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Versuch: Alkoholische Gärung - ChidS.de

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Philipps-Universität Marburg 13.01.2008<br />

Organisches Grundpraktikum (LA)<br />

Katrin Hohmann<br />

Assistent: Beate Abé<br />

Leitung: Dr. Ph. Reiß<br />

WS 2007/08<br />

Gruppe 6, Alkohole<br />

Zeitbedarf:<br />

<strong>Versuch</strong>: <strong>Alkoholische</strong> <strong>Gärung</strong><br />

Vorbereitung: 2 Minuten, Destillation Minuten<br />

Durchführung: 5 Minuten, Destillation 15 Minuten<br />

Nachbereitung: 5 Minuten, Destillation 10 Minuten<br />

Reaktionsgleichungen:<br />

Chemikalien:<br />

C6H12O6 + 6 O2 + 6 H2O → 6 CO2 + 12 H2O<br />

Chemikalien Menge R-Sätze S-Sätze Gefahrensymbol Schuleinsatz<br />

Zucker 20 g - - - Erlaubt<br />

Hefe 1 Päckchen / 1<br />

frische Hefe<br />

- - - Erlaubt<br />

Calciumhydroxid Zum Herstellen - - Xi Sek. I<br />

Ca(OH)2 von<br />

„Kalkwasser“<br />

Wasser H2O 200 mL - - - -<br />

www.chids.<strong>de</strong>: Chemie in <strong>de</strong>r Schule


Geräte:<br />

250 mL-Erlenmeyerkolben<br />

Spatel<br />

Waage<br />

Gärröhrchen<br />

Durchbohrter Stopfen<br />

Magnetrührer mit Rührfisch<br />

Filter<br />

Filterpapier<br />

Becherglas<br />

Durchführung:<br />

In einen 250 mL-Erlenmerkolben gibt man unter Rühren 20 g Zucker, 200 mL Wasser und<br />

etwas Hefe. Anschließend wird <strong>de</strong>r Erlenmeyerkolben mit Hilfe eines durchbohrten Stopfens<br />

und gegebenenfalls Alufolie luftdicht verschlossen und ein Gärröhrchen angebracht. In das<br />

Gärröhrchen wird bis zu halber Höhe filtrierte Calciumhydroxidlösung („Kalkwasser“)<br />

gegeben. Der Ansatz wird einige Tage stehengelassen. Er wird dann <strong>de</strong>stilliert und das<br />

Produkt auf Geruch getestet.<br />

Beobachtung:<br />

Nach Zugabe <strong>de</strong>r Hefe ist sofort eine Reaktion zu<br />

verzeichnen, die sich durch Blubbern und Blasenbildung<br />

bemerkbar macht. Schon am nächsten Tag ist ein weißer<br />

Nie<strong>de</strong>rschlag im Gärröhrchen zu sehen. Durch<br />

Ab<strong>de</strong>stillieren erhielt man eine annähernd klare<br />

Flüssigkeit, die nach Geruchsvergleich mit einer<br />

Blindprobe als Ethanol i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n konnte.<br />

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Entsorgung:<br />

Die Reste wer<strong>de</strong>n neutral in <strong>de</strong>n Abguss gegeben.<br />

Fachliche Analyse:<br />

Die alkoholische <strong>Gärung</strong> ist eine abgewan<strong>de</strong>lte Form <strong>de</strong>r Zellatmung, die im Körper zur<br />

Synthese von energieliefern<strong>de</strong>m ATP abläuft. Dieser Vorgang fin<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r inneren<br />

Mitochondrienmembran statt und besteht aus mehreren Schritten, die in Summe folgen<strong>de</strong><br />

Reaktionsgleichung ergeben:<br />

C6H12O6 + 6 O2 + 6 H2O → 6 CO2 + 12 H2O<br />

Durch die Zellatmung wird Glucose als Energielieferant in Form von ATP vollständig zu<br />

Kohlendioxid und Wasser abgebaut. Dies geschieht folgen<strong>de</strong>rmaßen:<br />

