Energie Kennwerte - BFW Bundesverband freier Immobilien- und
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atypisch, was aber wegen der geringen Anzahl der<br />
Fälle (neun Wohnungen) nicht unbedingt repräsentativ<br />
sein muss 9 . Die Erklärung für eine mit der Wohnungsgröße<br />
insgesamt fallende Tendenz 10 des spezifischen<br />
Verbrauchs: Bei kleinen Wohnungen ist der Anteil der<br />
„warmen“ <strong>und</strong> gut gelüfteten Räume wie Wohnzimmer<br />
<strong>und</strong> Badezimmer relativ höher. Bei größeren Wohnungen<br />
ist es auch plausibel, dass bewusst heizende Nutzer die<br />
Temperatur in selten benutzten Räumen (Gästezimmer,<br />
Arbeitszimmer) eher abgesenkt halten.<br />
6.1.3 Raumnutzung<br />
Es liegt auf der Hand, dass die Raumart bzw. -nutzung<br />
über die dort bevorzugten Temperaturen zu unterschiedlichen<br />
<strong>Energie</strong>verbräuchen führt.<br />
Grafik 4 veranschaulicht dies, wobei die Daten aus einer<br />
fortlaufenden zweijährigen Messung in einem Neubaukomplex<br />
(13 Gebäude) stammen. Der mittlere Heizenergieverbrauchskennwert<br />
betrug klimabereinigt r<strong>und</strong> 93<br />
kWh/m² <strong>und</strong> Jahr.<br />
Bei der Auswertung mussten unter dem Begriff Zimmer<br />
sowohl Schlafzimmer als auch Arbeits-, Kinder- <strong>und</strong><br />
Gästezimmer zusammengefasst werden, weil hier die<br />
Nutzung nicht immer eindeutig bestimmbar war. Wie zu<br />
erwarten ist, haben Bäder den höchsten (160 kWh/m²,a)<br />
<strong>und</strong> einen um r<strong>und</strong> 40 % höheren spezifischen Heizenergieverbrauch<br />
als Wohnzimmer. Allerdings muss dies in<br />
Relation zur Raumgröße gesehen werden, sodass in der<br />
Gesamtjahresbilanz einer typischen Wohnung (66 m²)<br />
r<strong>und</strong> 50 % der <strong>Energie</strong> in die Temperierung des Wohnzimmers<br />
<strong>und</strong> nur r<strong>und</strong> 20 % in das Bad gehen. Küchen<br />
fallen dagegen mit r<strong>und</strong> 50 kWh/m²,a <strong>und</strong> einem Gesamtanteil<br />
von r<strong>und</strong> zehn Prozent kaum ins Gewicht. Das<br />
liegt im Wesentlichen am Fremdwärmegewinn (Herd,<br />
Kühlschrank etc.).<br />
Grafik 4: Spezifischer Jahresbrennstoffverbrauch in Abhängigkeit<br />
von der Raumnutzung 11 . Klimabereinigte Jahresmittelwerte.<br />
Wie unterschiedlich individuelle Temperaturbedürfnisse<br />
bzw. Wohlfühlempfindungen sein können, zeigt eine<br />
Untersuchung, bei der in einer Art Momentaufnahme<br />
in 2.000 pauschal abgerechneten Wohnungen unter<br />
winterlichen Bedingungen (Dezember 1978) die Raumlufttemperaturen<br />
in den Wohn- <strong>und</strong> Schlafzimmern<br />
gemessen wurden. Die erheblichen Unterschiede im<br />
Raumtemperatur-Niveau zeigt Grafik 5.<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
15,5 21,2<br />
0<br />
10 14 18 22 26<br />
Grafik 5: Summenhäufigkeit der Raumlufttemperaturen<br />
in Wohnzimmern (rot) <strong>und</strong> Schlafräumen (schwarz).<br />
Quelle: Künzel/gi 9/79.<br />
Die Wohnzimmertemperaturen variieren dort zwischen<br />
16 <strong>und</strong> 27 Grad, die der Schlafzimmer zwischen 12 <strong>und</strong><br />
23 Grad. Das Temperaturmittel aller untersuchten Wohnzimmer<br />
betrug 21,2 Grad, das der Schlafzimmer 15,5<br />
Grad. Bedenkt man, dass ein Grad Raumtemperatur-<br />
Unterschied einem <strong>Energie</strong>verbrauchs-Unterschied von<br />
r<strong>und</strong> sechs Prozent gleichkommt, werden damit auch<br />
beachtliche Unterschiede bei den Heizkosten als Folge<br />
der Verbrauchsabrechnung erklärbar.<br />
6.1.4 Lage der Wohnung<br />
Es leuchtet unmittelbar ein, dass die Außengeometrie<br />
<strong>und</strong> Lage der Wohnung im Gebäude einen merkbaren<br />
Einfluss auf den typischen spezifischen <strong>Energie</strong>verbrauch<br />
hat. Große Fassadenanteile bei Eckwohnungen,<br />
Fußbodenflächen, die an den unbeheizten Keller oder an<br />
eine Durchfahrt grenzen, <strong>und</strong> Dachflächen erhöhen den<br />
<strong>Energie</strong>bedarf für Raumheizung.<br />
Innen liegende Wohnungen in Zwischengeschossen,<br />
bei denen die Nachbarwohnungen gut geheizt werden,<br />
können mit weniger <strong>Energie</strong> auskommen als z. B.<br />
eine Dachgeschoss-Eckwohnung. Bei Wohnungen in<br />
den oberen Geschossen kommt in der Regel auch ein<br />
erhöhter Einfluss des Winds (Fugen- <strong>und</strong> Fenster-Lüftungsverluste!)<br />
hinzu. Bei älteren, schlecht gedämmten<br />
<strong>und</strong>/oder <strong>und</strong>ichten Gebäuden kann der Einfluss der Lage<br />
ganz erheblich sein. Aber auch Neubauwohnungen<br />
zeigen diese Tendenz (Grafik 6).<br />
Der Heizenergiebedarf der Dachwohnungen in diesem<br />
aus 13 Gebäuden bestehenden Objekt liegt um r<strong>und</strong><br />
50 % über dem der Zwischengeschosse.<br />
9<br />
Außerdem musste davon ausgegangen werden, dass diese Wohnungen von großen Familien aus dem Sozialhilfemilieu bewohnt wurden.<br />
10<br />
Sie ließ sich auch an anderen Fällen nachweisen (siehe hierzu [19], S. 459).<br />
11<br />
Auswertung von 227 Wohneinheiten in 13 Gebäuden mit sehr gutem Dämmstandard (WSV95). Heizperioden 1995/1996 <strong>und</strong> 1996/1997.<br />
Die Heizkostenabrechnung erfolgte dort mit elektronischen Heizkostenverteilern (EHKV) <strong>und</strong> dem Techem-Zentralsystem, das eine genaue<br />
<strong>und</strong> differenzierte Analyse ermöglichte. Die Werte wurden klimabereinigt.