Kolloquium 6: Bildungsungleichheiten in Europa - ETH Zürich
Kolloquium 6: Bildungsungleichheiten in Europa - ETH Zürich
Kolloquium 6: Bildungsungleichheiten in Europa - ETH Zürich
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<strong>Kolloquium</strong> 6:<br />
<strong>Bildungsungleichheiten</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
Internationale PISA 2000– Studie<br />
(c) Solga, Vorlesung: Sozialstruktur, Sommersemester 2003 (<strong>ETH</strong>-Zürich)<br />
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<strong>Kolloquium</strong> 6:<br />
<strong>Bildungsungleichheiten</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
Ablauf:<br />
1) Fragen zur Vorlesung?<br />
2) Möglichkeiten und Grenzen schulsicher Chancengleichheit<br />
(Lamprecht 1991)<br />
3) Dauerhafte <strong>Bildungsungleichheiten</strong> – Befunde und Erklärungen<br />
(Blossfeld/Shavit 1993)<br />
4) Ausblick<br />
H<strong>in</strong>weis:<br />
Hefter mit den <strong>Kolloquium</strong>stexte als KOPIERVORLAGE:<br />
In der Bibliothek am Institut für Soziologie der Universität Zürich (Rämistr.)<br />
(c) Solga, Vorlesung: Sozialstruktur, Sommersemester 2003 (<strong>ETH</strong>-Zürich)<br />
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Möglichkeiten und Grenzen schulsicher Chancengleichheit<br />
Statuszuweisungsprozess<br />
(3)<br />
Soziale Herkunft Bildung Sozialer Status<br />
(Lamprecht 1991, S. 133)<br />
(1) (2)<br />
Welche Prozesse (E<strong>in</strong>flüsse) markieren (1), (2) und (3) und was bedeutet<br />
Chancengleichheit darauf?<br />
• E<strong>in</strong>fluss schulexterner Faktoren auf den Schulerfolg: Ke<strong>in</strong>e systematische<br />
Bevorzugung bzw. Benachteiligung auf Grund zugeschriebener Merkmale<br />
(2) Zusammenhang zwischen beruflichen Chancen (sozialer Status) und<br />
Schulerfolg<br />
(3) „Späteffekt“ der Herkunft auf berufliche Chancen nur (2) und nicht (3)<br />
sollte gelten<br />
(c) Solga, Vorlesung: Sozialstruktur, Sommersemester 2003 (<strong>ETH</strong>-Zürich)<br />
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Möglichkeiten und Grenzen schulsicher Chancengleichheit<br />
Was ist statistische Chancengleichheit?<br />
<br />
Matrix: Soziale Herkunft x Bildungsniveau (oder Schultyp etc.)<br />
Alle Proporz<strong>in</strong>dizes = 1<br />
Alle Odds ratios = 1<br />
<br />
Alle Abweichungen davon werden als Ungleichheit der Chancen<br />
<strong>in</strong>terpretiert<br />
Wo s<strong>in</strong>d die Barrieren der <strong>in</strong>tergenerationalen Mobilität <strong>in</strong> Bezug auf Bildung?<br />
<br />
<br />
<br />
Ger<strong>in</strong>ge Chancen im Generationenwechsel von den niederen Bildungsstufen <strong>in</strong><br />
die höheren Bildungsstufen aufzusteigen<br />
Ger<strong>in</strong>ge Chancen im Generationenwechsel von den höheren Bildungsstufen <strong>in</strong><br />
die niederen Bildungsstufen abzusteigen<br />
eigentliches Sprungbrett <strong>in</strong> die höheren Bildungsstufen aufzusteigen = von den<br />
mittleren Bildungsstufen<br />
(c) Solga, Vorlesung: Sozialstruktur, Sommersemester 2003 (<strong>ETH</strong>-Zürich)<br />
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Dauerhafte <strong>Bildungsungleichheiten</strong><br />
– Befunde und Erklärungen –<br />
Ausgangspunkt bei Blossfeld und Shavit – Wie beschreiben sie moderne<br />
Gesellschaften im H<strong>in</strong>blick auf Bildung?<br />
