14.07.2014 Aufrufe

Macht als Disziplinierung - Professur für Soziologie

Macht als Disziplinierung - Professur für Soziologie

Macht als Disziplinierung - Professur für Soziologie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Prof. Christian Suter Sommersemester 2003<br />

<strong>Professur</strong> für <strong>Soziologie</strong>, ETHZ „<strong>Soziologie</strong> der <strong>Macht</strong>“, Mo. 14-16h<br />

<strong>Macht</strong> <strong>als</strong> <strong>Disziplinierung</strong><br />

Michel Foucault<br />

• Person und Werk<br />

• Vorgehensweise<br />

• Hauptfragestellung: Entstehung und Transformation moderner<br />

<strong>Macht</strong>mechanismen<br />

• <strong>Macht</strong>verständnis von Foucault<br />

• <strong>Disziplinierung</strong>sfunktion von <strong>Macht</strong><br />

• Fazit: Vier Kritikpunkte<br />

Foucault, 16.6.2003 Seite 1


Prof. Christian Suter Sommersemester 2003<br />

<strong>Professur</strong> für <strong>Soziologie</strong>, ETHZ „<strong>Soziologie</strong> der <strong>Macht</strong>“, Mo. 14-16h<br />

Die wichtigsten Publikationen Foucaults zum Thema <strong>Macht</strong><br />

• Wahnsinn und Gesellschaft, 1961<br />

• Die Ordnung der Dinge, 1966<br />

• Überwachen und Strafen, 1975<br />

• Sexualität und Wahrheit, Bd. 1: Der Wille zum Wissen,<br />

1976; Bd. 2: Der Gebrauch der Lüste, 1984; Bd. 3: Die Sorge<br />

um sich, 1984.<br />

• Mikrophysik der <strong>Macht</strong>. Michel Foucault über Strafjustiz,<br />

Psychiatrie und Medizin, Berlin 1976<br />

• Dispositive der <strong>Macht</strong>. Michel Foucault über Sexualität, Wissen<br />

und Wahrheit, Berlin1978<br />

• Dits et Ecrits. Schriften. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 2001<br />

Foucault, 16.6.2003 Seite 2


Prof. Christian Suter Sommersemester 2003<br />

<strong>Professur</strong> für <strong>Soziologie</strong>, ETHZ „<strong>Soziologie</strong> der <strong>Macht</strong>“, Mo. 14-16h<br />

Vorgehensweise<br />

• Marxistische Denktradition; französischer Strukturalismus;<br />

historische Vorgehensweise<br />

• Bedeutung des Körpers und der Disziplin<br />

• Mikrosoziologische Perspektive / Mikrophysik der <strong>Macht</strong>:<br />

Analyse der <strong>Macht</strong>strukturen auf der Ebene der Individuen<br />

bzw. des Körpers; makrosoziolog. Strukturen: « L’Etat est<br />

construit en relation à une série complète de réseaux du pouvoir,<br />

qui pénètrent le corps, la sexualité, la famille, les manières<br />

de se comporter, les techniques etc. »<br />

• Impliziter <strong>Macht</strong>bezug<br />

• <strong>Macht</strong>strukturen <strong>als</strong> unbewusste Tiefenststrukturen<br />

Foucault, 16.6.2003 Seite 3


Prof. Christian Suter Sommersemester 2003<br />

<strong>Professur</strong> für <strong>Soziologie</strong>, ETHZ „<strong>Soziologie</strong> der <strong>Macht</strong>“, Mo. 14-16h<br />

<strong>Disziplinierung</strong> des Körpers <strong>als</strong> <strong>Macht</strong>technik der Moderne<br />

"In den Feudalgesellschaften funktionierte die <strong>Macht</strong> im Grossen<br />

und Ganzen durch Zeichen und Abgaben. Zeichen der Treue<br />

gegenüber dem Feudalherren, Rituale, Zeremonien usw. und<br />

Abgaben in Form von Steuern, Plünderungen, Jagd, Krieg usw.<br />

Mit dem 17./18. Jahrhundert entstand eine <strong>Macht</strong>, die über die<br />

