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13-01-24 Logistik.pdf - Soest

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Gutachten <strong>Logistik</strong> – <strong>01</strong>/20<strong>13</strong><br />

Bebauungsplan Nr. 43 / 3. Änderung der Stadt <strong>Soest</strong>:<br />

Gutachterliche Stellungnahme zum Thema <strong>Logistik</strong> im Plangebiet<br />

Auftraggeber:<br />

Stadt <strong>Soest</strong><br />

Abteilung Stadtentwicklung<br />

Rathaus II<br />

Windmühlenweg 21<br />

59491 <strong>Soest</strong><br />

Bearbeitung:<br />

Frank Fisser<br />

agiplan GmbH<br />

Kölner Straße 80 - 82<br />

D-45481 Mülheim an der Ruhr<br />

1


Gutachten <strong>Logistik</strong> – <strong>01</strong>/20<strong>13</strong><br />

Inhalt<br />

1 Einleitung ............................................................................................................. 3<br />

1.1 Vorbemerkung ............................................................................................... 3<br />

1.2 Ziel und Szenarienbeschreibung ................................................................... 3<br />

2 Analyse der Ist-Situation ...................................................................................... 5<br />

2.1 Ausgangssituation ......................................................................................... 5<br />

2.2 Bewegungsdaten ........................................................................................... 6<br />

3 Kalkulationen / Betrachtung ................................................................................. 7<br />

3.1 Palettenkapazität ........................................................................................... 7<br />

3.2 Berechnung theoretische Systemleistung ..................................................... 8<br />

3.3 Grundstück und Gebäude ............................................................................. 9<br />

3.4 Flexibilitätsanforderungen ............................................................................. 9<br />

3.5 LKW Füllgrad ............................................................................................... 12<br />

3.6 Szenarienbewertung .................................................................................... <strong>13</strong><br />

4 Zusammenfassung ............................................................................................ 15<br />

Tabelle 1: Szenarien ................................................................................................... 5<br />

Tabelle 2: Zeitliche Verteilung .................................................................................. 10<br />

Abbildung 1: Grundstück ............................................................................................ 9<br />

2


Gutachten <strong>Logistik</strong> – <strong>01</strong>/20<strong>13</strong><br />

1 Einleitung<br />

1.1 Vorbemerkung<br />

Bei dem Bebauungsplan Nr. 43 handelt es sich um einen Angebots-Bebauungsplan,<br />

der aufgrund seiner Festsetzungen bestimmte Nutzungen im Geltungsbereich<br />

zulässt. Bei der planerischen Abwägung ist von den möglichen Auswirkungen<br />

auszugehen, die von einer angenommenen vollen Ausnutzung der Festsetzungen<br />

eintreffen. Die Fa. Kuchenmeister ist zwar heute schon Eigentümer eines<br />

Grundstücks im Teilbereich des o.g. Bebauungsplanes, dennoch ist eine bestimmte<br />

zukünftige Nutzung nicht festgesetzt. Im vorliegenden Fall geht es insbesondere um<br />

den Bereich, der aufgrund seiner Höhenfestsetzungen den Bau eines<br />

Hochregallagers zulässt. Dieser ist maßgeblich für das zu erwartende<br />

Verkehrsaufkommen verantwortlich. Es lassen sich unterschiedliche<br />

Nutzungsszenarien ableiten. Dabei wird grundsätzlich in zwei Szenarien<br />

unterschieden (siehe auch Kapitel 1.2):<br />

<br />

<br />

Ein allgemeines Szenario, dass die Nutzung des Grundstücks trotz<br />

vorherrschender Eigentumsverhältnisse durch einen <strong>Logistik</strong>dienstleister<br />

(aufgrund des möglichen Hochregallagers) vorsieht,<br />

Das zweite Szenario betrachtet die Ansiedlung der Fa. Kuchenmeister und die<br />

damit verbundenen logistischen Auswirkungen. Dieses ist weiter in einen<br />

schon geplanten 1. Bauabschnitt (gemäß Baugenehmigung) und eine<br />

mögliche Vollauslastung (weitere Bauabscnitte) des Lagers zu differenzieren,<br />

um maximal zu erwartende Verkehrszahlen zu ermitteln.<br />

Beide Fälle decken mögliche Verkehrsströme aus dem betrachteten Teilbereich des<br />

Bebauungsplanes ab. Der aus den übrigen Flächen resultierende Verkehr wird in<br />

einem gesonderten Verkehrsgutachten bewertet, welches die in diesem Gutachten<br />

aufgezeigten Teilverkehrsströme aufgreift.<br />

1.2 Ziel und Szenarienbeschreibung<br />

Ziel ist die Ermittlung der durch den Neubau eines Hochregallagers zu erwartenden<br />

LKW-Verkehre als Grundlage für Verkehrsgutachten und Schallimmissionsprognose.<br />

Im 1. Szenario werden Annahmen für die Nutzung durch einen <strong>Logistik</strong>dienstleister<br />

getroffen. Es wird ein Pauschalansatz über branchenübliche Lagerumschlagszahlen<br />

verwendet, die aus einer Vielzahl von Projekten abgeleitet werden können. Dieser<br />

Ansatz wird dann in zu erwartende Verkehrsströme umgerechnet.<br />

Es ist möglich, dass die Grundstücke nicht von der Fa. Kuchenmeister (heutiger<br />

