Ãbungsklausur zur Spieltheorie-Vorlesung von A. Diekmann, FS 2011
Ãbungsklausur zur Spieltheorie-Vorlesung von A. Diekmann, FS 2011
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Übungsklausur <strong>zur</strong> <strong>Spieltheorie</strong>-<strong>Vorlesung</strong> <strong>von</strong> A. <strong>Diekmann</strong>, <strong>FS</strong> <strong>2011</strong><br />
Hinweis: In der Klausur sind sechs Aufgaben zu bearbeiten. Die erreichte Punktzahl entspricht der<br />
Note.<br />
1. Stein (a), Schere (b), Papier (c). Zur Erinnerung: a schlägt b, b schlägt c und c schlägt a. Ein<br />
Gewinner erhält +1, der Verlierer –1. Trifft gleiches aufeinander, ist die Auszahlung an beide 0.<br />
Anders als üblich wird sequentiell bei perfekter Information gespielt. Spieler 1 ist zuerst am Zug,<br />
dann Spieler 2.<br />
a) Geben Sie die Extensivform des Spiels an. (½ Punkt)<br />
b) Wie viele Strategien hat Spieler 2? (½ Punkt)<br />
2. a) Geben Sie die Nash-Gleichgewichte (Strategienprofile) zum sequentiellen Stein-Schere-Papier-<br />
Spiel in Aufgabe 1 an. (½ Punkt)<br />
b) Wie viele sind teilspielperfekt? (½ P.) 0 <br />
1 <br />
2 <br />
3 <br />
3. Im Film „Beautiful Mind“ über John Nash betreten fünf Schönheiten ein Lokal. Wir vereinfachen<br />
die Situation hier. Es kommen drei Frauen A, B, C und es warten zwei männliche Kandidaten.<br />
A ist besonders begehrt (4 Einheiten), B, C sind etwas weniger begehrt (3 Einheiten). Wir gehen<br />
<strong>von</strong> der Annahme aus, dass auch die beiden Männer begehrt sind, dass sie zuerst entscheiden –<br />
die Filmszene spielt Ende der 40er Jahre – und niemand zweite Wahl sein möchte. D.h. die<br />
beiden männlichen Kandidaten haben nur eine Chance; wählen beide A, kann keiner<br />
nachträglich doch noch B oder C wählen. Entscheiden sie sich beide für A, entscheidet der Zufall<br />
(p=0,5), welcher der beiden die Gunst <strong>von</strong> A gewinnt (Auszahlung 2 = 0,5 ∙ 4). Die<br />
Entscheidungen erfolgen simultan. Dann ergibt sich folgendes Spiel in Normalform:<br />
Spieler 2<br />
B, C wählen A wählen<br />
Spieler 1<br />
B, C wählen 3, 3 3, 4<br />
A wählen 4, 3 2, 2<br />
Im Film wurde die wechselseitige Wahl <strong>von</strong> B, C als Nash-Gleichgewicht angegeben. Das ist<br />
jedoch falsch.
In dem Spiel gibt es drei Nash-Gleichgewichte: Zwei in reinen Strategien, eines in gemischten<br />
Strategien. (jede Teillösung ¼ Punkt)<br />
a) Geben Sie die Maximin-Strategie(n) an.<br />
b) Geben Sie die beiden Nash-Gleichgewichte in reinen Strategien an.<br />
c) Berechnen Sie das Gleichgewicht in gemischten Strategien.<br />
d) Wie hoch ist der Erwartungswert der Auszahlung? Ist diese Pareto-optimal?<br />
4. Charakterisieren Sie die folgenden Strategien im Ultimatumspiel. Die aufzuteilende Summe<br />
beträgt 100 Franken (die erste Zahl ist das Angebot des Vorschlagenden, danach folgt die<br />
Strategie des Veto-Spielers). (Jede Teilaufgabe 0,2 Punkte)<br />
a) 80; Angebote ≥ 50<br />
annehmen, sonst ablehnen<br />
b) 80; Angebote ≥ 80<br />
annehmen, sonst ablehnen<br />
c) 10; Angebote ≥ 10<br />
annehmen, sonst ablehnen<br />
d) 50; Angebote ≥ 50<br />
annehmen, sonst ablehnen<br />
e) 1 Rappen; Angebote > 0<br />
annehmen, sonst ablehnen<br />
ja<br />
nein<br />
ja<br />
nein<br />
ja<br />
nein<br />
ja<br />
nein<br />
ja<br />
nein<br />
Nash-Gleichgewicht Pareto-optimal teilspielperfekt<br />
<br />
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5. Im Vertrauensspiel mit unvollständiger Information gibt es zwei Arten <strong>von</strong> Treuhändern. Für<br />
ehrliche Treuhänder gilt: R = 50, T = 40, P = 10, unehrliche Treuhänder erhalten R = 50, S = 0, T =<br />
100, P = 10. Für Treugeber sind die Auszahlungen: R = 50, S = 0, P = 10. Der Anteil ehrlicher<br />
Treuhänder beträgt α.<br />
a) Stellen Sie das Spiel in der Extensivform dar. (½ Punkt)<br />
b) Wie hoch muss α mindestens sein, damit ein Treugeber immer kooperiert? (½ Punkt)<br />
