische Zusatzqualifikation verfügen.<br />

Familien, die sich in einer akuten Krisensituation befinden<br />

und Familien, in denen bereits langfristige massive<br />

Eskalationsdynamiken bestehen, werden durch dieses<br />

Angebot angesprochen. Kennzeichnend ist jeweils eine<br />

starke Belastung des gesamten Familiensystems sowie<br />

entsprechendes symptomatisches Verhalten eines oder<br />

mehrerer Familienmitglieder. Dies wird besonders bei<br />

Kindern beobachtet (z.B. Einnässen, aggressives Verhalten,<br />

Schule verweigern…).<br />

In der Aufsuchenden Familientherapie ist der wesentliche<br />

Ansatzpunkt die Orientierung an den Ressourcen<br />

und Kompetenzen der Familie. Ein breites Methodenspektrum<br />

dient dazu, den Familien Hoffnung auf Veränderung<br />

und neue Zukunftsperspektiven zu geben.<br />

Im Unterschied zu anderen Erziehungshilfen, geht es<br />

nicht um konkrete Hilfen in der Alltagsbewältigung. Die<br />

Familien erhalten keine direkten Ratschläge und Anleitungen<br />

für konkrete Veränderungen. Entsprechend dieser<br />

therapeutischen Grundhaltung ist das Ziel, dass Eltern<br />

und Kinder die größtmögliche Verantwortung für<br />

sich und ihr Handeln übernehmen. Es wird davon aus-<br />

Damit einhergehend entwickeln die Familien eigenverantwortliches<br />

Handeln und erweitern ihre Handlungsmöglichkeiten<br />

in schwierigen Situationen. Dies betrifft<br />

den innerfamiliären wie den außerfamiliären Bereich<br />

(Präsenz gegenüber Behörden, Schule…) gleichermaßen.<br />

Die Aufsuchende Familientherapie wird in diesem Sinne<br />

immer von zwei Therapeuten durchgeführt, die gleichzeitig<br />

in der Familie arbeiten. Die Dauer der Familientherapie<br />

liegt zwischen sechs und zwölf Monaten. Üblicherweise<br />

wird ein Familiengespräch pro Woche geführt. Zusätzlich<br />

können auch Gespräche mit beteiligten Institutionen<br />

(Schule, Kinderarzt…..) stattfinden. Dabei wird professionelle<br />

Neutralität gewahrt, indem die Therapeuten<br />

keine Partei für eines oder mehrere Familienmitglieder<br />

ergreifen. Die Therapeuten unterstützen den Prozess<br />

durch eigene Inter- und Supervision während des gesamten<br />

therapeutischen Prozesses.<br />

Eine Methode der Aufsuchenden Familientherapie ist<br />

das „Reflecting Team“. Hier führen die Therapeuten einen<br />

Dialog im Beisein der Familie; sie tauschen ihre<br />

Ideen und Einschätzungen aus. Dargestellte Konflikte<br />

der Therapeuten dienen dazu, dass die Familie Unterschiede<br />

erkennt und zu respektieren lernt, um daraus<br />

neue Ideen zu entwickeln.<br />

Das Angebot der Aufsuchenden Familientherapie<br />

wird in 5 Phasen gegliedert:<br />

1. Phase: Vorbereitung<br />

2. Phase: Auftragsklärung und Ressourcenorientierung<br />

3. Phase: Problemlösungen<br />

4. Phase: Stabilisierung und Abschluss<br />

5. Phase: Nachbetreuung


Familien- und Jugendhilfe <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong><br />

7<br />

Eine weitere Methode, die sich in der Anfangsphase u.a.<br />

mit dem Begreifen von Verhaltensmustern beschäftigt,<br />

ist die „Genogrammarbeit“. Sie wird im Folgenden anhand<br />

eines konstruierten Falles beschrieben:<br />

Frau M. wird durch den Kinderarzt auf Hilfen vom Jugendamt<br />

aufmerksam gemacht. Trotz großen Misstrauens,<br />

besonders seitens der Mutter, stimmt sie der Hilfe<br />

zu. Es geht um das extrem unsichere Verhalten gegenüber<br />

ihrem einjährigen Sohn. Zu Hause schreit er viel<br />

und schlägt mit dem Kopf auf den Boden. Beide Eltern<br />

stehen dem Verhalten ihres Kindes völlig hilflos gegenüber.<br />

Frau M. hat starre klare Vorstellungen von der weiteren<br />

Entwicklung ihres Kindes (mit 1,5 J. trocken, mit 3<br />

J. Kindergarten…), ist jedoch nicht in der Lage, tatsächliche<br />

Bedürfnisse zu erkennen und auf diese einzugehen.<br />

Dies wirft die Frage auf, welche Normen und Werte aus<br />

der Herkunftsfamilie stammen und immer noch wirken.<br />

Die Gespräche sind sehr von Misstrauen und Skepsis<br />

geprägt. Auf die Erstellung eines Genogramms lässt sich<br />

Frau M. aber gerne ein. Die Erstellung des Genogramms<br />

ermöglichte durch Fragen und Nachfragen ein genaues<br />

Abbild von dem Bild zu erhalten, dass Frau M. von ihrer<br />

Familie hat. Die Fragestellung des Therapeuten ist hier:<br />

Wer gehört zur Familie? In welchem Kontakt stehen die<br />

Mitglieder zueinander? Wo kommen Normen und Werte<br />

her?<br />

Frau M. berichtet davon, dass sie seit ihrem ersten Lebensjahr<br />

im Haushalt ihrer Großmutter aufwuchs. Sie<br />

Das Genogramm stellt die Familie M. zu Beginn der Aufsuchenden Familientherapie dar


8<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong> Familien- und Jugendhilfe<br />

wisse nicht genau, wie es dazu kam. Bei der Großmutter<br />

wuchsen noch weitere Kinder der Mutter auf. An die leibliche<br />

Mutter kann sie sich nicht erinnern. Eigentlich wollte<br />

sie keine eigenen Kinder haben, aus Angst mit der Erziehung<br />

überfordert zu sein.<br />

Diese gewonnenen Informationen helfen im therapeutischen<br />

Prozess Hypothesen über Themen,<br />

Rollen und Beziehungen aufzustellen.<br />

Das erstellte Genogramm veranlasste Frau M. sich mit ihrer<br />

eigenen Herkunft zu beschäftigen, über die sie wenig<br />

wusste (s. Fragezeichen im Genogramm).<br />

Sie berichtete davon, schon lange Kontakt mit ihrer Mutter<br />

aufnehmen zu wollen. Großmutter und Halbgeschwister<br />

weigerten sich bislang Frau M. irgendwelche Informationen<br />

zur leiblichen Mutter zu geben. Frau M., die ihre Familie<br />

bisher unkritisch betrachtete, beschließt mit Unterstützung<br />

der Therapeuten ihre Mutter zu suchen. Es fand eine<br />

enge Begleitung und Vorbereitung auf den ersten Kontakt<br />

statt. So wurde in mehreren Sitzungen über Erwartungen<br />

seitens Frau M. und der Umgang mit einer ablehnenden<br />

Reaktion der leiblichen Mutter gesprochen. Während des<br />

gesamten Prozesses weichte das Tabu „leibliche Mutter<br />

als schwarzes Schaf“ innerhalb der gesamten Familie immer<br />

mehr auf. So war sogar die Großmutter bereit, Auskünfte<br />

über die Umstände, die dazu führten, dass Frau M.<br />

nicht bei Ihrer leiblichen Mutter aufwuchs, zu geben.<br />

Nach mehreren Treffen zwischen Mutter und Tochter brach<br />

Frau M. den Kontakt ihrerseits wieder ab. Sie vermisste<br />

ein echtes Interesse und empfand die Treffen von emotionaler<br />

Kälte geprägt. Sie gewann eine Haltung zur Familiengeschichte,<br />

die nicht familiär vorgegeben war. Daraus<br />

entwickelte Frau M. die Einstellung, die zuvor herrschenden<br />

starren Familienprinzipien für sich und ihre jetzige Familie<br />

zu hinterfragen. Frau M. gab sich fortan Mühe zu erlernen,<br />

wie sie die tatsächlichen Bedürfnisse ihres Kindes<br />

erkennen kann. Die leibliche Mutter besaß diese Fähigkeit<br />

nicht und die Großmutter war mit mehreren Enkelkindern<br />

überfordert. Diese Erkenntnisse entlasteten Frau M. und<br />

führten zunehmend zu einem emotionaleren Umgang mit<br />

dem Kind.


Familien- und Jugendhilfe <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong><br />

9


10<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong> Familien- und Jugendhilfe<br />

Die Rübe: Kinder- und Jugendarbeit<br />

Highlights - Skurrile, merkwürdige unvergessliche Momente<br />

Andreas Stefen<br />

Die Rübe<br />

Am Ende eines jeden Arbeitsjahres wundert man sich<br />

immer wieder, wie schnell so ein Jahr vorübergeht. Man<br />

hält inne und lässt die Ereignisse des Jahres<br />

vor dem geistigen Auge Revue passieren. Hin<br />

und wieder muss man schmunzeln, weil es Situationen<br />

gab, die einem besondere Freude<br />

bereitet haben oder die skurril und merkwürdig<br />

waren und dadurch zu besonderen Momenten<br />

wurden. Auch im Jahr <strong>2013</strong> haben<br />

sich einige solcher „besonderen“ Situationen<br />

ergeben.<br />

Die einzelnen Schwerpunkte der diakonischen Kinderund<br />

Jugendarbeit werden im Folgenden kurz in Zahlen<br />

dargestellt. Zur Vertiefung folgen kleine Geschichten<br />

aus den Arbeitsfeldern, die das Besondere, das Skurrile,<br />

Merkwürdige und Unvergessliche beschreiben. Vielleicht<br />

können Sie als Leser auf diese Weise ja ein wenig in die<br />

Momente eintauchen, die für uns zu den Highlights des<br />

Jahres gehören. Viel Vergnügen bei der nun folgenden<br />

kleinen Zeitreise durch unser Arbeitsjahr <strong>2013</strong>!<br />

Offene Kinder- und Jugendarbeit<br />

Wer sich bei gutem Wetter der Rübe nähert, hört sie<br />

schon von Weitem: Die tobenden und kreischenden Kinder,<br />

die vertieft und voller Eifer in unsere täglich stattfindenden<br />

Fußballspiele eingebunden sind. Spielende<br />

Kinder klingen nach Begeisterung und Freude. Je mehr<br />

man sich dem Kinderspiel nähert, desto mehr taucht<br />

man in die Welt des Spiels ein, in das Moment der Freiheit<br />

und der inneren Unendlichkeit; das Spiel ist frei von<br />

Zwang und es wird wiederholt und wiederholt und die<br />

Zeit scheint ausgedehnt, denn das Spiel will nicht erledigt<br />

und fertig sein. In der Rübe gibt es viel Raum und<br />

Zeit für das Spiel, insbesondere die alten „Spiele-Klassiker“<br />

wie Tauziehen, Fußball, Federball, Seilspringen,<br />

etc. kommen gut an und wenn man das Spielen miterlebt,<br />

versteht man Schillers oft zitierten Satz: „Der<br />

Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes<br />

Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“<br />

Neue Besucher neigen des Öfteren dazu, Holophrasen<br />

(sog. Einwortäußerungen) als Beziehungsangebot und<br />

Auftakt eines Spiels anzubieten, wie z. B. „Ball!“. Je intensiver<br />

sich die Beziehung jedoch entwickelt, desto wohlklingender<br />

und bereichernder äußert sich der Kontakt<br />

schließlich in ganzen Sätzen. Neben unserem<br />

Fußballspielfeld buddeln zahlreiche Kinder,<br />

insbesondere Jungs, wochenlang im Sand.<br />

Was wäre ein Sandhaufen ohne Wasser? In<br />

solch einem Spielraum ist die Verwandlung<br />

eines sauber gekleideten Jungen zu einem<br />

„Lehmmännchen“ oft zu beobachten. Sicherlich<br />

„freuen“ sich die Eltern „riesig“ darüber, ihre<br />

Kinder nach solch einem abenteuerlichen<br />

Streifzug durch die selbst geschaffenen Schlammtäler<br />

im Rübenland daheim in Empfang zu nehmen.<br />

Apropos Sand!<br />

Im Juli bekamen wir eine großzügige Spende: 10 Kubikmeter<br />

Sand wurden uns geschenkt, sogar die Anlieferung<br />

wurde gesponsert. Und da war er nun, der Tag der<br />

Sandlieferung! Ein riesengroßer LKW - mit dem Sand im<br />

Gepäck - fuhr schnurstracks auf das Gelände der Rübe,<br />

nachdem wir ihm die Tore öffneten. Plötzlich stand dieser<br />

unglaublich große Wagen, der die Höhe des Hauses<br />

locker erreichte, schon auf unserer Terrasse und fing an<br />

rückwärts auf unseren Sandspielplatz zu rangieren...er<br />

fuhr vor und zurück und nach links und rechts...Bei diesem<br />

Hin- und Herfahren zerbrachen unsere Terrassenplatten<br />

in ein Mosaik aus Plattensplittern. Es blieb keine<br />

Platte übrig, die nicht zerbrach und sich in alle denkbaren<br />

Himmelsrichtungen „reckte“. Währenddessen wir<br />

die Kinder in Sicherheit brachten und uns darum kümmerten,<br />

sie aus dem Wendemanöver des Lastkraftwa-


Familien- und Jugendhilfe <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong><br />

11<br />

Außerschulische Bildungsarbeit<br />

Die außerschulische Bildungsarbeit / Bildungsberatung<br />

hat sich mittlerweile zu einem wichtigen Schwergens<br />

fernzuhalten, waren wir Hauptamtlichen zunächst<br />

sprachlos! Wir standen vor unserer ehemaligen Terrasse<br />

und konnten es einfach nicht fassen. Die Kinder hatten<br />

aus einer abgesicherten Entfernung dieses Schauspiel<br />

beobachten können und nannten anschließend als Berufswunsch<br />

ausnahmslos den Beruf „LKW-Fahrer“! Für<br />

uns war es so, als ob ein Panzer soeben den Terrassenbereich<br />

überquert hätte. Nichts sah mehr auf unserer<br />

Terrasse so aus wie vorher!<br />

Im Laufe eines Jahres kommt es immer wieder zu einigen<br />

„Abnabelungen“ der mittlerweile älter gewordenen<br />

Jugendlichen, die allmählich ins Berufsleben oder in den<br />

nächsten Lebensabschnitt der weiterführenden Schulen<br />

aufbrechen. Das Gefühl ist schon komisch; wir fühlen<br />

uns wie Eltern, deren Kinder das Haus verlassen haben!<br />

Die Momente des Wiedersehens, wenn dann einige<br />

nach Wochen oder Monaten wieder auftauchten, um<br />

mal zu schauen, was „daheim“ so los ist, sind immer voller<br />

Freude und wunderschön! Die „großen“ Kinder kommen<br />

zurück und berichten von ihrem Leben und ihren Erfahrungen<br />

in der Arbeitswelt. Die Rübe hat sich im Laufe<br />

der Jahre zu einer Art „Großfamilie“ entwickelt und einige<br />

unserer Besucher nennen sie liebevoll ihr „zweites<br />

Zuhause“.<br />

Im Sommer erkundigen sich die Kinder und Jugendlichen<br />

oft beim Betreten der Rübe, warum es in den Räumen<br />

der Einrichtung so kühl ist. Wir erzählen dann humorvoll<br />

und etwas schalkhaft, dass vor vielen tausend<br />

Jahren die Rübe eine „Bärenhöhle“ war und das Höhlen<br />

nun mal kühler sind und es deshalb heute immer<br />

noch so schön kühl in den Räumen ist. Die Kinder bekommen<br />

dann immer ganz große Augen und man kann<br />

förmlich sehen, wie die Fantasie in deren Köpfen aktiviert<br />

wird. Ähnliche Fantasiegeschichten entwickeln<br />

sich auch während unserer Lagerfeuerabende in den<br />

Sommermonaten: Bei Stockbrot und knisterndem Feuer<br />

schauen wir oft in die Sterne und stellen uns mit den<br />

Kindern und Jugendlichen vor, wie es da wohl so ist, da<br />

oben in den Weiten des Universum... Das Interesse für<br />

die Sterne und die Planten in unserem Sonnensystem<br />

wird zudem gefördert durch den mittlerweile legendären<br />

„Sternen-Peter“, der mit 80 Lebensjahren zu unseren<br />

ältesten regelmäßigen Besuchern zählt. Er sitzt an zahlreichen<br />

Abenden mit Teleskop und Feldstecher auf seinem<br />

Rollator und steht als Ansprechpartner für alle Angelegenheiten<br />

und Fragen rund ums Weltall für die Kinder<br />

und Jugendlichen zur Verfügung. An den Sommertagen<br />

verwandelt sich unser „Sternen-Peter“ in den „Sonnen-Peter“;<br />

dann kann man ihn mit aufwendig geschnitzten,<br />

selbstgebauten Sonnenuhren auf dem Gelände antreffen<br />

und sich die Funktionsweise einer Sonnenuhr erklären<br />

lassen.<br />

Im Mädchen Café studierten vier jüngere Mädels ein Puppentheaterstück<br />

ein. Dafür verhängten sie einen Tisch<br />

mit Tüchern. Während der Aufführung waren die kleinen<br />

Puppenspielerinnen so in ihre Handlung vertieft, dass sie<br />

völlig vergaßen, dass die Zuschauer sie zwar nicht sehen,<br />

aber trotzdem hören können. Wir Zuschauer hatten<br />

oft Mühe nicht an unpassenden Stellen des Stücks zu lachen,<br />

weil ihr Zicken und Zanken unterm Tisch lustiger<br />

war, als ihre eigentliche Aufführung.