Eigentümer) sondern auch von anderen Produktions- und <strong>Logistik</strong>firmen genutzt<br />

werden könnten. Es ist zu untersuchen, welche Auswirkungen ein mögliches<br />

Ausnutzen der Festsetzungen durch einen <strong>Logistik</strong>dienstleister, also nicht dem<br />

heutigen Eigentümer, zu erwarten sind. Dabei ist von den gleichen grundsätzlichen<br />

Berechnungen der Kapazität eines solchen Lagers auszugehen. Allerdings ist auch<br />

3


Gutachten <strong>Logistik</strong> – <strong>01</strong>/20<strong>13</strong><br />

die Frage zu klären, was überhaupt an diesem Standort realistischer Weise<br />

angesiedelt werden könnte.<br />

In diesem 1. Szenario bewirtschaftet ein beliebiger <strong>Logistik</strong>dienstleister das<br />

Hochregallager mit 48.000 Stellplätzen (maximaler Ausbau analog zur Vollauslastung<br />

durch die Fa. Kuchenmeister). Annahme ist, dass unterschiedliche Güter eingelagert<br />

werden. Eine durchschnittliche Lagerumschlagshäufigkeit kann bei einem<br />

Dienstleister mit ca. 10 pro Jahr angesetzt werden. Diese muss für das Szenario 1<br />

zur Berechnung herangezogen werden, da kein Systemkonzept für ein allgemeines<br />

Szenario vorliegen kann. Es erfolgt also eine Rückwärtsberechnung über die<br />

Lagerumschlagshäufigkeit (siehe Tabelle 1). Über diese Annahme kann die<br />

erforderliche Systemleistung berechnet werden. In diesem Szenario werden die LKW<br />

nur zu 60% gefüllt. Häufig haben die Dienstleister nicht bündelbare Ziele, so dass<br />

nicht alle Touren zu 100% auszulasten sind. Dieses trägt zur Erhöhung des<br />

Gesamtverkehrsvolumens bei.<br />

Im 2. Szenario wird ausgehend von tatsächlichen Bewegungsdaten der Fa.<br />

Kuchenmeister und den Systemparametern für ein Hochregallager in der derzeitigen<br />

Planung eine Berechnung der relevanten Faktoren durchgeführt, welche die<br />

Verkehrssituation beeinflussen.<br />

Dabei baut die Fa. Kuchenmeister entsprechend dem Bebauungsplan ein<br />

Hochregallager in der maximal möglichen Ausdehnung und betreibt dieses für ihre<br />

eigene Firmenlogistik. Diese ist dadurch geprägt, dass am Standort <strong>Soest</strong> an anderer<br />

Stelle bereits umfangreiche Fertigungsanlagen und Lagerhaltung betrieben werden,<br />

zusätzlich am neuen Standort Zuckerfabrik weitere Produktionsstätten gebaut<br />

werden sollen. Die Lageraktivitäten zu diesen Produktionsanlagen sollen nach<br />

heutigen Planungen auf dem Grundstück im Bebauungsplangebiet 43 konzentriert<br />

werden. Die Konstellation mit mehreren Produktions-Standorten in <strong>Soest</strong>, einem<br />

regelmäßigen Shuttleverkehr zwischen diesen und dem neuen <strong>Logistik</strong>zentrum sowie<br />

die Tatsache, dass in erster Linie Backwaren mit einer stark saisonalen Ausrichtung<br />

produziert und gelagert werden, lassen den Schluss zu, dass es sich bei dem<br />

anvisierten Vorhaben der Fa. Kuchenmeister um den Extremfall handelt, was die<br />

Auswirkungen bzgl. Verkehrserzeugung und Lärm angeht. Dieser wird weiter in 2<br />

unterschiedliche Mengensituationen eingeteilt.<br />

Im 1. Bauabschnitt (Szenario 2a) bleibt die Produktion am bisherigen Standort<br />

bestehen und wird über die abholenden LKW entsorgt, d.h. ein abholender LKW<br />

nimmt die produzierte Ware am Produktionsstandort auf, bringt diese zum<br />

Hochregallager und nimmt dort seine eigentliche Auslieferung auf. Die<br />

Palettenkapazität des Hochregallagers beträgt 12.000 Europaletten. Die Leistung<br />

wird vom Hersteller mit 250 Doppelspielen pro Stunde angegeben.<br />

Das Szenario 2b geht von einem maximalen Ausbau des Hochregallagers aus.<br />

Dieses kommt einer vierfachen Lagerkapazität gleich, d.h. ein System von 48.000<br />

Stellplätzen. Gleichzeitig wird auch die Anzahl der Regalbediengeräte in gleichem<br />

4


Gutachten <strong>Logistik</strong> – <strong>01</strong>/20<strong>13</strong><br />

Maße gesteigert, so dass 1.000 Doppelspiele pro Stunde ausgeführt werden können.<br />

Das Lager wird wie in Szenario 2a ausschließlich von der Fa. Kuchenmeister<br />

betrieben.<br />

In den Szenarien 1 und 2 ist die Betriebszeit des Lagers identisch. Für die<br />

theoretische Betrachtung der Leistungsfähigkeit des Lagersystems wurde die<br />

maximale Betriebszeit zugrunde gelegt: 3 Schichten am Tag und 7 Tage die Woche.<br />

Szenario 1 Szenario 2a Szenario 2b<br />

Gesamtkapazität 48.000 12.000 48.000<br />

Doppelspiele / h 1.000 250 1.000<br />

Regalbediengeräte 32 8 32<br />

Betriebszeit <strong>24</strong> h / 7 d <strong>24</strong> h / 7 d <strong>24</strong> h / 7 d<br />