6. Im unendlich oft wiederholten 2-Personen-Gefangenendilemma gilt für die Auszahlungen<br />
T > R > P > S und R > (T + S)/2. Der Diskontfaktor ist 0 < w < 1.<br />
a) Wie hoch ist die Auszahlung bei der Begegnung <strong>von</strong> zwei „freundlichen“ Strategien (eine<br />
freundliche Strategie wählt nie als erste Defektion)? (½ Punkt)<br />
b) Wie hoch ist die Auszahlung für „Immer D“ gegen „Tit-for-Tat“ (TFT)? (½ Punkt)
7. a) 50 Spieler wählen (unabhängig <strong>von</strong>einander) eine Zahl zwischen 0 und 100. Die Zahl gewinnt,<br />
die 2/3 des arithmetischen Mittelwerts aller gewählten Zahlen am nächsten kommt.<br />
Gibt es eines oder mehrere Nash-Gleichgewichte in reinen Strategien?<br />
Wenn ja, geben Sie die Gleichgewichtsstrategie an. (½ Punkt)<br />
b) Das Spiel wird <strong>von</strong> N = 2 Personen gespielt. Bestimmen Sie das Nash-Gleichgewicht. Ist die<br />
strategische Struktur anders als in der vorhergehenden Teilaufgabe a? (½ Punkt)<br />
8. Im unendlich oft wiederholten 2-Personen-Gefangenendilemma mit Auszahlungen<br />
T > R > P > S und R > (T + S)/2 ist „Tit-for-Tat“ (TFT) bei einem genügend großen „Schatten der<br />
Zukunft“ (hinreichend großer Diskontfaktor) eine Nash-Gleichgewichtsstrategie.<br />
Wenn TFT eine Nash-Gleichgewichtsstrategie ist, gilt dann, dass TFT evolutionär stabil ist, d.h. ist<br />
TFT auch eine ESS? (1 Punkt)<br />
9. Psychologische oder „behavioral game theory“: Fehr und Schmidt (1999) haben eine Theorie der<br />
Ungleichheitsaversion entwickelt. Für 2 Spieler lautet die Nutzenfunktion:<br />
u i (x i ) = x i – α i ∙max{x j – x i ; 0} – β i ∙max{x i – x j ; 0}.<br />
u i ist der Nutzen der Auszahlung x i an Akteur i. α i und β i sind Personenparameter, wobei gilt:<br />
0 ≤ β i < 1 und β i < α i . Der erste Term auf der rechten Seite bezeichnet die materiellen<br />
Auszahlungen x i , der zweite Term bezieht sich auf die „Neidkomponente“ einer Auszahlung und<br />
der dritte Term auf die Unfairness der Auszahlung.<br />
a) Kann man aus der Theorie ableiten, dass ein Spieler unter bestimmten Bedingungen im<br />
Diktatorspiel mehr als 50 % abgibt? (½ Punkt)<br />
b) Kann man aus dem Modell ableiten, dass im Gefangenendilemma unter bestimmten<br />
Bedingungen wechselseitige Kooperation ein Nash-Gleichgewicht ergibt? Wenn ja, geben Sie<br />
die Bedingungen an. (½ Punkt)
10. Milinski (2008) hat ein Klimaspiel entwickelt, bei dem ein Schwellenwert für ein kollektives Gut<br />
erreicht werden muss. Wird der Schwellenwert verfehlt, werden alle Ressourcen mit einer<br />
bestimmten Wahrscheinlichkeit vernichtet. Das über mehrere Runden laufende Spiel stellt den<br />
Konflikt zwischen Individual- und Gruppeninteressen (Kollektivgutproblem) und zwischen kurzund<br />
langfristigen Interessen dar. Die Regeln sind wie folgt:<br />
Das Experiment geht über 10 Runden: Die Ausstattung jedes Spielers beträgt 40 €.<br />
Gespielt wird in Gruppen mit n = 6 Personen. In jeder Runde muss jeder Spieler die<br />
Entscheidung fällen, 0, 2 oder 4 € für Klimaschutz zu investieren. Nach 10 Runden müssen<br />
mindestens 120 € im “Topf” sein. In jeder Runde werden die Personen über die Einzahlungen<br />
der anderen Spieler in der Vorrunde informiert.<br />
Die Personen bekommen am Ende nur das nicht investierte Geld, sofern mindestens 120 € im<br />
Topf sind. Wurden weniger als 120 € investiert, gehen die privaten Ersparnisse mit einer<br />
bestimmten Wahrscheinlichkeit verloren. Diese beträgt:<br />
90 % Verlustrisiko in der Bedingung “hohes Risiko”,<br />
50 % Verlustrisiko in der Bedingung “mittleres Risiko”,<br />
10 % Verlustrisiko in der Bedingung “geringes Risiko”.<br />
Die Spieler wissen vor Beginn des Spiels, unter welcher Risiko-Bedingung sie spielen.<br />
Das Experiment wurde mit 180 Versuchspersonen, je 10 Gruppen in jeder Bedingung,<br />
durchgeführt.<br />
Bestimmen Sie mindestens ein Nash-Gleichgewicht für jede der drei Bedingungen. (1 Punkt)