Allmendedilemma in Törbel Früher und heute - Professur für ...
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Seite 8 von 87 2 Theoretischer Teil<br />
sammenarbeit oder Angreifen. In der Auszahlungsmatrix handelt es sich nicht um<br />
Gefängnisjahre sondern abstrakter um Punkte. T ist die höchstmögliche Auszahlung,<br />
dann folgt R, P <strong>und</strong> der kle<strong>in</strong>ste Betrag ist gleich S. E<strong>in</strong> weiterer Unterschied<br />
zum Gefangenendilemma ist, dass das Spiel über mehrere R<strong>und</strong>en verläuft. Das<br />
Gefangenendilemma wird wiederholt (iteratives Spiel), es werden Strategien zur<br />
Vorgehensweise nötig. In e<strong>in</strong>em Turnier spielt man gegen alle e<strong>in</strong>gereichten Strategien<br />
<strong>in</strong>klusive se<strong>in</strong>er eigenen e<strong>in</strong>mal. Am Schluss werden die erzielten Punkte<br />
aufsummiert <strong>und</strong> als Sieger gilt, wer am meisten Punkte erreicht hat.<br />
R. Axelrod hatte zwei Turniere mit Strategien verschiedenster Experten aus<br />
diversen Ländern <strong>und</strong> Wissenschaftsgebieten veranstaltet. Wichtigster Unterschied<br />
zwischen den beiden Turnieren ist, dass man beim zweiten Turnier ke<strong>in</strong>e Ahnung<br />
über die Anzahl R<strong>und</strong>en hatte. Axelrods Strategie “Tit-for-Tat“ (TFT) (1984: 13)<br />
beschreibt folgendes Vorgehen:<br />
1. Beg<strong>in</strong>ne mit C<br />
2. Wähle <strong>in</strong> R<strong>und</strong>e n das, was der Mitspieler <strong>in</strong> R<strong>und</strong>e n-1 gewählt hat<br />
In beiden Turnieren hiess der Sieger TFT. Allgeme<strong>in</strong> haben fre<strong>und</strong>liche Strategien<br />
(niemals als erstes D spielen) wie TFT besser abgeschnitten als solche die<br />
ausbeuterisch veranlagt s<strong>in</strong>d. Kooperation macht <strong>in</strong> diesem Spiel S<strong>in</strong>n, da man<br />
über e<strong>in</strong>e längere Zeit mit se<strong>in</strong>em Mitspieler <strong>in</strong>teragiert. Wenn der Zukunft hohen<br />
Wert beigemessen werden kann, ist es rational zu kooperieren. 8<br />
Ist folglich der wahre Egoist e<strong>in</strong> kooperativer <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>licher Zeitgenosse?<br />
Sicherlich zeigt dieses spieltheoretische Modell auf, wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er egoistischen <strong>und</strong><br />
rationalen Welt ohne zentrale Autorität Kooperation möglich se<strong>in</strong> kann.<br />
Als Beispiel se<strong>in</strong>er Theorie nennt Axelrod unter anderem das kooperative<br />
Verhalten im amerikanischen Senat (1984: 5) <strong>und</strong> das “Leben-<strong>und</strong>-leben-lassen-<br />
System” der Deutschen <strong>und</strong> Franzosen im ersten Weltkrieg (1984: 73).<br />
8 In der Zwischenzeit gibt es erfolgreichere Strategien, die ebenfalls fre<strong>und</strong>lich s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> im<br />
Pr<strong>in</strong>zip TFT ähneln. Erwähnt sei hier das Gefangenendilemma-Turnier vom 20. Januar 2005 an<br />
der ETH Zürich, an der “Temperli” den ersten Platz errang (Diekmann & Przepiorka 2005). Im<br />
Jahre 2004 sorgte Gopal Ramchurn am “Congress on Evolutionary Computation Conference”<br />
für aufsehen, wo er mit e<strong>in</strong>er neuartigen Idee TFT zu schlagen vermochte (Humble 2004).<br />
Streitig bleibt jedoch, ob Ramchurns Vorschlag die Spielregeln verletzt.<br />
M. Maiorano & D. Schmuki 10. Januar 2006