Hauptnutzer Dienstleister Kuchenmeister Kuchenmeister<br />

Mengenbasis<br />

Lagerumschlag<br />

10x 2009-2<strong>01</strong>1 2009-2<strong>01</strong>1 (erhöht)<br />

Nutzung LKW Kapazität 60% 100% 100%<br />

Tabelle 1: Szenarien<br />

2 Analyse der Ist-Situation<br />

Während Szenario 1, externer <strong>Logistik</strong>dienstleister, von Annahmen ausgeht (siehe<br />

Kapitel 1.2), müssen für das Szenario 2 die planungsrelevanten Daten<br />

festgeschrieben werden. Dazu wurden Bewegungsdaten der Fa. Kuchenmeister aus<br />

den Jahren 2009 bis 2<strong>01</strong>1 angefordert und analysiert. Ebenfalls wurde Kontakt zu<br />

den Systemherstellern aufgenommen, um die geplanten Leistungszahlen der<br />

einzusetzenden Regalbediengeräte aufzunehmen.<br />

2.1 Ausgangssituation<br />

Ein Hochregallager übernimmt in diesem Fall grundsätzlich folgende Funktionen:<br />

- Kommissionieren von verschiedenen Produkten<br />

Produkte werden derzeit sortenrein produziert und auf Paletten eingelagert.<br />

Kundenanforderungen machen es erforderlich, dass sortenreine Paletten aus dem<br />

System ausgelagert werden und zu kommissionierten Einheiten gepackt werden,<br />

die unterschiedliche Produkte enthalten.<br />

- Umschlagen zur Mengenanpassung<br />

Das Lager dient als Flexibilitätspuffer, um unvorhersehbare Mengenabrufe seitens<br />

der Kunden ohne Zeitverlust bedienen zu können.<br />

- Lagern zur Zeitüberbrückung<br />

Um die kontinuierliche Produktion mit den dynamischen Abrufen der Kunden zu<br />

verbinden, werden Produkte eingelagert. Auch über den Tag verteilte, unstetige<br />

5


Gutachten <strong>Logistik</strong> – <strong>01</strong>/20<strong>13</strong><br />

Abrufe werden dadurch bedient. Beispielsweise wird morgens mehr Ware<br />

ausgelagert als am Abend.<br />

Für die Systemauslegung sind folgende Faktoren entscheidend:<br />

- Lagerhilfsmittel: hier Europalette<br />

- Regaltechnik: hier Palettenregal<br />

- Lagerbedienung: hier Regalbediengerät (ganggebunden)<br />

- Lastaufnahme: hier Standardgabel / Teleskopgabel<br />

- Gebäude: hier Silolager (hoch)<br />

Durch diese Faktoren wird ein Lagersystem charakterisiert und kann so in seiner<br />

Leistungsfähigkeit und Kapazität maßgeblich beeinflusst werden.<br />

Das derzeit favorisierte Regalbediensystem hat eine Leistung von 31 Doppelspielen<br />

pro Stunde und Gang (bei 8 Gängen entspricht dies 250 Doppelspiele pro Stunde)<br />

oder eine Anzahl von möglichen Einzelspielen von 50 pro Stunde und Gang.<br />

Anmerkung: Es muss grundsätzlich zwischen Einzel- und Doppelspielen<br />

unterschieden werden. Bei einem Einzelspiel fährt ein Regalbediengerät entweder<br />

leer ins Regal und nimmt eine Last auf oder mit Last ins Regal und leer zurück.<br />

Doppelspiel bedeutet, dass das automatische Regalbediengerät eine Palette<br />

einlagert und direkt auch wieder eine Palette von einem anderen Stellplatz auslagert,<br />

ohne in der Zwischenzeit in eine Parkposition zu fahren. Bei 250 Doppelspielen pro<br />

Stunde werden also jeweils 250 Paletten ein- und ausgelagert (also insgesamt 500<br />

Paletten bewegt). Die maximale Anzahl von Einzelspielen ist höher, da das System<br />

mit einer Leerfahrt entsprechend schneller verfahren kann. Bei 50 Einzelspielen pro<br />

Stunde und 8 Gassen würden maximal 400 Paletten pro Stunde bewegt. Für die<br />

Berechnung der möglichen Gesamtleistung wird ein Verhältnis von Einzel- zu<br />

Doppelspielen herangezogen.<br />

2.2 Bewegungsdaten<br />

Für die Szenarien 2a/b wurden die Bewegungsdaten der Fa. Kuchenmeister aus<br />

2009 bis 2<strong>01</strong>1 analysiert. Es wurden sowohl Vollpaletten, die nur eine Sorte von<br />

Produkten enthalten, als auch Stückgut-Paletten (Paletten mit unterschiedlichen<br />

Produkten) analysiert. Aus den Bewegungsdaten wurden die mittleren<br />

Palettenbewegungen der Fa. Kuchenmeister ermittelt, welche die Basis für die<br />

weiteren Berechnungen bilden.<br />

6


Gutachten <strong>Logistik</strong> – <strong>01</strong>/20<strong>13</strong><br />

3 Kalkulationen / Betrachtung<br />

3.1 Palettenkapazität<br />

Die Palettenkapazität des Hochregallagers wurde für beide Szenarien als<br />

Eingangsgröße für die weiteren Betrachtungen übernommen<br />

Allerdings kann nicht der gesamte Lagerkomplex als Hochregallager genutzt werden.<br />

