Zwischenbericht Evaluation - Kanton Solothurn

Zwischenbericht Evaluation - Kanton Solothurn Zwischenbericht Evaluation - Kanton Solothurn

13.07.2014 Aufrufe

durch das Netz der Institutionen führt. Um die mehrfachbelastete Situation der Betroffenen zu stabilisieren und sie näher an die Berufswelt heranzuführen, bauen die Case Managerinnen und Case Manager aus Zürich ein Unterstützungsnetz mit Akteuren aus verschiedenen Lebensbereichen auf. Im Kanton Solothurn ist auch die Koordinationsfunktion des CM BB weniger klar ersichtlich. Dazu müssten – wie einige Akteure im Unterstützungsnetz betonen – die Zuständigkeiten besser geklärt und die Rolle des CM BB als fallführende Institution gestärkt werden (vgl. Kapitel 4.2). Fallbeispiel Laura Wie bereits beschrieben wurde, befindet sich Laura in einer heiklen Lage. Sie steht kurz vor Abschluss der obligatorischen Schulzeit und hat noch keine Anschlusslösung gefunden. Zudem wird sie nach Konflikten in der Pflegefamilie in ein Jugendheim eingewiesen. Die problematischen Entwicklungen sowie die drängenden beruflichen Fragen führen dazu, dass das CM BB eingeschaltet wird. Der Case Manager von Laura interveniert umgehend. Die Unterstützung ist in erster Linie ein Lotsen bzw. Vermitteln. Es geht darum, rasch eine Übergangslösung zu finden. Laura und ihr Case Manager fassen insbesondere ein 10. Schuljahr ins Auge. Dieses bietet ihr einerseits Möglichkeiten, zu erkennen, wo sie steht und wie es längerfristig weitergehen könnte, andererseits kann sie zusätzliche Kompetenzen erwerben. Wie das nächste Zitat verdeutlicht, macht sich der Case Manager sofort daran, ein passendes Angebot zu finden: „Dann hat er mir so schnell wie möglich [...] noch eine Schule gefunden. Das ist die einzige gewesen, die mich noch genommen hat. In der Ortschaft A. hat's keine Plätze mehr gehabt und dann haben sie auch keine Schüler mehr genommen. Und dann hat er dort einen Antrag gestellt für mich. Also, mit mir zusammen. Und ich habe dann in der letzten Ferienwoche die Rückmeldung erhalten, dass sie mich annehmen.“ Nach der Vermittlung des 10. Schuljahres bricht der Kontakt zwischen Laura und ihrem Case Manager nicht ab. Er erkundigt sich nach ihrem Befinden und bietet seine Hilfe an. Auch mit den beteiligten Akteuren steht er in Kontakt. Wichtige Partner sind die Verantwortlichen des 10. Schuljahres sowie die Behörden. Zwischenfazit: Unterstützungskategorien im CM BB Aus den Datenanalysen wurden fünf Unterstützungskategorien gebildet, die das Geschehen im CM BB abbilden. Diese können nacheinander auftreten – im Sinne von Phasen – oder gleichzeitig auftreten – im Sinne von verschiedenen Unterstützungsleistungen. Die erste Kategorie – das „Anleiten“ – zielt auf die Entwicklung von Kompetenzen ab. Sie beinhaltet das gemeinsame Üben (z.B. Bewerbungen schreiben, Telefonieren), das Vereinbaren von Aufgaben und das Kontrollieren der Aufgaben durch die Case Managerinnen und Case Manager. In der Arbeit mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen steht oft auch der berufliche Entwurf im Mittelpunkt. Diese zweite Art der Unterstützung ist in vielen Fällen pragmatisch, weil es darum geht, die Vorstellungen der Jugendlichen auf die Anforderungen der Berufe abzustimmen. Dass die Case Managerinnen und Case Manager auch in die Beziehung zu den Jugendlichen und jungen Erwachsenen investieren, zeigt die dritte Kategorie („Beziehungsarbeit“). Die Case Manager gehen auf die Jugendlichen ein, bestärken sie und bieten sich als Ansprechpersonen an. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die von Mehrfachproblematiken betroffen sind und/oder sich in Krisensituationen befinden, wird die vierte Kategorie – das „Strukturieren“ – wichtig. Diese beinhaltet u.a. das Erledigen von Pendenzen und das Aufbauen einer Tagesstruktur. Die letzte Unterstützungskategorie hebt die „Lotsenfunktion“ des CM BB hervor. Diese kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Bei einigen Jugendlichen beschränkt sie sich auf das Vermitteln von Adressen, in anderen Fällen werden die Jugendlichen kontinuierlich durch das Unterstützungsnetz begleitet. Da in Solothurn vor allem Jugendliche mit „Kompetenzlücken“ befragt wurden, ist das „Anleiten“ ein besonders wichtiger Aspekt der Unterstützung. Um die Deutschkompetenzen im Allgemeinen und die Bewerbungskompetenzen im Spezifischen zu verbessern, steht das Üben – alleine oder gemeinsam mit dem Case 24