Moderne Gesellschaften = Bildungsgesellschaften<br />
Anstieg der Qualifikationsanforderungen im Beruf<br />
<br />
<br />
<br />
Ausbau des öffentlichen Sektor Anstieg der qualifizierten<br />
Dienstleistungsberufe<br />
Bedeutung von Bildung hat sich vergrößert<br />
Erwerb e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en Grundbildung = Selbstverständlichkeit &<br />
höhere Abschlüsse im Sekundarbereich für Arbeiterk<strong>in</strong>der ke<strong>in</strong>e<br />
Seltenheit<br />
<br />
Historische Hypothese: E<strong>in</strong>fluss der sozialen Herkunft auf Bildungschancen hat<br />
abgenommen<br />
<br />
<br />
Boudon (1974): „Sättigungseffekten“ bei den K<strong>in</strong>dern höherer Schichten<br />
Zuwächse bei den Arbeiterk<strong>in</strong>dern sollten größer se<strong>in</strong><br />
Halsey/Heath/Ridge (1980): „verspäteter Sättigungseffekt“ erst<br />
Anstieg der Ungleichheit Sättigung Abbau<br />
(c) Solga, Vorlesung: Sozialstruktur, Sommersemester 2003 (<strong>ETH</strong>-Zürich)<br />
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Dauerhafte <strong>Bildungsungleichheiten</strong><br />
– Erklärungen –<br />
Die zwei Mechanismen der Bildungsexpansion nach Robert Mare (1980)<br />
Expansionsprozess der Bildung an sich = Erhöhung der Anzahl der Plätze <strong>in</strong><br />
den höheren Bildungsgruppen<br />
sozialer Allokationsprozess, durch den die K<strong>in</strong>der unterschiedlicher Herkunft<br />
auf diese Plätze verteilt werden<br />
<br />
<br />
Bildungshürden auf unterschiedlichen Niveaustufen<br />
herkunftsbezogene Chancen, erfolgreich die verschiedenen Stufen des<br />
(Aus-)Bildungsprozesses zu meistern<br />
Zwei theoretische Erklärungsmodelle Mechanismen: Wie wird soziale<br />
Herkunft im Schulalltag relevant?<br />
<br />
<br />
These des kulturellen Kapitels (Bourdieu & Passeron): <strong>in</strong> der Schule werden<br />
die kulturellen Fertigkeiten und Verhaltensweisen der Mittelschicht honoriert,<br />
die sich Arbeiter- und Bauernk<strong>in</strong>der nicht aneignen können<br />
These der ökonomischen Ressourcen (Boudon): direkte und <strong>in</strong>direkte Kosten<br />
von Bildung<br />
(c) Solga, Vorlesung: Sozialstruktur, Sommersemester 2003 (<strong>ETH</strong>-Zürich)<br />
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Dauerhafte <strong>Bildungsungleichheiten</strong><br />
– Erklärungen –<br />
Theorien zur Veränderung herkunftsbezogener <strong>Bildungsungleichheiten</strong> im<br />
Generationsverlauf<br />
Modernisierungstheorie: Talcott Parsons (1970) und Donald Treiman (1970)<br />
Höhere Bildung = Funktionserfordernis hochentwickelter Industriegesellschaften<br />
Meritokratie zur Ausschöpfung der Bildungsreserve<br />
Hypothese: Abbau von <strong>Bildungsungleichheiten</strong><br />
These der kulturellen Reproduktion (Coll<strong>in</strong>s 1971, Bourdieu 1971, Bowles/G<strong>in</strong>tis 1975)<br />
Bildungszertifikate dienen dem „legitimen“ Ausschluss statusniedrigen Schichten<br />
von sozial begehrten Positionen auf dem Arbeitsmarkt<br />
Gleichzeitig Interesse der Gesellschaft alle K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> die herrschenden<br />
Grundwerte zu sozialisieren<br />
Hypothesen: a) Abbau von Ungleichheiten bei der Grundbildung und b)<br />
Reproduktion sozialer Ungleichheit bei höhere Bildung (z.B. durch „Angebot“<br />