12<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong> Familien- und Jugendhilfe<br />

punkt der diakonischen Kinder- und Jugendarbeit<br />

in der Rübe entwickelt und auch in Rahmen dieses<br />

Arbeitsfeldes ergaben sich besondere Momente:<br />

Da gab es beispielsweise einen 20-jährigen Jugendlichen,<br />

der lange nicht wusste, was er aus seinem Leben<br />

machen sollte. Nach beharrlichem Nachfragen,<br />

ob er nicht doch mal Lust dazu hätte, an unseren Bildungsangeboten<br />

teilzunehmen, schlug er schließlich einen<br />

Kompromiss vor: Er würde an der ProfilPASS-Beratung<br />

teilnehmen, wenn er im Gegenzug auch als Berater<br />

agieren dürfe und einen Hauptamtlichen der Rübe<br />

in „lebensweltlichen Themen“ beraten könne. Wir ließen<br />

uns auf sein Angebot ein und das Schöne war, dass dieser<br />

Jugendliche schließlich Informationen über einen gelungenen<br />

Ablauf eines Beratungsgespräches/über spezifische<br />

Fragetechniken der Beratung erhielt sowie am<br />

Ende der ProfilPASS-Beratung die Entscheidung traf,<br />

seinen Realschulabschluss nachzuholen. Er ist bis zum<br />

heutigen Tag ehrgeizig und fleißig dabei und lässt uns<br />

an seinen schulischen Erfolgen und Lebensplänen teilhaben.<br />

Während der „Ford-Werke-Bildungstage“ gab es einen<br />

Tag, an dem der Referent (ein Ausbilder der Ford-Werke<br />

Köln) ein Vorstellungsgespräch in der Rübe simulierte.<br />

An diesem Tag waren ca. 20 Jugendliche anwesend.<br />

Das Besondere daran war, dass von Beginn bis zum Ende<br />

des Vorstellungsgesprächs eine konzentrierte Stille<br />

und Aufmerksamkeit unter den sonst eher unruhigen<br />

Besuchern herrschte. Eine Stunde lang hörten die Teilnehmer<br />

aufmerksam zu. Es schien, als ob wir mit dieser<br />

Darbietung den Nagel auf den Kopf getroffen hatten und<br />

empfanden es schließlich als ein gelungenes Beispiel für<br />

signifikantes, sinnvolles Lernen.<br />

In den Herbstferien, im Rahmen unseres Intensivseminares<br />

„Einfach besser!“, kamen zwei 15-jährige Mädchen<br />

während eines Seminartages in der ersten Pause<br />

zu uns und teilten uns mit, dass ihnen langweilig sei. Sie<br />

baten darum, die Methode des Lernens zu verändern,<br />

denn das Thema an sich sei ja interessant. Wir gingen<br />

zusammen zu den Referentinnen dieses Seminartages<br />

und die beiden Mädchen machten schließlich den Vorschlag,<br />

in Kleingruppen weiterzuarbeiten und die Kleingruppenergebnisse<br />

als „Marktplatzgespräch“ darzustellen.<br />

Die Referentinnen griffen den Vorschlag auf und die<br />

beiden Mädchen lernten im Laufe des Seminars mit Begeisterung<br />

weiter. Sie waren wieder dabei! Dieser Augenblick<br />

war sehr eindrucksvoll: Da kommen zwei junge<br />

Menschen zu uns und bitten darum, die Methode des<br />

Lernens zu verändern, damit sie das Thema besser verstehen<br />

können; sie kümmerten sich um sich selbst, sie<br />

nahmen Einfluss auf den Lernprozess, der gerade ablief<br />

und der sie selbst betraf! Sie machten die Erfahrung,<br />

dass sie ernst genommen werden und mitbestimmen<br />

können. Es tat gut, zu sehen, dass Jugendliche sich frei<br />

fühlen und sich am Prozess des Lernens beteiligen wollen!<br />

An diesem Beispiel wird deutlich, welche besondere<br />

Chance in der außerschulischen Bildungsarbeit liegt:<br />

Lernen in Freiheit, ohne Bewertung und Vergleichen, erleichtert<br />

die aktive Gestaltung und Teilhabe am (eigenen)<br />

Lernprozess. Als beim diesjährigen „World Café“<br />

drei Generationen an verschiedenen Stationen zu einem<br />

Thema arbeiteten, rief ein Jugendlicher nach einer Kleingruppenarbeit<br />

plötzlich aus: „Mensch, so habe ich das<br />

ja noch nie gesehen!“ Durch das Mischen der Generationen<br />

kam es im Laufe dieses Workshops häufiger zu<br />

Perspektivwechseln, die schließlich von allen Beteiligten<br />

als eine Bereicherung verstanden wurde.<br />

Quartiersarbeit<br />

Nachdem der LKW mit der aufwühlenden Sandlieferung<br />

unsere Terrasse in ein Schlachtfeld verwandelt hatte,<br />

musste diese wieder zügig hergestellt werden, da eine<br />

Woche später die zweiwöchige Stadtranderholung<br />

mit 60 Kindern stattfinden sollte. Bei 30 Grad Celsius im<br />

Schatten halfen uns die 68+Aktiven der W.I.G. e. V sowie<br />

der Kinderbeauftragte der Stadt Dormagen bei der<br />

Wiederherstellung. Hand in Hand wurde Platte für Platte<br />

verlegt und innerhalb weniger Tage entstand eine neue<br />

Terrassenfläche von ungefähr 24m² und wir Hauptamtlichen<br />

konnten in dieser Zusammenarbeit viele Kniffe<br />

und Tricks des Plattenverlegens erlernen. Diese Aktion<br />

bedurfte keiner großen Überredungskunst, lediglich das<br />

Versprechen, niemals mehr einen Lastkraftwagen auf<br />

diese Terrassenfläche fahren zu lassen!<br />

Die Rübe öffnet zahlreichen Kooperationspartnern ihre<br />

Türen: Sei es für die Nutzung durch Schulen für Abschluss-/Sommerfeste<br />

oder die Nutzung der Rübe für<br />

Veranstaltungen, die in Kooperation mit der St. Hubertus-Schützenbruderschaft-Horrem<br />

stattfinden. Auch die<br />

W.I.G. e. V. trifft sich einmal wöchentlich zum „Horremer<br />

Treff“ in der Rübe. In gemütlicher Runde bei Gebäck, Kuchen<br />

und Kaffee sitzen die Frauen und Männer beieinander,<br />

führen interessante Dialoge und die Welt könnte<br />

nicht schöner sein... wenn da nicht die Vogeluhr wäre!<br />

Auf der letzten Spiele-Messe in Essen ersteigerten wir


Familien- und Jugendhilfe <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong><br />

13<br />

eine Uhr, die bei jeder vollen Stunde eine von zwölf unterschiedlichen<br />

Vogelstimmen für wenige Sekunden „singen“<br />

lässt. Diese Uhr montierten wir in der Rüben-Küche,<br />

ohne die W.I.G. e.V. darüber zu informieren. Eines<br />

Tages – während des „Horremer Treffs“ – bei Kaffee und<br />

Kuchen, ertönte plötzlich eine Vogelstimme in der Rübe.<br />

Die Frauen und Männer der W.I.G. e.V. waren irritiert und<br />

dachten, ein Vogel hätte sich in der Rüben-Küche verirrt.<br />

Eine Stunde später ertönte wieder ein Zwitschern!<br />

Nun machte sich die W.I.G auf die Suche nach dem Vogel,<br />

räumte den Kühlschrank beiseite, verrückte die Küchenmöbel,<br />

kletterte auf Stühle, um die Schränke von<br />

oben zu inspizieren etc. und nach längerer Suche schaute<br />

einer der Männer im richtigen Augenblick (nämlich zur<br />

vollen Stunde) hinauf zur Vogeluhr! Ein Zwitschern ertönte<br />

und ein unbändiges Gelächter brach bei dem eifrigen<br />

Suchtrupp aus!<br />

Diese Geschichten aus dem Arbeitsjahr <strong>2013</strong> stehen exemplarisch<br />

für all die unterschiedlichen Begegnungen<br />

und Momente, die solch ein Jahr ausfüllt. Am Ende eines<br />

Jahres kommt es einem schon unglaublich vor, wie viele<br />

Menschen tatsächlich vorbeigekommen sind. All diese<br />

Menschen hatten ganz unterschiedliche Bedürfnisse,<br />

Probleme und Wünsche. Sie befanden sich in ganz<br />

unterschiedlichen Lebens- und Entwicklungsphasen.<br />

Manchmal half einfach nur ein Gespräch bei einem Glas<br />

Tee, manchmal war ein längerer, intensiver Beratungsprozess<br />

nötig und manchmal reichte es den Besuchern<br />

auch, einfach nur da zu sein, bei uns und mit uns zu sein!<br />

Es gab viele Begegnungen in diesem Jahr, die einem in<br />

Erinnerung geblieben sind. Häufig sind es jedoch die lustigen<br />

und skurrilen, an die man sich gerne erinnert und<br />

die uns zum Schmunzeln gebracht haben. Der Kinderund<br />

Jugendtreff „Die Rübe“ ist im Laufe der letzten sieben<br />

Jahre ein Ort der Begegnung, des Lernens und des<br />

Lachens geworden. Ein Ort, der durch viele Ehrenamtliche<br />

und Kooperationspartner bereichert wird und an<br />

dem Menschen gerne lustig und komisch sein dürfen<br />

und immer willkommen sind.


14<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong> Familien- und Jugendhilfe<br />

Soziale Beratung in Grevenbroich<br />

Stabilisierung in schwierigen Verhältnissen<br />

Constanze Studeny<br />

Wiltrud Winzen<br />

Soziale Beratung<br />

Die allgemeine soziale Beratung des diakonischen<br />

Werkes im Rhein-Kreis Neuss ist ein wichtiges Angebot<br />

für Grevenbroicher Bürger. In vielen Fällen konnte durch<br />

dieses Beratungsangebot zur Stabilisierung der persönlichen,<br />

familiären und wirtschaftlichen Verhältnisse der<br />

Klienten in schwierigen Lebenssituationen beigetragen<br />

werden. Eine Mitarbeiterin, die hauptsächlich in der Aufsuchenden<br />

Familienhilfe tätig ist, steht mit 15 Wochenstunden<br />

für die Soziale Beratung und die Wohnumfeldberatung<br />

in Kooperation mit dem Bauverein zur Verfügung.<br />

Im Jahr <strong>2013</strong> haben viele Menschen in akuten finanziell<br />

schwierigen Lebenssituationen die soziale Beratung<br />

aufgesucht. Auffallend ist, dass es für viele unserer Klienten,<br />

die sich in einer kritischen finanziellen Lebenssituation<br />

befinden und bereits einen Antrag auf Privatinsolvenz<br />

gestellt haben, schwierig ist, wenn eine Stromoder<br />

Mietkostennachzahlung gefordert wird. Menschen,<br />

die sich in einer Privatinsolvenz befinden, dürfen in den<br />

nächsten fünf Jahren keine weiteren Ratenverträge eingehen,<br />

weil sie sich dadurch aus dem Verfahren hinauskatapultieren<br />

würden. Nicht selten wird dann mit dem<br />

was gerade da ist das Loch gestopft und ein anderes<br />

aufgerissen. Häufig haben diese Menschen das Gefühl,<br />

ihre Lebenssituation nicht mehr in der Hand zu haben.<br />

So war im vergangenen Jahr in vielen Fällen zunächst<br />

eine finanzielle Unterstützung in Form von Lebensmittelgutscheinen<br />

oder einer Unterstützung aus der Karl-<br />

Herriger-Stiftung notwendig. Die Karl-Herriger-Stiftung<br />

ist eine Geldzuwendung an die Wohlfahrtsverbände für<br />

„wohltätige Zwecke“. Sie wurde von den Erben eines kinderlos<br />

verstorbenen Barrensteiner Gutsherren eingerichtet.<br />

Seit über 20 Jahren kann mit Hilfe dieser Stiftung auf<br />

sehr unbürokratische Weise, z.B. eine Stromnachzahlung<br />

bei drohender Sperrung oder Geld für ein Kinderbett<br />

bezahlt werden.<br />

In einigen Situationen kann Geld aus der Stiftung auch<br />

als zinsloses Darlehen gegeben werden, dass in kleinen<br />

Raten, manchmal über Jahre hinweg, zurückgezahlt<br />

wird. Die Erfahrung zeigt, dass gerade diese Hilfe, die<br />

nicht als Almosen daherkommt, gerne angenommen und<br />

diszipliniert zurückgezahlt wird.<br />

Wenn die größte finanzielle Not überwunden ist, kann in<br />

weiteren Schritten versucht werden, mit den Klienten eine<br />

nachhaltigere Lösung zu finden. Erst Ordnung schaffen<br />

und dann die nächsten kleinen Schritte planen, damit<br />

die Klienten langfristig wieder handlungsfähig sind<br />

und gut mit ihren finanziellen Mitteln auskommen. Erst<br />

nach der finanziellen Klärung ergeben sich weitere Themen<br />

und eine längerfristige Klärung der allgemeinen Lebenssituation,<br />

wie z. B. berufliche Perspektiven, die gesundheitliche<br />

oder familiäre Situation. Dabei ging es darum,<br />

die Selbsthilfepotentiale und die Ressourcen des<br />

Klienten (wieder) zu entdecken und zu aktivieren.<br />

Eine Vielzahl der Klienten brauchte Hilfe beim Ausfüllen<br />

von Formularen und häufig auch eine Begleitung zu<br />

den Ämtern, vor allem zum Jobcenter. Sehr häufig gab<br />

es von Seiten der Beratung im Vorfeld schon Kontakt zu<br />

den Behörden, um die oft verfahrene Situation zu klären


Familien- und Jugendhilfe <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong><br />

15<br />

und die Möglichkeiten für den Klienten sachlich und ruhig<br />

zu besprechen und so erfolgreich eine Lösung herbeizuführen.<br />

Eine Beratung fand <strong>2013</strong> als Hausbesuch statt, da der<br />

Klient gesundheitlich nicht in der Lage war, die Beratungsstelle<br />

aufzusuchen; dieser brauchte Unterstützung<br />

beim Schriftverkehr, um Unterhaltansprüche seiner erwachsenen<br />

Kinder zu klären.<br />

Bei einer 18-Jährigen, die nicht mehr bei ihren Eltern leben<br />

konnte, wurde in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt<br />

und dem Jobcenter eine Lösung gefunden.<br />

In zwei Fällen konnten Kontakte unter Klienten hergestellt<br />

werden, bei denen Möbel verschenkt wurden und<br />

gegenseitige Unterstützung bei der Renovierung vermittelt<br />

wurde.<br />

Die Mehrheit der Klienten hatte folgende Anliegen<br />

• Nachfragen nach finanzieller Hilfe;<br />

• Klärung ihrer finanziellen Lage; Schulden,<br />

• Fragen zu ALG II und zur Sozialhilfe<br />

• Hilfe beim Schriftverkehr, beim Ausfüllen von Anträgen<br />

• Begleitung zu Jobcenter, Sozialamt, Ausländeramt,<br />

Rechtsanwalt<br />

Desweiteren ging es in den Beratungsgesprächen um<br />

• Gesundheitliche / psychische Probleme der Klienten<br />

• Unterstützung bei der Wohnungssuche<br />

• Fragen zu weiteren Anlaufstellen und Vermittlung<br />

• Sozialrechtliche Fragen<br />

• 39 Klienten (12 Männer und 27 Frauen) suchten im<br />

Jahr <strong>2013</strong> die Soziale Beratung auf. Sie kamen auf<br />

Empfehlung anderer Klienten oder erfuhren von der<br />

Be ratung über die Internetseite des Diakonischen<br />

Werkes. Die für die Klienten kostenfreie Beratung erfolgte<br />

in Einzelgesprächen, nach individueller und zeitnaher<br />

Terminvereinbarung.<br />

• Im Berichtsjahr fanden insgesamt 168 Kontakte mit<br />

Klienten statt.<br />

• Davon haben 19 Klienten 22-mal kurze (bis 2-mal)<br />

Kontakte gehabt;<br />

• 13 Klienten haben in größeren Abständen 42 Kontakte<br />

in der Beratungsstelle wahrgenommen und<br />

• 5 Klienten haben 55-mal die Beratungsstelle übers<br />

Jahr verteilt immer wieder aufgesucht.<br />

• Mit den Mietern des Bauvereins gab es im Wohnumfeld<br />

insgesamt 49 Termine.<br />

• Bei 21 Klienten ging es um die Klärung von Nachbarschaftsstreit,<br />

14 Kontakte dienten der Unterstützung<br />

bei der Organisation von Mietercafés oder Nachbarschaftsfeiern.<br />

• In 14 Fällen fand eine Einzelberatung statt.<br />

• 34-mal wurden Beträge aus der Karl-Herriger-Stiftung<br />

entnommen und<br />

• 14-mal wurde Geld wieder zurückgezahlt, so dass am<br />

Jahresende der zur Verfügung gestellte Betrag für die<br />

stiftungsgemäßen „mildtätigen“ Zwecke ausgegeben war.<br />

Einige Klienten wurden nach einem Klärungsgespräch<br />

weitervermittelt an Beratungsstellen für Senioren, Migrantenberatung,<br />

Schwangerschaftsberatung, Schuldnerberatung<br />

oder an die Männerberatung des SKM<br />

Neuss. Nicht zuletzt konnte bei psychischen Problemen<br />

der Hilfesuchenden Kontakt zu unserem Ambulant Betreuten<br />

Wohnen hergestellt werden


16<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong> Familien- und Jugendhilfe<br />

FreiwilligenAgentur Dormagen<br />

<strong>2013</strong> gab es fünf herausragende Ereignisse<br />

Dagmar Drossart<br />

FreiwilligenAgentur<br />

Fünf Ereignisse aus dem Jahr <strong>2013</strong> sind für das gesellschaftliche<br />

