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Allmendedilemma in Törbel Früher und heute - Professur für ...

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4 Geographie <strong>und</strong> Geschichte Törbel Seite 19 von 87<br />

999 die Grafschaft Wallis dem Bischof von Sitten. Der Bischof <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Nachfolger<br />

konnten sich bis <strong>in</strong>s 17. Jahrh<strong>und</strong>erts als Landesherr verteidigen. Dabei<br />

hatten sie mit zahlreichen <strong>in</strong>nen- <strong>und</strong> aussenpolitischen Konflikten zu kämpfen.<br />

Beispielsweise wurde das Oberwallis 15 erfolgreich gegen Savoyen verteidigt <strong>und</strong><br />

im 15. Jahrh<strong>und</strong>ert konnte sogar die Herrschaft über das Unterwallis gewonnen<br />

werden. Bündnisse <strong>und</strong> Konflikte mit den Eidgenossen wechselten sich ab (Kamer<br />

& Bruggmann 1997: 170).<br />

E<strong>in</strong>zelne Dörfer stellten erfolglos die Forderung nach der weltlichen Macht<br />

des Bischofs, aber die Herrschaft der katholischen Kirche geriet erst mit der Reformation<br />

<strong>und</strong> den anschiessenden Glaubenskämpfen <strong>in</strong>s Wanken. Ende des 16.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts konnte sich der neue Glauben im Wallis etablieren, doch kurz darauf<br />

wurde das Unterwallis rekatholisiert <strong>und</strong> das Oberwallis rüstete sogar zum<br />

Bürgerkrieg, was den Rückzug der reformierte Kirche aus dem Wallis bedeutete<br />

(Kamer & Bruggmann 1997: 171). An der Entmachtung des Bischofs hielt<br />

man jedoch weiter fest, bis er 1613 se<strong>in</strong>e Rechte auf die geistliche Welt <strong>und</strong> die<br />

“Staatspräsidentenwürde” beschränken musste.<br />

Die politische Lage blieb relativ stabil, da die Menschen <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Dörfern als Gr<strong>und</strong>e<strong>in</strong>heiten organisiert waren, welche von selbstgewählten Gewalthabern<br />

verwaltet wurden. Übergeordnet waren nur die sieben Zehnden 16 .<br />

Auf Druck von Frankreich mussten sich die Walliser zu Beg<strong>in</strong>n des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

mit e<strong>in</strong>er Loyalitäserklärung der Helvetischen Republik anschliessen.<br />

Kurz darauf erfüllte ihnen Napoleon den Wunsch nach noch mehr Unabhängigkeit<br />

<strong>und</strong> erklärte das Wallis (auf dem Papier) zur unabhängigen Republik (Hof<br />

et<br />

al. 1983: 169). Wenige Jahre danach folgte dann doch die E<strong>in</strong>gliederung <strong>in</strong><br />

das Kaiserreich <strong>und</strong> nach Napoleons Fall wurde dem Wallis am Wienerkongress<br />

der Anschluss an die Schweiz nahegelegt. Schliesslich traten die Walliser 1815 als<br />

20. Kanton der Schweizerischen Eidgenossenschaft bei (Hof et al. 1983: 181).<br />

Während des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts veränderte sich im Leben der Walliser nicht<br />

viel. E<strong>in</strong> Zitat des Historikers Bertrand aus folgender Quelle (wal 1987: 13) beschreibt<br />

die Haltung der Bevölkerung sehr treffend: ”<br />

Der Kanton hüllt sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e<br />

Isolierung wie e<strong>in</strong> Senator <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Toga <strong>und</strong> sagt, mit me<strong>in</strong>en Kühen, Schafen,<br />

15 Das deutschsprachige Oberwallis erstreckt sich vom Ursprungsort der Rhone am Furkapass<br />

bis fast nach Sion.<br />

16 E<strong>in</strong>e Zehnde be<strong>in</strong>haltete die Dörfer e<strong>in</strong>er Region. Die sieben Zehnden des Wallis bildeten<br />

zusammen e<strong>in</strong>e lose Organisation.<br />

10. Januar 2006 M. Maiorano & D. Schmuki

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