von nicht-akademischen Bildungsabschlüssen auf mittlerem Niveau, z.B. Lehre)<br />
These der der maximalen Ungleichheit der Bildungschancen (Adrian Raftery/Michael<br />
Hout 1990)<br />
Hypothese: Nur bei ‚Sättigungseffekt‘ kommt es zu e<strong>in</strong>em Abbau von<br />
Ungleichheit<br />
(c) Solga, Vorlesung: Sozialstruktur, Sommersemester 2003 (<strong>ETH</strong>-Zürich)<br />
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Dauerhafte <strong>Bildungsungleichheiten</strong><br />
– Erklärungen –<br />
Theorien zur Veränderung herkunftsbezogener <strong>Bildungsungleichheiten</strong> <strong>in</strong> der<br />
Bildungskarriere<br />
Wie verändert sich der Herkunfts-E<strong>in</strong>fluss von Stufe zu Stufe im Bildungsverlauf?<br />
Lebensverlaufshypothese: zunehmendes Alter Abstand von den Eltern eigene<br />
Entscheidungen<br />
Statistische Selektionshypothese: große Selektion am Anfang abnehmender sozialer<br />
Varianz <strong>in</strong> den höheren Bildungsgruppen und hohe Motivation derer aus sozial<br />
schwachen Schichten, die es geschafft haben<br />
Erwartungen bezogen auf Bildungsexpansion<br />
Lebensverlaufshypothese: Abnahme der Selektion bei Grundbildung (und mittlerer<br />
Bildung) – ke<strong>in</strong>e Veränderung bei höherer Bildung<br />
Statistische Selektionshypothese: Abnahme der Selektion bei Grundbildung (und<br />
mittlerer Bildung) – Zunahme des Herkunftseffekts bei höherer Bildung<br />
(c) Solga, Vorlesung: Sozialstruktur, Sommersemester 2003 (<strong>ETH</strong>-Zürich)<br />
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Dauerhafte <strong>Bildungsungleichheiten</strong><br />
– Erklärungen –<br />
Hypothesen zur Veränderung von Herkunftseffekten auf die Bildungschancen<br />
Modernisierungsthese: Herkunftseffekte für alle Übergänge nehmen ab<br />
Reproduktionsthese: nehmen bei frühen Übergängen ab, aber nicht bei späteren<br />
These der maximalen <strong>Bildungsungleichheiten</strong>: Ungleichheiten werden bei den<br />
Übergängen abnehmen, bei denen die privilegierten Schichten e<strong>in</strong>e Sättigung (=100%)<br />
erreicht haben<br />
Transformationsthese: Herkunftseffekte nehmen zunächst ab und nach Etablierung<br />
neuer Eliten wieder zu<br />
Lebensverlaufshypothese: Abnahme der Selektion bei Grundbildung (und mittlerer<br />
Bildung) – ke<strong>in</strong>e Veränderung bei höherer Bildung<br />
Statistische Selektionshypothese: Abnahme der Selektion bei Grundbildung (und<br />
mittlerer Bildung) – Zunahme des Herkunftseffekts bei höherer Bildung<br />
(c) Solga, Vorlesung: Sozialstruktur, Sommersemester 2003 (<strong>ETH</strong>-Zürich)<br />
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Dauerhafte <strong>Bildungsungleichheiten</strong><br />
– Befunde –<br />
(c) Solga, Vorlesung: Sozialstruktur, Sommersemester 2003 (<strong>ETH</strong>-Zürich)<br />
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Dauerhafte <strong>Bildungsungleichheiten</strong><br />
– Befunde –<br />
(c) Solga, Vorlesung: Sozialstruktur, Sommersemester 2003 (<strong>ETH</strong>-Zürich)<br />
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4. Ausblick<br />
<strong>Kolloquium</strong> 7: Arbeitslosigkeit im europäischen Vergleich<br />
u.a. Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Bildung<br />
(c) Solga, Vorlesung: Sozialstruktur, Sommersemester 2003 (<strong>ETH</strong>-Zürich)<br />
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