Leben in Dormagen und auch für die Zukunft<br />

der Arbeit in der Agentur von besonderer Bedeutung. Dies<br />

sind die Eröffnung der Kinder- und Jungendbücherei<br />

in Hackenbroich, die Konstituierung des Dormagener<br />

Seniorenbeirats, das erste Gespräch am Kamin zum<br />

Thema: Leben ohne Fernsehen, mit Alt und Jung, das<br />

Dormagener Schulranzen-Projekt und die Etablierung<br />

der Aktion Dormagen liest vor.<br />

Neben dem Kerngeschäft der Agentur, der Vermittlung<br />

von interessierten Menschen in ein Ehrenamt, der Beratung<br />

rund um das Thema Ehrenamt und den sich jährlich<br />

wiederholenden Ereignissen, wie Aktionen zum Miteinander<br />

der Generationen, Stadtranderholung, Weihnachten<br />

für Alleinlebende und der Feier zum Tag des Ehrenamts<br />

am 5. Dezember eines jeden Jahres, zeigte sich, dass<br />

die hauptamtliche Mitarbeiterin der Agentur mit Unterstützung<br />

des ehrenamtlichen Teams in vielfältiger Weise<br />

in den verschiedensten Lebensbereichen ehrenamtliches<br />

Engagement zu begleiten und sichern weiß.<br />

Im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit gab es ein besonders<br />

schönes Ereignis: die Eröffnung einer öffentlichen<br />

Kinder- und Jugendbücherei in Hackenbroich in<br />

Trägerschaft der Stadt Dormagen. Drei durch die Agentur<br />

vermittelte und begleitete Ehrenamtliche verwandelten<br />

zwei unschöne Räume mit aneinandergereihten Regalen<br />

und darauf abgestellten Büchern in ein Paradies<br />

für Leseratten und solche, die es noch werden wollen.<br />

Mittlerweile kümmern sich vier Ehrenamtliche um den<br />

Ausleihbetrieb und die Katalogisierung der Bücher.<br />

Der zweite Bereich ist das Engagement mit und für Senioren.<br />

Nicht nur die persönliche Begleitung zu Hause<br />

oder im Seniorenheim sind Tätigkeitsfelder für ein Ehrenamt.<br />

Am 18. Oktober konstituierte sich der Seniorenbeirat<br />

der Stadt Dormagen. Neun Senioren sind bereit,<br />

sich um die Belange der älteren Generationen in Dormagen<br />

zu kümmern. Gemeinsam mit dem Seniorenforum,<br />

erfahrenen Seniorenberatern von <strong>Diakonie</strong>, Caritas<br />

und der Stadt Dormagen wurden in Seniorenfragen erfahrene<br />

Menschen angesprochen, zusammengebracht<br />

und über mögliche Aufgaben des Beirats informiert und<br />

beraten. Die Menschen, die vom Rat der Stadt Dormagen<br />

berufen wurden, konnten sich letztlich für die Aufgabe<br />

begeistern. Dem Gremium stehen das Seniorenforum<br />

und in Personalunion die hauptamtliche Mitarbeiterin<br />

der FreiwilligenAgentur auch weiterhin mit Rat und<br />

Tat zur Seite.<br />

Zwischen Jung und Alt initiierte die Mitarbeiterin der<br />

Agentur mit den Kollegen der Kinder- und Jugendeinrichtung<br />

die Rübe das Miteinander der Generationen.<br />

Neben Spiele- und Aktionstagen, dem World-Café zum<br />

Thema Berufsfindung Jugendlicher und der Stadtranderholung,<br />

bei der erwachsene Helfer und Helferinnen teilweise<br />

sogar ihren Urlaub damit verbrachten, den Jüngeren<br />

ein gutes Mittagessen zu kochen, fand im November<br />

ein erstes Gespräch am Kamin zum Thema: ein Leben<br />

ohne Fernsehen statt. Das Ergebnis war natürlich<br />

klar, auch wenn Senioren in ihrer Kindheit keinen Fernseher<br />

hatten, missen möchte diesen keiner mehr. Doch<br />

wie und mit was wurde ohne Fernsehen die Freizeit gestaltet?<br />

Die Möglichkeiten waren unbegrenzt, wenn zum<br />

Beispiel des Kaisers Soldaten versuchen mussten, die<br />

gegnerische Abwehrmauer zu durchbrechen, Glas- gegen<br />

Tonmurmeln gewonnen werden konnten, Glanzbilder<br />

getauscht und aus Mutters Nähkorb das Gummiband<br />

für den Twist stibitzt wurde. Auch wenn die teilnehmenden<br />

Kinder von 6 bis 12 Jahren nicht immer dem<br />

Schwelgen der Älteren in Erinnerungen folgen konnten,<br />

war der Kaminabend ein gelungenes Ereignis und wird<br />

sicherlich wiederholt werden.


Familien- und Jugendhilfe <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong><br />

17<br />

Nach einjähriger Pause konnten die Mitarbeiter/-innen<br />

der Agentur, mit finanzieller Unterstützung des Lions<br />

Clubs Hilfswerk Dormagen e. V. und Kollekten aus<br />

Schulgottesdiensten, das Projekt Dormagener Schulranzen<br />

wieder durchführen. Von 60 gebrauchten, geschrubbten<br />

und gesäuberten Ranzen, konnten 40 mit<br />

neuen Schulsachen am Ausgabetag in der Dormagener<br />

Tafel an Erstklässler, diesmal auch an syrische Kinder,<br />

verteilt werden. Dank eines Benefizkonzertes mit Musik<br />

zum Advent und zur Weihnacht des Männerchores Pulheim<br />

e.V. unter der Leitung von Horst Herbertz gemeinsam<br />

mit dem Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Dormagen<br />

unter der Leitung von Karl Koch, kann das Team<br />

der Agentur aufgrund der daraus überreichten Spende<br />

von 1.600 € in 2014 nunmehr 50 Ranzen packen und<br />

großzügig ausstatten.<br />

Für die Lesepaten und Lernförderer, die durch die Agentur<br />

zum Beispiel an Schulen, Kindergärten und Seniorenzentren<br />

vermittelt werden konnten, fand zu Anfang des<br />

Jahres wieder eine gemeinsame Fortbildung in Kooperation<br />

mit der VHS statt. Strategien, Kinder für das Lesen<br />

zu begeistern, Ablenkungen und Störungen begegnen zu<br />

können, standen im Mittelpunkt des Workshops. Mit Kindern<br />

gemeinsam die Welt im geschriebenen Wort zu entdecken,<br />

macht den am Ehrenamt Interessierten Spaß,<br />

ist ein Feld, das sich zugetraut wird. Kinder und Senioren,<br />

um die sich individuell und persönlich gekümmert<br />

wird, sind dankbare Nutzer dieses Angebotes. Aufgrund<br />

der großen Nachfrage bot die Agentur am 19. März 2014<br />

wieder ein Forum zum gemeinsamen Austausch an.<br />

Am 5. Dezember, dem internationalen Tag des Ehrenamts,<br />

ehrte die Mitarbeiterin der Agentur die ehrenamtlichen<br />

Helfer und Helferinnen des Weihnachtsabends für<br />

Alleinlebende mit einer Laudatio. 30 fleißige Hände, die<br />

mit Auf- und Abbau, mit der Gestaltung und Moderation<br />

und dem Fahrdienst die Gäste nachmittags und abends<br />

erfreuten, wurden mit einer Urkunde der Stadt Dormagen<br />

für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet.<br />

Zum Abschluss einige Zahlen<br />

Für ein Ehrenamt interessierten sich 88 Menschen, davon<br />

49 Frauen und 39 Männer. 76 Menschen konnten für<br />

eine und davon 28 auch für mehrere sich jährlich wiederholende<br />

Tätigkeiten und Aktionen gewonnen werden.<br />

Die überwiegende Anzahl der Ehrenamtlichen sind Rentner<br />

oder Menschen, die sich im Vorruhestand befinden.<br />

Bemerkenswert für <strong>2013</strong> war, dass 16 Ehrenamtliche unter<br />

30 Jahre alt waren.<br />

Als Motivation gaben 40 Ehrenamtliche an, dass sie sich<br />

für sich und andere engagieren möchten, 19 möchten<br />

sich in das Gemeinwesen einbringen und begründen dies<br />

mit einer gesellschaftlichen Verantwortung. 5 Ehrenamtliche<br />

haben einen Migrationshintergrund. 47 Ehrenamtliche<br />

engagieren sich im Kinder- und Jugendbereich,<br />

sei es in einem Angebot als Koch während der Stadtranderholung<br />

oder bei Aktionen zum Miteinander der Generationen.<br />

Aus der Vermittlungstätigkeit seit 1999 hat<br />

sich durch Foren und immer wiederkehrende Aktionen<br />

und erneutes ehrenamtliches Engagement der Kontakt<br />

zu 170 Ehrenamtlichen erhalten.


18<br />

Psychiatrische<br />

Hilfen<br />

Jugendhilfe<br />

Kontakt- und Beratungsstelle im SPZ Dormagen<br />

Es geht immer weiter ...<br />

Karl-Heinz Groß<br />

Kontakt- und Beratungsstelle<br />

SPZ Dormagen<br />

Das Sozialpsychiatrische Zentrum (SPZ) Dormagen /<br />

Grevenbroich unterstützt im südlichen Rhein-Kreis Neuss<br />

seit nunmehr 20 Jahren psychisch erkrankte Menschen<br />

und deren Familien. Dies geschieht zunächst durch die<br />

Kontakt- und Beratungsstelle in Dormagen, Knechtstedener<br />

Straße 20. An die 60 Besucher nutzten die Angebote<br />

in der Kontaktstelle mehr oder weniger regelmäßig,<br />

250 Beratungsgespräche haben zur Klärung von Krisen<br />

beigetragen. Bei intensivem und regelmäßigem Unterstützungsbedarf<br />

kann darüber hinaus das Ambulant Betreute<br />

Wohnen (ABW) in der eigenen Wohnung helfen,<br />

das alltägliche Leben zu meistern. Der Landschaftsverband<br />

Rheinland ermöglicht seit langem durch seine Finanzierung<br />

unser beständiges Engagement in der Gemeindepsychiatrie.<br />

Im Laufe von psychischen Erkrankungen kann es zu<br />

krisenhaften Lebensumständen kommen, in denen es<br />

schwer fällt, einen sinngebenden Tagesablauf zu finden.<br />

Hierbei und bei der Krankheitsbewältigung finden psychisch<br />

Kranke sowie deren Familien und Freunde Antworten<br />

in unserem SPZ. Die Angehörigen und Freunde<br />

sind am stärksten und unmittelbarsten von der psychischen<br />

Erkrankung eines ihnen nahestehenden Menschen<br />

betroffen. Hier den oft neuen Beziehungssituationen<br />

liebevoll und zugeneigt stand zu halten, ist eine<br />

große Herausforderung für die ganze Familie. Beratung,<br />

Unterstützung und Öffnen neuer Blickwinkel für die Beteiligten<br />

ist zentrales Anliegen im SPZ: „Es hat alles zwei<br />

Seiten! Aber erst wenn man erkennt, dass es drei sind,<br />

erfasst man die Sache“ (Doderer). So freuen wir uns,<br />

dass seit diesem Jahr wieder ein Kreis von Angehörigen<br />

auf der Suche nach der „dritten Seite“ ist. Sie treffen<br />

sich alle vier Wochen donnerstags in der Kontaktstelle<br />

in Dormagen. Die Themen sind vielfältig und entstehen<br />

aus unmittelbarer Erfahrung: Was ist los mit den erkrankten<br />

volljährigen Kindern? Wie finden sie ins selbstverantwortliche<br />

Leben? Gibt es Aussicht auf Heilung? Wer ist<br />

für Hilfen zuständig? Gibt es einen Beruf für mein Kind?<br />

Was kann helfen? Oder wenn der Partner psychisch erkrankt:<br />

Was soll werden? Wer hilft? Was ist mit der Arbeit?<br />

Wie ist unsere finanzielle Situation? Kommt eine<br />

Erwerbsminderungsrente in Frage? Welche Therapie,<br />

welche Medizin kann helfen? Kann unsere Ehe das aushalten?<br />

Wie sollen wir das alles schaffen? Der Angehörigenkreis<br />

spürt im vertraulichen und vertrauten Rahmen<br />

Wege aus der Krise auf!<br />

Im SPZ geht es aber auch um „Genuss statt Frust“ in der<br />

Tagesgestaltung. Beispielhaft sei die seit 3 Jahren bestehende<br />

Zeitungsgruppe genannt. Sie setzt sich aus Besuchern<br />

der Kontakt- und Beratungsstelle<br />

zusammen.<br />

AUSGABE I – 20 I 3<br />

DO-Q<br />

Ende des Jahres <strong>2013</strong> ist die<br />

letzte Ausgabe fertig geworden:<br />

die Lachnummer! Da die<br />

Redaktion großen Wert auf<br />

Beiträge aus eigenem Erleben<br />

legt, mussten gemeinsam Erfahrungen<br />

gemacht werden:<br />

Titelbild: Süße Pause - gute Laune<br />

FOTO VON ANDREAS KUJAWA<br />

Ein Weg der Selbsthilfe:<br />

FOTOGRAFIEREN FUER DIE SEELE<br />

Woraus besteht ein fröhliches<br />

Unterwegs in der Region:<br />

ERLEBNISWELT PHAENOMANIA<br />

Essen und wie schmeckt es?<br />

Funktioniert Lach-Yoga wirklich?<br />

Hilft Fotografieren der Seele? Wie hängen Farben<br />

und Stimmungen zusammen? In welcher Erlebniswelt<br />

finden wir einen Nasenbaum?<br />

Wenn aus all dem eine ansehnliche Zeitung werden<br />

soll, dann wird doch noch sowas wie Arbeit draus. Da<br />

muss diskutiert werden: Was soll ins Blatt? Was kann<br />

weg? Gibt es kein besseres Wort? Welche Überschrift?<br />

Welches Foto nehmen wir? Wer macht was? Stimmt<br />

das Layout? Und wenn am Ende alles gut zusammen-


Psychiatrische Hilfen <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong><br />

19<br />

passt und die fertige Ausgabe auf dem Tisch liegt, feiern<br />

Freude und Stolz am Erlebten und Geschafften Hochzeit.<br />

Das tut der Seele gut und dafür ist die Kontakt- und<br />

Beratungsstelle im SPZ letztendlich da: Wir wollen zur<br />

Lebensfreude und gesicherten Lebensbedingungen bei<br />

psychisch Erkrankten beitragen! Damit die individuellen<br />

Lebenswelten nicht mehr als nötig durch Krankheiten<br />

wie Depressionen, Psychosen, Angst- und Zwangsstörungen<br />

aus den Fugen geraten!<br />

Psychosoziale Betreuung für Kunden<br />

des Jobcenters in Dormagen und Grevenbroich<br />

Helga Lönze<br />

Psychosoziale Betreuung<br />

Auch im Jahr <strong>2013</strong> haben wir wieder die Psychosoziale<br />

Beratung von Kunden des Jobcenters in Dormagen<br />

und Grevenbroich durchgeführt. Nicht selten erschüttert<br />

langfristige Arbeitslosigkeit und die Frustration über erfolglose<br />

Bewerbungen das Selbstwertgefühl. Das wiederum<br />

kann zu Kontaktmangel führen, die Tagesstruktur<br />

geht verloren, Depressionen stellen sich ein, finanzielle<br />

Probleme erhöhen Ängste und es kommt zur Resignation.<br />

Der Fallmanager der Arbeitsagentur nimmt diese Hemmnisse<br />

wahr und stellt dem Kunden einen Beratungsschein<br />

aus, der ihn auf der Basis des § 16 SGB II zur Wiedereingliederung<br />

ins Arbeitsleben verhelfen soll. Diese Basisberatung<br />

dient dazu herauszufinden, an welchen Punkten<br />

des Arbeitslebens es zu einem Bruch kam und was<br />

die Ursache war. Informationen über Therapiemöglichkeiten<br />

und Therapeuten, Tageskliniken oder Selbsthilfegruppen<br />

können erste Hilfeangebote sein. Während der<br />

Beratung kommt es nicht selten zu ersten Kontakten mit<br />

Fachärzten und speziellen Fachberatungsstellen.<br />

Manchmal ist auch die Vermittlung an eine Freiwilligenagentur<br />

eine gute Idee, um Kontaktmangel und fehlende<br />

Struktur zu überwinden. Klienten, die eine intensivere<br />

Unterstützung wünschen, werden über entsprechende<br />

ambulante oder stationäre Betreuungsformen informiert.<br />

Insbesondere der gute Kontakt der Fallmanager des<br />

Jobcenters zu den beratenden Kollegen im Sozialpsychiatrischen<br />

Zentrum hat in den vergangenen Jahren dazu<br />

geführt, dass schnell und unbürokratisch Vermittlungshemmnisse<br />

aufgedeckt und fachlich behandelt werden<br />

konnten, so dass arbeitsuchende Kunden neue Orientierung<br />

und Hilfe bekamen.<br />

In Grevenbroich wurden 48 Kunden vom Jobcenter an<br />

das Diakonische Werk zur Basisberatung überwiesen,<br />

davon wurden 28 Klienten erfolgreich an andere Fachdienste<br />

vermittelt. Mit 34 Klienten aus abgeschlossenen<br />

Beratungen besteht noch weiterhin ein loser Kontakt, der<br />

hauptsächlich dazu genutzt wird, bei auftretenden Krisen<br />

Unterstützung zu bekommen.<br />

In Dormagen wurden 22 Menschen zugewiesen, 4 davon<br />

sind nicht erschienen. 18 Beratungen wurden abgeschlossen.


20<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong> Psychiatrische Hilfen<br />

IHP 3 Beratung - Das Modellprojekt zur anbieterneutralen<br />

Erstberatung erkenntnisreich abgeschlossen<br />

Margret Lahey<br />

IHP 3 Beratung<br />

Im Dezember 2010 hatte die Landschaftsversammlung<br />

Rheinland den Beschluss gefasst, „das Konzept zur modellhaften<br />

Erprobung zur Einführung des einheitlichen<br />

personenzentrierten Ansatzes im Finanzierungssystem<br />

der stationären und ambulanten Eingliederungshilfe sowie<br />

der damit verbundenen anbieterneutralen Erstberatung<br />

im Rhein-Kreis Neuss umzusetzen.“ Daraufhin wurden<br />

in den drei Sozialpsychiatrischen Zentren (SPZ) und<br />

in den drei Koordinierungs-, Kontakt- und Beratungsstellen<br />

(KoKoBe) für geistig behinderte Menschen sechs<br />

halbe zusätzliche hauptamtliche Stellen ab dem 01. Juli<br />

2011 für drei Jahre eingerichtet. Auch das Diakonische<br />

Werk ist Träger eines SPZ und hat daher eine versierte<br />

Fachkraft aus dem Ambulant Betreuten Wohnen, Frau<br />

Margret Lahey, abgezogen und für dieses Modellprojekt<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Das Modellprojekt zur anbieterneutralen Erstberatung,<br />

auch IHP3-Beratung genannt, wurde fristgerecht am<br />

31.12.<strong>2013</strong> beendet. Über den gesamten Zeitraum bestanden<br />

enge Kontakte zu der Projektleitung und den<br />

FallmanagerInnen beim Landschaftsverband Rheinland<br />

(LVR). Das Projekt wurde unter der Leitung von Professor<br />

Dr. Erik Weber, Universität Darmstadt in regelmäßigen<br />

Abständen evaluiert. Der Abschlussbericht kann


Psychiatrische Hilfen <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong><br />