Ein Teil der Gebäude muss für Kommissionier- und Wartungstätigkeiten vorgehalten<br />

werden (Sorter, etc.) und somit dient ein Teilabschnitt des Gebäudes nicht der<br />

Palettenlagerung. Dieses ist grundsätzlich bei einem Hochregallager für die<br />

Systeminstallation erforderlich.<br />

Für die Kapazitätsbetrachtung muss eine Palettenhöhe von maximal 2,6 m<br />

berücksichtigt werden (Anmerkung: ein Sattelauflieger hat in der Regel eine lichte<br />

Ladehöhe von ca. 2,55 m – ein Jumbo-Trailer von ca. 3 m). Zurückzuführen ist dies<br />

auf die relativ geringen Gewichte, die die Produkte der Fa. Kuchenmeister aufweisen.<br />

Das Palettengewicht ist also unkritisch im Vergleich zum Volumen.<br />

Folgende Grunddaten waren aus einer ersten Version der vorgelegten Baupläne und<br />

technischen Zeichnungen abzuleiten: 8 Gassen (2 Palettenreihen pro Gasse inkl.<br />

einem Regalbediengerät), <strong>13</strong> Ebenen mit 60 hintereinanderliegenden Stellplätzen.<br />

Dies resultiert in 12.480 Stellplätze pro Hochregallagerblock.<br />

Die Gesamtzahl an Stellplätzen würde sich erhöhen, wenn die Palettenhöhe<br />

reduziert würde (z.B. auf CCG-1 - Centrale für Coorganisation-: genormte<br />

Palettenhöhe mit insgesamt 1,05 m Höhe würde zur Verdopplung der Stellplätze<br />

führen). Dabei muss beachtet werden, dass dann ein LKW mit 2 Paletten<br />

übereinander beladen werden kann, was wiederum zur doppelten Anzahl Paletten<br />

auf einem LKW führt (68 statt 34 Paletten). Dabei ist bei der Stapelfähigkeit der Ware<br />

zu hinterfragen, ob es überhaupt möglich ist, die Paletten mit Lebensmitteln zu<br />

stapeln. Dieses hätte also keinen Einfluss auf die Anzahl der LKW Fahrten.<br />

Gegenteilig würde es dazu führen, dass bei unveränderter Leistungsfähigkeit der<br />

Regalbediengeräte nur die halbe Menge an LKW beladen werden kann.<br />

Es ist also festzuhalten, dass eine Beladung der LKW mit hoch gepackten Paletten<br />

zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit des Systems führt, da nur 34 Paletten statt 68<br />

ausgelagert werden müssen.<br />

Generell hat aber die maximale Palettenkapazität des Hochregallagers keinen<br />

Einfluss auf den zu erwartenden LKW Verkehr (vorausgesetzt das Lager ist groß<br />

genug, um die Regalbediengeräte kontinuierlich zu bedienen, ohne dass die<br />

Lagerkapazität zum Engpass wird). Mit anderen Worten: Für die zu erwartenden<br />

Verkehrsströme sind die Leistungsfähigkeit der Regalbediengeräte und im<br />

nachgelagerten Bereich die Kommissioniertore verantwortlich.<br />

7


Gutachten <strong>Logistik</strong> – <strong>01</strong>/20<strong>13</strong><br />

3.2 Berechnung theoretische Systemleistung<br />

Es wird zunächst eine theoretisch maximale Systemleistung berechnet. Diese<br />

vernachlässigt aber Ungleichmäßigkeiten hinsichtlich Zeit und Menge. Diese<br />

theoretische Leistung ist somit nicht auslegungsrelevant und muss um diese<br />

Faktoren korrigiert werden.<br />

Für die Szenarien wird laut Hersteller eine Verfügbarkeit der Anlagen (der<br />

Regalbediengeräte) von 85% veranschlagt. 15% der möglichen zeitlichen Kapazität<br />

wird für Wartungen, ungeplante Stillstände oder auch Programmierungen reserviert.<br />

Der Anteil der Kommissionierleistungen innerhalb des Lagers liegt aufgrund der<br />

aktuellen Zahlen bei ca. 30%. Dieses ist ebenfalls von der maximalen Leistung des<br />

Systems abzuziehen, da ein Kommissioniervorgang nicht direkt zum Warenausgang<br />

führt, sondern nur Ware ausgelagert, umgepackt und wieder eingelagert wird.<br />

Das Szenario 1, in dem das Lager von einem Dienstleister betrieben wird, kann als<br />

nachrangig hinsichtlich des zu erwartenden Verkehrsvolumens eingestuft werden. Je<br />

nach Art des zu lagernden Gutes hat ein Dienstleister eine Lagerumschlagshäufigkeit<br />

von 5 (z.B. bei Konsumgütern) bis ca. 20 (bei High-Tech-Produkten). In diesem Fall<br />

wurde mit einer Umschlagshäufigkeit von 10 gerechnet, was durchaus als<br />

repräsentativ angesehen werden kann, da Dienstleister häufig noch Produkte<br />

einlagern, die eher selten umgeschlagen werden (beispielsweise Spritzgussformen<br />

etc.), um auch so die Kapazitätsspitzen im Lager auszulasten.<br />

Für Szenario 2a ergibt sich bei 250 möglichen Doppelspielen pro Stunde eine<br />

theoretische Systemleistung von ca. 5.100 Doppelspielen am Tag. Die<br />

Einzelspielleistung würde bei ca. 8.050 Spielen liegen. Das derzeitige Verhältnis von<br />

