Zwischenbericht Evaluation - Kanton Solothurn

Zwischenbericht Evaluation - Kanton Solothurn Zwischenbericht Evaluation - Kanton Solothurn

13.07.2014 Aufrufe

im Gegensatz zum bestehenden Angebot, welches mit dem Schulaustritt endet (Schulsozialarbeit, SPD), erst durch den Eintritt in eine Lehre in Anspruch genommen werden kann (Berufsschule, Lehraufsicht), nur über einen kürzeren Zeitraum an der Schnittstelle zur Berufsausbildung besucht werden kann (Brückenangebote, inkl. Step4, Berufsberatung), an klare Voraussetzungen gebunden ist (Sozialhilfe, IV, RAV) bzw. mit der Volljährigkeit endet oder dann erst beginnt (KJPD, CM Stelle). So können durch das CM BB eine längerfristige Begleitung stattfinden und Herausforderungen in verschiedenen Lebensbereichen als Ganzes angegangen werden. Merkmale der Klientel Die oben dargestellten Erkenntnisse verdeutlichen, dass das institutionelle Unterstützungsnetz insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, welche in mehreren Lebensbereichen benachteiligt sind, Unterstützung verschiedener Leistungserbringer erhalten und daher für eine erfolgreiche Integration in eine Berufsbildung oftmals einer längerfristigen Begleitung bedürfen, an Grenzen stösst. Dabei handelt es sich laut den befragten Akteuren häufig um Jugendliche und junge Erwachsene mit schulischen Schwierigkeiten, eingeschränkter familiärer Unterstützung insbesondere in Bezug auf die Berufsbildung, einer gewissen Orientierungslosigkeit und Unreife die Herausforderungen im Übergang in die Berufsausbildung bzw. Erwerbstätigkeit zu meistern bis hin zu diffusen psychischen Erkrankungen, welche sich erst an diesem Übergang herauskristallisieren. Ein weiteres genanntes Segment betrifft junge Erwachsene, deren Schulabschluss bereits länger zurückliegt, keine Berufsausbildung abgeschlossen haben und über Jahre hinweg keiner geregelten längerfristigen Erwerbstätigkeit nachgingen. Die Strukturen und Ressourcen der bestehenden Angebote (exkl. CM BB) – so zeigt sich in den Interviews mit den Akteuren – lassen eine solch längerfristige Begleitung für die beschriebene Klientengruppe über die in der obigen Abbildung ersichtlichen Übergänge hinweg (Schule - Brückenangebot – Berufsbildung - Erwerbstätigkeit) nicht zu. Daher wird für die Begleitung von mehrfachbelasteten Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch das CM BB die Möglichkeit gesehen, dass ein Auffangnetz für diese Zielgruppe besteht, welches vom 12. bis 25. Lebensjahr die Übergange begleiten kann. „Wenn ein Lehrverhältnis aufgelöst wird, dann haben wir die Möglichkeit, diese Leute noch eine gewisse Zeit zu begleiten für eine Anschlusslösung. Das sind so in der Regel noch Maximum drei Monate (…) und so lange versuchen wir die noch am Radar zu behalten und zu schauen, wie’s läuft und dann wenn’s länger dauert ist‘s so, dass wir dann die nicht mehr weiterbegleiten könnten. Dann macht’s natürlich Sinn, dass wir das ganz sicher dem CM BB weitergeben können.“ (Lehraufsicht). „Ihr Vorteil ist immer, dass es bei ihnen keinen Handwechsel geben muss. Sie können den Bogen schlagen von der Sek I- Stufe nachher in ein Zwischenjahr, in eine Lehre bis zu einem Anstellungsverhältnis, wo sie drin bleiben können. (…) Das ist ihr Vorteil, wenn’s eine langfristige Begleitung braucht“ (IV). Kooperationen im Unterstützungsnetz Strategische Positionierung Besondere Notwendigkeit wird von interviewten Akteuren darin gesehen, das CM BB auf übergeordneter, strategischer Ebene – also der Ebene der involvierten Ämter – klarer zu positionieren und zu verankern. Eine klare strategische Positionierung und Stützung des CM BB hat sich auch im Kanton Basel-Stadt als besonders zentrales Rückgrat zur die Implementierung und Weiterentwicklung dieses Angebots erwiesen (Haller & Hümbelin 2011). Durch den strategischen Rückhalt und die Klärung des Aufgabenbereichs bzw. der Handlungsspielräume des CM BB kann auch die Klarheit über das Angebot gegen aussen verbessert, der Informationsfluss zwischen den involvierten Stellen gefördert und so Doppelspurigkeiten verhindert werden. Dies wird bisher als mangelhaft wahrgenommen: 44