21<br />

kostenlos als PDF-Datei von der Homepage des LVR unter<br />

folgendem Link heruntergeladen werden:<br />

Abschlussbericht_Modellprojekt_Rhein-Kreis_Neuss.pdf<br />

Die Mitarbeiterinnen der SPZ hatten, wie auch in den<br />

vorhergehenden Jahren, ein hohes Aufkommen an Anfragen<br />

zur Hilfeplanerstellung. Wie bereits in 2012 waren<br />

die Erstberatungen von Klienten, die noch nicht mit<br />

einem Anbieter Kontakt aufgenommen hatten, mit 6 Personen<br />

für den Bezirk Dormagen / Grevenbroich sehr gering.<br />

Die übliche Verfahrensweise war, dass die Klienten<br />

bereits mit einem Anbieter Kontakt aufgenommen hatten<br />

und dieser den Termin zur Hilfeplanerstellung mit der<br />

IHP3-Beraterin koordinierte. In der Regel wurde der Klient<br />

vom (zukünftigen) Bezugsbetreuer begleitet. Die Termine<br />

fanden zu 58% aufsuchend, das heißt in der eigenen<br />

Wohnung, dem Büro des Anbieters, dem Krankenhaus<br />

etc. statt. Bei 42% der Fälle wurde das Gespräch<br />

im Büro der IHP3-Beraterin in Grevenbroich geführt –<br />

entweder auf Wunsch der Klienten oder aufgrund terminlicher<br />

Schwierigkeiten.<br />

Den Hauptanteil der Beratungen machte die Hilfeplanerstellung<br />

für das Ambulant Betreute Wohnen aus. Erstanträge<br />

zur Aufnahme in stationäre Wohnformen nahmen<br />

nur einen geringen Raum ein.<br />

Für die SPZ Dormagen / Grevenbroich / Rommerskirchen<br />

wurden vom 01.07.2011 – 31.12.<strong>2013</strong> insgesamt<br />

418 Beratungsgespräche geführt und 404 Hilfepläne erstellt.<br />

Mit Ablauf des Modellprojekts wurden von den IHP3-BeraterInnen<br />

alle vorhandenen Klienten-Daten gelöscht<br />

bzw. vorhandene Unterlagen in Papierform vernichtet.<br />

Ergebnisse des Modellprojektes:<br />

Ein sehr heißdiskutiertes Thema war die Leistungserbringerunabhängigkeit.<br />

Da alle SPZ- oder KoKoBe-Träger<br />

auch Leistungsanbieter ambulanter oder/und stationärer<br />

Hilfen sind, wurde von konkurrierenden Anbietern<br />

befürchtet, dass die IHP3- BeraterInnen „ihren Träger“<br />

bevorzugen. Da jedoch nur sechs Personen pro<br />

Jahr ohne vorherigen Anbieterkontakt in die IHP3-Beratung<br />

kamen, kann davon (für unsere IHP3-Beratung)<br />

nicht die Rede sein. „Vielmehr scheint es so, als hätten<br />

die durch das Modellprojekt in die Region Rhein-Kreis<br />

Neuss getragenen Themen, wie Leistungserbringerunabhängigkeit<br />

und qualifizierte Hilfeplanung dazu geführt,<br />

Bewusstseins-prozesse bei allen Beteiligten in Gang<br />

zu setzen (vgl. Kapitel 4.4 und 4.5), die perspektivisch<br />

dazu führen können, im Konsens aller Beteiligten eine<br />

qualifizierte(re) Hilfeplanung zu optimieren, um den Ansprüchen<br />

einer zeitgemäßen, an den Leitlinien der UN-<br />

Behindertenrechtskonvention orientierten, Hilfeplanung<br />

näher zu kommen.“ (Abschlussbericht, S. 143)<br />

Ein weiteres Ergebnis des Modellprojektes ist die Erkenntnis,<br />

dass eine qualifizierte Erstberatung den Hilfeprozess<br />

positiv beeinflusst. Es wurden Aspekte einer<br />

qualifizierten Beratung entwickelt und daraus die Konsequenz<br />

gezogen, dass eine gute Beratung immer mit einer<br />

fortlaufenden Qualifizierung der BeraterInnen einhergehen<br />

muss.<br />

Zum Abschluss sei hier noch der persönliche<br />

Eindruck unserer IHP3-Beraterin erwähnt:<br />

„Das Fazit meiner eigenen Erfahrungen ist, dass ich<br />

auch mal über meinen eigenen ‚Tellerrand‘ geschaut habe<br />

und durch die Kommunikation mit anderen Anbietern<br />

deren unterschiedliche Arbeitsansätze kennengelernt<br />

habe und auf längere Sicht nur davon profitieren kann.<br />

Das ‚Kennenlernen‘ der unterschiedlichsten Menschen<br />

in den Hilfeplangesprächen habe ich als eine große Bereicherung<br />

empfunden und ich danke allen Beteiligten<br />

für ihre Offenheit, die in diesem Kontext nicht selbstverständlich<br />

war.<br />

Eine Empfehlung von Professor Dr. Weber und dessen<br />

Forschungsteam war unter anderem, ‚die bestehenden<br />

Strukturen im Rheinland zu nutzen, auszubauen und die<br />

Aufgabenbereiche der KoKoBe und SPZ in Bezug auf<br />

das Thema der Beratung im Kontext einer qualifizierten<br />

Hilfeplanung zu erweitern.‘ (Abschlussbericht, S. 143).<br />

Diese Empfehlung führt das SPZ in eine weitere Zukunft<br />

und ich bin dankbar, dass ich mit meiner Tätigkeit als<br />

IHP3-Beraterin dazu beitragen konnte.“


22<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong> Psychiatrische Hilfen<br />

Ambulant Betreutes<br />

Wohnen (ABW)<br />

Godehard Finkam<br />

Wiltrud Winzen<br />

Ambulant Betreutes<br />

Wohnen<br />

Das Ambulant Betreute Wohnen (ABW) ist ein Hilfsangebot<br />

für psychisch kranke oder wesentlich seelisch behinderte<br />

Menschen, die in einer eigenen Wohnung leben<br />

und um ihre Selbstständigkeit zu erhalten oder zu entwickeln,<br />

Unterstützung brauchen. Überwiegend werden<br />

die Leistungen als Eingliederungshilfe vom Landschaftsverband<br />

Rheinland finanziert, nachdem der individuell<br />

notwendige Unterstützungsbedarf in einem Hilfeplan erfasst<br />

und genehmigt worden ist. Oberstes Ziel sollte immer<br />

sein, die eigenen Stärken auszuschöpfen und die<br />

Fähigkeiten zu verbessern, so dass Teilhabe in allen Bereichen<br />

des gesellschaftlichen Lebens möglich ist und<br />

professionelle Hilfe zunehmend entbehrlich wird.<br />

Der Weg dahin verlangt viel gegenseitiges Vertrauen,<br />

Kooperationsbereitschaft, Einfühlungsvermögen, Kritikund<br />

Reflexionsfähigkeit und nicht zuletzt Geduld.<br />

Der Begriff der“ Behinderung“ im<br />

Ambulant Betreuten Wohnen (ABW)<br />

Um Leistungen des ABW zu bekommen, muss der Klient<br />

wesentlich seelisch behindert sein. Das bedeutet laut<br />

Sozialgesetzbuch: „Menschen sind behindert, wenn ihre<br />

(...) seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter<br />

typischen Zustand abweicht und daher ihre Teilhabe<br />

am Leben beeinträchtigt ist.“ Hieraus ist zu erkennen,<br />

dass das Verständnis von Behinderung aus zwei<br />

Teilen besteht: zum einen liegt ein seelischer Schaden<br />

vor, der durch Beeinträchtigungen der Körperfunktionen<br />

und Leistungsfähigkeit gekennzeichnet ist (z.B. Psychose,<br />

Depression, Persönlichkeitsstörung), und zum an-<br />

deren muss eine Beeinträchtigung der Teilhabe am Leben<br />

in der Gesellschaft vorliegen. Beide Seiten sind miteinander<br />

verbunden. Dabei bedeutet Teilhabe mehr als<br />

Teilnahme, weil diese vor allem daran zu messen ist, ob<br />

es gelingt, die Selbstbestimmung und gleichberechtigte<br />

Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu fördern, Benachteiligungen<br />

zu vermeiden oder ihnen entgegenzuwirken.<br />

Dieses muss insbesondere in der individuellen<br />

Hilfeplanung dargestellt werden und führt manchmal<br />

zu spitzfindigen Diskussionen mit dem Landschaftsverband<br />

Rheinland als Hauptkostenträger. Im Zusammenspiel<br />

mit Fachärzten, Therapeuten und den Bezugsbetreuern<br />

des Ambulant Betreuten Wohnens ist immer das<br />

Ziel, die Grunderkrankungen zu behandeln und die Menschen<br />

im Alltag zu begleiten. ABW kümmert sich um<br />

den häuslichen Bereich, die finanzielle Situation, Regelungen<br />

mit Ämtern und Behörden, soziale Kontakte, eigenständige<br />

Freizeitgestaltung und nicht zuletzt um die<br />

Begleitung des Klienten durch den Angebotsdschungel<br />

des Gesundheitssystems.<br />

Zahlen und Fakten<br />

Im Berichtszeitraum wurden in Dormagen 39 Klienten betreut,<br />

wovon 11 Klienten im Laufe des Jahres ausschieden<br />

und 12 Klienten aufgenommen werden konnten.<br />

In Grevenbroich waren von 89 Klienten 20 Neuaufnahmen<br />

und 22 Entlassungen.<br />

Die Anzahl der Klienten insgesamt ist im Vergleich zum<br />

Vorjahr mit 128 gleich geblieben.<br />

Das Durchschnittsalter aller Klienten lag bei 43,6 Jahren,<br />

(Dormagen 45,8 Jahre), (Grevenbroich 42,6 Jahre).


Psychiatrische Hilfen <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong><br />

23<br />

Erftaue Service GmbH<br />

Umfangreiche Modernisierungsinvestitionen<br />

Karin Kremer-Schillings<br />

Betriebsleiterin<br />

Die Erftaue Service GmbH wurde im Jahr 2005 mit dem<br />

Ziel gegründet, Serviceleistungen vorrangig für die Tochtergesellschaften<br />

und Einrichtungen des Diakonischen<br />

Werkes im Rhein-Kreis Neuss zu erbringen. Zu diesem<br />

Zweck beschäftigt die Gesellschaft rund 100 Mitarbeiter,<br />

den überwiegenden Anteil davon in Teilzeit. Die Serviceleistungen<br />

werden im Wesentlichen durch den Betrieb<br />

einer Großküche und einer Wäscherei erbracht und dienen<br />

als Versorgungsbasis für die unter dem Dach des Diakonischen<br />

Werkes geführten Seniorenzentren und deren<br />

Bewohner sowie für die Kunden des Fahrbaren Mittagstisches.<br />

Mit elf Mitarbeitern in der zentralen Großküche<br />

werden täglich die Mahlzeitenkomponenten für bis<br />

zu 450 Personen hergestellt und in Großgebinden verteilt.<br />

Weitere Personen sind zuständig für den Transport<br />

der Mahlzeiten zu weiteren Standorten sowie für den<br />

Tischservice im Bewohnerrestaurant und in den Wohnbereichen.<br />

Mit der Zulassung des Küchenbetriebs als erste EU-<br />

Großküche im Rhein-Kreis Neuss konnte die Küchenmannschaft<br />

der Erftaue Service GmbH einen entscheidenden<br />

Erfolg verbuchen. Es handelt sich bei der Zertifizierung<br />

um ein Hygienepaket, nach dem Betriebe eine<br />

Zulassung brauchen, die tierische Produkte verarbeiten<br />

und mehr als ein Drittel des Angebotes außer Haus<br />

liefern. Die EU-Zulassungspflicht für Großküchen beinhaltet<br />

die Einhaltung strenger hygienischer Standards,<br />

wobei besonders Sauberkeit und Ordnung die zwei wesentlichen<br />

Voraussetzungen für die Sicherheit der produzierten<br />

Lebensmittel darstellen.<br />

Der im Jahr 2011 modernisierte und vergrößerte Wäschereibetrieb<br />

versorgt alle Seniorenzentren einschließlich<br />

der Dienstwäsche der Mitarbeiter über den Standort<br />

Grevenbroich.<br />

Weiterhin betreibt die Servicegesellschaft an drei Standorten<br />

Cafeteriabetriebe, die in zunehmendem Maße von<br />

Bewohnern und deren Angehörigen, aber auch von Mitarbeitern<br />

und Stammgästen aus der Nachbarschaft der<br />

Seniorenzentren zur Mittagszeit und am Nachmittag besucht<br />

werden.<br />

Als weitere Geschäftsfelder der Erftaue Service GmbH<br />

haben sich der Hausmeisterservice und die Personalgestellung<br />

von Mitarbeitern im Verwaltungsbereich etabliert.<br />

Der Jahresumsatz der Servicegesellschaft lag im Jahr<br />

<strong>2013</strong> mit 2,94 Mio. € geringfügig über dem Vorjahresniveau.<br />

Die Eröffnung des Demenzzentrums am Standort<br />

Korschenbroich mit bis zu 44 weiteren Bewohnerplätzen<br />

hatte im vergangenen Jahr zu einem weiteren Umsatzsprung<br />

beigetragen.<br />

Im Jahr <strong>2013</strong> hat die Servicegesellschaft umfangreiche<br />

Modernisierungsinvestitionen in die Küchen- und Wäscherei-Technik<br />

umgesetzt, um auch weiterhin den Einrichtungen<br />

des Diakonischen Werkes ein hohes Serviceniveau<br />

gewährleisten zu können. Zudem hat die Gesellschaft<br />

eine Bündelung der Einkaufsaktivitäten vollzogen,<br />

von der bereits im laufenden Geschäftsjahr 2014 positive<br />

Effekte erwartet werden.


24<br />

Leben<br />

im Alter<br />

Seniorenberatungsstellen<br />

Die Nachfrage wächst stetig<br />

Dagmar Drossart<br />

Beratung Dormagen<br />

Rosemarie Mörtzsch<br />

Beratung Jüchen/<br />

Korschenbroich<br />

Ein fast alltäglicher Fall. Ein Ehepaar, beide Partner<br />

sind über 80 Jahre alt. Der Ehemann ist nach<br />

einem Sturz pflegebedürftig. Bislang hat er seine<br />

an Demenz erkrankte Ehefrau noch betreuen können.<br />

Unterstützung von seiner Seite ist nun nicht mehr<br />

möglich. Die Haushaltshilfe wird von der Ehefrau als Folge<br />

der Demenz nicht geduldet. Wird das Bestreben der<br />

Ehefrau, den Ehemann pflegen zu wollen, von den Angehörigen<br />

in Frage gestellt, reagiert sie aggressiv. Die Seniorenberaterinnen<br />

haben als außenstehende Personen<br />

vielfach die Möglichkeit vermittelnd in ein Familiensystem<br />

einzuwirken, Bedürfnisse und Ressourcen abzufragen,<br />

Hilfsangebote zur Entlastung vorzustellen, ohne<br />

dass sich Familienmitglieder ausgeschlossen oder überfordert<br />

fühlen.<br />

Im Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen sind<br />

sie erfahren, können von Situationen, die Aggressionen<br />

hervorrufen, ablenken und Hilfen einrichten, die toleriert<br />

werden. Nicht immer wird es eine perfekte Lösung geben,<br />

zumal die in Frage kommenden Dienstleistungen,<br />

Pflege und Betreuungsdienste zur Mangelware werden,<br />

dennoch wirken Ideen und Impulse in die Familienbeziehungen<br />

hinein und führen in der Regel zu befriedigenden<br />

Ergebnissen für alle Beteiligten.<br />

Neben solch komplexen Fallmanagements stellte in beiden<br />

Seniorenberatungsstellen in Jüchen/Korschenbroich<br />

und Dormagen die leistungserschließende Beratung einen<br />

Schwerpunkt dar. Außer Anträgen, Stellungnahmen<br />

und Widersprüchen, gehörte insbesondere auch die Beratung<br />

zu finanziellen Entlastungsmöglichkeiten der pflegenden<br />

Angehörigen zur Kernaufgabe der Beratungsstellen.<br />

Nach dem Pflegeneuausrichtungsgesetz haben<br />

Betroffene nun die Möglichkeit, Geldleistungen für ihre<br />

dementiell erkrankten Angehörigen zu beantragen sowie<br />

alle Geldleistungen in Betreuungsleistungen umzuwandeln,<br />

um so eine umfangreiche, entlastende Unterstützung<br />

bei der Betreuung ihrer Angehörigen zu erhalten.<br />

Beide Seniorenberaterinnen hielten Vorträge zu den<br />

Themenbereichen Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung.<br />

Zunehmend warben sie dafür, auch schon in<br />

jüngeren Jahren entsprechende Vorsorge zu treffen, da<br />

es hinsichtlich der Geschäfts- oder Einwilligungsfähigkeit<br />

krankheitsbedingt für diese Maßnahmen auch schon<br />

zu spät werden kann. Es fanden Vorträge im Matthäushof<br />

für Bewohner und Mitglieder der Frauenhilfe, in der<br />

Buchhandlung Seitenweise, der Arbeiterwohlfahrt und<br />

vor der Selbsthilfegruppe Angst und Depression statt.<br />

In der Seniorenberatung in Jüchen/Korschenbroich war<br />

die Beratung bei Demenz und bei notwendig werdender<br />

Pflege ein weiterer Schwerpunkt. Als hilfreich erwies sich<br />

die enge Zusammenarbeit und gute Vernetzung zur <strong>Diakonie</strong>-Pflegestation.<br />

Die von der Beraterin in Dormagen initiierten Projekte<br />

Seniorenkino und das Miteinander der Generationen -<br />

dieses Jahr standen Winddrachen basteln und Adventlichter<br />

gestalten auf dem gemeinsamen Programm von<br />

Jung und Alt - haben sich etabliert und sind fester Bestandteil<br />

der Jahresplanung geworden. Weitere wichtige<br />

Projekte in 2012 waren zum Einen „Wir für Horrem“ und


Leben im Alter <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong><br />

25<br />

zum Anderen die Durchführung eines Demenzparcours<br />

in der Rathausgalerie. Die Seniorenberaterin der <strong>Diakonie</strong><br />

arbeitete mit am Konzept für die Initiative „Wir für<br />

Horrem“ des Gesundheitsforums Dormagen e. V.. Ziel ist<br />

es, einfachste Hilfestellungen zu vermitteln, um vereinsamten<br />

Menschen Mut zu machen, nach Unterstützung<br />

zu fragen und sich dem Gemeinwesen zu öffnen. Nach<br />

einem ersten Resümee wird das Angebot durchaus rege<br />

angefragt, leider ist es noch nicht gelungen, diese Zielgruppe<br />

zu erreichen. Die Arbeitsgruppe wird in <strong>2013</strong> eine<br />

Briefaktion durchführen, um auf dieses Angebot aufmerksam<br />

zu machen.<br />

In Zusammenarbeit mit dem Seniorenforum Dormagen<br />

organisierte und betreute die Mitarbeiterin den Demenzparcours<br />

der Evangelischen Stiftung Tannenhof. Vorbereitet<br />

durch eine Visitation während der Demenzwoche<br />

in Köln wurde interessierten Besuchern in der Rathausgalerie<br />

in Dormagen demonstriert, wie komplex alltägliche<br />

Handhabungen sein können, und wie schon kleine<br />

Veränderungen in Erstaunen bis hin zu Verzweiflung<br />

führen können. So wurde erlebbar, wie sich ein an Demenz<br />

erkrankter Mensch fühlt, wenn ihm sein Gehirn die<br />

gewohnte Übung versagt. Die Resonanz der Interessierten<br />

auf die ungewöhnliche Herausforderung war ausgesprochen<br />

gut und das Fazit des Seniorenforums hieß:<br />

Wiederholung.<br />

Ein ganz persönliches Highlight für die Mitarbeiterin der<br />

Seniorenberatung war ein Liveauftritt in „Daheim und<br />

Unterwegs“ des WDR-Fernsehens. Bürokratie und deren<br />

Sprache, insbesondere auf Anträgen, Anweisungen<br />

und Erklärungen, war das Thema. Das tägliche Brot der<br />

Beratungsstellen! Und ein Thema, von dem sich Verantwortliche<br />

angesprochen fühlen sollten.