Doppel- zu Einzelspielen liegt bei 70:30. Ebenfalls muss die Komissionierleistung<br />

abgezogen werden.<br />

Für Szenario 2b muss von 1.000 Doppelspielen pro Stunde ausgegangen werden.<br />

Dieses entspricht der 4-fachen Leistung von Szenario 2a. Die Berechnung erfolgt<br />

hier analog.<br />

Nicht eingerechnet sind die Werte für die Flexibilität hinsichtlich der zeitlichen<br />

Verteilung über den Tag sowie Schwankungen in den Tagesbedarfen (mehr dazu<br />

unter 3.4).<br />

8


Gutachten <strong>Logistik</strong> – <strong>01</strong>/20<strong>13</strong><br />

3.3 Grundstück und Gebäude<br />

Abbildung 1: Grundstück<br />

Auf der gesamten Grundstücksfläche müssen neben den eigentlichen Bauten,<br />

Hochregal und Kommissionierhalle, auch Flächen für die Infrastruktur vorgesehen<br />

werden. Vor allem die LKW-Stellplätze sind dort zu beachten. In der ersten<br />

Ausbaustufe sind 15 Rampen/Tore vorgesehen (10 für den Wareneingang und 5 für<br />

den Warenausgang) in der Endausbaustufe 30 Tore. Diese Tore setzen<br />

Einfahrbereiche und auch Stellplätze voraus, auf denen LKW in Parkposition vor dem<br />

Ladungsprozess warten können.<br />

3.4 Flexibilitätsanforderungen<br />

Für beide Szenarien gilt, dass das Lagersystem Mengenschwankungen in An- und<br />

Ablieferungen ausgleichen können muss. Daher darf nicht die Maximalleistung als<br />

Auslegungsgröße genommen werden.<br />

9


Gutachten <strong>Logistik</strong> – <strong>01</strong>/20<strong>13</strong><br />

Das Szenario 1, externer <strong>Logistik</strong>dienstleister, ist allerdings aufgrund der Berechnung<br />

über die Lagerumschlagshäufigkeit nicht direkt von Flexibilitätsfaktoren betroffen, da<br />

die Annahme ist, dass dieser Dienstleister sein Lager 10 mal im Jahr umschlägt,<br />

ohne den dafür nötigen Aufwand bzw. die nötige Systemleistung zu berücksichtigen.<br />

Für die Szenarien 2a und 2b werden über die tatsächlichen Umschlagszahlen der Fa.<br />

Kuchenmeister Faktoren errechnet, die ein Lagersystem kompensieren können<br />

muss. Dabei wird in Zeit- und Mengen-Flexibilitätsfaktoren unterschieden.<br />

Eine zeitliche Gleichverteilung der Auslieferungen würde bei 1.300 Paletten pro Tag<br />

zu ca. 55 Paletten pro Stunde führen. Es wird im vorliegenden Fall so sein, dass die<br />

zeitliche Verteilung über den Tag nicht als normalverteilt anzusehen ist, sondern<br />

beispielsweise Spitzenwerte am Vormittag zu verzeichnen sind. Darüber hinaus sind<br />

die Warenabflüsse während der Nacht als eher geringfügig einzustufen. Dieses ist<br />

aber natürlich abhängig von der weiteren logistischen Kette. Daraus ergeben sich<br />

zusätzliche Spitzenbelastungen, die im angenommenen Fall mit 20% errechnet und<br />

bewertet wurden. D.h. von der theoretischen Systemleistung sind 20% abzuziehen,<br />

die für die zeitliche Ungleichverteilung über den Tag vorgehalten werden müssen.<br />

Eine angenommene Verteilung von 40% des Gesamtvolumens in der Zeit von 6 – 14<br />

Uhr, 35% von 14 – 22 Uhr und 25% von 22-6 Uhr ergibt Folgendes:<br />

Normale Belastung <strong>13</strong>00 EP/d<br />

Schichten Anteil Paletten/Schicht Paletten/h LKW/h<br />

"6-14" 40% 520,00 65,00 2,17<br />

"14-22" 35% 455,00 56,88 1,90<br />

"22-6" 25% 325,00 40,63 1,35<br />

Tabelle 2: Zeitliche Verteilung<br />

Somit ergibt sich ein Flexibilitätskorridor bezüglich der zeitlichen Verteilung von 40 –<br />

65 Paletten pro Stunde. Verglichen mit dem Mittelwert von 55 Paletten pro Stunde<br />

bei gleichmäßigem Abgang der Auslieferungen ergibt dies eine Schwankung von ca.<br />

20 %.<br />

Für die Mengenflexibilität sind folgende Basisdaten ermittelt worden:<br />

Mittelwert Stückgut 2009:<br />

360 Paletten (Standardabweichung: 100 Paletten) ~25%<br />

Mittelwert Vollpalette 2009:<br />

930 Paletten (Standardabweichung: 410 Paletten) ~40%<br />

Mittelwert Stückgut 2<strong>01</strong>0:<br />

400 Paletten (Standardabweichung: 95 Paletten) ~25%<br />

Mittelwert Vollpalette 2<strong>01</strong>0:<br />

795 Paletten (Standardabweichung: 330 Paletten) ~40%<br />

10


Gutachten <strong>Logistik</strong> – <strong>01</strong>/20<strong>13</strong><br />

