Zwischenbericht Evaluation - Kanton Solothurn

Zwischenbericht Evaluation - Kanton Solothurn Zwischenbericht Evaluation - Kanton Solothurn

13.07.2014 Aufrufe

Abbildung 1: CM BB - Modell des Unterstützungsprozesses Soziale und wirtschaftliche Bedingungen Klient/in (Jugendliche/r, junge/r Erwachsene/r) Ressourcen-/Defizitelage · Schul- und Berufsbildung · Lebensentwurf · Psychische und somatische Gesundheit · Soziale und kulturelle Vernetzung · Materielle Situation, Wohnen Anforderungen Z.B. Perspektive entwickeln; Cannabis-Konsum stoppen Strategien, Beiträge Z.B. Sich informieren, „Compliance“ Schulbildungsund Berufsbildungs Prozess Prozessmerkmale · Häufigkeit der Kontakte mit CM BB und anderen Institutionen der Berufsbildung, sozialen Sicherung und Justiz · Strukturiertheit, Grad der Koordination · Zielorientierung · Beziehung Klient/in- Unterstützer: Prägung durch Verstehen und Vertrauen Wirkungen (Fallebene) Änderungen Ausbildungs- und Berufsstatus Lebensweltliche Wirkungen Soziale und wirtschaftliche Bedingungen Institutionen des Bildungs- und Sozialwesens Leistungen Z.B. der · Volksschule · Schulsozialarbeit · Brückenangebote · Berufsberatung · Arbeitsintegration, · Sozialhilfe usw. Leistungen CM Berufsbildung Kooperationsstrukturen im Unterstützungsnetzwerk Wirkungen (Systemebene) Unterstützung aus einer Hand, Vermiedene Doppelspurigkeiten, usw. Die Ausgangssituation der Klientel wird in diesem Model primär als Ressourcen-/Defizitlage der Jugendlichen und jungen Erwachsenen konzeptualisiert. Abgestützt auf Theorien der Lebenswelt (Schütz 2003: 200f, 327) und des Case Managements (Hofstetter 2007) werden Ressourcen und Defizite inhaltlich entlang der Dimensionen Schul- und Berufsbildung, Gesundheit, soziale und kulturelle Vernetzung, materielle Situation und Wohnen ausdifferenziert. Nebst diesen Lebensbereichen wird der Frage, inwiefern es den Klientinnen und Klienten gelingt, einen Lebensentwurf zu entwickeln, grosse Bedeutung beigemessen. Forschungsergebnisse zeigen, dass die „Sinndimension“, die sich durch die Präsenz unterschiedlich ausgeprägter Lebensentwürfe manifestiert, eine zentrale Grösse darstellt, wenn der Verlauf und der Erfolg von Unterstützungsprozessen analysiert werden (Haller 2007). Je nach Ressource-/Defizitelage stellen sich den Jugendlichen und jungen Erwachsenen spezifische Anforderungen, zu deren Bearbeitung sie entsprechende Strategien entwickeln. Insgesamt bildet diese handlungsorientierte Konzeption von Unterstützungsprozessen eine geeignete begriffliche Grundlage, um das CM BB zu evaluieren – um die Prozesse und Wirkungen sowohl auf der Fallebene als auch auf der Ebene des Unterstützungssystems zu untersuchen. 8

2 Merkmale der Jugendlichen und jungen Erwachsenen im CM BB Zur Darstellung der Merkmale der Jugendlichen und jungen Erwachsenen im CM BB werden in einem ersten Schritt die aus den Fallstudien erarbeiteten Ergebnisse zu den Ressourcen und Defiziten der Jugendlichen und jungen Erwachsenen beschrieben. In einem zweiten Schritt werden die soziodemographischen Daten aller zwischen März 2010 und Mai 2013 ins CM BB Eingetretenen dargestellt. Das dritte Unterkapitel zeigt das Ressourcen-/Defizite-Profil von 31 befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen des CM BB auf. 2.1 Ressourcentypen der CM BB -Klientel Die Ressourcenlage der Jugendlichen und jungen Erwachsenen lässt sich anhand der Situation in fünf Lebensbereichen bestimmen: - Schule/Ausbildung/Arbeit - somatische und psychische Gesundheit - kognitive und emotionale Kompetenzen (inkl. Lebensentwurf) - soziale Kompetenzen - existenzielle Lebensbedingungen Die Daten lassen auf vier unterschiedliche Konstellationen schliessen, wobei jeweils ein Lebensbereich oder eine Dynamik aus verschiedenen Lebensbereichen im Mittelpunkt steht. Diese Konstellationen werden im Folgenden als Ressourcentypen bezeichnet. Zur Klientel des CM BB gehören „Jugendliche mit Kompetenzlücken“, „Jugendliche mit inneren Konflikten“, „Jugendliche mit zerbrochenem Lebensentwurf“ sowie „zurückgezogene Jugendliche“. Von den sieben interviewten Personen in Solothurn ist eine Mehrheit den Jugendlichen mit Kompetenzlücken und eine Minderheit den Jugendlichen mit inneren Konflikten zuzuordnen. Jugendliche des dritten und vierten Typus finden sich hingegen ausschliesslich in der Zürcher Stichprobe. Es ist jedoch zu vermuten – und dies wurde im Gespräch mit den Case Managerinnen und Case Managern bestätigt –, dass auch in Solothurn Jugendliche des dritten und vierten Typus unterstützt werden. Jedoch konnten diese für ein Interview nicht erreicht werden. Jugendliche mit Kompetenzlücken Der Begriff der Kompetenzlücke weist darauf hin, dass diesen Jugendlichen Wissen und Fähigkeiten fehlen, um den Übergang in die Berufswelt zu schaffen. Bei den einzelnen Jugendlichen ist diese Lücke unterschiedlich gross. Viele haben zunächst Mühe, sich im Ausbildungssystem der Schweiz zurechtzufinden. Sie wissen wenig über die einzelnen Berufe, sind sich der Anforderungen der Berufe nicht bewusst und wissen kaum, wie und wo sie die nötigen Informationen einholen könnten. Zwar haben sie oft eine Vorstellung davon, welchen Beruf sie ergreifen möchten, doch ist diese vielfach wenig realistisch, weil sie nicht mit den eigenen Fähigkeiten abgeglichen wurde. Im Vergleich zu den Gleichaltrigen weisen sie zudem einen Rückstand hinsichtlich schulischen Wissens, Selbstkompetenzen und Reife auf. Beispiele dafür sind fehlende Deutschkompetenzen (Ausdruck, Wortschatz etc.) und eine gewisse Hilflosigkeit im Bewerbungsprozess (Telefonate, Erstellen von Bewerbungsdossiers, Bewerbungsgespräche). Erschwerend kommt hinzu, dass die Eltern sie in diesen Bereichen nicht unterstützen können. Allgemein ist das soziale Netz der Jugendlichen und jungen Erwachsenen eher klein. Auch mit Gleichaltrigen haben sie wenig Kontakt. Förderlich sind demgegenüber die gute Gesundheit sowie die hohe Motivation und der starke Wille. Die Kompetenzlücken werden mit Blick auf die Biographie der Jugendlichen und jungen Erwachsenen verständlich. Für viele verlief die Schullaufbahn wenig erfolgreich. Ihre schulischen Leistungen waren eher unter 9