26<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong> Leben im Alter<br />

<strong>Diakonie</strong>-Pflegestationen<br />

schwierige Verhandlungen mit Kostenträgern<br />

Die Ende 2011 begonnene Neu- und Umstrukturierungsmaßnahmen<br />

der <strong>Diakonie</strong>-Pflegestationen wurden <strong>2013</strong><br />

abgeschlossen. Der Neuzuschnitt der Verantwortungsbereiche<br />

von Verwaltungs- und Leitungskräften ist gut<br />

gelungen. Für alle Beteiligten entstand eine Win-Win-Situation.<br />

Heribert Lehnacker<br />

Ambulante Pflege<br />

Erfolgreiche Auswirkungen der Strukturänderungen<br />

- hervorragende MDK-Prüfungen – Entgelte decken<br />

die höheren Kosten nicht mehr ab – Personalsituation<br />

weiterhin teilweise stark angespannt – Ausbildungskapazitäten<br />

und –initiativen werden erhöht -<br />

schwierige Verhandlungen mit den Kranken- und<br />

Pflegekassen- Abschluss mehrerer Palliativweiterbildungen<br />

Im Bereich des Mobilen Sozialen Hilfsdienstes konnten<br />

die vorhandenen Stellen mit einer ausreichenden Anzahl<br />

von Bundesfreiwilligen oder Menschen im Freiwilligen<br />

Sozialen Jahr besetzt werden. Der rheinlandweit mit 72<br />

Jahren älteste Bufdi hat in Jüchen seine Stelle verlängert<br />

und steht uns nach seiner Dienstbeendigung als Ehrenamtler<br />

weiterhin zur Verfügung. Gerade die vermehrte<br />

Einbindung von Menschen, die sich in diesen Bereich<br />

sozial engagieren wollen, führt zu einer spürbaren Verbesserung<br />

der Versorgung mit niedrigschwelligen Angeboten.


Leben im Alter <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong><br />

27<br />

Wir haben weiterhin Zeit und Geld in die Weiterentwicklung<br />

des EDV-Bereiches gesteckt. Neueste Smartphones,<br />

leistungsstärkere Server sowie verbesserte<br />

Software unterstützen alle Bereiche unserer Arbeitswelt.<br />

Die Auswertungen unserer geplanten und erbrachten<br />

Leistungen können nun tagaktuell erfolgen, eine genauere<br />

Steuerung der Pflegestationen durch die Leitungskräfte<br />

sowie der Controllerin ist deshalb möglich.<br />

Wir nehmen an einer überregionalen Benchmarking-<br />

Gruppe der <strong>Diakonie</strong> teil, bei der wir uns mit ähnlich<br />

großen Diakonischen Werken messen und feststellen<br />

konnten – wir sind innerhalb des <strong>Diakonie</strong>verbandes mit<br />

unseren drei Stationen stets unter den Besten.<br />

Der Fahrbare Mittagstisch in Grevenbroich stagniert in<br />

Umsatz und Anzahl der ausgelieferten Mahlzeiten. Wir<br />

mussten die Preise spürbar anheben, da der Einkauf,<br />

aber auch die Lieferkosten, stetig gestiegen sind. Wir<br />

analysieren gemeinsam mit der Küche der Erftaue noch<br />

die einzelnen Abläufe, ob es zu Qualitäts- oder Quantitätsverlusten<br />

gekommen ist.<br />

Die MDK-Prüfungen der drei Stationen waren durch eine<br />

sehr ruhige und professionelle Arbeitsweise geprägt.<br />

Wir sind mit den überdurchschnittlich sehr guten Bewertungen<br />

der Transparenzberichte sehr zufrieden.<br />

Wie schon im letzten Jahr konnten wir feststellen, dass<br />

die durchschnittliche Versorgungszeit der Kunden weiterhin<br />

abgenommen hat. Wir vermuten, dass es auch an<br />

den angespannten finanziellen Situationen in den Haushalten<br />

liegen kann. Eine „Vollversorgung“ durch einen<br />

Pflegedienst bedeutet immer auch einen hohen finanziellen<br />

Eigenanteil der Kunden und deren Angehörigen. Eine<br />

Reduzierung der Häufigkeit oder sogar die komplette<br />

Übernahme der Pflege durch Familienmitglieder entlastet<br />

das Familienbudget, bedeutet aber auch eine Reduzierung<br />

der Umsätze für uns.<br />

Die im Oktober 2011 erfolgte Kündigung der Entgelte<br />

zum 31.01.2012 im Bereich der Grundpflege hat erst<br />

zum 01.11.<strong>2013</strong> zu einem neuen Vertragsabschluss geführt.<br />

Obwohl wir sehr dezidierte und aussagefähige Unterlagen<br />

beibrachten, wurden die Verhandlungen seitens<br />

der Pflegekassen immer wieder ausgesetzt. Ab Frühjahr<br />

diesen Jahres entschlossen sich die Spitzenverbände<br />

der Pflegekassen sowie die Träger aller Pflegestationen,<br />

auch die der privaten Anbieter, eine Friedenspflicht einzulegen,<br />

um zunächst einmal ganz grundsätzliche Hindernisse<br />

zu beseitigen. Zum Ende des Jahres, als abzusehen<br />

war, dass die Probleme nicht abschließend beseitigt<br />

werden konnten, wurden wir wieder zu Einzelverhandlungen<br />

aufgerufen. Wir haben ein gutes Ergebnis<br />

erzielen können, in Anbetracht der langen Verhandlungszeit<br />

von 21 Monaten reichte die Entgelterhöhung jedoch<br />

weiterhin nicht aus.<br />

Wir hatten mit einer Erhöhung der Entgelte schon zu Beginn<br />

des Jahres gerechnet. Die 10 Monate ohne entsprechende<br />

Preisanpassungen fehlen in allen drei Pflegediensten<br />

zum Ende des Jahres. Die Größenordnung<br />

liegt bei insgesamt ca. 50.000 €.<br />

Eine endgültige Regelung, wie der Gesetzesanspruch<br />

der Versicherten auf ein stundenweise basierendes Ent-<br />

Ergebnisse MDK-Prüfungen <strong>2013</strong><br />

Einrichtung Tag der Pflegerische Ärztlich ver- Dienstleistungen Gesamt- Befragung Landes-<br />

Prüfung Leistung ordnete pfleger- u. Organisation ergebnis d. Kunden durchschnitt<br />

ische Leistungen<br />

ø<br />

<strong>Diakonie</strong>-Pflegestation<br />

• Dormagen 12. 12. <strong>2013</strong> 1,2 1,0 1,0 1,1 1,0 1,4<br />

• Jüchen/Korschenbroich 24. 4. <strong>2013</strong> 2,1 1,0 1,0 1,3 1,0 1,4<br />

• Grevenbroich / 15. 5. <strong>2013</strong> 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0 1,4<br />

Rommerskirchen


28<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong> Leben im Alter<br />

geltsystem ausgehandelt werden soll, ist in Nordrhein-<br />

Westfalen immer noch nicht umgesetzt. Deshalb bleibt<br />

es bei der bisher üblichen Regelung, die einzelnen Leistungen<br />

nach Leistungspauschalen zu vergüten.<br />

Überraschenderweise wurden jedoch die im Januar <strong>2013</strong><br />

abgesenkten Entgelte im Bereich der Behandlungspflege<br />

durch die Krankenkassen zum 01.10.<strong>2013</strong> kräftig erhöht.<br />

Der Druck der Spitzenverbände der Wohlfahrtsverbände<br />

sowie höchstrichterliche Rechtsprechungen<br />

haben offensichtlich die Kostenträger überzeugt, in diesem<br />

Bereich mehr Geld zur Verfügung zu stellen.<br />

Auch die Verhandlungen im Bereich der Spezialisierten<br />

Ambulanten Palliativ Pflege (SAPV) kamen <strong>2013</strong> nicht<br />

voran, da die vertraglichen und gesetzlichen Vorgaben<br />

der Kassen einen Pflegedienst an den Rand der Illegalität<br />

oder der Insolvenz drängen. Mehrfach standen die<br />

Pflegedienste der Caritas und <strong>Diakonie</strong> sowie die Ärzteschaft<br />

kurz davor, die Verhandlungen scheitern zu lassen.<br />

Zum Ende des Jahres schaut es jedoch so aus, als<br />

ob die Kassenvertreter unserer grundsätzlichen Forderung<br />

nach einem Kooperationsmodel zustimmen werden.<br />

Dies besagt, dass wir eben keine eigene Firma<br />

gründen müssen (mit allen Risiken), sondern die bestehende<br />

sehr gute Zusammenarbeit im Bereich der Allgemeinen<br />

Ambulanten Palliativ Pflege (AAPV) neu definie-


Leben im Alter <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong><br />

29<br />

ren und mit Hilfe der Hospizbewegung Dormagen e.V.<br />

diese Versorgung anbieten können.<br />

Die im Jahr 2012 begonnene Weiterbildung von acht Mitarbeitern<br />

aller drei Pflegedienste sowie den drei Kolleginnen<br />

aus dem Albert-Schweitzer-Haus wurde im April<br />

diesen Jahres abgeschlossen. Alle Teilnehmerinnen haben<br />

bestanden und wir gratulieren ihnen auch hier nochmals<br />

herzlich für diesen Erfolg. Besonderen Dank gilt<br />

auch dem Hospiz in Erkelenz, deren Leitung, aber auch<br />

alle anderen Beschäftigten für diese umfangreiche und<br />

sehr inhaltsreiche Inhouse-Schulung im Seniorenzentrum<br />

Markuskirche in Dormagen.<br />

Wir haben <strong>2013</strong> unsere Ausbildungsoffensive für die Altenpflege<br />

verstärkt und bildeten Ende <strong>2013</strong> sechs Azubis<br />

aus.<br />

Dabei kommen sehr unterschiedliche Vertragsmodelle<br />

zum Einsatz. Vom klassischen Azubi mit dreijähriger<br />

Ausbildung und entsprechenden Gehalt, über von der<br />

Arbeitsagentur geförderten Menschen mit Bildungsgutschein<br />

bis hin zu einer fest angestellten Mitarbeiterin mit<br />

berufsbegleitender vierjähriger Teilzeitausbildung, die<br />

über das WeGeBau Projekt gefördert wird. Allen gemeinsam<br />

ist, dass sie sehr gute Chancen haben, nach ihrer<br />

Ausbildung in den einzelnen Stationen übernommen zu<br />

werden.<br />

<strong>Diakonie</strong> Pflegestationen <strong>2013</strong><br />

Anzahl der Hausbesuche 2012 <strong>2013</strong> Diff.<br />

Grevenbroich 66.680 64.692 -3%<br />

Jüchen 37.385 43.163 +15,5%<br />

Dormagen 33.044 35.221 +6,6%<br />

Auslastung der Mitarbeiter 2012 <strong>2013</strong> Diff.<br />

Grevenbroich 104,5% 102,0% -2,4%<br />

Jüchen 101,5% 100,9% -0,6%<br />

Dormagen 99,5% 101,4% +1,9%


30<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong> Leben im Alter<br />

<strong>Diakonie</strong>-Pflegestation<br />

Dormagen<br />

Seit April dieses Jahres wurde Frau Friebel als stellvertretende<br />

Pflegedienstleitung berufen, da Frau Brakhan<br />

als Qualitätsbeauftrage der stationären Altenpflegeeinrichtungen<br />

eine neue Aufgabe übernommen hat. Wir be-<br />

danken uns ganz herzlich bei ihr über die vielen Jahre,<br />

die sie als Leitung in Dormagen gewirkt hat. Sie weiß, sie<br />

hat immer einen Koffer in ……… Frau Friebel ist gut im<br />

Team aufgenommen worden und wir wünschen ihr viel<br />

Erfolg in dieser neuen Position. Durch die Einstellung<br />

von mehreren Mitarbeiterinnen ist die Personalsituation<br />

entspannter als in den letzten Jahren und es kann viel<br />

Zeit in die Optimierung der Versorgung gesteckt werden.<br />

Die MDK Prüfung im Dezember war sehr gut laufen und<br />

die Station konnte das Ergebnis des Vorjahres mit 1,1<br />

halten.<br />

In der Weiterbildung stand ganz klar die Weiterbildung<br />

zur Palliativ-care Pflegefachkraft im Vordergrund. Fünf<br />

Mitarbeiterinnen haben den Kurs beendet. Insgesamt<br />

stehen nun dem Palliativteam in Dormagen 16 ausgebildete<br />

Mitarbeiterinnen zur Verfügung. Auch in Dormagen<br />

wurden Mitte des Jahres alle Mitarbeiterinnen mehrfach<br />

über die Entgeltsystematiken der Kassen, Verkaufstraining<br />

sowie Pflegedokumentation geschult. Auch hier<br />

machen sich die Erkenntnisse der Mitarbeiter spürbar<br />

bemerkbar. Die weiteren Fortbildungen betrafen die Bereiche<br />

Medikamentengabe, Infusionen und Portversorgung<br />

Die Zahl der Pflegekunden, des Umsatzes und der Einsätze<br />

in der Behandlungspflege stiegen weiterhin signifikant<br />

an. Alle Anfragen konnten im Pflegebereich abgedeckt<br />

werden, nur in der Hauswirtschaft sind wir weiterhin<br />

an unsere personellen Grenzen gestoßen, da es<br />

nicht leicht ist, auch für dieses Arbeitsfeld vernünftiges<br />

und zuverlässiges Personal zu bekommen.<br />

Auch hier lag erfreulicher Weise die wirtschaftliche Gesamtentwicklung<br />

über den geplanten Zahlen, besonders<br />

im 2. Halbjahr gab es spürbare Mehreinnahmen und Versorgungen.<br />

Der Pflegedienst hat in den letzten Jahren<br />

eine stabile und langwirksame Entwicklung im positiven<br />

Sinne durchlaufen, die wir auch für die nächsten Jahre<br />

weiter so erwarten können.


Leben im Alter <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong><br />

31<br />

<strong>Diakonie</strong>-Pflegestation<br />

Grevenbroich / Rommerskirchen<br />

Die Personalsituation war, wie in den letzten Jahren<br />

auch, sehr angespannt. Zu Beginn des Jahres konnten<br />

wir nur durch den Einsatz von Zeitarbeitsmitarbeitern die<br />

Arbeit erträglich planen. Einige Mitarbeiter aus den beiden<br />

anderen Pflegestationen wurden auch dieses Jahr<br />

für mehrere Wochen umgesetzt. Die Situation entspannte<br />

sich in der zweiten Jahreshälfte, da wir einige Neueinstellungen<br />

vornahmen und mehrere Langzeiterkrankte<br />

wiedereingegliedert werden konnten. Trotzdem sind<br />

wir froh, im kommenden Jahr mit unseren Azubis einen<br />

Pool an neuen Mitarbeiterinnen zu haben, die wir nach<br />

deren Examen schnell und unbürokratisch übernehmen<br />

können.<br />

Die Aus- und Weiterbildung hat sich, neben der Palliative-care,<br />

auf interne Felder wie Pflegedokumentation,<br />

Fallbeispiele, Medikamentengabe sowie Infusionsgrundlagen<br />

bezogen.<br />

Im August dieses Jahres wurde die Versorgung der Menschen<br />

im Kloster Langwaden beendet. Die damit einher-<br />

gehende Absenkung der Versorgungsanzahl sowie die<br />

Umsatzeinbußen konnten erst wieder zum Ende des<br />

Jahres aufgefangen werden.<br />

In unseren beiden Häusern mit Betreutem Wohnen haben<br />

sich die Bewohner gut eingelebt, jedoch war die<br />

Fluktuationsrate höher als in den Jahren zuvor. Nach<br />

und nach müssen doch einige Mieter in den stationären<br />

Pflegebereich aufgenommen werden, oder sie versterben<br />

in der häuslichen Umgebung<br />

Im Frühjahr stand die Prüfung des Medizinischen Dienstes<br />

der Krankenversicherungen an, die sehr viel besser<br />

verlief als die des vorherigen Jahres. Wir sind mit der<br />

Benotung von 1,0 mehr als zufrieden.<br />

Die wirtschaftliche Entwicklung entsprach nicht genau<br />

unseren Prognosen, da die Umsatzeinbußen im zweiten<br />

Halbjahr nicht ganz kompensiert werden konnten.<br />

Trotzdem sind wir mit dem Jahresergebnis sehr zufrieden.<br />

Die Kompensierung der schwierigen Lage Mitte<br />

des Jahres durch Leitung und Team zeigen, dass die<br />

sehr positiven Entwicklungen der letzten Jahre in Zukunft<br />

weitergehen werden.