Produktion und die Dienstleistung ausgeübt wurde. Es galt, von<br />

den Individuen in ihrem konkreten Leben produktive Leistungen<br />

zu erhalten. Und aus diesem Grund war eine wirkliche und<br />

tatsächliche "Verkörperung" der <strong>Macht</strong> notwendig, in dem Sinne<br />

dass diese bis zum Körper der Individuen, bis zu ihren tagtäglichen<br />

Verhaltenswiesen kommen musste;<br />

Foucault, 16.6.2003 Seite 4


Prof. Christian Suter Sommersemester 2003<br />

<strong>Professur</strong> für <strong>Soziologie</strong>, ETHZ „<strong>Soziologie</strong> der <strong>Macht</strong>“, Mo. 14-16h<br />

Daher die Bedeutung von Methoden wie der schulischen <strong>Disziplinierung</strong>,<br />

der es gelungen ist, dem Körper der Kinder zum<br />

Gegenstand höchst komplexer Manipulation und Konditionierung<br />

zu machen. Andererseit jedoch mussten diese neuen Techniken<br />

der <strong>Macht</strong> die Bevölkerungsphänomene mit einbeziehen,<br />

kurz, die Akkumulation der Menschen handhaben, kontrollieren,<br />

lenken (ein ökonomisches System, das die Akkumulation<br />

des Kapit<strong>als</strong> förderte und ein <strong>Macht</strong>system, das die Akkumulation<br />

der Menschen befahl, waren seit dem 17. Jahrhundert zwei<br />

korrelative, untrennbar miteinander verbundene Phänomene).<br />

Und ich glaube, dass die politische Bedeutung des Problems des<br />

Sexes auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass sich der Sex an<br />

der Nahtstelle zwischen der <strong>Disziplinierung</strong> der Körper und der<br />

Kontrolle der Bevölkerung befindet" (Dispositive, S.42f)<br />

Foucault, 16.6.2003 Seite 5


Prof. Christian Suter Sommersemester 2003<br />

<strong>Professur</strong> für <strong>Soziologie</strong>, ETHZ „<strong>Soziologie</strong> der <strong>Macht</strong>“, Mo. 14-16h<br />

<strong>Macht</strong>verständnis von Foucault<br />

• <strong>Macht</strong>unterworfenheit der Individuen/Allgegenwart von<br />

<strong>Macht</strong><br />

• Strukturalistische Perspektive: Substanz- und Subjektlosigkeit<br />

von <strong>Macht</strong><br />

• Repressive und produktive Wirkungen von <strong>Macht</strong><br />

Foucault, 16.6.2003 Seite 6


Prof. Christian Suter Sommersemester 2003<br />

<strong>Professur</strong> für <strong>Soziologie</strong>, ETHZ „<strong>Soziologie</strong> der <strong>Macht</strong>“, Mo. 14-16h<br />

Die <strong>Disziplinierung</strong>sfunktion von <strong>Macht</strong><br />

• Herausbildung der Disziplinargesellschaft<br />

• <strong>Disziplinierung</strong>stechniken<br />

1. Verfahren zur Kontrolle der motorischen Bewegungen:<br />

Räumliche Aufteilung, Kontrolle der Tätigkeiten, Organisation<br />

von Entwicklungen, Zusammensetzung der Kräfte<br />

2. Verfahren der "guten Abrichtung": hierarchische Überwachung,<br />

normierende Sanktion, Prüfung<br />

3. Panoptismus/Panopticon<br />

• Internalisierung vom <strong>Disziplinierung</strong><br />

Foucault, 16.6.2003 Seite 7


Prof. Christian Suter Sommersemester 2003<br />

<strong>Professur</strong> für <strong>Soziologie</strong>, ETHZ „<strong>Soziologie</strong> der <strong>Macht</strong>“, Mo. 14-16h<br />