Manager – im Vordergrund. Neben dem „Anleiten“ ist bei diesen Jugendlichen auch die zweite Kategorie – das „Arbeiten am beruflichen Entwurf – wichtig, weil ihnen oft die Orientierung fehlt und ihre Berufsvorstellungen wenig ausgereift sind. An diesen Unterstützungsleistungen zeigt sich, dass das CM BB den Bedarf einer intensiven Begleitung, die von verschiedenen Akteuren im Unterstützungsnetz geäussert wird (vgl. Kapitel 4.2), abdeckt. Bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit „inneren Konflikten“, die in der Stichprobe ebenfalls vertreten sind, ist die letzte Unterstützungskategorie – das „Lotsen“ – besonders wichtig. Das Bedürfnis nach einer Person, die sie auf dem Weg in die Berufswelt begleitet und sie durch das Netz der Institution führt, ist deswegen so hoch, weil ihr Leben krisenhaft ist und sie Schwierigkeiten haben, ihre Ziele umzusetzen. Die Analysen weisen darauf hin, dass die „Lotsenfunktion“ in Solothurn weniger stark ausgeprägt ist als in Zürich. Mit Blick auf die Befragungen der Akteure im Unterstützungsnetz ist dies möglicherweise darauf zurückzuführen, dass einerseits die Zuständigkeiten und Kooperationsabläufe noch zu wenig geklärt sind, und andererseits, die Rolle des CM BB als fallführende Institution noch nicht von allen Akteuren des Unterstützungsnetzes akzeptiert wird. Die Basis für eine gelingende Zusammenarbeit bildet in diesen Fällen oft die dritte Unterstützungskategorie, die „Beziehungsarbeit“. Ohne Vertrauen sind die Jugendlichen und jungen Erwachsenen kaum bereit, sich helfen zu lassen. 25

durch das Netz der Institutionen führt. Um die mehrfachbelastete Situation der Betroffenen zu stabilisieren<br />

und sie näher an die Berufswelt heranzuführen, bauen die Case Managerinnen und Case Manager aus Zürich<br />

ein Unterstützungsnetz mit Akteuren aus verschiedenen Lebensbereichen auf. Im <strong>Kanton</strong> <strong>Solothurn</strong> ist auch<br />

die Koordinationsfunktion des CM BB weniger klar ersichtlich. Dazu müssten – wie einige Akteure im Unterstützungsnetz<br />

betonen – die Zuständigkeiten besser geklärt und die Rolle des CM BB als fallführende Institution<br />

gestärkt werden (vgl. Kapitel 4.2).<br />

Fallbeispiel Laura<br />

Wie bereits beschrieben wurde, befindet sich Laura in einer heiklen Lage. Sie steht kurz vor Abschluss der<br />

obligatorischen Schulzeit und hat noch keine Anschlusslösung gefunden. Zudem wird sie nach Konflikten in<br />

der Pflegefamilie in ein Jugendheim eingewiesen. Die problematischen Entwicklungen sowie die drängenden<br />

beruflichen Fragen führen dazu, dass das CM BB eingeschaltet wird. Der Case Manager von Laura interveniert<br />

umgehend. Die Unterstützung ist in erster Linie ein Lotsen bzw. Vermitteln. Es geht darum, rasch eine<br />