„Das gemeinsame Ziel von dieser Verringerung der Jugendarbeitslosigkeit. Von dem müssten alle ausgehen und dort müsste wie das CM BB auch in meinen Augen vom Kanton mehr gestärkt werden. Jetzt hat’s, so nehme ich’s wahr, einfach noch so ein bisschen den Projektcharakter.“ (IV) Somit stellt die strategische Positionierung ein zentrales Element dar, um die nachfolgend in den Interviews mit den Akteuren erwähnten Herausforderungen des CM BB anzugehen. Zuweisung Erkennen die Akteure bei der Arbeit mit einem bzw. einer Jugendlichen oder jungen Erwachsenen die Grenzen ihrer Unterstützungsmöglichkeiten so besteht eine zentrale Herausforderung darin, zu erkennen, zu welchem konkreten Zeitpunkt eine Zuweisung zum CM BB angebracht ist. In der Zusammenarbeit mit der Berufsberatung ist ein Kriterienraster zur Auswahl der Zielgruppe entstanden. Oftmals bleibt jedoch unklar inwieweit eine Mehrfachproblematik und mehrere involvierte institutionelle Akteure – zwei zentrale Indikationen für ein CM BB – vorhanden sein müssen, um eine Zuweisung in die Wege zu leiten. Daher wird von den zuweisenden Stellen die Möglichkeit der direkten, unkomplizierten Kontaktaufnahme mit dem CM BB im individuellen Fall und der Entscheid einer Weiterleitung durch eine kurze Fallbesprechung sehr geschätzt. Erfassung am Ende der Volksschule / Früherfassung 9 Die Berufsberatung erfasst in Zusammenarbeit mit den Schulen am Ende der obligatorischen Schulzeit flächendeckend alle Schulabgänger/innen, welche noch keine Anschlusslösung haben. Diese Jugendlichen werden systematisch mit dem RAV vernetzt und haben dort die Möglichkeit Leistungen zu beziehen bzw. im Step4 ein Motivationssemester zur beruflichen Integrationsförderung zu besuchen. Somit besteht ein Instrument zur Erfassung der am Übergang in die Berufsausbildung gefährdeten Jugendlichen, welche auch zur Zielgruppe des CM BB gehören können. Die Früherfassung der Jugendlichen ab der 7./8./9. Klasse, welche am Übergang von der obligatorischen Schule in die Berufsausbildung gefährdet sind, stellt aus der Sicht aller befragten Akteure ein zentraler Aspekt dar. Gelingt es dem CM BB die gefährdeten Jugendlichen bereits während der letzten Klassen der obligatorischen Schulzeit zu erreichen, kann der Bogen zwischen Volksschule und Berufsbildung gespannt werden, ohne dass die Betroffenen durch das Unterstützungsnetz fallen. Gerade in Bezug auf die Früherfassung sehen die Befragten noch grosses Verbesserungspotenzial. Dabei wird die Schwierigkeit und Notwendigkeit darin gesehen, die Akteure der Schule soweit über das Angebot zu informieren und für die Zuweisung gefährdeter Jugendlicher an das CM BB zu sensibilisieren, dass eine Kooperation zu Stande kommen kann. Oftmals – so wird festgestellt – erreicht die Information zum CM BB die Lehrkräfte und somit die Jugendlichen und ihre Eltern zu wenig und/oder es besteht eine Hemmschwelle die Betroffenen an dieses Angebot weiterzuleiten. So zeigt sich, dass das CM BB in vielen Schulen des Kantons Solothurn noch zu wenig verankert ist. Gleichzeitig zeigen die standardisierten Daten (vgl. Kapitel 3.2), dass in knapp 20% der Fälle, die Zuweisung über die Volksschule (v.a. Lehrpersonen) geschieht. Dies lässt die Folgerung zu, dass die Früherfassung in gewissen Schulen bereits greift. Im Gegensatz zum CM BB ist der Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienst (KJPD) seit Jahren in der Schule institutionalisiert und ein/e Schüler/in wird bei Auffälligkeiten häufig an diesen Dienst weitergeleitet. Von einzelnen Akteuren wird dabei die Gefahr gesehen, auf psychische Erkrankungen zu fokussieren. Daher sei das CM BB als Triageinstanz, welche einen mehrdimensionalen Blick auf die Situation des/r Jugendlichen und jungen Erwachsenen wirft und dadurch die nötigen Massnahmen aufgleist, zu fördern. 9 Bisher wurden noch keine Akteure der Sek I-Stufe befragt, dies ist für den Schlussbericht geplant. Die befragten Akteure aus den Bereichen Berufsbildung und Existenzsicherung äusserten ihre Sicht auf die Volksschule als Akteur. Diese Sichtweisen werden in diesem Kapitel dargestellt. 45

im Gegensatz zum bestehenden Angebot, welches mit dem Schulaustritt endet (Schulsozialarbeit, SPD), erst<br />

durch den Eintritt in eine Lehre in Anspruch genommen werden kann (Berufsschule, Lehraufsicht), nur über<br />