"Die Disziplin kann weder mit einer Institution noch mit einem<br />

Apparat identifiziert werden. Sie ist ein Typ von <strong>Macht</strong>; eine<br />

Modalität der Ausübung von Gewalt; ein Komplex von Instrumenten,<br />

Techniken, Prozeduren, Einsatzebenen, Zielscheiben;<br />

sie ist eine "Physik" oder eine Anatomie der <strong>Macht</strong>, eine Technologie."<br />

(Foucault, Überwachen, S. 276f)<br />

Foucault, 16.6.2003 Seite 8


Prof. Christian Suter Sommersemester 2003<br />

<strong>Professur</strong> für <strong>Soziologie</strong>, ETHZ „<strong>Soziologie</strong> der <strong>Macht</strong>“, Mo. 14-16h<br />

"Jeder ist an seinem Platz sicher in eine Zelle eingesperrt, wo er<br />

dem Blick des Aufsehers ausgesetzt ist. (...) Er wird gesehen,<br />

ohne selber zu sehen; er ist Objekt einer Information, niem<strong>als</strong><br />

Subjekt in einer Kommunikation. (...) Sind die Gefangenen<br />

Sträflinge, so besteht keine Gefahr eines Komplottes, eines kollektiven<br />

Ausbruchversuches (...); handelt es sich um Kranke,<br />

besteht keine Ansteckungsgefahr; sind es Irre, gibt es kein Risiko<br />

gegenseitiger Gewalttätigkeiten; sind es Kinder, gibt es kein<br />

Abschreiben, keinen Lärm, kein Schätzen, keine Zerstreuung;<br />

handelt es sich um Arbeiter, gibt es keine Schlägereien, keine<br />

Diebstähle, keine Verbindungen und keine Zerstreuungen, welche<br />

die Arbeit verzögern und weniger vollkommen machen oder<br />

zu Unfällen führen". (Foucault, Überwachen, S. 258)<br />

Foucault, 16.6.2003 Seite 9


Prof. Christian Suter Sommersemester 2003<br />

<strong>Professur</strong> für <strong>Soziologie</strong>, ETHZ „<strong>Soziologie</strong> der <strong>Macht</strong>“, Mo. 14-16h<br />

"Wir sind weit weniger Griechen, <strong>als</strong> wir glauben. Wir sind<br />

nicht auf der Bühne und nicht auf den Rängen. Sondern eingeschlossen<br />

in das Räderwerk der panoptischen Maschine, das wir<br />

selber in Gang halten - jeder ein Rädchen". (Foucault, Überwachen,<br />

S. 278)<br />

"Der Mensch, von dem man uns spricht und zu dessen Befreiung<br />

man einlädt ist bereits in sich das Resultat einer Unterwerfung,<br />

die viel tiefer ist <strong>als</strong> er. Eine "Seele" wohnt in ihm und<br />

schafft ihm eine Existenz, die selber in Stück der Herrschaft ist,<br />

welche die <strong>Macht</strong> über den Körper ausübt. (...) Die Seele: Gefängnis<br />

des Körpers." (Foucault, Überwachen, S. 42)<br />

Foucault, 16.6.2003 Seite 10


Prof. Christian Suter Sommersemester 2003<br />

<strong>Professur</strong> für <strong>Soziologie</strong>, ETHZ „<strong>Soziologie</strong> der <strong>Macht</strong>“, Mo. 14-16h<br />

Fazit: Vier Kritikpunkte<br />

• Produktive Aspekte von <strong>Macht</strong><br />

• Mangelnde Systematik, fehlende Unterscheidung von <strong>Macht</strong>,<br />

Herrschaft, Gewalt<br />

• Allmacht und Allgegenwart von <strong>Macht</strong><br />

• Modernisierung <strong>als</strong> <strong>Disziplinierung</strong><br />

Foucault, 16.6.2003 Seite 11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!