Zwischenbericht Evaluation - Kanton Solothurn
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und sind gut erreichbar. Dieses Angebot wird von den Jugendlichen und jungen Erwachsenen auch genutzt.<br />
Sie melden sich nicht nur bei beruflichen, sondern auch bei persönlichen Problemen. So werden das CM BB<br />
zu einer wichtigen Anlaufstelle und die Case Managerinnen und Case Manager zu wichtigen Vertrauenspersonen.<br />
Bspw. begleitet eine Case Managerin ihre Klientin gar stellvertretend zu einem Elterngespräch. Da<br />
Beziehungsarbeit sehr persönlich und eng sein kann, hat sie auch eine emotionale Komponente. Die Case<br />
Managerinnen und Case Manager werden als Personen wahrgenommen, die „stützen“ und „hinter einem“<br />
stehen. Die Jugendlichen bringen ihren Betreuerinnen und Betreuern im Gegenzug Dankbarkeit entgegen.<br />
Strukturieren<br />
Die Kategorie des Strukturierens ist für die Unterstützung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in instabilen<br />
und mehrfachproblematischen Situationen typisch. Entsprechend oft kommt sie bei den „zurückgezogenen<br />
Jugendlichen“ und den „Jugendlichen mit inneren Konflikten“ vor. Um das Durcheinander, die Konflikte<br />
und die Krisen zu stabilisieren, erfolgt zunächst eine umfassende Situationsanalyse. Typische Themen<br />
sind neben den Berufsvorstellungen das psychische Befinden, das Verhältnis zu den Eltern und Geschwistern<br />
sowie die Zufriedenheit mit der aktuellen Wohnsituation. Auch sind zu Beginn kurzfristige Interventionen nötig.<br />
Nach Aussage der Jugendlichen und jungen Erwachsenen wurden zunächst „Dinge aus dem Weg geräumt“<br />
und „das Leben geregelt“. Gemeint ist insbesondere das Erledigen von administrativen Aufgaben (z.B. Steuererklärung,<br />
Rechnungen). Ein weiterer wichtiger Schritt ist der Aufbau einer Tagesstruktur. Einige Personen –<br />
im Besonderen die „zurückgezogenen Jugendlichen“ – verbringen einen Grossteil ihres Lebens vor dem<br />
Fernseher oder dem Computer. Ein Jugendlicher verlässt das Haus bspw. nur für die Termine beim CM BB.<br />
Ziel der Case Managerinnen und Case Manager ist es, die Jugendlichen für eine Beschäftigung ausserhalb<br />
der eigenen vier Wände zu motivieren. Erst wenn dieses „Fundament“ gelegt ist – wie es eine Jugendliche<br />
ausdrückt – wird auf weite Sicht geplant und unterstützt. Ziele wie das Finden der idealen Wohnform und des<br />
idealen Berufs können erst jetzt angegangen werden. Auch beim Strukturieren verläuft das Planen und Umsetzen<br />
in kleinen Schritten. Es werden Abmachungen getroffen und Aufgaben vereinbart (z.B. frühes Aufstehen).<br />
Die Case Managerinnen und Case Manager begleiten und kontrollieren die Jugendlichen bei der Umsetzung<br />
der Ziele. Die meisten von ihnen sind froh darüber, weil sie dadurch einen wichtigen Rahmen erhalten.<br />
Es hilft ihnen, „sich zu fokussieren“ und „sich durchzubeissen“.<br />
Lotsen<br />
Oft übernehmen die Case Managerinnen und Case Manager auch eine Lotsenfunktion. Sie begleiten und<br />
führen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf dem Weg in die Berufswelt. In den Interviewdaten aus<br />
dem <strong>Kanton</strong> <strong>Solothurn</strong> kommt das Lotsen weniger deutlich zum Ausdruck als im <strong>Kanton</strong> Zürich. In <strong>Solothurn</strong><br />
hat das CM BB vor allem eine Vermittlungsfunktion. Das Vermitteln kann als erster Schritt des Lotsens bezeichnet<br />
werden. Die Case Managerinnen und Case Manager geben den Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />
Adressen von Unterstützungsangeboten im Bereich der Berufsbildung (Motivationssemester, Schnupperangebote,<br />
Haushaltslehrjahr, Praktika etc.) und informieren sie über Sinn und Zweck dieser Angebote. Bei<br />
Interesse der Jugendlichen und jungen Erwachsenen füllen sie gemeinsam mit ihnen die Anmeldeunterlagen<br />
aus. Zudem nehmen die Case Managerinnen und Case Manager Kontakt mit den betreffenden Institutionen<br />
auf, erkundigen sich nach freien Plätzen und setzen sich dafür ein, dass die Jugendlichen aufgenommen<br />
werden.<br />
Die Breite der Lotsenfunktion zeigt sich vor allem in den Fällen aus Zürich. Dies hat unterschiedliche Gründe:<br />
erstens scheinen Zürcher Jugendliche häufiger von Mehrfachproblematiken (insb. mit psychischen Erkrankungen)<br />
betroffen; zweitens ist das Unterstützungsnetz in Zürich grösser und ausdifferenzierter; drittens sind<br />
die befragten Jugendlichen aus Zürich länger im CM BB als die Jugendlichen aus <strong>Solothurn</strong>. Dadurch steigt<br />
der Bedarf an einer längerfristigen, alle Lebensbereiche umfassenden Unterstützung, die die Jugendlichen<br />
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