Einführung in die Spieltheorie. Modelle und experimentelle Studien ...

Einführung in die Spieltheorie. Modelle und experimentelle Studien
Inhalt
Prof. Dr. Andreas Diekmann
diekmann@soz.gess.ethz.ch
(Bei organisatorischen Fragen e-mail bitte an Herrn Naef:
naef@soz.gess.ethz.ch)
Frühjahrssemster 2013, Vorlesungsnr. 851-0588-00 V
Di, 17-19 Uhr, ETH-Hauptgebäude, Hörsaal E 7
Die Vorlesung führt in die Grundlagen der experimentellen Spieltheorie ein. Sie befasst sich
mit Modellen sozialer Interaktion, mit Konflikt und Kooperation, mit der Entstehung von
Kooperation und mit Konzepten für strategisches Handeln in Entscheidungssituationen.
Besonderer Wert wird auf Beispiele und Anwendungen gelegt und auf eine Konfrontation der
Theorie mit den Ergebnissen experimenteller Untersuchungen.
Programm
1. 19. 2. Was ist Spieltheorie? Überblick, Beispiele, Anwendungen
Entscheidungen unter Sicherheit, Risiko und Unsicherheit/Strategische Interaktion/Rationales
Spiel in der Fussball-Bundesliga/ Soziale Fallen/ Vertrauensspiel: Lösung durch Institutionen/
Das Experiment von Perner und die Rolle von Emphatie in der Spieltheorie/
Kooperationsproblem: Die TV-Show „Friend or Foe“.
2. 26.2. Koordinationsspiele, Spiele mit „gemischten“ Motiven und
Nash-Gleichgewicht
Spiele in Normalform/ der Fehler in „Beautiful Mind“ und das Nash-Gleichgewicht/
Assurance-Spiel, Kampf der Geschlechter/ Gefangendilemma in der Oper/ Monopol, Duopol
und Kartell/ Die Kronzeugen-Regelung lässt Kartelle auffliegen.
3. 5.3. Sequentielle Spiele, Glaubwürdigkeit von Drohungen,
Teilspielperfektheit
Spiele in Extensivform/ simultane und sequentielle Spiele/Informationsbezirk/ Begriff der
Strategie/ teilspielperfektes Nash-Gleichgewicht/ die Macht des Zweiten/ Kooperation,
soziale Normen und Sanktionen/ das Erpresserproblem/ das Chicken-Spiel im Film mit James
Dean: „Denn sie wissen nicht, was sie tun“/ Chicken-Spiel und Kuba-Krise/
Abschreckungsdoktrin im „kalten Krieg“ und Dr. Strangelove.
4. 12.3. Die Währung in der Spieltheorie: Nutzenmessung, Anomalien, Paradoxien
Glücksspiel, reiche Aristokraten und Nutzentheorie/ Bernoulli und das Petersburger Paradox/
Nutzenmessung nach von Neumann und Morgenstern/ Allais-Paradox und Anomalien der
Nutzentheorie/ Condorcet-Paradox.
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5. 19.3. Nullsummenspiele, Sattelpunkte und gemischte Strategien
Spiele mit dominierender Strategie/ Spiele mit Sattelpunkt/ Wenn der Sattelpunkt fehlt:
gemischte Strategien/ Rationalitätslösung/ Sherlock Holmes und Prof. Moriarty/ Theoreme:
Zermelo, John von Neumann, Nash/ Warum von Neumann die Spieltheorie erfand.
6. 26.3. Soziale Dilemmata und kollektive Güter
N-Personen-Spiele, bei denen individuelle Rationalität kollektive Katastrophen
heraufbeschwört/ das Panik-Experiment von Mintz/ Warum eine zusätzliche Strasse die
Fahrzeit erhöht: Das Paradox von Braess/ Shubiks Dollar-Auktion/ Hofstadters Dilemma der
grossen Zahl: Warum Scientific American einen Preis von einer Million $ aussetzte/ das
„Public Good Game“: Warum die meisten Menschen Organspenden befürworten, aber nur
wenige einen Spenderausweis haben/ das Allmende-Dilemma und der Klimawandel/
Effizienzgewinn durch Institutionen.
7. 9.4. Volunteer’s Dilemma und die Diffusion von Verantwortung
Ein Mordopfer, dem niemand zu Hilfe kommt/ Warum Seminare mit mehreren Dozenten
manchmal schlechter sind/ Spielmatrix und Nash-Gleichgewichte im „volunteer’s dilemma“/
Varianten des Spiels/ „Missing-Hero-Dilemma“: Wer hängt der Katze die Schelle um?