Mittelwert Stückgut 2<strong>01</strong>1:<br />

420 Paletten (Standardabweichung: <strong>13</strong>2 Paletten) ~30%<br />

Mittelwert Vollpalette 2<strong>01</strong>1:<br />

533 Paletten (Standardabweichung: 173 Paletten) ~30%<br />

Mit anderen Worten: in 2009 wurden im Schnitt ~ 1.300 Paletten ausgeliefert. Dieses<br />

entspricht bei 30 Stellplätzen/LKW 43 LKW am Tag. Werden beide Maximalwerte<br />

(Stückgut und Vollpaletten) genommen, die sich in der Realität nicht an einem Tag<br />

überlagern würden, sind 3000 Paletten pro Tag zu errechnen. Dieses entspricht 100<br />

LKW/Tag.<br />

Zur Erläuterung der Standardabweichung: In 2009 lagen im Stückgutbereich 68% der<br />

Lieferungen im Bereich 260-460 Paletten, was einer prozentualen Abweichung von<br />

25 % gleichkommt. Entsprechend sind die anderen Zahlen zu deuten. Die<br />

Schwankungen sind aber beispielsweise für den resultierenden Immissionsschutz<br />

irrelevant, da dort die durchschnittliche tägliche Verkehrsstärke herangezogen wird.<br />

Wird nicht die Maximalleistung mit Faktoren minimiert sondern die Realleistung mit<br />

jährlichen Steigerungen versehen, kann auch folgende Rechnung gemacht werden:<br />

Der Mittelwert betrug in 2009 1.300 Auslieferungspaletten pro Tag. Wenn dieser mit<br />

einer jährlichen Steigerung von 10% belegt wird, lassen sich beispielsweise auf<br />

einem 5 Jahreshorizont 2.100 Auslieferungspaletten pro Tag errechnen. Dies würde<br />

ca. 70 LKW Ladungen entsprechen.<br />

Es sollte hier beachtet werden, dass es nicht darum geht, möglichst viele Paletten<br />

ein- und auszulagern, sondern die oben genannten Flexibilitätsanforderungen<br />

abzufangen. Dazu ist eine derartige Systemauslegung vorgenommen worden. Das<br />

System zielt nicht darauf, ein Maximum an LKW-Fahrten zu generieren, sondern<br />

Eilaufträge für Kunden in einem extrem volatilen Segment zu bedienen.<br />

Ausgehend vom aktuellen Zahlen zeigt die Rechnung mit jährlichen Steigerungen,<br />

was derzeit an LKW-Verkehr zu erwarten ist. Die Rückwärtsrechnung mit<br />

Abschlagsfaktoren drückt die Leistungsfähigkeit des Systems in LKW-Fahrten aus.<br />

Die Schwankungen in den Tagesmengen sind generell dadurch bedingt, dass<br />

unterschiedliche Kunden mit variierenden Mengen zu beliefern sind. Dies impliziert,<br />

dass das Lager- und Fördersystem diese Flexibilitätsanforderungen erfüllen muss.<br />

Mit anderen Worten, das System muss mehr leisten können, als bei einer<br />

gleichmäßigen Belastung anfallen würde. Im Gutachten wurden Stückgut und<br />

Vollpaletten getrennt analysiert und statistische Kennzahlen erhoben. Aus Mittelwert<br />

und Standardabweichung wurde der Variationskoeffizient errechnet, um ein Maß für<br />

die Streuung der Tagesmengen zu bekommen. Während das Stückgut um 25-30% in<br />

den Tagesmengen schwankt, gibt es bei den Vollpaletten Schwankungen von über<br />

40% (Anmerkungen dazu: Vollpaletten ca. 2/3 der Gesamtmenge, Stückgut ca. 1/3<br />

der Gesamtmenge). Hier wurde als Faktor der niedrigste Eingangswert<br />

11


Gutachten <strong>Logistik</strong> – <strong>01</strong>/20<strong>13</strong><br />

angenommen: 25%. Es liegt hier eine moderate Abschätzung der<br />

Flexibilitätsanforderungen vor. Wenn die Mischkalkulation aus Stückgut und<br />

Vollpalette durchgeführt wird, ergibt sich ein Variationskoeffizient von ca. 40%. D.h.<br />

ein direkter Faktorübertrag in die Szenarien würde für die Mengenflexibilität 40%<br />

Abschlag von der Gesamtleistung bedeuten.<br />

Um für die zukünftigen Szenarien die Einflüsse zu berechnen, wurden die o.g. Werte<br />

aus den analysierten Daten benutzt, um Abschlagsfaktoren zu ermitteln. Die<br />

statistischen Daten aus 2009-2<strong>01</strong>1 gelten aber nur für die jeweilige analysierte<br />

Grundgesamtheit, sind aber nicht für die zukünftigen Szenarien direkt übertragbar.<br />

Es ist aber durchaus legitim diese Werte in Faktoren einfließen zu lassen. Somit<br />

wurden Abschlagsfaktoren für die Mengenflexibilität und die erforderliche zeitliche<br />

Flexibilität berechnet. Wie oben ausgeführt ist der Faktor für zeitliche Flexibilität auf<br />

20% festgesetzt worden (ausschlaggebend dafür die angenommene zeitliche<br />

Verteilung über den Tag), und der Faktor für die Mengenflexibilität auf 25 %. Die<br />

Palettenversorgung für 228 LKW-Fahrten ist dabei der maximale Wert, den das<br />

System rechnerisch leisten kann. Die ermittelten Faktoren werden von diesem<br />

