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Allmendedilemma in Törbel Früher und heute - Professur für ...

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Seite 20 von 87 4 Geographie <strong>und</strong> Geschichte Törbel<br />

me<strong>in</strong>en Feldern, me<strong>in</strong>en Wäldern, me<strong>in</strong>en Wiesen hätte er genug <strong>und</strong> bräuchte<br />

niemanden anders.“ Aufgr<strong>und</strong> dieser Isolierung <strong>und</strong> Unabhängigkeit konnte<br />

sich das e<strong>in</strong>zigartige Selbstversorgungssystem der Walliser bis fast <strong>in</strong> unsere Zeit<br />

durchsetzen.<br />

Wie es dann doch langsam zum Bruch mit der langjährigen Tradition kam,<br />

wird von A. Niederer (1956: 5) im folgenden Abschnitt anschaulich erklärt: E<strong>in</strong>st ”<br />

waren die Walliser Dörfer natürliche Schicksalsgeme<strong>in</strong>schaften, die durch ihre<br />

zweckmässigen, der Selbstversorgung dienenden E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> ihr Geme<strong>in</strong>eigentum<br />

den <strong>in</strong> ihnen lebenden Menschen e<strong>in</strong> hohes Mass materieller <strong>und</strong> seelischer<br />

Geborgenheit gewährte. Das E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen der Industrie <strong>in</strong>s Rhonetal gab den Wallisern<br />

neue <strong>und</strong> e<strong>in</strong>träglichere Möglichkeiten des Broterwerbes als die herkömmliche<br />

Land- <strong>und</strong> Alpwirtschaft <strong>und</strong> löste sie vom Zwange der Selbstversorgung.<br />

Dadurch lockerten sich die B<strong>in</strong>dungen des e<strong>in</strong>zelnen an das Dorfkollektiv, <strong>und</strong><br />

viele bewährte E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> s<strong>in</strong>nvolle Bräuche wurden nebensächlich. Das<br />

Schicksal des Geme<strong>in</strong>werks, das e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Kernstück bäuerlichen Geme<strong>in</strong>schaftsleben<br />

war, ist bezeichnend für e<strong>in</strong>e Entwicklung, welche die ausseralp<strong>in</strong>en Gebiete<br />

zum grossen Teil schon im vergangenen Jahrh<strong>und</strong>ert durchgemacht haben“.<br />

So verlief die Industriealisierung nur zögernd, erst zu Beg<strong>in</strong>n des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

konnten sich e<strong>in</strong>ige Gross- <strong>und</strong> später auch Kle<strong>in</strong>betriebe im Tal etablieren.<br />

Durch die Firmen Lonza ist die Region Visp e<strong>in</strong> Begriff für die Chemieproduktion<br />

geworden (Kamer & Bruggmann 1997: 172). Noch <strong>heute</strong> s<strong>in</strong>d die Chemieriesen<br />

Lonza <strong>und</strong> Alcan die grössten Arbeitgeber für die Bevölkerung im Tal sowie <strong>in</strong><br />

den Bergdörfern. So steigen <strong>in</strong> Törbel jeden Morgen früh die Fabrikarbeiter <strong>in</strong>s<br />

Postauto nach Visp zum Schichtbetrieb.<br />

Früher schon waren e<strong>in</strong>ige Bauern gezwungen e<strong>in</strong>em Nebenerwerb nachzugehen,<br />

da die Landwirtschaft als e<strong>in</strong>zige E<strong>in</strong>nahmequelle nicht ausreichte. Im 19.<br />

<strong>und</strong> zu Beg<strong>in</strong>n des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts arbeiteten viele während des Sommers für<br />

den Tourismus <strong>in</strong> Zermatt oder als Bergführer, Säumer oder Hirten (Stebler 1922:<br />

109). Des weiteren g<strong>in</strong>gen viele Bauern e<strong>in</strong>em Handwerk nach (Stebler 1922: 110)<br />

oder wanderten sogar als Handwerker aus (Stebler 1922: 111). Dazumal bevorzugten<br />

die Menschen noch die Arbeit im Freien, wie Mitarbeit an Eisenbahnl<strong>in</strong>ien,<br />

Kraftwerken oder Meliorationsarbeiten an der Rhone, zu derjenigen <strong>in</strong> der Fabrik<br />

(Stebler 1922: 110). Dies hat sich <strong>heute</strong> durch das grosse Arbeitsplatzangebot der<br />

Chemieriesen Lonza <strong>und</strong> Alcan drastisch verändert.<br />

M. Maiorano & D. Schmuki 10. Januar 2006

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