Allmendedilemma in Törbel Früher und heute - Professur für ...
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Seite 56 von 87 8 Diskussion<br />
was im folgenden Kapitel genauer erläutert wird.<br />
8.2 Hat das <strong>Allmendedilemma</strong> <strong>in</strong> Törbel überlebt?<br />
Sicherlich gibt es äusserlich noch die selben Strukturen (Reglemente), wie sie<br />
seit Jahrh<strong>und</strong>erten <strong>in</strong> Törbel anzutreffen waren <strong>und</strong> angewendet wurden. Beim<br />
genaueren Betrachten gibt es mehrere Veränderungen. Die wichtigsten sieben<br />
Unterschiede s<strong>in</strong>d:<br />
1. Die Reglemente auf Geme<strong>in</strong>deebene s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> die staatliche Gesetzgebung<br />
e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en.<br />
2. Die Alpkommission übernimmt die Rolle des Gewalthabers <strong>und</strong> profitiert<br />
nicht mehr von der Busse.<br />
3. Es existiert ke<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>terregel mehr. Die Anzahl Tier, welche zur Sömmerung<br />
zugelassen s<strong>in</strong>d, wird falls nötig von der Alpkommission aufgr<strong>und</strong> von<br />
Erfahrungswerten festgelegt.<br />
4. Nicht-Bürger können nach <strong>heute</strong> geltendem schweizerischen Recht e<strong>in</strong>gebürgert<br />
werden. Früher war das praktisch unmöglich.<br />
5. Die Bauern s<strong>in</strong>d heutzutage <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Arbeiter- <strong>und</strong> Freizeitbauer <strong>und</strong><br />
die Landwirtschaft ist für den grössten Teil der E<strong>in</strong>wohner nicht mehr existentieller<br />
Natur.<br />
6. Die Kuhweiden der Burgeralpen stehen auch Tierbesitzern aus anderen Dörfern<br />
zur Verfügung.<br />
7. Die Kuhweiden der Burgeralpen erreichen trotz Subventionen <strong>und</strong> Öffnung<br />
im Gegensatz zu den Schafsweiden nicht ihre Kapazitätsgrenzen.<br />
Ist denn die Landwirtschaft für die Törbeler e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Freizeitbeschäftigung ist,<br />
wie es im Kapitel 6.4 auf Seite 49 nahegelegt wird? Die ökonomischen Anreize<br />
durch Fleisch- 35 , Käseverkauf 36 <strong>und</strong> Subventionen (mehr als CHF 820’000 allgeme<strong>in</strong>e<br />
<strong>und</strong> mehr als CHF 52’000 Sömmerungsbeiträge pro Jahr für die Geme<strong>in</strong>de<br />
Törbel) s<strong>in</strong>d auch bestimmende Faktoren.<br />
35 Kuhfleisch wird nur sehr beschränkt verkauft <strong>und</strong> fast nur für den Eigenverbrauch verwendet,<br />
da Ehr<strong>in</strong>ger-Kühe vor allem Zuchtkühe s<strong>in</strong>d. Lediglich Lammfleisch wird verkauft.<br />
36 Verkauf direkt ab Sennerei für zirka CHF 16 pro Kilogramm Moosalpkäse respektive CHF<br />
9 pro Kilogramm Alpziger.<br />
M. Maiorano & D. Schmuki 10. Januar 2006