1) Glykolyse<br />

OH<br />

H O H<br />

H<br />

OH H +<br />

HO<br />

OH<br />

H OH<br />

2 NAD+<br />

Glucose<br />

2) Oxidative Decarboxylierung<br />

+ 2 ADP + 2 Pi 2<br />

O<br />

O O -<br />

CH 3<br />

Brenztraubensäure<br />

Pyruvat<br />

+ 2 NADH + 2 ATP +<br />

Hier wird vom Pyruvat Kohlendioxid abgespalten (Decarboxylierung) und die entstehen<strong>de</strong><br />

Essigsäure an <strong>de</strong>n Cofaktor Coenzym CoA gebun<strong>de</strong>n:<br />

www.chids.<strong>de</strong>: Chemie in <strong>de</strong>r Schule<br />

2 H+


2<br />

O O -<br />

O<br />

CH 3<br />

+ 2 NAD+<br />

+ 2 CoA C<br />

O<br />

H 2 3 + 2 NADH 2 CO2 2 H +<br />

CoA<br />

Pyruvat Acetyl-CoA<br />

3) Citratzyklus<br />

+ +<br />

Hier wird Acetyl-CoA unter zwischenzeitlicher Bildung von Citronensäure vollständig unter<br />

ATP-Bildung und CoA-Regeneration zu Kohlendioxid umgewan<strong>de</strong>lt.<br />

4) Endoxidation<br />

Hier wird mit Hilfe <strong>de</strong>r Reduktionsäquivalente NADH <strong>de</strong>r Großteil <strong>de</strong>s ATPs gebil<strong>de</strong>t.<br />

Insgesamt wer<strong>de</strong>n durch Zellatmung theoretisch 38 ATP pro Glucosemolekül gebil<strong>de</strong>t.<br />

Anaerobiose<br />

Dieser Weg ist nur bei ausreichen<strong>de</strong>r Sauerstoffzufuhr möglich. Jedoch kann dieser Prozess in<br />

verän<strong>de</strong>rter Form auch anaerob ablaufen, zum Beispiel bei Flucht- o<strong>de</strong>r Beutefangreaktionen<br />

(funktionsbedingte Anaerobiose) o<strong>de</strong>r auch biotopbedingt zum Beispiel bei Parasiten<br />

(biotopbedingte Anaerobiose). Unterschied zur oxidativen Zellatmung liegt<br />

OH<br />

H<br />

O H<br />

H hier vor allem im Energiegewinn, <strong>de</strong>r hier nur theoretisch in Form 2<br />

OH H<br />

H O<br />

OH<br />

gebil<strong>de</strong>ten ATP-Molekül pro Glucosemolekül liegt.<br />

2<br />

2<br />

H OH<br />

Glucose<br />

O O -<br />

2 ATP<br />

2 NADH + 2 H<br />

O<br />

Pyruvat<br />

C<br />

H 3<br />

CH 3<br />

Acetal<strong>de</strong>hyd<br />

www.chids.<strong>de</strong>: 2 H O Chemie in <strong>de</strong>r Schule<br />

Ethanol<br />

2 ADP + P i<br />

2 NAD +<br />

2 H +<br />

- 2 CO 2<br />

O<br />

H<br />

2 NADH + 2 H<br />

2 NAD +<br />

CH 3<br />

+<br />

+<br />

Glykolyse<br />

Pyruvat<strong>de</strong>carboxylase<br />

Alkohol<strong>de</strong>hydrogenase


Der gebil<strong>de</strong>te Acetal<strong>de</strong>hyd ist giftig für <strong>de</strong>n Körper. Beim Abbau von Ethanol nach<br />

Alkoholgenuss wird er ebenfalls durch die Alkohol<strong>de</strong>hydrogenase zu Essigsäure umgebaut,<br />

die dann im Citratzyklus verarbeitet wird.<br />

Das Prinzip <strong>de</strong>r alkoholischen <strong>Gärung</strong> macht man sich bei <strong>de</strong>r Herstellung alkoholischer<br />

Getränke zu Nutze. Aus verschie<strong>de</strong>nen Substraten wie Maische o<strong>de</strong>r zuckerhaltigen<br />

Fruchtsäften können durch <strong>Gärung</strong> Bier, Wein, Sekt und ähnliches hergestellt wer<strong>de</strong>n. Dabei<br />

wer<strong>de</strong>n unterschiedliche Hefesorten verwen<strong>de</strong>t.<br />

