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Allmendedilemma in Törbel Früher und heute - Professur für ...

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5 Allmendenbewirtschaftung früher Seite 25 von 87<br />

drei Sennen anstellen musste. Ihnen standen je zwei Hirten <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Knabe als<br />

Helfer zu. Ausserdem bedarf es e<strong>in</strong>em schulpflichtigen Jungen als “Wäger”, welcher<br />

die tägliche Milchmenge jedes Kuheigentümers mit e<strong>in</strong>er Hängewage erfasste.<br />

War man <strong>in</strong> manchen Jahren auf weitere Hilfe angewiesen, sprang e<strong>in</strong> Gehilfe als<br />

“Diener” e<strong>in</strong> (Text Roman Juon).<br />

Die R<strong>in</strong>der weideten im unteren Teil des “Törbeltellis” unter Aufsicht e<strong>in</strong>es<br />

R<strong>in</strong>derhirten, die Schafe übernahmen das obere ”Telli” bis zum Grat des Augstbordhorns.<br />

Die Schafpopulation umfasste zu Beg<strong>in</strong>n des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts ungefähr<br />

1000 Tiere, <strong>in</strong> früheren Zeiten waren es aber fast doppelt so viele. Sie haben<br />

mit dem Aufschwung der R<strong>in</strong>dviehzucht <strong>und</strong> der Konkurrenz der ausländischen<br />

Wolle abgenommen, s<strong>in</strong>d aber als Fleisch- <strong>und</strong> Wolleproduzenten immer noch von<br />

grosser Bedeutung. E<strong>in</strong> weiterer Gr<strong>und</strong> für den Rückgang der Schafe ist wohl die<br />

Schwierigkeit, tüchtige Schafhirten zu bekommen, welche jedes Tier der Herde<br />

kennen <strong>und</strong> für deren optimale Betreuung sorgen (Stebler 1922: 48-56).<br />

Seit dem Jahre 1514 war die Geme<strong>in</strong>de Törbel zusätzlich im Besitz der Oberaaralp<br />

im Grimselgebiet 21 , wo wiederum Schafe <strong>und</strong> R<strong>in</strong>der gesömmert werden konnten.<br />

Für die Anreise musste jedoch e<strong>in</strong> drei Tage dauernder Weg überw<strong>und</strong>en<br />

werden (Stebler 1922: 48).<br />

Die Viehwirtschaft diente <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie der re<strong>in</strong>en Selbstversorgung, welche<br />

komb<strong>in</strong>iert mit den Äckern <strong>und</strong> Gärten der Geme<strong>in</strong>de sowie Schaf-, Ziegen-,<br />

Schwe<strong>in</strong>e- <strong>und</strong> Hühnerhaltung gut funktionierte. Die e<strong>in</strong>zige E<strong>in</strong>nahmequelle des<br />

Bauern war der Verkauf des überschüssigen Viehs, so dass e<strong>in</strong> Tierverlust durch<br />

Unfall oder Krankheit weitreichende Konsequenzen hatte (Stebler 1922: 50).<br />

Nun erfolgt noch e<strong>in</strong>e genauere Beschreibung der Sömmerung auf den Alpweiden<br />

von Törbel (Text Roman Juon). Die Alpbesetzung dauerte von Ende Juni<br />

bis Anfangs September <strong>und</strong> die Älpler zogen mit ihrer Viehherde wie Nomaden<br />

von Stafel 22 zu Stafel. Sie lebten <strong>in</strong> sehr e<strong>in</strong>fachen Verhältnissen <strong>in</strong> der jeweiligen<br />

Hütte, wo sie Käse produzierten. Die Käselaibe transportierte man jeden Tag mit<br />

drei Maultieren <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zigen Käsekeller auf der Moosalp. In normalen Jahren<br />

erreichte die Käseproduktion auf der Alp Moos 2700 <strong>und</strong> auf Bifigen 1750 kg<br />

Hartkäse (Stebler 1922: 45). Aus der Magermilch, welche als Nebenprodukt bei<br />

der Käserei entstand, stellte man e<strong>in</strong>en würzigen Ziger her <strong>und</strong> die nicht mehr<br />

verwertbaren Milchresten g<strong>in</strong>gen an die Schwe<strong>in</strong>e der Viehbesitzer. Wer jeweils<br />

21 Der Verkauf der Oberaaralp erfolgte im Jahre 1948.<br />

22 Teil e<strong>in</strong>er Alp mit eigener Unterkunft für das Personal, jedoch ohne Stallung für die Tiere<br />

10. Januar 2006 M. Maiorano & D. Schmuki

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