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Allmendedilemma in Törbel Früher und heute - Professur für ...

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Seite 40 von 87 6 Allmendenbewirtschaftung <strong>heute</strong><br />

benen Milch verteilt. Diese Milchmenge wird vom Milchkontrolleur drei mal pro<br />

Sommer ermittelt.<br />

Waren es früher vor allem rot-gefleckte Simmentaler Kühe, so weiden <strong>heute</strong><br />

auch vermehrt die schwarzen Ehr<strong>in</strong>ger Kühe auf den Alpen. Da Ehr<strong>in</strong>ger Kühe<br />

nicht gemolken werden können, der Viehbestand <strong>in</strong> der zweiten Hälfte dieses<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts jedoch relativ stabil (130 Stück) blieb <strong>und</strong> die Käseproduktion sogar<br />

gesteigert wurde, geben die Simmentaler Kühe deutlich mehr Milch als früher.<br />

Dieser Effekt lässt sich durch die Weiterzüchtung der Rasse erklären.<br />

Die Begeisterung der Walliser für die kampflustigen Ehr<strong>in</strong>ger Kühe hat sich<br />

erst seit ungefähr zwei Generationen etabliert <strong>und</strong> ist <strong>heute</strong> nicht mehr wegzudenken.<br />

Auch <strong>in</strong> Törbel ist man sehr stolz auf se<strong>in</strong>e Ehr<strong>in</strong>ger Kühe. Ihr Fleisch kann<br />

im Gegensatz zu dem der Simmentaler nicht kommerziell genutzt werden. Für<br />

das Kilogramm Fleisch bekommt der Bauer CHF 5 (Telefonat Metzgerei Zuber<br />

<strong>in</strong> Visp). Da die Simmentaler Tiere jedoch gute Milchkühe s<strong>in</strong>d, wird dies kaum<br />

praktiziert.<br />

Bei der Nutzung der Schafe ist der Verkauf der Lämmern zur Fleischgew<strong>in</strong>nung<br />

von grosser Bedeutung. Ausserdem kann Wolle produziert werden, was sich aber<br />

wegen des tiefen Verkaufspreises durch die aussländische Konkurenz <strong>heute</strong> kaum<br />

noch lohnt (Interview Silvan Juon, Präsident der Alpkommission).<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n der Sömmerung beim Alpaufzug lässt man alle Kühe gegene<strong>in</strong>ander<br />

kämpfen, so dass sich die stärkste Kuh als Anführer<strong>in</strong> durchsetzen kann.<br />

Es wird jeweils e<strong>in</strong>e grosse Weide um alle Ehr<strong>in</strong>ger abgesteckt. Die Kühe tragen<br />

diese Kämpfe selbstorganisiert aus. Es dauert fast e<strong>in</strong>en ganzen Tag, bis die<br />

R<strong>in</strong>gkuh oder “Alpkönig<strong>in</strong>” bestimmt ist <strong>und</strong> für deren Besitzer ist dies dann e<strong>in</strong>e<br />

ganz besondere Ehre. Von “Älplerromantik” ist jedoch <strong>heute</strong> bei diesem Anlass<br />

nicht mehr viel zu spüren, denn neben den Viehbesitzern von Törbel s<strong>in</strong>d auch<br />

andere Walliser <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Vielzahl Touristen anwesend. Die Moosalp ist mit Autos,<br />

Bussen <strong>und</strong> Lastwagen vollbesetzt <strong>und</strong> auf dem Kampfgelände bef<strong>in</strong>den sich<br />

Verpflegungsstände <strong>und</strong> e<strong>in</strong> gigantischer Bierwagen (siehe Abbildung 15).<br />

Zwei Gewalthaber, welche früher die E<strong>in</strong>haltung des Reglements kontrollierten,<br />

existieren bis <strong>heute</strong> <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de, haben jedoch völlig neue Funktionen<br />

übernommen. Der e<strong>in</strong>e ist für die Rebbergen der Burgergeme<strong>in</strong>de verantwortlich<br />

<strong>und</strong> der andere kümmert sich um die öffentlichen Arbeiten.<br />

M. Maiorano & D. Schmuki 10. Januar 2006

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