Bekannt aus <strong>de</strong>m Haushalt ist die klassische Bäckerhefe Saccharomyces cerevisiae, die beim<br />

Backen dasselbe Phänomen hervorruft: das entstehen<strong>de</strong> Kohlendioxid macht <strong>de</strong>n Teig locker<br />

und luftig, <strong>de</strong>r entstehen<strong>de</strong> Ethanol verdampft aufgrund <strong>de</strong>r hohen Temperaturen.<br />

Didaktisch-methodische Analyse:<br />

Einordnung:<br />

Dieser <strong>Versuch</strong> gehört zum Themenkomplex Alkohole, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r 10. bzw. 11. Jahrgangstufe<br />

behan<strong>de</strong>lt wird. Er ist gut geeignet, um geschichtliche und alltägliche Aspekte in <strong>de</strong>n<br />

Unterricht einzuglie<strong>de</strong>rn und bringt die Chemie <strong>de</strong>n Schülern etwas näher in <strong>de</strong>n Alltag, da<br />

auf diese Weise auch Bananenwein o.ä. zum Probieren hergestellt wer<strong>de</strong>n kann. Vorwissen<br />

benötigen die Schüler dafür eigentlich nicht, die biochemischen Grundlagen <strong>de</strong>r Zellatmung<br />

können auf die vereinfachte Summengleichung reduziert wer<strong>de</strong>n. Hier bietet sich die<br />

Schnittstelle vor allem zum Biologieunterricht, wobei man die biochemischen Aspekte je<br />

nach Bedarf auch stärker einbin<strong>de</strong>n kann.<br />

Der <strong>Versuch</strong> kann eigentlich beliebig in <strong>de</strong>r Lerneinheit Alkohole angeordnet wer<strong>de</strong>n,<br />

sinnvoll wäre die Durchführung ganz am Anfang, da er einige Tage zum Gären braucht,<br />

gera<strong>de</strong> wenn genießbarer Bananenwein hergestellt wer<strong>de</strong>n soll.<br />

www.chids.<strong>de</strong>: Chemie in <strong>de</strong>r Schule


Aufwand:<br />

Dieser <strong>Versuch</strong> speziell war nicht beson<strong>de</strong>rs aufwendig, vor allem weil man in <strong>de</strong>r Schule<br />

auch das Ab<strong>de</strong>stillieren nicht unbedingt durchführen muss. Allerdings sollte man bei <strong>de</strong>r<br />

Herstellung von Bananenwein beachten, dass alle Zutaten rechtzeitig vorhan<strong>de</strong>n sind bzw.<br />

auch bestellt wer<strong>de</strong>n müssen (Hefe!).<br />

Durchführung:<br />

Die Effekte sind gut erkennbar, da die Reaktion augenblicklich einsetzt und schnell eine<br />

Trübung bzw. einen Nie<strong>de</strong>rschlag verursacht. Man sollte beachten, ein ausreichend großes<br />

Gefäß zu verwen<strong>de</strong>n, damit das Gemisch nicht überschäumt. Sollen genießbare Getränke<br />

hergestellt wer<strong>de</strong>n, so sollte <strong>de</strong>r <strong>Versuch</strong> nicht im Chemieraum und auch nicht mit<br />

chemischen Geräten stattfin<strong>de</strong>n. Der <strong>Versuch</strong> kann auf je<strong>de</strong>n Fall als Schülerversuch<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n und ist ein typischer <strong>Versuch</strong> im Chemieunterricht, auf <strong>de</strong>n man nicht<br />

verzichten sollte.<br />

Literaturangaben:<br />

Elemente Chemie I, 1. Auflage, Verlag Ernst Klett, Stuttgart, 1986<br />

Urich, K., Vergleichen<strong>de</strong> Biochemie <strong>de</strong>r Tiere, Verlag Gustav Fischer, Stuttgart, 1990<br />

Eigene Schulmaterialien<br />

Hessischer Lehrplan Chemie für <strong>de</strong>n gymnasialen Bildungsgang, Klasse 7G bis 12G<br />

Soester Liste<br />

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