32<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong> Leben im Alter<br />

<strong>Diakonie</strong>-Pflegestation<br />

Jüchen / Korschenbroich<br />

Die Personalsituation war in diesem Jahr, bis auf wenige<br />

Wochen, entspannter als in den Jahren zuvor, die<br />

Krankheitsquote lag unterhalb der vergangenen beiden<br />

Jahre. Gerade im ersten Halbjahr war die Kapazitätsauslastung<br />

etwas geringer, wurde jedoch im sehr guten<br />

zweiten Halbjahr kompensiert und zum Ende hin waren<br />

alle Mitarbeiterinnen ausgelastet.<br />

Mitte des Jahres wurden mehrfach Fortbildungen in<br />

den Bereichen Verkaufstraining, Entgeltsystematik der<br />

Pflege- und Krankenkassen und Pflegedokumentation<br />

durchgeführt, dessen Ergebnis war, dass unsere erbrachten<br />

sehr guten Leistungen sich nun auch finanziell<br />

niederschlugen. Auch im Leitungsteam wurden neue Impulse<br />

gesetzt und neue und vernetztere Angebote entwickelt.<br />

Der in diesem Jahr geplante Umzug in neue Räumlichkeiten<br />

wurde verschoben, es ist gar nicht so einfach, in<br />

Jüchen geeignete und bezahlbare Büroräumlichen zu finden,<br />

die auch noch zentral gelegen und mit einem großen<br />

Parkplatz ausgestattet sind. Aber es zeichnet sich ab,<br />

dass wir zu Beginn des nächsten Jahres eine sehr gute<br />

Lösung in zentraler Lage in Jüchen gefunden haben.<br />

Die Zahl der Pflegekunden stieg auch <strong>2013</strong> weiter an.<br />

Auffällig ist dabei, dass die Zahl der Kunden mit Behandlungspflegen<br />

überproportional stiegen. Die Nachfrage in<br />

den Bereichen Hauswirtschaft und Betreuung war weiterhin<br />

hoch und dieses Jahr konnte sie dank Stundenaufstockungen<br />

und Personaleinstellungen auch befriedigt<br />

werden.<br />

Kurz nach der Prüfung in Grevenbroich stand der MDK<br />

auch in Jüchen vor der Tür und hat uns ein sehr gutes<br />

Ergebnis von 1,3 attestiert. Auch dort wurden die wenigen<br />

Empfehlungen sofort umgesetzt.<br />

Die wirtschaftliche Entwicklung verlief zufriedenstellend,<br />

wir konnten durch die Umsatzsteigerung im zweiten<br />

Halbjahr das verhalten verlaufende erste Halbjahr nicht<br />

ganz kompensieren. Die weiteren Kennzahlen aber zeigen,<br />

dass die Station auf einem guten Weg ist, in der<br />

kommenden Periode eine stabile stetige positive Entwicklung<br />

zu gehen.


Leben im Alter <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong><br />

33<br />

Palliativ-Fachpflegedienst<br />

Rhein-Kreis Neuss<br />

Trotz einer fehlenden vertraglichen Regelung für die<br />

Spezialisierte Ambulante Palliativ Versorgung mit den<br />

Krankenkassen über die Struktur, das Entgeltsystem<br />

und das Zusammenwirken der einzelnen beteiligen Organe,<br />

funktioniert das bisher bestehende Palliatvnetzwerk<br />

in Dormagen hervorragend. Die betroffenen Menschen<br />

und deren An- und Zugehörige merken aber in keiner<br />

Weise etwas von der vertrackten Situation. Sie werden<br />

pflegerisch, medizinisch und sozial optimal versorgt.<br />

Während der schwierigen Verhandlungen rückten alle<br />

Beteiligten näher zusammen, wir lernten uns als Organisationen<br />

aber auch als Menschen kennen und schätzen.<br />

Gerade die beiden großen Wettbewerber auf dem<br />

lokalen Pflegemarkt, <strong>Diakonie</strong> und Caritas, arbeiten eng<br />

und konstruktiv an einer gemeinsamen Lösung. Für uns,<br />

wie auch bei den anderen Beteiligten, stehen die versorgten<br />

Menschen im Vordergrund – schön, dass dies<br />

evtl. schon Anfang des nächsten Jahres auch praktisch<br />

umgesetzt werden kann.<br />

Sieben Fachpflegekräfte aus den <strong>Diakonie</strong>-Pflegestationen erhielten am 10. September <strong>2013</strong> im Rahmen einer Feierstunde<br />

die Diplome für den erfolgreichen Abschluss des „Zertifizierten Basiskurses Palliativ Care“. <strong>Diakonie</strong>-Vorstand<br />

Bernd Gellrich und Fachbereichsleiter Heribert Lehnacker überreichten im Rahmen einer Feierstunde die Urkunden<br />

an Stephanie Friebel, Pamela Schmerwitz, Albina Ruder, Sabine Zimmermann, Sandra Effertz und Jennifer<br />

Goergens. Insgesamt 160 Stunden umfasste diese anspruchsvolle Fortbildung, die nach bundesweit anerkannten<br />

Konzepten arbeitet. Mit dem Abschluss dieser Zusatzqualifikation sind die Teilnehmer berechtigt, sowohl im ambulanten<br />

als auch im stationären Bereich palliativpflegerisch zu arbeiten, zu beraten und anzuleiten.<br />

Vermittelt wurden von einem Team qualifizierter Dozenten in Zusammenarbeit mit dem Erkelenzer Hospiz Grundkenntnisse<br />

in Schmerztherapie und Systemkontrolle, spezielle Möglichkeiten der Grund- und Behandlungspflege,<br />

psychosoziale, spirituelle, kulturelle und rechtlich-ethische Aspekte der Betreuung und Pflege, Auseinandersetzung<br />

mit Sterben, Tod und Trauer sowie Kommunikation und Wahrnehmung.


34<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong> Leben im Alter<br />

Albert-Schweitzer-Haus<br />

Pflegerische Leistungen<br />

wohner haben exemplarisch einer besonders gründlichen<br />

Kontrolle zugestimmt. Der Untersuchung folgten<br />

rasch gute Ergebnisse. Durch besser abgestimmte Medikamentengabe<br />

konnten wir eine deutliche Verbesserung<br />

der Gesundheit und Lebensqualität für den Einzelnen<br />

erreichen.<br />

Ines Netzer<br />

Einrichtungsleiterin<br />

In der ersten Hälfte des Jahres <strong>2013</strong> haben wir uns –<br />

was die pflegerischen Aufgaben angeht – besonders<br />

um zwei Themen gekümmert: das Arzneimittelrisiko-Management<br />

und die Sturzprävention.<br />

Wie an manch‘ anderen Stellen im Leben, gilt auch bei<br />

den Arzneimitteln, dass mehrere nur dann wirken, wenn<br />

sie in ihrer Zusammensetzung nicht neue Probleme mit<br />

sich bringen. Um hier im Albert-Schweitzer-Haus einen<br />

guten Schritt nach vorne zu tun, haben wir an einem<br />

von der Apotheker-Kammer Nordrhein geförderten Projekt<br />

teilgenommen, in dem unsere Hausärzte, die uns<br />

versorgende Hirschapotheke und unsere Pflegerinnen<br />

und Pfleger gemeinsam die Medikamentierung unserer<br />

Hausbewohner unter die Lupe nehmen. Einzelne Be-<br />

Auch unsere Bemühung um die Sturzprävention war<br />

sehr erfolgreich. Wir haben einleitend die personenbezogenen,<br />

medikamentenbezogenen und umgebungsbezogenen<br />

Risikopotentiale bestimmt. Nachdem wir uns so<br />

die Grundlage geschaffen hatten, konnten wir unseren<br />

Hausbewohnern eine ganze Reihe von vorbeugenden<br />

Maßnahmen anbieten. Die Stuhl- und Rollstuhlgymnastik,<br />

der Kurs „Fit für 100“ und „Tanzen mit Juri“ sind nur<br />

Beispiele – vermutlich diejenigen, die den Teilnehmern<br />

am meisten Spaß vermittelt haben. Durch unsere gemeinsamen<br />

Bemühungen haben wir es erreicht, dass<br />

sich die Zahl der Stürze im 4. Quartal <strong>2013</strong> nahezu halbiert<br />

hat, im Vergleich zum 1. Quartal – unserem Startzeitraum.<br />

Qualitätsmanagement<br />

Als Schwerpunktthema im Jahr <strong>2013</strong> beschäftigte sich<br />

das Albert-Schweitzer-Haus mit der palliativen Versorgung<br />

der Bewohner. Drei Mitarbeiter beendeten im März<br />

weiblich<br />

männlich


Leben im Alter <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong><br />

35<br />

die Weiterbildung „palliativ care“ und waren Grundstein<br />

für weitere Aktivitäten. Im Anschluss wurden alle Mitarbeiter<br />

(Pflegefachkräfte, Pflegehilfskräfte, Mitarbeiter<br />

Sozialdienst und Betreuungsassistenten) im Albert-<br />

Schweitzer-Haus während eines 4-tägigen Grundkurs<br />

zu folgenden Themen geschult: Einführung palliative<br />

Care, Essen und Trinken am Lebensende, Mundpflegeworkshop,<br />

Symptomkontrolle, Schmerztherapie,<br />

Selbstreflexion und Aromatherapie.<br />

Der Aromatherapie kommt nochmal eine besondere<br />

Bedeutung zu, da man sie auch gut bei kognitiv eingeschränkten<br />

Menschen einsetzen und sie damit über<br />

verschiedene Sinne erreichen kann. So kommt es<br />

z.B. über den Geruchssinn zu einer Sinneswahrnehmung<br />

mit all den damit verbundenen Nebeneffekten<br />

(Gefühlseindruck, Erinnerung, reflektorische Beeinflussung<br />

verschiedener Körperfunktionen). Auch Waschungen,<br />

Wickel und Einreibungen mit bestimmten<br />

Ölen, haben Einfluss auf den gesamten Organismus.<br />

Eine fundierte Biografiearbeit und die Berücksichtigung<br />

der individuellen Wünsche, sind neben gut weitergebildeten<br />

Mitarbeitern, die wichtigsten Grundlagen für eine<br />

wohltuende Aromatherapie.<br />

Beurteilung durch den Medizinischen Dienst<br />

der Krankenversicherung<br />

Der MDK hat uns im vergangenen Jahr wieder in vier<br />

Kategorien – Pflege und medizinische Versorgung;<br />

Umgang mit demenzkranken Bewohnern; soziale Betreuung<br />

und Alltagsgestaltung; Wohnen, Verpflegung,<br />

Hauswirtschaft und Hygiene – überprüft. Im Vergleich<br />

zum Vorjahr konnten wir uns wieder verbessern. Wir<br />

bekamen in allen „Fächern“ die Note 1.0. Darüber freuen<br />

wir uns sehr, wissen aber auch, dass dies eine große<br />

Verpflichtung für die Zukunft ist.<br />

Veranstaltungen und Beschäftigungsangebote<br />

Über das Jahr verteilt hatten wir wieder unsere schon<br />

traditionellen Veranstaltungen. Alle Feste, seien es die<br />

gemeinsamen Geburtstagsfeiern, Sommer-, Eis-, Schützen-,<br />

Wein-, Kürbis- und Herbstfest oder Nikolausfeier,<br />

erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit.<br />

Ein Teil unserer Beschäftigungsangebote sind über Jahrzehnte<br />

die „Renner“, andere wollen dies noch werden.<br />

Die Seidenmalerei beispielsweise wird in unserem Haus<br />

schon seit 20 Jahren betrieben. Der zuverlässige Teilnehmerkreis<br />

läßt auch die Absicht erkennen, weitere<br />

Jahre zusammen malen zu wollen. Neuerdings im „Programm“<br />

gibt es für unsere Bewohner die Möglichkeit,<br />

„professioneller“ zu singen und zu musizieren. Wir hatten<br />

das Glück, die Musiktherapeutin Eva Capelle zur festen<br />

Mitarbeit gewinnen zu können. Nun hört man montags<br />

und mittwochs neue Klänge in unserem Haus.<br />

Für das Jahr 2014 haben wir auch schon neue Aktivitäten<br />

innerhalb des Hauses geplant. Außerdem haben<br />

wir beschlossen, unseren 9-plätzigen Bus mal wieder<br />

häufiger für Ausflüge zu benutzen. Als Ausflugsziele sind<br />

zum Beispiel das Rittergut Birkhoff und die Zievericher<br />

Mühle geplant<br />

Abschließend wollen wir an dieser Stelle all denen herzlich<br />

danken, die wo und wie auch immer, einen Beitrag<br />

für das Wohlbefinden unser Hausbewohner geleistet haben<br />

oder leisten.


36<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong> Leben im Alter<br />

Seniorenzentrum<br />

Haus Tabita<br />

Rainer Gerdau<br />

Einrichtungsleiter<br />

Das Seniorenzentrum Haus Tabita ist seit 2004 Heimat<br />

für 80 Hilfs- und pflegebedürftige Bewohner aus Korschenbroich,<br />

Kleinenbroich und den umliegenden Ort-<br />

schaften. Die Bewohner leben in insgesamt neun Hausgemeinschaften<br />

verteilt auf drei Wohnbereichen. Der<br />

Wohnbereich 1, bislang ein geschützter Wohnbereich<br />

für dementiell veränderte Bewohner, erfährt seit der Eröffnung<br />

von Haus Timon seine langsame Umwidmung<br />

zu einem speziellen Wohnbereich für schwerstpflegebedürftige<br />

Bewohner. Ähnlich wie in so genannten Pflegeoasen<br />

ist hier ein Bereich entstanden, in dem auch ständig<br />

bettlägerige Bewohner weitestgehend an einem normalen<br />

Tagesablauf in Gemeinschaft teilnehmen können.<br />

So wird vermieden, dass Bewohner den meisten Teil des<br />

Tages isoliert in ihrem Zimmer verbringen. Abweichend<br />

vom Konzept der Pflegeoasen soll aber ganz bewusst<br />

der Wechsel vom privaten eigenen Zimmer in den öffent-


Leben im Alter <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong><br />

37<br />

lichen Tagesaufenthalt erhalten bleiben. Ansonsten weist<br />

die Zusammensetzung der Bewohner seit Jahren wenig<br />

Veränderung auf. Das Durchschnittsalter liegt konstant<br />

um die 85 Jahre. Die jüngste Bewohnerin ist mit aktuell<br />

61 Jahren 41 Jahre jünger als unsere älteste Bewohnerin<br />

mit 102 Jahren. Die durchschnittliche Verweildauer liegt<br />

bei etwa dreieinhalb Jahren. Der männliche Anteil an den<br />

Bewohnern schrumpfte weiter auf jetzt nur noch 15%. Die<br />

Verteilung nach Pflegestufen hat sich kaum verändert. Im<br />

Jahresdurchschnitt lag bei ca. 80% aller Bewohner die<br />

Pflegestufe 2 oder 3 vor. 20% waren in die leichteste Pflegestufe<br />

1 eingestuft.<br />

Angebote der Sozialen Betreuung im Haus<br />

Neben der pflegerischen Betreuung unserer Bewohner<br />

spielt die psychosoziale Betreuung eine wichtige Rolle.<br />

Ein differenziertes Angebot von Gruppenaktivitäten und<br />

einzelbetreuerischen Maßnahmen trägt dazu bei, dass<br />

sich unsere Bewohner als Teil einer Gemeinschaft verstehen<br />

können. Rückzugstendenzen, Vereinsamung und in<br />

der Folge depressiven Verhaltensweisen wird so vorgebeugt.<br />

Diesem Ziel dienen auch die vielen gemeinsamen<br />

Feste und Einzelveranstaltungen im Jahresverlauf. Unter<br />

Einbeziehung der örtlichen Vereine und ehrenamtlicher<br />

Kräfte aus der Gemeinde ermöglichen wir den Bewohnern<br />

am kulturellen Leben außerhalb des Hauses teilnehmen<br />

zu können. So wirken wir der Gefahr entgegen, sich<br />

abgeschoben und isoliert zu fühlen und es wächst ein Bewusstsein,<br />

wichtiger Bestandteil der Gemeinde zu sein.<br />

Ein Höhepunkt jeden Jahres ist die Einladung und liebevolle<br />

Bewirtung unserer Bewohner durch die St. Sebastianus<br />

Bruderschaft ins Schützenzelt.<br />

Auch wenn das Wetter es in diesem Jahr nicht so gut mit<br />

uns meinte, war die Stimmung während unserer Schiffstour<br />

am Niederrhein richtig gut. Nicht nur Bewohner aus<br />

unserer Einrichtung freuten sich sehr, als mit Frau Dobisch<br />

eine aus ihrem Kreis als älteste Einwohnerin der<br />

Stadt geehrt wurde.<br />

Qualitätssicherung in der Pflege<br />

Bundesweit anerkannter und geforderter Maßstab für<br />

die Pflegequalität sind die so genannten „Expertenstandards“,<br />

herausgegeben vom Deutschen Netzwerk für<br />

Qualitätsentwicklung in der Pflege DNQP, angesiedelt<br />

an der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät<br />

der Hochschule Osnabrück. Mittlerweile liegen Expertenstandards<br />

zu folgenden Pflegeschwerpunkten vor:<br />

• Dekubitusprophylaxe<br />

• Entlassungsmanagement<br />

• Schmerzmanagement<br />

• Sturzprophylaxe<br />

• Förderung der Harnkontinenz in der Pflege<br />

• Pflege von Menschen mit chronischen Wunden<br />

• Sicherstellung und Förderung der oralen Ernährung in<br />

der Pflege<br />

Die Pflegestandards und Prozessbeschreibungen in der<br />

Pflege aller Einrichtungen basieren u.a. auf den in den<br />

Expertenstandards vorgegebenen Qualitätskriterien.<br />

Die Arbeit der Qualitätssicherung in der Einrichtung besteht<br />

zu einem großen Teil darin, diese Vorgaben auf die<br />

Handlungsebene jeden einzelnen Mitarbeiters herunterzubrechen.<br />

Dazu sind erhebliche Anstrengungen im Bereich<br />

der Dokumentation, Schulung, Beobachtung und<br />

Kontrolle des Pflegealltags sowie der Evaluation der umgesetzten<br />

Maßnahmen notwendig. Auch die regelmäßigen<br />

Qualitätsprüfungen des Medizinischen Dienstes<br />

der Krankenkassen (MDK) und durch die Heimaufsicht<br />

der Kommunen stützen sich zu großen Teilen auf genau<br />

diesen Bereich. Die guten bis sehr guten Bewertungen<br />

durch beide Institutionen haben den Mitarbeitern <strong>2013</strong><br />

gezeigt, dass ihr Engagement und die Anstrengungen<br />

bei der Umsetzung der anspruchsvollen Qualitätsziele<br />

gewürdigt wurden. Sie waren gleichzeitig Ansporn, in<br />

diesem Bemühen nicht nachzulassen und auch in den<br />

folgenden Jahren die hohe Pflegequalität aufrecht erhalten<br />

zu können.<br />

Personal/Ausbildung<br />

Die Vorboten des vielbeschworenen „Pflegenotstands“<br />

erreichen so langsam auch unsere Einrichtungen. Gut<br />

ausgebildetes Personal ist auf dem freien Arbeitsmarkt<br />

selten geworden. In einer solchen Situation ist es dann<br />

hilfreich, dass das Haus Tabita eine geringe Fluktuation


38<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong> Leben im Alter<br />

bildungsverhältnis übernommen. Da in der Vergangenheit<br />

gute Erfahrungen damit gemacht wurden, langjährig<br />

bei uns beschäftigten Hilfskräften auch in fortgeschrittenem<br />

Alter noch einmal die Möglichkeit einer qualifizierten<br />

Ausbildung zu eröffnen, wurde bei zwei dieser Schüler<br />

dieser Weg beschritten. Die anderen beiden Schüler kamen<br />

direkt nach erfolgreichem Schulabschluss zu uns.<br />

Um die Situation auf dem Arbeitsmarkt für Pflegefachkräfte<br />

deutlich zu verbessern, werden in der Öffentlichkeit<br />

viele Vorschläge diskutiert und eigentlich ist die Diskussion<br />

wenig kontrovers. Alle wissen was zu tun ist.<br />

Bessere Bezahlung der Pflegekräfte - bessere berufliche<br />

Aufstiegsmöglichkeiten -Verringerung der vielschichin<br />

der Mitarbeiterschaft aufweist. Die Neubesetzung von<br />

freiwerdenden Stellen gestaltet sich demensprechend<br />

schwierig. Auch das Interesse an Ausbildungsplätzen für<br />

den Pflegeberuf reicht nicht aus, um den Bedarf zu decken.<br />

Das Diakonische Werk hat deshalb schon frühzeitig<br />

darauf gesetzt, selber viel in die eigenen Ausbildungskapazitäten<br />

zu investieren. So konnten im vergangenen<br />

Jahr im Haus Tabita vier Altenpflegeschüler ihre Ausbildung<br />

erfolgreich abschließen. Zwei von ihnen konnten<br />

direkt in ein Arbeitsverhältnis übernommen werden. Um<br />

auch in Zukunft den Bedarf an Examinierten Altenpflegekräften<br />

wenigstens zum Teil mit eigenen Kräften decken<br />

zu können, wurden <strong>2013</strong> vier Bewerber neu in ein Aus-


Leben im Alter <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong><br />

39<br />

Ergebnisse MDK-Prüfungen <strong>2013</strong><br />

Einrichtung Tag der Pflege und Umgang mit Soziale Betreuung Wohnen, Ver- Gesamt- Befragung Landes-<br />

