Allmendedilemma in Törbel Früher und heute - Professur für ...
Allmendedilemma in Törbel Früher und heute - Professur für ...
Allmendedilemma in Törbel Früher und heute - Professur für ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Seite 24 von 87 5 Allmendenbewirtschaftung früher<br />
5.1.2 Vollzug des Reglements<br />
Mit der W<strong>in</strong>terregel 18 war die Gefahr der Überweidung <strong>und</strong> damit der längerfristigen<br />
Übernutzung der Alpen noch lange nicht gebannt (Stebler 1922: 38). So<br />
durften nur ortsansässige Burger ihre Tiere auf die Alpen treiben (Text Roman<br />
Juon). Als weitere E<strong>in</strong>schränkung musste jeder Bauer e<strong>in</strong> “Krautgeld” für jedes<br />
R<strong>in</strong>d oder Kalb entrichten. Die Kühe waren von diesem Entgelt befreit, da das<br />
Alppersonal von deren Milch lebte. Wollte aber jemand mehr als sechs Kühe auf<br />
die Alpen br<strong>in</strong>gen, so musste er auch für jede Milchkuh e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Abgabe bezahlen.<br />
Für das Melken musste e<strong>in</strong> zusätzlicher Beitrag an die verantwortliche<br />
Person (meistens den Hirten) entrichtet werden (Stebler 1922: 39). Als weiteres<br />
Entgelt hatte jeder Viehbesitzer e<strong>in</strong>en Tag Geme<strong>in</strong>werk 19 pro Kuh zu leisten<br />
(Stebler 1922: 47).<br />
Die Viehbesitzer waren auch verpflichtet, an e<strong>in</strong>em Abend <strong>und</strong> dem darauf<br />
folgenden Morgen dem Senn, welcher für ihre Kühe verantwortlich war, beim<br />
Melken zu helfen. An den Sonntagen pflegte man se<strong>in</strong>e Kühe auf der Alp zu<br />
besuchen <strong>und</strong> ihnen Kraftfutter mitzubr<strong>in</strong>gen (Text Roman Juon).<br />
Ausserdem wurde vor dem Alpaufzug e<strong>in</strong>e “Alprechnung” durchgeführt, wo<br />
jeder se<strong>in</strong> Vieh anzumelden <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e “Holztessle” 20 vorzuweisen hatte. Jede Familie<br />
war verpflichtet, dem Pfarrer e<strong>in</strong>e Maultierladung Holz abzuliefern <strong>und</strong> als<br />
Besche<strong>in</strong>igung erhielt sie dann e<strong>in</strong>e Holztessle. Konnte ke<strong>in</strong>e Tessle vorgewiesen<br />
werden, musste e<strong>in</strong> Pfand h<strong>in</strong>terlegt werden, bis die Forderung des Pfarrers erfüllt<br />
war (Stebler 1922: 39).<br />
Das Vieh wurde im Verhältnis zwei zu e<strong>in</strong>s den Alpen Moos <strong>und</strong> Bifigen<br />
zugeteilt <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Regel sömmerte e<strong>in</strong> Bauer se<strong>in</strong> Vieh auf derjenigen Alpe,<br />
welche <strong>in</strong> der Nähe se<strong>in</strong>er Voralpe lag. Die Moosalp erhielt ihren Namen aufgr<strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>es nahe gelegenen Moors <strong>und</strong> die Bezeichnung Bifigen kommt von “Bifig”,<br />
worunter man e<strong>in</strong> abgegrenztes oder e<strong>in</strong>gezäuntes Stück Land verstand (Stebler<br />
1922: 39-44).<br />
Der Törbelbach bildete die Trennl<strong>in</strong>ie der beiden Alpen. Die Moosalp teilte<br />
sich weiter auf das Grosse- <strong>und</strong> das Kle<strong>in</strong>e Senntum auf, so dass man <strong>in</strong>sgesamt<br />
18 Jeder Burger darf so viele Tiere auf der Alpe sömmern, wie er selbständig durch den W<strong>in</strong>ter<br />
br<strong>in</strong>gen kann.<br />
19 Unter Geme<strong>in</strong>werk versteht man Arbeiten wie Instandhaltung der Allmende, Reparaturen<br />
an Ställen <strong>und</strong> Zäunen <strong>und</strong> so weiter.<br />
20 e<strong>in</strong>e Art Holzkelle mit E<strong>in</strong>gravierung<br />
M. Maiorano & D. Schmuki 10. Januar 2006