Maximalwert abgezogen. Somit ergeben sich insgesamt <strong>13</strong>7 Fahrten.<br />

Dabei ist die Angabe von Durchschnittswerten keine Vereinfachung. In der<br />

Berechnung der Beurteilungspegel an Straßen nach der Sechzehnten Verordnung<br />

zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Verkehrslärmschutzverordnung<br />

- 16. BImSchV) wird die durchschnittliche tägliche Verkehrsstärke<br />

(DTV) herangezogen. Diese ist ein Mittelwert, der explizit Spitzenwerte ausklammert.<br />

Dieses findet sich auch in den Richtlinien für den Lärmschutz an Straßen (RLS-90)<br />

wieder.<br />

3.5 LKW Füllgrad<br />

Der Unterschied in den angesetzten LKW Kapazitäten lässt sich vor allem mit dem<br />

geplanten zeitlichen Horizont des Endausbaus rechtfertigen. Es gibt den generellen<br />

Trend, eine Erhöhung der Nachhaltigkeit im LKW-Verkehr durch die Vergrößerung<br />

der Transportvolumina zu erreichen. Dies zeigt sich z.B. durch die sich momentan in<br />

der Testphase befindlichen Gigaliner (25,25 m statt 18,75 m). Dort stehen 56<br />

Palettenstellplätze statt 34 zur Verfügung. Zum anderen lässt sich eine für das<br />

Szenario 2b notwendige Produktionssteigerung (so diese denn überhaupt in dem<br />

Maße eintritt) durch stark erhöhte Abnahmevolumina bei den Kunden erklären.<br />

Dieses, in Kombination mit einer automatisierten Beladung, erhöht die<br />

Wahrscheinlichkeit komplett beladener LKW (34 Paletten)..<br />

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Gutachten <strong>Logistik</strong> – <strong>01</strong>/20<strong>13</strong><br />

3.6 Szenarienbewertung<br />

Szenario 1 als Dienstleister-Szenario ist mit ca.170 Fahrten pro Tag bzgl. des<br />

maximalen Verkehrsaufkommens hinter dem Szenario 2b einzustufen. Das Szenario<br />

1 muss allerdings mit folgenden Fragen bedacht werden:<br />

- Ist der Standort überhaupt attraktiv für einen <strong>Logistik</strong>dienstleister? (Anmerkung:<br />

Große <strong>Logistik</strong>dienstleister verfügen über ein dichtes Netz an <strong>Logistik</strong>zentren, die<br />

infrastrukturtechnisch gut positioniert sind)<br />

- Ist die Größe für einen <strong>Logistik</strong>dienstleister interessant? Es müssten ausreichend<br />

Kunden gefunden werden, um ein solches Lager auszulasten. Für mittel- bis<br />

langfristige Einlagerungen von Werkzeugen etc. ist ein Hochregallager eher<br />

ungeeignet.<br />

Weiter ist zum Szenario 1 zu bemerken, dass eine „nur“ 60% Befüllung der LKW zu<br />

einer Erhöhung des Gesamtverkehrs führt. Der Füllgrad und die angesetzten<br />

Umschlagshäufigkeiten basieren auf Erfahrungswerten aus einer Vielzahl von<br />

durchgeführten Projekten.<br />

Wenn die Palettenhöhen halbiert würden, so dass sich die Lagerkapazität verdoppelt<br />

(~96.000 Stellplätze), würden aber auch 68 Stellplätze pro LKW zur Verfügung<br />

stehen (wenn eine Stapelfähigkeit der Ware gegeben ist – sollte dies nicht möglich<br />

sein, würde ein derartiger Ansatz ausgeschlossen). Dieser Einfluss würde sich also<br />

aufheben, wenn die resultierenden LKW-Fahrten betrachtet werden.<br />

Wenn die in den Verkehrsuntersuchungen zugrunde gelegten 500 Fahrten als<br />

Grenzwert betrachtet und aus den o.g. Zahlen eine maximale<br />

Lagerumschlagshäufigkeit berechnet wird, so kann der gesamte Lagerbestand 29-<br />

mal im Jahr umgeschlagen werden. Dies ist für einen <strong>Logistik</strong>dienstleister eine sehr<br />

hohe Umschlagshäufigkeit. Wird der Füllgrad der LKW auf beispielsweise 80%<br />

(entspricht 27 Paletten Beladung) gesteigert, so kann das gesamte Hochregallager<br />

37-mal im Jahr umgeschlagen werden. Also würde im Abstand von ca. 10 Tagen der<br />

gesamte Lagerbestand komplett umgesetzt werden. Dabei ist zu beachten, dass sich<br />

nicht nur schnell umschlagende Güter im Hochregallager befinden würden, sondern<br />

auch Produkte, die längerfristig eingelagert werden. Es wäre spekulativ anzunehmen,<br />

dass als <strong>Logistik</strong>dienstleister beispielsweise ein Lebensmittellogistiker das Lager<br />

betreibt, dessen Produkte extrem kurze Haltbarkeitsdaten aufweisen, die sich noch<br />

häufiger als die Kuchenmeister-Produkte umschlagen würden. Insofern ist im Falle<br />

einer Fremdbewirtschaftung anzunehmen, dass eher ein <strong>Logistik</strong>-Unternehmen ein<br />

Lager solcher Größe betreibt. Und hier liegen – wie schon vorher erwähnt – die<br />

Umschlagshäufigkeiten eher bei 10 pro Jahr. Also ist das Szenario 1 –<br />

<strong>Logistik</strong>dienstleister – nicht das kritische Szenario in Bezug auf ein Maximum an<br />