Prüfung medizinische demenzkranken u. Alltagsgestaltung pflegung, Haus- ergebnis d. Bewohner durchschnitt<br />

Versorgung Bewohnern wirtschaft, Hygiene ø<br />

Seniorenzentrum<br />

• Markuskirche 8. 1. <strong>2013</strong> 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0 1,1<br />

Dormagen<br />

• Haus Tabita 21. 11. <strong>2013</strong> 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0 1,1<br />

Kleinenbroich<br />

• Haus Timon 6. 5. <strong>2013</strong> 1,1 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0 1,1<br />

Kleinenbroich<br />

• Albert-Schweitzer-Haus 4. 9. <strong>2013</strong> 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0 1,1<br />

Grevenbroich<br />

tigen Arbeitsbelastungen, um nur einiges zu nennen. Alle<br />

wissen Bescheid und wollen nur das Beste, aber eigentlich<br />

verändert sich nichts.<br />

FSJ/Bundesfreiwilligendienst<br />

Der Einsatz von zusätzlichen Mitarbeitern über die Programme:<br />

„Freiwilliges Soziales Jahr“ und „Bundesfreiwilligendienst“<br />

hat wieder zugenommen und ist für die<br />

Betreuung der Bewohner von außerordentlicher Bedeutung.<br />

Der direkte Kontakt zu den meist jungen Leuten<br />

kommt bei fast allen Bewohnern gut an. Gerade sie haben<br />

oft die Zeit für einen Plausch oder einen Spaziergang,<br />

zu dem die Pflegekräfte auf Grund ihrer hohen Arbeitsbelastung<br />

nicht mehr kommen. Zusätzliche Gruppenangebote,<br />

die durch ihren Einsatz möglich werden,<br />

bereichern den Alltag vieler Bewohner zusätzlich. Insgesamt<br />

waren <strong>2013</strong> sieben Mitarbeiter im Rahmen „Bundesfreiwilligendienst“<br />

bei uns beschäftigt und zwei junge<br />

Frauen leisteten ihr „Freiwilliges Soziales Jahr“ bei<br />

uns ab.<br />

Dabei fiel uns eine Veränderung bei den Gründen auf,<br />

aus denen die jungen Leute zu uns kommen. War es früher<br />

meist eine bewusste Entscheidung, zwischen Schule<br />

und Ausbildung mal etwas völlig Anderes zu machen,<br />

sind die Gründe heute vielfältiger. Es melden sich mehr<br />

Bewerber, die nach einer Ausbildung noch keinen Einstieg<br />

ins Berufsleben gefunden haben, um nicht tatenlos<br />

zu Hause rumzusitzen. Es kommen aber auch Bewerber<br />

zu uns, die einfach noch gar keine Berufsperspektive für<br />

sich entwickelt haben und nicht selten von den Eltern in<br />

eine solche Tätigkeit gedrängt werden. Auch kommt es<br />

vor, dass Abiturienten in einem ersten Durchgang noch<br />

nicht den Studienplatz Ihrer Wahl erhalten haben und eine<br />

Wartezeit sinnvoll überbrücken wollen.


40<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong> Leben im Alter<br />

Seniorenzentrum<br />

Haus Timon<br />

sammelten Erfahrungen damit, welche Angebote und<br />

Veranstaltungen von den Bewohnern gut angenommen<br />

wurden.<br />

Rainer Gerdau<br />

Einrichtungsleiter<br />

Mit Abschluss des Jahres <strong>2013</strong> liegen nun erstmals Erfahrungen<br />

aus der Arbeit eines vollständigen Kalenderjahres<br />

in Haus Timon vor. In vielen Arbeitsbereichen war<br />

das Jahr bestimmt durch den Übergang von der Startund<br />

Aufbauphase zu einem normalen Dauerbetrieb.<br />

Themen, die in den Anfangsmonaten zurückgestellt werden<br />

mussten, kamen nun zu ihrem Recht. Viele jährlich<br />

stattfindende Termine fanden <strong>2013</strong> zum ersten Mal statt.<br />

Mitarbeiter aus der Pflege und der betreuenden Dienste<br />

Konzeptionelles<br />

Dass Menschen eine Persönlichkeit haben und sind,<br />

ist unabhängig von Alter, Geschlecht, Erkrankung. Alle<br />

Bewohner/innen haben ein Recht auf den Schutz ihres<br />

persönlichen Raums und ihrer Intimität. Sie brauchen<br />

Möglichkeiten des Rückzugs und des Zurückhaltens,<br />

sie brauchen Schutz ihrer intimen Räume, der körperlichen,<br />

wie der anderen. Dies gilt auch und gerade für<br />

Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen, wie Demenz<br />

oder dem Wiedererleben kriegstraumatischer Erfahrungen.<br />

Wir müssen in der Pflege persönliche und intime<br />

Schutzgrenzen der Bewohner/innen überschreiten.<br />

Wir tun dies so wenig wie möglich und so achtsam wie<br />

möglich. Wir müssen z. B. einen Raum betreten, doch<br />

wir klopfen an. Wir müssen z. B. Menschen an intimen<br />

Stellen waschen. Wir tun dies, doch wir benennen das<br />

und halten das nicht für selbstverständlich.


Leben im Alter <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong><br />

41<br />

Wer sich in einer stationären Einrichtung der Altenhilfe<br />

niederlässt, wird in seinen Wahlmöglichkeiten eingeschränkt.<br />

Schon der Einzug entspringt oft der Notwendigkeit<br />

und nicht der freien Wahl. Die Menschen, mit denen<br />

man jeden Tag zu tun hat, das Essen, die Umgebung<br />

– vieles kann nicht mehr frei gewählt werden. In<br />

psychischen Beeinträchtigungen und insbesondere der<br />

Demenz, werden die Wahl- und Bewegungsmöglichkeiten<br />

weiter begrenzt. Wir wissen darum und respektieren<br />

das Bedürfnis der Menschen, die wir begleiten,<br />

nach Freiheit und Wahlmöglichkeiten. Deren Einschränkungen<br />

begrenzen wir auf das Mindestmaß, so dass sich<br />

die Notwendigkeit des Schutzes und der Pflege ergibt.<br />

Wir bemühen uns, im Alltag möglichst viele Wahlmöglichkeiten<br />

zu schaffen und ermutigen die Bewohner/innen,<br />

diese zu nutzen. Dabei wissen wir, dass diese oft<br />

andere Ausdrucksmöglichkeiten nutzen, als wir es tun,<br />

um ja oder nein zu sagen.<br />

Jede Pflege besteht aus Begegnungen zweier Menschen,<br />

aus denen Beziehungen erwachsen können. Jede<br />

würdigende Pflege muss deshalb die Beziehung zwischen<br />

Pflegenden und Gepflegten in den Mittelpunkt der<br />

Aufmerksamkeit stellen. Dazu gehört: Beziehungsstörungen<br />

müssen ernst genommen und geklärt werden,<br />

ggf. mit Hilfe anderer. Aggressives oder verletzendes<br />

Verhalten von Bewohnern, insbesondere von solchen<br />

mit demenziellen Erkrankungen, hat immer auch Beziehungsaspekte<br />

(z. B. sich allein gelassen/unverstanden/überfordert<br />

fühlen). Daran versuchen wir anzuknüpfen.<br />

Wir nehmen die Resonanzen der Bewohner/innen<br />

auf uns ernst und unsere Resonanzen auf sie. Für das<br />

Wohlbefinden der Bewohner ist die Atmosphäre, in der<br />

sie leben, wesentlich. Diesen emotionalen Raum und<br />

den Gefühlen der Menschen, die wir begleiten, schenken<br />

wir deshalb besondere Achtsamkeit. Psychische Beeinträchtigungen<br />

sind immer auch emotionale Veränderungen,<br />

zum Beispiel bei der Altersdepression und beim<br />

Erleben von Kriegs- und anderen Traumata. Die demenzielle<br />

Erkrankung ist mehr als ein emotionaler Kontrollverlust,<br />

sie beinhaltet tiefgreifende Änderungen der Gefühlswelten:<br />

Scham, Angst, Hilflosigkeit, aggressive Gefühle,<br />

Einsamkeit ... aber auch Trost, Liebe ...Wir respektieren<br />

diese Gefühle und ihren Ausdruck. Wir versuchen,<br />

Gefühle zu verstehen und auf sie authentisch zu reagieren.<br />

Dabei nehmen wir auch unsere eigenen Gefühle<br />

ernst und stellen sie in den Dienst professioneller Pflege.<br />

Pflege ist immer auch emotionale Begleitung.<br />

Eine Leitorientierung unserer Arbeit ist das verstehende<br />

Mitgefühl bzw. das mitfühlende Verstehen. Als Mitgefühl<br />

bezeichnen wir die Fähigkeit, sich in leidende Menschen<br />

hineinzuversetzen und deren Leiden zu spüren –<br />

nicht von oben herab, sondern auf gleicher Augenhöhe.<br />

Wir sind Menschen, die mitfühlen, und wir sind Fachkräfte,<br />

die sich bemühen zu verstehen, was Menschen bewegt,<br />

worin ihr Leiden besteht und worin auch ihre Kräfte<br />

und Ressourcen liegen. Deshalb: verstehendes Mitgefühl.<br />

Geborgenheit ist und braucht Schutz, Wärme und<br />

Vertrauen. Wer an einer psychischen Beeinträchtigung<br />

leidet, empfindet dies meist als Bedrohung. Seine Lebenswelt<br />

wird als rau und bedrohlich erlebt, die Selbstsicherheit<br />

schwindet – beide Aspekte verstärken sich gegenseitig.<br />

Die Geborgenheit schwindet. Die Suche v.a.<br />

demenzkranker Menschen nach Geborgenheit kann ihre<br />

Erfüllung nicht mehr in der Wiederherstellung früherer<br />

familiärer Zustände und vergangener Lebenswelten<br />

finden. Die Erlebensqualität von Geborgenheit und Vertrautheit<br />

findet sich vor allem in der würdigenden Begegnung<br />

von Person zu Person. Wir bemühen uns, in<br />

den Menschen, die wir pflegen und begleiten, das Gefühl<br />

der Geborgenheit entstehen zu lassen. Dazu bieten<br />

wir ihnen: Schutz vor existenziellen Bedrohungen, vor<br />

Schmerzen, Gewalt und Vernachlässigung und anderen<br />

Gefahren. Wenn sie sich bedroht fühlen, bieten wir ihnen<br />

an: Wir passen auf Sie auf! Dies gilt insbesondere<br />

für Bewohner/innen, die an Traumafolgen leiden. Wärme<br />

ist keine Frage des Heizungsthermostats, sondern<br />

vor allem der Atmosphäre und der Qualität der Begegnung.<br />

Wir bieten – so gut wir können – wärmenden Kontakt<br />

und bemühen uns, eine wärmende Umgebung zu<br />

schaffen. Vertrauen beinhaltet, anderen Menschen trauen<br />

zu können und keine Angst vor ihnen haben zu müssen.<br />

Wir vertrauen den Menschen, die wir begleiten, und


42<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong> Leben im Alter<br />