Übergangslösung zu finden. Laura und ihr Case Manager fassen insbesondere ein 10. Schuljahr ins Auge.<br />

Dieses bietet ihr einerseits Möglichkeiten, zu erkennen, wo sie steht und wie es längerfristig weitergehen<br />

könnte, andererseits kann sie zusätzliche Kompetenzen erwerben. Wie das nächste Zitat verdeutlicht, macht<br />

sich der Case Manager sofort daran, ein passendes Angebot zu finden:<br />

„Dann hat er mir so schnell wie möglich [...] noch eine Schule gefunden. Das ist die einzige gewesen, die<br />

mich noch genommen hat. In der Ortschaft A. hat's keine Plätze mehr gehabt und dann haben sie auch keine<br />

Schüler mehr genommen. Und dann hat er dort einen Antrag gestellt für mich. Also, mit mir zusammen. Und<br />

ich habe dann in der letzten Ferienwoche die Rückmeldung erhalten, dass sie mich annehmen.“<br />

Nach der Vermittlung des 10. Schuljahres bricht der Kontakt zwischen Laura und ihrem Case Manager nicht<br />

ab. Er erkundigt sich nach ihrem Befinden und bietet seine Hilfe an. Auch mit den beteiligten Akteuren steht<br />

er in Kontakt. Wichtige Partner sind die Verantwortlichen des 10. Schuljahres sowie die Behörden.<br />

Zwischenfazit: Unterstützungskategorien im CM BB<br />

Aus den Datenanalysen wurden fünf Unterstützungskategorien gebildet, die das Geschehen im CM BB abbilden.<br />

Diese können nacheinander auftreten – im Sinne von Phasen – oder gleichzeitig auftreten – im Sinne von<br />

verschiedenen Unterstützungsleistungen. Die erste Kategorie – das „Anleiten“ – zielt auf die Entwicklung von<br />

Kompetenzen ab. Sie beinhaltet das gemeinsame Üben (z.B. Bewerbungen schreiben, Telefonieren), das<br />

Vereinbaren von Aufgaben und das Kontrollieren der Aufgaben durch die Case Managerinnen und Case Manager.<br />

In der Arbeit mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen steht oft auch der berufliche Entwurf im<br />

Mittelpunkt. Diese zweite Art der Unterstützung ist in vielen Fällen pragmatisch, weil es darum geht, die Vorstellungen<br />

der Jugendlichen auf die Anforderungen der Berufe abzustimmen. Dass die Case Managerinnen<br />

und Case Manager auch in die Beziehung zu den Jugendlichen und jungen Erwachsenen investieren, zeigt<br />

die dritte Kategorie („Beziehungsarbeit“). Die Case Manager gehen auf die Jugendlichen ein, bestärken sie<br />

und bieten sich als Ansprechpersonen an. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die von Mehrfachproblematiken<br />

betroffen sind und/oder sich in Krisensituationen befinden, wird die vierte Kategorie – das<br />

„Strukturieren“ – wichtig. Diese beinhaltet u.a. das Erledigen von Pendenzen und das Aufbauen einer Tagesstruktur.<br />

Die letzte Unterstützungskategorie hebt die „Lotsenfunktion“ des CM BB hervor. Diese kann unterschiedlich<br />

stark ausgeprägt sein. Bei einigen Jugendlichen beschränkt sie sich auf das Vermitteln von Adressen,<br />

in anderen Fällen werden die Jugendlichen kontinuierlich durch das Unterstützungsnetz begleitet.<br />

Da in <strong>Solothurn</strong> vor allem Jugendliche mit „Kompetenzlücken“ befragt wurden, ist das „Anleiten“ ein besonders<br />

wichtiger Aspekt der Unterstützung. Um die Deutschkompetenzen im Allgemeinen und die Bewerbungskompetenzen<br />

im Spezifischen zu verbessern, steht das Üben – alleine oder gemeinsam mit dem Case<br />

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