Abbildung 1: CM BB - Modell des Unterstützungsprozesses<br />

Soziale und<br />

wirtschaftliche<br />

Bedingungen<br />

Klient/in<br />

(Jugendliche/r,<br />

junge/r<br />

Erwachsene/r)<br />

Ressourcen-/Defizitelage<br />

· Schul- und Berufsbildung<br />

· Lebensentwurf<br />

· Psychische und somatische<br />

Gesundheit<br />

· Soziale und kulturelle<br />

Vernetzung<br />

· Materielle Situation, Wohnen<br />

Anforderungen<br />

Z.B. Perspektive<br />

entwickeln; Cannabis-Konsum<br />

stoppen<br />

Strategien,<br />

Beiträge<br />

Z.B. Sich<br />

informieren,<br />

„Compliance“<br />

Schulbildungsund<br />

Berufsbildungs<br />

Prozess<br />

Prozessmerkmale<br />

· Häufigkeit der Kontakte mit CM BB und anderen Institutionen der Berufsbildung,<br />

sozialen Sicherung und Justiz<br />

· Strukturiertheit, Grad der Koordination<br />

· Zielorientierung<br />

· Beziehung Klient/in- Unterstützer: Prägung durch Verstehen und Vertrauen<br />

Wirkungen<br />

(Fallebene)<br />

Änderungen<br />

Ausbildungs- und<br />

Berufsstatus<br />

Lebensweltliche<br />

Wirkungen<br />

Soziale und<br />

wirtschaftliche<br />

Bedingungen<br />

Institutionen<br />

des Bildungs- und<br />

Sozialwesens<br />

Leistungen Z.B. der<br />

· Volksschule<br />

· Schulsozialarbeit<br />

· Brückenangebote<br />

· Berufsberatung<br />

· Arbeitsintegration,<br />

· Sozialhilfe usw.<br />

Leistungen CM<br />

Berufsbildung<br />

Kooperationsstrukturen im Unterstützungsnetzwerk<br />

Wirkungen<br />

(Systemebene)<br />

Unterstützung aus einer<br />

Hand, Vermiedene<br />

Doppelspurigkeiten,<br />

usw.<br />

Die Ausgangssituation der Klientel wird in diesem Model primär als Ressourcen-/Defizitlage der Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen konzeptualisiert. Abgestützt auf Theorien der Lebenswelt (Schütz 2003:<br />

200f, 327) und des Case Managements (Hofstetter 2007) werden Ressourcen und Defizite inhaltlich entlang<br />

der Dimensionen Schul- und Berufsbildung, Gesundheit, soziale und kulturelle Vernetzung, materielle Situation<br />

und Wohnen ausdifferenziert. Nebst diesen Lebensbereichen wird der Frage, inwiefern es den Klientinnen<br />

und Klienten gelingt, einen Lebensentwurf zu entwickeln, grosse Bedeutung beigemessen. Forschungsergebnisse<br />

zeigen, dass die „Sinndimension“, die sich durch die Präsenz unterschiedlich ausgeprägter Lebensentwürfe<br />

manifestiert, eine zentrale Grösse darstellt, wenn der Verlauf und der Erfolg von Unterstützungsprozessen<br />

analysiert werden (Haller 2007). Je nach Ressource-/Defizitelage stellen sich den Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen spezifische Anforderungen, zu deren Bearbeitung sie entsprechende Strategien<br />

entwickeln.<br />

Insgesamt bildet diese handlungsorientierte Konzeption von Unterstützungsprozessen eine geeignete begriffliche<br />

Grundlage, um das CM BB zu evaluieren – um die Prozesse und Wirkungen sowohl auf der Fallebene<br />

als auch auf der Ebene des Unterstützungssystems zu untersuchen.<br />

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