LKW-Fahrten.<br />

Hinzu kommt, dass für einen <strong>Logistik</strong>dienstleister das Grundstück nicht optimal liegt.<br />

Die Erfahrung aus anderen Projekten zeigt, dass <strong>Logistik</strong>dienstleister sehr stark die<br />

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Gutachten <strong>Logistik</strong> – <strong>01</strong>/20<strong>13</strong><br />

Nähe zu Autobahnanschlüssen suchen und dabei Entfernungen von über 3 km zur<br />

nächsten Auffahrt schon als unakzeptabel angesehen werden (hier sind es ca. 6 km<br />

zur Autobahn). An dieser Stelle soll nochmals betont werden, dass <strong>Soest</strong> aufgrund<br />

seiner Lage und infrastrukturellen Anbindung kein Premiumstandort für einen<br />

<strong>Logistik</strong>dienstleister ist, der sich vorzugsweise in Ballungszentren und an<br />

Verkehrsknotenpunkten ansiedelt.<br />

In Szenario 2a werden 12.000 Palettenstellplätze erstellt, was schon einer<br />

Verdopplung der bisherigen Lagerkapazität gleichkommt. Die theoretische<br />

Systemkapazität liegt bei ca. 5.100 Doppelspielen am Tag (abzüglich<br />

Verfügbarkeiten, Füllgrad des Systems und Flexibilitätsanforderungen). Werden<br />

diese Faktoren mit 25% in der Menge und 20% in der Zeit eingerechnet, so ergeben<br />

sich <strong>13</strong>7 LKW-Fahrten pro Tag.<br />

Das Szenario 2b, welches das System auf ein vierfaches Volumen wachsen lässt,<br />

würde eine überproportionale Umsatzsteigerung voraussetzen. Ein anderer Ansatz<br />

wäre der Zukauf von Handelsware. Dieser würde sich aber auf die<br />

Umschlagshäufigkeit auswirken, da die Handelsware nicht so häufig umgesetzt<br />

werden würde wie frisch produzierte Ware. Diese würde also eher den Füllgrad des<br />

Systems als die Anzahl der LKW-Fahrten überproportional beeinflussen.<br />

Unter Berücksichtigung der Flexibilitätsfaktoren und der anzusetzenden Füllgrade<br />

ergibt sich für Szenario 2b ein prognostizierter LKW-Verkehr von 482 Fahrten pro<br />

Tag.<br />

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Gutachten <strong>Logistik</strong> – <strong>01</strong>/20<strong>13</strong><br />

4 Zusammenfassung<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Szenario 2b den kritischen Pfad<br />

hinsichtlich der maximalen LKW-Belastung darstellt. Dieses beschreibt die Situation<br />

für einen möglichen Maximalausbau des Hochregallagers und generiert auch somit<br />

das größte Verkehrsvolumen. Das <strong>Logistik</strong>dienstleister-Szenario 1 ist demgegenüber<br />

als nachrangig hinsichtlich des zu erwartenden Verkehrsvolumens zu betrachten. Die<br />

Firma Kuchenmeister würde aufgrund ihrer derzeitigen Produktstruktur eine hohe<br />

Umschlagshäufigkeit des Lagers erreichen, da sie frische Produkte herstellt, die nur<br />

kurzfristig zwischengelagert werden können. Aufgrund der Flexibilitätsanforderungen,<br />

die in der Lebensmittelproduktion vergleichsweise höher als in anderen Bereichen<br />

sind, müssen Mengen- und Zeitflexibilität besondere Berücksichtigung finden, da die<br />

Produktion zum einen kontinuierlich entsorgt und auf der anderen Seite der Kunde<br />

möglichst zeitnah mit seinen Aufträgen versorgt werden muss. Auf diesem<br />

Hintergrund und der obigen Ausführungen ist das LKW-Aufkommen mit max. 482<br />

Fahrten pro Tag zu definieren.<br />

Insgesamt hat das Gutachten den Anspruch neutral zu sein. Es versucht eine<br />

realistische Einschätzung der zu erwartenden Verhältnisse zu geben. Aus den<br />

Gesprächen mit den Beteiligten hat sich der Eindruck erhärtet, dass hier ein<br />

Unternehmen sich zukunftsrobust aufstellen will, und sich Flexibilitätsreserven<br />

vorhält. Ob diese jemals so in Anspruch genommen werden, ob das System<br />

überdimensioniert ist oder ob eine derart notwendige Umsatzsteigerung zu<br />

realisieren ist, kann an dieser Stelle nicht beantwortet werden. Allerdings wird durch<br />

die in Szenario 2b vorgenommene Maximalbetrachtung die mögliche<br />

Schwankungsbreite in den Verkehrsströmen aufgezeigt.<br />

Beide grundsätzlichen Szenarien, sowohl die maximale Ausnutzung durch einen<br />

<strong>Logistik</strong>dienstleister wie auch das-Szenario mit einer Nutzung des Hochreallagers in<br />

seiner maximalen Ausdehnung durch Fa. Kuchenmeister, zeigen, dass das<br />

Gutachten eine realistische Basis abbildet, um die Auswirkungen im Bereich des<br />

Verkehrs und damit auch des Lärms durch die Aufstellung des Bebauungsplans Nr.<br />

43 zu ermitteln und die erforderlichen Maßnahmen zum Schutz der Anwohner<br />

festzusetzen.<br />

Gez. Frank Fisser<br />

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