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endet oder dann erst beginnt (KJPD, CM Stelle). So können durch das CM BB eine längerfristige<br />

Begleitung stattfinden und Herausforderungen in verschiedenen Lebensbereichen als Ganzes angegangen<br />

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Merkmale der Klientel<br />

Die oben dargestellten Erkenntnisse verdeutlichen, dass das institutionelle Unterstützungsnetz insbesondere<br />

bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, welche in mehreren Lebensbereichen benachteiligt sind, Unterstützung<br />

verschiedener Leistungserbringer erhalten und daher für eine erfolgreiche Integration in eine Berufsbildung<br />

oftmals einer längerfristigen Begleitung bedürfen, an Grenzen stösst. Dabei handelt es sich laut den<br />

befragten Akteuren häufig um Jugendliche und junge Erwachsene mit schulischen Schwierigkeiten, eingeschränkter<br />

familiärer Unterstützung insbesondere in Bezug auf die Berufsbildung, einer gewissen Orientierungslosigkeit<br />

und Unreife die Herausforderungen im Übergang in die Berufsausbildung bzw. Erwerbstätigkeit<br />

zu meistern bis hin zu diffusen psychischen Erkrankungen, welche sich erst an diesem Übergang herauskristallisieren.<br />

Ein weiteres genanntes Segment betrifft junge Erwachsene, deren Schulabschluss bereits länger<br />

zurückliegt, keine Berufsausbildung abgeschlossen haben und über Jahre hinweg keiner geregelten längerfristigen<br />

Erwerbstätigkeit nachgingen. Die Strukturen und Ressourcen der bestehenden Angebote (exkl. CM<br />

BB) – so zeigt sich in den Interviews mit den Akteuren – lassen eine solch längerfristige Begleitung für die<br />

beschriebene Klientengruppe über die in der obigen Abbildung ersichtlichen Übergänge hinweg (Schule -<br />

Brückenangebot – Berufsbildung - Erwerbstätigkeit) nicht zu. Daher wird für die Begleitung von mehrfachbelasteten<br />

Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch das CM BB die Möglichkeit gesehen, dass ein Auffangnetz<br />

für diese Zielgruppe besteht, welches vom 12. bis 25. Lebensjahr die Übergange begleiten kann.<br />

„Wenn ein Lehrverhältnis aufgelöst wird, dann haben wir die Möglichkeit, diese Leute noch eine gewisse Zeit zu begleiten<br />

für eine Anschlusslösung. Das sind so in der Regel noch Maximum drei Monate (…) und so lange versuchen wir die noch<br />

am Radar zu behalten und zu schauen, wie’s läuft und dann wenn’s länger dauert ist‘s so, dass wir dann die nicht mehr<br />

weiterbegleiten könnten. Dann macht’s natürlich Sinn, dass wir das ganz sicher dem CM BB weitergeben können.“<br />

(Lehraufsicht).<br />

„Ihr Vorteil ist immer, dass es bei ihnen keinen Handwechsel geben muss. Sie können den Bogen schlagen von der Sek I-<br />

Stufe nachher in ein Zwischenjahr, in eine Lehre bis zu einem Anstellungsverhältnis, wo sie drin bleiben können. (…) Das<br />

ist ihr Vorteil, wenn’s eine langfristige Begleitung braucht“ (IV).<br />

Kooperationen im Unterstützungsnetz<br />

Strategische Positionierung<br />

Besondere Notwendigkeit wird von interviewten Akteuren darin gesehen, das CM BB auf übergeordneter,<br />

strategischer Ebene – also der Ebene der involvierten Ämter – klarer zu positionieren und zu verankern. Eine<br />

klare strategische Positionierung und Stützung des CM BB hat sich auch im <strong>Kanton</strong> Basel-Stadt als besonders<br />

zentrales Rückgrat zur die Implementierung und Weiterentwicklung dieses Angebots erwiesen (Haller &<br />

Hümbelin 2011). Durch den strategischen Rückhalt und die Klärung des Aufgabenbereichs bzw. der Handlungsspielräume<br />

des CM BB kann auch die Klarheit über das Angebot gegen aussen verbessert, der Informationsfluss<br />

zwischen den involvierten Stellen gefördert und so Doppelspurigkeiten verhindert werden. Dies wird<br />

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