bieten ihnen an, uns zu vertrauen. Dazu gehört, dass<br />

wir ihr Recht auf Misstrauen respektieren. Wenn Menschen<br />

unter psychischen Beeinträchtigungen leiden, verändert<br />

sich der Kontakt zur Welt. Durch Angebote Sensomotorischer<br />

Kontaktförderung können Sinnesbrücken<br />

zur Umgebung geschaffen werden, die belebend wirken.<br />

In Sinnes- und Körpererfahrungen geht es nicht darum,<br />

herauszufinden, w a s man riecht, berührt, sieht oder,<br />

schmeckt ..., sondern es geht darum, ob man es mag<br />

oder nicht. Die Qualität der Sinneswahrnehmung ermöglicht<br />

eine Stärkung der Sinneskompetenzen, der (Wieder-)Belebung<br />

des Eigen-Sinns und somit einer Steigerung<br />

der individuellen Lebensqualität, insbesondere bei<br />

Menschen mit Demenz.<br />

Die Sensomotorische Kontaktförderung bietet unterschiedliche<br />

sinnliche Erfahrungs- und Erlebensmöglichkeiten<br />

des Kontaktes und der Begegnung an. Dazu bieten<br />

wir gezielt besondere therapeutische Hilfen über den<br />

therapeutischen und sozialen Dienst an. Vor allem aber<br />

nutzen wir jede Möglichkeit im Alltag, um Sinneserfahrungen<br />

zu stärken und selbstbestimmtes Bewegen zu<br />

unterstützen. Wirksamkeit ist eine Erfahrung, die für<br />

Menschen im Alltag selbstverständlich ist: Wenn die Wäsche<br />

gebügelt wird, sieht sie danach anders aus als vorher;<br />

wenn wir einem Menschen etwas sagen, hat das in<br />

der Regel irgendeine Wirkung. Doch durch psychische<br />

Zahlen und Fakten<br />

Altersstufenstatistik <strong>2013</strong>,<br />

männlich weiblich gesamt<br />

bis 65 Jahre 0 0 0 0 %<br />

65 bis 70 Jahre 1 1 2 5,0 %<br />

71 bis 75 Jahre 1 2 3 7,5 %<br />

76 bis 80 Jahre 0 2 2 5,0 %<br />

81 bis 85 Jahre 4 12 16 40,0 %<br />

86 bis 90 Jahre 4 10 14 35,0 %<br />

91 bis 100 Jahre 0 3 3 7,5 %<br />

über 100 Jahre 0 0 0 0 %<br />

Summen 10 30 40 100 %<br />

Alter ø 82,84 84,62 84,17<br />

Stichtag 31. 12. <strong>2013</strong><br />

Aufgenommene Bewohner<br />

nach Pflegestufen<br />

Aufnahme HF Pflegestuf 0 I II III Summe<br />

0 4 1 0 5<br />

Beeinträchtigungen von der Depression bis zur Demenz<br />

schwindet das Gefühl, wirksam zu sein. Viele psychisch<br />

erkrankte alte Menschen erleben immer mehr, dass sie<br />

mit ihren Handlungen und Äußerungen ins Leere gehen.<br />

Sie fühlen sich unwirksam. Das wiederum führt zu Rückzug<br />

und Resignation – ein sich verstärkender Prozess.<br />

Wir bemühen uns, den Bewohnern möglichst viele Wirksamkeitserfahrungen<br />

zu ermöglichen. Das betrifft Handlungen<br />

in ihrer sachlichen Umgebung, von der Gestaltung<br />

eines Bildes bis zur Beteiligung an der Herstellung<br />

von Mahlzeiten. Dies betrifft vor allem die Beziehungswirksamkeit.<br />

Wir lassen Bewohner nicht ins Leere gehen,<br />

sondern stellen uns und nehmen sie ernst. Psychische<br />

Erkrankungen, insbesondere im hohen Alter, beeinträchtigen<br />

die Identität eines Menschen. Die Sicherheit,<br />

auf die Frage „Wer bin ich“ eine Antwort zu wissen,<br />

bröckelt durch reduzierte soziale Erfahrungen, Wahnvorstellungen<br />

und Gedächtnisprobleme.<br />

Zur Identitätssicherheit gehört auch, sich in seiner Kontinuität<br />

zu erleben. Wer voller Zukunftsängste und seiner<br />

Geschichte verunsichert ist, erlebt sich in einer Identitätskrise.<br />

Krisen sind nicht objektiv zu charakterisieren,<br />

sie werden subjektiv und individuell unterschiedlich erlebt.<br />

Wir respektieren dieses unterschiedliche Erleben:<br />

Was für uns „normal“ oder eine kleine Beeinträchtigung<br />

sein kann, kann für Menschen, die wir pflegen und begleiten,<br />

als eine große existenzielle Krise erlebt werden.<br />

Menschen in Krisen brauchen: Schutz als Fundament<br />

der Geborgenheit; Halt durch andere; Nahrung im konkreten<br />

und übertragenen Sinn: von einer Tasse Kakao<br />

über tröstende Musik bis zu Worten, die helfen; Spiegel,<br />

wohlwollende und verständnisvolle Spiegel: „Ja, Sie sind<br />

jetzt ängstlich und durcheinander. Das würde mir an ihrer<br />

Stelle auch so gehen. Und jetzt schauen wir mal ...“<br />

Gegenüber, also ein haltgebendes Anderssein, also z. B.<br />

die Angst ernst nehmen und nicht bagatellisieren, sondern:<br />

„Sie haben Angst und das ist schlimm. Ich habe<br />

gerade keine Angst und passe auf Sie auf ...“ Darum bemühen<br />

wir uns.<br />

Einschränkungen des Gedächtnisses, wie sie Teil der Demenz-Erkrankung<br />

sind, sind kein isoliertes Ereignis, sondern<br />

haben wichtige Auswirkungen auf das Erleben der<br />

persönlichen Identität. Neue Erfahrungen können nicht<br />

mehr zugeordnet werden, also verlieren sich nicht nur<br />

Teile der persönlichen Geschichte im Nirgendwo, die Geschichte<br />

setzt sich nicht fort. Es geschieht nichts Neues<br />

mehr, außer dass Verluste erfahren werden. Die Verbin-


Leben im Alter <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong><br />

43<br />

Der „innere Ort der Bewertung“, den ein jeder Mensch<br />

hat, geht bei manchen alten Menschen durch die Demenz-Erkrankung<br />

verloren. Verschlimmernd kommt die<br />

häufig mangelnde Gelegenheit hinzu, eigene Bewertungen<br />

zu äußern, da Menschen mit Demenz oft zu wenig<br />

danach gefragt werden oder ihre Meinungsäußerungen<br />

schwer verstanden werden. Wertschätzungstraining<br />

ist daher nach modernen Erkenntnissen das beste<br />

Gedächtnistraining.<br />

Das Wertschätzungstraining erfolgt in unserer Einrichtung<br />

in besonderen Angeboten des therapeutischen und<br />

sozialen Dienstes. Und es durchzieht den Pflegealltag.<br />

Wir überlassen den Bewohnern so viele Entscheidungen<br />

wie möglich und wir fragen sie bei allen passenden Gelegenheiten<br />

nach dem, was sie wollen und wertschätzen.<br />

dungen zur Umwelt schwächen sich ab und verlieren ihre<br />

Bedeutung. Um dem entgegen zu wirken, gehen wir<br />

von der Erkenntnis aus, dass der Mensch nicht nur ein<br />

kognitives Gedächtnis der Fakten, Zahlen und des Denkens<br />

(= explizites Gedächtnis), sondern auch und vor<br />

allem ein Gedächtnis der Sinne, der Gefühle, des Körpers,<br />

des Erlebens (= implizites Gedächtnis oder Leibgedächtnis)<br />

hat. Gerade in der Begleitung von Menschen<br />

mit Demenz ist es besonders wichtig zu berücksichtigen,<br />

dass dieses Leibgedächtnis funktioniert, auch wenn das<br />

kognitive Gedächtnis eingeschränkt ist. Daher knüpfen<br />

wir im Pflegealltag und mit gezielten Angeboten daran<br />

an und mobilisieren insbesondere über Sinneskontakte<br />

das Leibgedächtnis. In der Biografiearbeit geht es uns<br />

nicht darum, so viele Informationen wie möglich zu sammeln,<br />

sondern diejenigen, die im erlebten Leben der jeweiligen<br />

Person besonders wichtig waren und sind. Dazu<br />

nutzen wir die „Biografie-Brücken“. Wir bemühen uns<br />

darum, neben besonderen Angeboten am Leibgedächtnis<br />

orientierter Biografiearbeit auch im Pflegealltag an<br />

den Ressourcen, die sich aus der Biografie der Bewohner/innen<br />

ergeben, anzuknüpfen.<br />

Der Kern der Desorientierung von Menschen mit demenziellen<br />

Erkrankungen besteht darin, dass sie neue Eindrücke<br />

nicht mehr oder immer weniger mit alten Erfahrungen<br />

verknüpfen können. Außerdem wird ihnen gerichtet<br />

sein, das Richten ihres Wollens, ihres Interesses,<br />

ihrer Bewegungen, der Orientierung ihres Erlebens<br />

schwächer. Dieser schleichende Prozess zunehmender<br />

Desorientierung kann verlangsamt bzw. zeitweilig aufgehalten<br />

werden, durch räumliche und personelle Orientierungshilfen.<br />

Dabei setzen wir in unserem Haus<br />

besonders drei Schwerpunkte:<br />

• Wir geben den Menschen mit Demenz so viele räumliche<br />

Orientierungshilfen wie möglich.<br />

• Wir bieten besondere Orientierungs-Trainings durch<br />

Angebote des therapeutischen und sozialen Dienstes.<br />

• Wir wissen und berücksichtigen, dass wir für Pflegende<br />

und Begleitende die wichtigste Orientierungshilfe<br />

sind. Wir bemühen uns um orientierungsstützende<br />

Begegnungen im Alltag und nutzen dabei das Konzept<br />

der spürenden Begegnungen.<br />

Die spürenden Begegnungen sind Begegnungen zwischen<br />

Menschen, die einerseits motorisch erfolgen und<br />

andererseits ein Angebot beinhalten, Begegnungen zu<br />

erleben.<br />

Die Wichtigsten sind:<br />

• das Sehen und Gesehen werden<br />

• das Tönen, das Hören und Gehört-Werden<br />

• das Greifen und Ergriffen-Werden<br />

• das Drücken und Gedrückt-Werden<br />

• das Anlehnen.<br />

Wir bieten den demenziell erkrankten Bewohnern solche<br />

spürenden Begegnungen in respektierender Wahlfreiheit<br />

an und unterstützen so ihre Orientierungsmöglichkeiten<br />

und -fähigkeiten.


44<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong> Leben im Alter<br />

Seniorenzentrum Markuskirche<br />

Der Pflegeaufwand bei den Bewohnern wächst<br />

Franz-Josef<br />

Laermanns<br />

Einrichtungsleiter<br />

Die im letzten <strong>Jahresbericht</strong> beschriebene Standortbestimmung<br />

des Seniorenzentrums Markuskirche zeigt<br />

auch in <strong>2013</strong> und Anfang 2014, dass der eingeschlagene<br />

Weg der Versorgung hilfebedürftiger älterer Menschen,<br />

vorwiegend aus Horrem und Dormagen, der richtig eingeschlagene<br />

Weg zu sein scheint, wie aus den Anfragen<br />

und Neuaufnahmen erkennbar ist.<br />

Bewohner<br />

Auch <strong>2013</strong> lebten in unserem Haus 80 Bewohnerinnen<br />

und Bewohner mit einer Belegungsdichte von 99 %. Davon<br />

wurden 22 Personen neu aufgenommen. 18 Personen<br />

kamen aus Dormagen, 9 davon aus Dormagen-<br />

Horrem. Wie schon im letzten Jahr, besaßen ca. 85 % der<br />

Bewohner nur eine eingeschränkte Alltagskompetenz im<br />

Sinne des § 45a SGB 11. Betrachtet man die Entwicklung<br />

der Bewohner-Pflegestufen von 2008, so läßt sich<br />

unschwer erkennen, dass die pflegerische Versorgung<br />

zusehends aufwendiger und entsprechend mehr Personal<br />

benötigt wird, um diesem Versorgungsaufwand gerecht<br />

zu werden. Gerade der Anstieg bei den Bewohnern<br />

an Pflegestufe 2 und 3 macht das sehr deutlich.<br />

Mitarbeiter in der Pflege und Betreuung<br />

Durchschnittlich 32 Vollzeitkräfte, verteilt auf ca. 45 Personen,<br />

versorgten in der Pflege unsere Bewohnerinnen<br />

und Bewohner. Neben den Pflegefachkräften, 14 ex. Altenpflegerinnen<br />

und 6 Gesundheits- und Krankenpflegerinnen,<br />

sind es 21 angelernte Pflegekräfte und 4 Altenpflegehelferinnen<br />

mit einer 1-jährigen Ausbildung, die<br />

unsere Bewohnerinnen und Bewohner pflegerisch versorgen.<br />

Mit unseren Mitarbeitern sind wir derzeit in der<br />

Lage, eine Fachkraftquote von über 50% zu gewährleisten.<br />

Unterstützt werden die Pflegemitarbeiter durch 4<br />

Betreuungsassistenten, zwei Mitarbeiterinnen im Sozialdienst,<br />

bis zu 5 meist junge Menschen im Freiwilligen<br />

Sozialen Jahr (FSJ) oder Bundesfreiwilligendienst (Buf-<br />

Di), bis zu 10 über Aufwandentschädigung honorierte<br />

Schüler und Studenten und ca. 15 ehrenamtlichen Mitarbeitern.<br />

Ausbildung im Seniorenzentrum Markuskirche<br />

Um den auf uns zukommenden Pflegenotstand entgegenzuwirken,<br />

bilden wir seit der Betriebsaufnahme Pflegefachkräfte<br />

aus, die nach einer 3-jährigen Ausbildungszeit<br />

die Qualifikation einer ex. Altenpflegerin haben. Die<br />

Ausbildung mit einem hohen Anteil an theoretischem Unterricht<br />

(ca. 40% der Ausbildungszeit) wird in Kooperation<br />

mit Fachseminaren in Neuss und Düsseldorf-Kaiserswerth<br />

vermittelt. Der breitgefächerte praktische Teil<br />

wird im Seniorenzentrum Markuskirche vermittelt (ca.<br />

45 % der Ausbildungszeit). Praktika im Akut-Krankenhaus<br />

Dormagen-Hackenbroich, in der Geronto-Psychiatrischen<br />

Abteilung der Augustinus-Kliniken in Neuss und<br />

in der Ambulanten Pflege des Diakonischen Werkes ergänzen<br />

mit ca. 15% (21 Wochen) den praktischen Teil<br />

der Ausbildung.<br />

Im Jahr <strong>2013</strong> konnten erstmals zwei Auszubildende nach<br />

Beendigung ihrer dreijährigen Ausbildungszeit im Haus<br />

als ex. Altenpflegerinnen übernommen werden. Derzeit<br />

befinden sich sechs junge Menschen in der Ausbildung<br />

zu ex. Altenpflegern/innen. Den Schülern der Altenpflegehelfer-Ausbildung<br />

bieten wir bei Anfrage die Möglichkeit,<br />

den praktischen Teil dieser schulischen Ausbildung<br />

in unserem Haus zu absolvieren. Das gleiche gilt für die<br />

Qualifikation zur Sozialhelferin und zur Betreuungsassistentin.<br />

Seit September <strong>2013</strong> bilden wir auch einen<br />

Auszubildenden zum Bürokaufmann aus.<br />

Das Quartier<br />

Das Seniorenzentrum Markuskirche befindet sich im<br />

Zentrum von Horrem und somit im Gestaltungsbereich


Leben im Alter <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong><br />

45<br />

der Initiative „Soziale Stadt Dormagen Horrem“, in dem<br />

gemeinsam mit der Stadt Dormagen und vielen Vereinen,<br />

Initiativen, Institutionen und Interessensgemeinschaften<br />

über ein Förderprogramm des Landes NRW mit<br />

dazu beitragen wollen, dass die Wohn- und Lebensqualität<br />

in Dormagen Horrem erheblich verbessert wird. Auch<br />

bedingt durch die stetig steigende Altersstruktur nehmen<br />

die Anlaufstellen für Senioren eine zentrale Funktion<br />

in der Infrastruktur des Quartiers ein und sind zunehmend<br />

nicht nur für die Bewohner in der vollstationären<br />

Versorgung eine wichtige „Versorgungsstelle“. Angebote<br />

wie Stationärer Mittagstisch, Ambulante Pflege,<br />

Seniorengymnastik, Diabetikerschulung, Seniorenberatung,<br />

offene Freizeitangebote, Treffmöglichkeiten und<br />

Veranstaltungen für Senioren, bieten den Menschen im<br />

Quartier Horrem ein Zentrum für Senioren an. Dabei sind<br />

auch die barrierefreie Erreichbarkeit und die gute verkehrstechnische<br />

Anbindung neben den ortsnahen Versorgungsmöglichkeiten<br />

für viele wichtige Belange mitentscheidende<br />

Merkmale für die Qualität eines modernen<br />

Quartiers.<br />

Ausblick<br />

Ein breitgefächertes Gesamtangebot in der bedürfnisorientierten<br />

Versorgung älterer Menschen im Quartier und<br />

teilweise darüber hinaus, mit einer sehr guten vollstationären<br />

und ambulanten Pflegeversorgung, wird auch weiterhin<br />

unser Ziel sein, um den älteren Menschen in unserem<br />

Umfeld gerecht zu werden und auch weiterhin ein<br />

fester Bestandteil in der Versorgung älterer Menschen<br />

für Horrem und Dormagen zu sein.


46<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong> Einrichtungen und Kontakte<br />

Einrichtungen<br />

und Kontakte<br />

Rhein-<br />

Kreis<br />

Neuss<br />

Familien- und Jugendhilfe<br />

Kinder- und Jugendtreff<br />

Am Rübenweg 16<br />

41540 Dormagen<br />

Tel. 02133 / 53 65 27<br />

Fax 02133 / 24 45 89<br />

andreas.stefen@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartner: Andreas Stefen<br />

Flexible Erziehungshilfe Dormagen (FED)<br />

Knechtstedener Straße 20, 41540 Dormagen<br />

Tel. 02133 / 21 45 31<br />

Fax: 02133 / 24 45 89<br />

liane.kusch@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartnerin: Liane Kusch<br />

Aufsuchende Familienhilfe<br />

Wilhelmitenstr. 10, 41515 Grevenbroich<br />

Tel.: 02181 / 21 23 218<br />

Fax: 02181 / 21 23 226<br />

constanze.studeny@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartnerin: Constanze Studeny<br />

Sozialberatung<br />

Wilhelmitenstr. 10, 41515 Grevenbroich<br />

Tel.: 02181 / 21 23 211<br />

Fax: 02181 / 21 23 226<br />

wiltrud.winzen@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartnerin: Wiltrud Winzen<br />

Wohngebietsbetreuung<br />

Wilhelmitenstraße 10, 41515 Grevenbroich<br />

Tel. 02181 / 21 23 215<br />

Fax: 02181 / 21 23 226<br />

constanze.studeny@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartnerin: Constanze Studeny<br />

Ehrenamtliches Engagement<br />

FreiwilligenAgentur Dormagen<br />

Knechtstedener Straße 20, 41540 Dormagen<br />

Tel.: 02133 / 53 92 20<br />

Fax: 02133 / 24 45 89<br />

dagmar.drossart@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartnerin: Dagmar Drossart


Einrichtungen und Kontakte <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong><br />

47<br />

Psychiatrische Hilfen<br />

Sozialpsychiatrisches Zentrum (SPZ)<br />

Knechtstedener Str. 20, 41540 Dormagen<br />

Tel. 02133 / 47 73 33<br />

Fax 02133 / 47 00 77<br />

Kontakt- und Beratungsstelle<br />

Knechtstedener Str. 20, 41540 Dormagen<br />

Tel. 02133 / 47 73 33<br />

Fax 02133 / 47 00 77<br />

helga.loenze@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartnerin: Helga Lönze<br />

Ambulant Betreutes Wohnen<br />

• Wilhelmitenstr. 10, 41515 Grevenbroich<br />

Tel. 02181 / 21 23 211<br />

Fax 02181 / 21 23 226<br />

Ansprechpartnerin: Wiltrud Winzen<br />

wiltrud.winzen@DiakonischesWerk.de<br />

• Knechtstedener Str. 20, 41540 Dormagen<br />

Tel. 02133 / 47 79 04<br />

Fax 02133 / 47 00 77<br />

karl-alexander.loewenthal@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartner: Karl-Alexander Löwenthal<br />

Leben im Alter<br />

Beratungsstelle für Fragen im Alter<br />

• Knechtstedener Straße 20<br />

41540 Dormagen<br />

Tel.: 02133 / 53 92 21<br />

Fax: 02133 / 24 45 89<br />

dagmar.drossart@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartnerin: Dagmar Drossart<br />

• Dietrich-Bonhoeffer-Str. 3<br />

41352 Korschenbroich-Kleinenbroich<br />

Tel.: 02161 / 57 44 - 195<br />

rosemarie.moertzsch@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartnerin: Rosemarie Mörtzsch<br />

<strong>Diakonie</strong> Pflegestation<br />

Jüchen / Korschenbroich<br />

Markt 9, 41363 Jüchen<br />

Tel.: 02165 / 91 12 29<br />

Fax: 02165 / 91 12 30<br />

andreas.effertz@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartner: Andreas Effertz<br />

<strong>Diakonie</strong> Pflegestation<br />

Grevenbroich / Rommerskirchen<br />

Am Ständehaus 10, 41515 Grevenbroich<br />

Tel.: 02181 / 60 52 16<br />

Fax: 02181 / 60 52 48<br />

barbara.schuenzel@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartnerin: Barbara Schünzel<br />

<strong>Diakonie</strong> Pflegestation<br />

Dormagen<br />

Weilerstr. 18a, 41540 Dormagen<br />

Tel.: 02133 / 26 60 999<br />

Fax: 02133 / 21 09 42<br />

sandra.effertz@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartnerin: Sandra Effertz<br />

Palliativfachpflegedienst<br />

Rhein-Kreis Neuss<br />

Weilerstr. 18a, 41540 Dormagen<br />

Tel.: 02133 / 26 60 999<br />

Fax: 02133 / 21 09 42<br />

sandra.effertz@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartnerin: Sandra Effertz<br />

Seniorenzentrum Albert-Schweitzer-Haus<br />

Am Ständehaus 10, 41515 Grevenbroich<br />

Tel.: 02181 / 605 - 1<br />

ines.netzer@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartnerin: Ines Netzer<br />

Seniorenzentrum Haus Tabita<br />

Dietrich-Bonhoeffer-Str. 2<br />

41352 Korschenbroich-Kleinenbroich<br />

Tel.: 02161 / 57 44 - 0<br />

rainer.gerdau@Haus-Tabita.de<br />

Ansprechpartner: Rainer Gerdau<br />

Seniorenzentrum Haus Timon<br />

Dietrich-Bonhoeffer-Str. 4<br />

41352 Korschenbroich-Kleinenbroich<br />

Tel.: 02161 / 57 44 - 0<br />

rainer.gerdau@Haus-Timon.de<br />

Ansprechpartner: Rainer Gerdau<br />

Seniorenzentrum Markuskirche<br />

Weilerstr. 18a, 41540 Dormagen<br />

Tel.: 02133 / 26 605<br />

franz-josef.laermanns@Seniorenzentrum-Markuskirche.de<br />

Ansprechpartner: Franz-Josef Laermanns<br />

Tochterunternehmen<br />

Erftaue Service Gesellschaft GmbH<br />

Am Ständehaus 12, 41515 Grevenbroich<br />

Tel. 02181 / 605 - 541<br />

info@DiakonischesWerk.de<br />

Seniorenzentrum Albert-Schweitzer-Haus gGmbH<br />

Am Ständehaus 12, 41515 Grevenbroich<br />

Tel.: 02181 / 605 - 1<br />

info@DiakonischesWerk.de<br />

Seniorenzentrum Korschenbroich gGmbH<br />

Am Ständehaus 12, 41515 Grevenbroich<br />

Tel.: 02181 / 605 - 1<br />

info@DiakonischesWerk.de


48<br />

In der Nächsten Nähe<br />

Rhein-Kreis Neuss<br />

Diakonisches Werk<br />

Evangelischer Kirchengemeinden<br />

im Rhein-Kreis Neuss e. V.<br />

Am Ständehaus 12<br />

41515 Grevenbroich<br />

Telefon 02181 / 605 - 1<br />

www.DiakonischesWerk.de

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