Allmendedilemma in Törbel Früher und heute - Professur für ...
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5 Allmendenbewirtschaftung früher Seite 31 von 87<br />
5.2.2 Regulierung der Wälder<br />
Bei der frühen Besiedelung der Alpen hat die Waldrohdung wohl e<strong>in</strong>en wichtige<br />
Rolle gespielt, da sie Weiden <strong>und</strong> Äcker unterhalb der Baumgrenze erst ermöglichte.<br />
E<strong>in</strong> grosser Teil des Waldes blieb jedoch <strong>in</strong> Törbel erhalten <strong>und</strong> bildete<br />
e<strong>in</strong>e nachhaltige Rohstoffquelle sowie e<strong>in</strong>en Schutz vor diversen Naturgefahren<br />
(Nett<strong>in</strong>g 1981: 12). Nach Nett<strong>in</strong>g (1981) gab es zwar kle<strong>in</strong>e, verstreute Parzellen<br />
von Wald, welche <strong>in</strong> Privatbesitz waren, doch der grosse Teil gehörte zum Geme<strong>in</strong>dewald.<br />
Das Holz wurde von allen Bugern zum Heizen der Ste<strong>in</strong>öfen <strong>und</strong> zum<br />
Kochen über dem offenen Feuer wie auch für die Konstruktion der Häuser, Ställe,<br />
Scheunen <strong>und</strong> Speicher gebraucht. Erwähnte s<strong>in</strong>d auch die Vorteile der geme<strong>in</strong>samen<br />
Waldbewirtschaftung wie Verankerung des Alp<strong>in</strong>en Bodens, Erosionsschutz<br />
<strong>und</strong> Verh<strong>in</strong>derung von schnellem Abfliessen des Schmelzwassers. Nett<strong>in</strong>g weisst<br />
zusätzlich auf die Bedeutung der Wälder als Law<strong>in</strong>enschutz <strong>und</strong> als Zufluchtsort<br />
für die Tiere der Alp h<strong>in</strong>. Wäre der Wald <strong>in</strong> Privatbesitz, würde das e<strong>in</strong>e kontrollierte<br />
<strong>und</strong> kont<strong>in</strong>uierliche Nutzung fast verunmöglichen. E<strong>in</strong>e Versorgung jeden<br />
Haushaltes mit dem m<strong>in</strong>imalen Holzbedarf wäre <strong>und</strong>enkbar aufgr<strong>und</strong> von demographischen<br />
Veränderungen (Nett<strong>in</strong>g 1981: 67). So war es der Geme<strong>in</strong>de möglich,<br />
die Nutzung streng zu kontrollieren, was e<strong>in</strong>e nachhaltige Bewirtschaftung erst<br />
möglich machte.<br />
Die Verteilung erfolgte dann mit dem bereits erwähnten “Losholz”-Verfahren<br />
an jeweils e<strong>in</strong>e Gruppe von drei Haushalten. Diese selbständig gebildeten Teams<br />
unterstützten sich folglich gegenseitig bei der anstrengenden Aufgabe des Fällens<br />
<strong>und</strong> des Transports des Holzes zum Dorf (Nett<strong>in</strong>g 1981: 67). Fällen war nur<br />
e<strong>in</strong>mal jährlich bewilligt, Kle<strong>in</strong>holz durfte jedoch während des ganzen Jahres gesammelt<br />
werde. So wurden K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> den Wald geschickt, um heruntergefallene<br />
Äste <strong>und</strong> Tannenzapfen zu suchen. Der grosse Bedarf an Brennstoff führte dazu,<br />
dass jeder noch so kle<strong>in</strong>e Ast e<strong>in</strong>gesammelt wurde. Dürre Tännchen <strong>und</strong> W<strong>in</strong>dfallholz<br />
wurden jeweils sonntags nach der Kirche vom Waldvogt an den Meistbietenden<br />
versteigert (Stebler 1922: 98). Die Nadeln der Koniferen (Nadelbäume)<br />
fanden Verwendung als Streu für das Vieh (Nett<strong>in</strong>g 1981: 12). So erreicht man<br />
e<strong>in</strong> Gleichgewicht zwischen dem Nutzungsbedürfnis der Dorfbewohner <strong>und</strong> der<br />
Erhaltung des Waldes als natürlichen Schutzschild gegen die bereits erwähnten<br />
Naturgefahren. Da jedoch e<strong>in</strong>zelne Haushalte Holz für allfällige Reparaturen lagerten,<br />
war man gezwungen, Brennholz von umliegenden Geme<strong>in</strong>den aufzukaufen<br />
10. Januar 2006 M. Maiorano & D. Schmuki