8. 16.4. Wiederholte Spiele: Evolution von Kooperation
Das Hobbessche Problem sozialer Ordnung/ wiederholte Spiele/ endlich und unendlich oft
iteriertes Gefangenendilemma/ Axelrods Computerturnier/ „tit-for-tat“, „ewige Verdammnis“,
Pavlov und andere Strategien/ Kooperation unter Kriegsgegnern im ersten Weltkrieg.
9. 23.4. Der „Schatten der Zukunft“ in wiederholten Spielen
Diskontierung und „der Schatten der Zukunft“/ kritischer Schwellenwert des
Diskontparameters/ Variationen der Modellannahmen/ Folk-Theorem/ kooperative Vampir-
Fledermäuse spielen wiederholtes Gefangenendilemma/ Reputation oder „der Schatten der
Vergangenheit“/ Kooperation auf elektronischen Märkten: Das eBay-Prinzip/ Was lernen wir
aus den Untersuchungen zur Evolution von Kooperation?
10. 30.4. „Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt.“ Altruismus in
experimentellen Spielen
Experimentelle Methodik, Probleme und Vorzüge experimenteller Designs/ Labor- und
Feldexperimente/ strikte Rationalität im Lichte experimenteller Daten/ Experimente mit dem
Diktator- und Ultimatumspiel/ Ultimatumspiel bei Naturvölkern/
Fairnessmodelle der „behavioural game theory“.
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11. 7.5. Evolutionäre Spieltheorie
Spieltheorie in der Biologie/ Maynard-Smith und Price: Evolutionär stabile Strategien (ESS)/
Falken-Taube-Spiel/ Abnutzungskampf/ die Mathematik rationaler Dungfliegen/ Beauty-
Contest und Aktienmärkte/ evolutionäre Modelle in den Sozialwissenschaften.
12. 14.5. Unvollständige Information und Signalspiele
Das Vertrauensspiel mit asymmetrischer Information/ Harsanyis Analyse von Spielen mit
unvollständiger Information/ Signale des Vertrauens/ Bayesianisches Updating/ Zahavis
Handicap-Prinzip/ Posners Theorie der Signalspiele/ warum scheinbar irrationale Normen und
Moden entstehen/ warum Banken in repräsentative Empfangshallen investieren,
Markenkleidung beliebt ist und es sich für talentierte Menschen lohnen kann, nutzlose
Ausbildungen zu absolvieren/ Veblens Statusgüter und Bourdieus Distinktionen
spieltheoretisch analysiert.
21.5. Achtung! Keine Vorlesung an diesem Dienstag.
28.5. Klausur
Es sind sechs Aufgaben in 90 Minuten zu bearbeiten. Jede vollständige Aufgabenlösung
ergibt einen Punkt, die Zahl der Punkte entspricht der Note. Teillösungen werden anerkannt.
Es kommen Rechenaufgaben und Multiple-Choice-Fragen vor. In der Regel werden Spiele in
Extensiv- oder Normalform vorgegeben. Diese Spiele sind zu analysieren, d.h. es sollen z. B.
bestimmte Strategien und die Nash-Gleichgewichte ermittelt, teilspielperfekte Strategien
identifiziert, Effizienzprobleme (Pareto-Optimum) erkannt werden usw. Man sollte das
Begriffsgerüst der Spieltheorie und die wichtigsten Typen von Spielen, Anwendungen und
Befunde der experimentellen Spieltheorie kennen. Die Klausur bezieht sich ausschliesslich
auf den Stoff der Vorlesung. Hilfsmittel sind nicht erlaubt.
Literatur
Gintis, Herbert, 2000. Game Theory Evolving. Princeton, NJ: Princeton University Press
(neue Aufl. 2009 – die alte Auflage ist umfassender).
Rapoport, Anatol, 1998, 2. Aufl., Decision Theory and Decision Behaviour. London:
Macmillan.
Riechmann, Thomas, 2007. Spieltheorie. 2. Aufl. München: Vahlen.
Diekmann, Andreas, 2010. Spieltheorie. Einführung, Beispiele, Experimente. 2. Aufl.
Reinbek: Rowohlt.
Weitere Hinweise auf Lehrbücher und Literatur in Diekmann 2010: 240pp.
Bücher erhalten Sie in der POLY-Buchhandlung ETH-Zentrum MM B96, Mo-Fr: 9.00-
16.30.
Wichtig! Web-Seite zur Lehre, Sie finden dort die Folien der Vorlesung:
http://www.socio.ethz.ch/education/fs13/igt
Web-Seite von Spieltheorie-Literatur zum Download. Sie finden dort auch
Übungsaufgaben zur Spieltheorie:
http://www.socio.ethz.ch/publications/spieltheorie
Bei organisatorischen Fragen: Bitte e-mail an Herrn Naef (naef@soz.gess.ethz.ch)
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