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Allmendedilemma in Törbel Früher und heute - Professur für ...

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Seite 26 von 87 5 Allmendenbewirtschaftung früher<br />

wann die “Abmilch” von der entsprechenden Alp abholen durfte, wurde per Los<br />

entschieden. Neben dem “Losholz”, dessen Bedeutung im folgenden Kapitel genauer<br />

erläutert wird, ist dies wiederum e<strong>in</strong> Beispiel für e<strong>in</strong>e faire <strong>und</strong> allseits<br />

akzeptierte Verteilung von Allmendengut unter den Burgern mittels Zufall.<br />

5.1.3 Regulierung der Wälder<br />

Das Holz der zahlreich vorhandenen Wälder <strong>in</strong> der Region Törbel war für die<br />

Menschen unentbehrlich zum Heizen der Ste<strong>in</strong>öfen <strong>und</strong> zum Kochen über dem<br />

offenen Feuer. Ausserdem war Holz als Bausubstanz für Häuser, Ställe <strong>und</strong> Scheunen<br />

notwendig. Langsamwachsende Lärchen machten den Hauptbestandteil des<br />

Waldes aus <strong>und</strong> deren heruntergefallene Nadeln wurden als E<strong>in</strong>streu für das Vieh<br />

verwendet (Stebler 1922: 98-99).<br />

Grosse Bedeutung hatte der Wald über dem Dorf auch als natürlicher Schutz<br />

vor Law<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Schattenspender für die Tiere auf der Alp. Die Erhaltung des<br />

Forstes war somit im Interesse aller Burger. Hätte jede Familie ihr eigenes Stück<br />

Wald besessen, wäre e<strong>in</strong>e nachhaltige Bewirtschaftung über mehrere Jahrh<strong>und</strong>erte<br />

kaum möglich gewesen, da <strong>in</strong> diesem langsam wachsenden Wald nur begrenzt<br />

<strong>und</strong> selektiv Bäume gefällt werden dürfen.<br />

Die Verwaltung durch die Burgergeme<strong>in</strong>de erlaubte e<strong>in</strong>e sorgfältige jährliche<br />

Auswahl der zu fällenden Bäume durch e<strong>in</strong>en gewählten Rat. Dieser teilt die zur<br />

Fällung markierten Bäume <strong>in</strong> Pakete e<strong>in</strong> <strong>und</strong> per Los bekommen je drei Haushalte<br />

e<strong>in</strong> Paket. So entstand der Begriff “e<strong>in</strong> Los Holz”. Die Haushaltsgruppen<br />

waren selber für das Fällen <strong>und</strong> den Transport des Holzes <strong>in</strong>s Dorf verantwortlich<br />

(Stebler 1922: 97-98). In den Wäldern wurde fast nichts ungenutzt gelassen, so<br />

verwendete man auch die heruntergefallenen Nadeln der Lärchen als Streu <strong>und</strong><br />

das Laub von e<strong>in</strong>zelnen Eschen <strong>und</strong> Ahornbäumen als W<strong>in</strong>terfutter für Schafe<br />

<strong>und</strong> Ziegen.<br />

Bis <strong>in</strong>s 19. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde auch das flüssige Harz der Lärchen gewonnen,<br />

welches zur Terpent<strong>in</strong>herstellung exportiert werden konnte. Weitere Harzprodukt<br />

waren das Weisstannenzapfenöl zur Heilung von Quetschungen <strong>und</strong> das Harzöl<br />

aus Wurzelstöcken der Kiefer für Verbände an Mensch <strong>und</strong> Vieh. Als Heilmittel<br />

gewann man zusätzlich Birkensaft <strong>und</strong> “Sef<strong>in</strong>enöl” aus den Beeren <strong>und</strong> Zweigspitzen<br />

der Sefi Pflanze (Juniperus sab<strong>in</strong>a). Von Ameisen zusammengetragene<br />

Harzklümpchen liessen sich ausserdem als Weihrauch verwenden. So hatte der<br />

M. Maiorano & D. Schmuki 10. Januar 2006

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