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Guide de formation Base nautique Lultzhausen - Service National ...

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<strong>Base</strong> <strong>nautique</strong> <strong>Lultzhausen</strong><br />

<strong>Gui<strong>de</strong></strong> <strong>de</strong> <strong>formation</strong><br />

Klammen<br />

1


Impressum<br />

Auteurs :<br />

Professeurs d‘éducation physique déchargés à la <strong>Base</strong> <strong>nautique</strong> <strong>de</strong> <strong>Lultzhausen</strong><br />

Photos :<br />

Professeurs d‘éducation physique déchargés à la <strong>Base</strong> <strong>nautique</strong> <strong>de</strong> <strong>Lultzhausen</strong>, SNJ<br />

Imprimerie :<br />

Faber (Mersch)<br />

Date <strong>de</strong> parution :<br />

2013<br />

<strong>Service</strong> <strong>National</strong> <strong>de</strong> la Jeunesse<br />

Adresse postale<br />

Boîte postale 707 • L-2017 Luxembourg<br />

Adresse siège<br />

138, bld <strong>de</strong> la Pétrusse • L-2330 Luxembourg<br />

Tél.: (+352) 247-86465 Fax: (+352) 46 41 86<br />

info@snj.etat.lu • www.snj.lu<br />

2


Inhalt<br />

I. Das <strong>Service</strong> <strong>National</strong> <strong>de</strong> la Jeunesse (SNJ) und das Département ministériel 6<br />

<strong>de</strong>s sports (DMS) – langjährige Partner an <strong>de</strong>r <strong>Base</strong> <strong>nautique</strong> in <strong>Lultzhausen</strong> (BNL)<br />

II <strong>Base</strong> <strong>nautique</strong> <strong>Lultzhausen</strong>: Kontext und pädagogisches Konzept 7<br />

1. Klettern 11<br />

1.1 Das Klettern an <strong>de</strong>r <strong>Base</strong> <strong>nautique</strong> in <strong>Lultzhausen</strong> (BNL) 12<br />

1.1.1 Das Klettern als eine Grundform menschlicher Bewegung 13<br />

1.1.2 Mehrperspektivität und pädagogische Möglichkeiten im Klettern 14<br />

1.1.3 Das Klettern im Lehrplan <strong>de</strong>s Faches „Education physique et sportive“ und 14<br />

im kompetenzorientierten Unterricht an <strong>de</strong>r BNL<br />

1.1. Zweck und Ziel dieser Broschüre 16<br />

2. Material und Ausrüstung 17<br />

2.1 Die Kletterwand 19<br />

2.2 Die Kletterseile 20<br />

2.3 Die Klettergurte 21<br />

2.4 Die Sicherungsgeräte 22<br />

2.4.1 Der Karabinerhaken 22<br />

2.4.2 Das GriGri 23<br />

2.4.3 Das Eddy 24<br />

2.4.4 Weitere Sicherungsgeräte 25<br />

2.5 Die Kletterschuhe 26<br />

3. Klettervorbereitung und Sicherungstechnik 27<br />

3.1. Anlegen <strong>de</strong>s Klettergutes 28<br />

3.2. Einbin<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Klettergurt 30<br />

3.3 Die Sicherungstechnik für das GriGri 32<br />

3.3.1 Seileinlegen in das GriGri 32<br />

3.3.2 Sicherungstehnik (GriGri) 34<br />

3.4 Die Sicherungstechnik für das Eddy 35<br />

3.4.1 Seileinlegen in das Eddy 35<br />

3.4.2 Sicherungstehnik (Eddy) 36<br />

3.4.3 Partnercheck 37<br />

3.4.4 Ablassen 39<br />

3.4.5 Hintersicherung 40<br />

3.4.6 Zusätzliche Sicherungshinweise 41<br />

3.5 Gewöhnlicher Stun<strong>de</strong>nablauf: Klettern für Einsteiger 42<br />

3.5.1 Einleitung 42<br />

3.5.2 Anlegen <strong>de</strong>s Klettergurts 42<br />

3.5.3 Erlernen <strong>de</strong>s einfachen und doppelten Achterknotens 43<br />

3.5.4 Vertikales, ungesichertes Klettern 44<br />

3.5.5 Basistechniken beim Sportklettern 44<br />

3.5.6 Horizontales, ungesichertes Klettern 45<br />

3.5.7 Geschicklichkeit 46<br />

3.5.8 Erklärungen zum TOP-ROPE-Klettern 46<br />

3.5.9 Erste Klettergänge 46<br />

3.5.10 Kletterrouten 46<br />

3.6 Spiel und Übungssammlung für das Sportklettern 46<br />

3.6.1 Klettern ohne Gurt 46<br />

3.6.2 Klettern mit Gurt 48<br />

4. Literaturverzeichnis & Anhang 49<br />

3


Introduction<br />

5


I. Das <strong>Service</strong> <strong>National</strong> <strong>de</strong><br />

la Jeunesse (SNJ) und das<br />

Département ministériel <strong>de</strong>s sports<br />

(DMS) – langjährige Partner an <strong>de</strong>r<br />

<strong>Base</strong> <strong>nautique</strong> in <strong>Lultzhausen</strong> (BNL)<br />

Die <strong>Base</strong> <strong>nautique</strong> ist in <strong>de</strong>r kleinen Ortschaft <strong>Lultzhausen</strong><br />

(Lux.: < Lëlz >, Gemein<strong>de</strong> Esch/Sauer) im Erholungsbereich<br />

<strong>de</strong>s Obersauerstausees im Nor<strong>de</strong>n Luxemburgs<br />

gelegen und ermöglicht es Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen zahlreiche<br />

pädagogische Sportaktivitäten auf und rund um<br />

das Wasser zu ent<strong>de</strong>cken.<br />

Seit 1984 organisiert <strong>de</strong>r <strong>Service</strong> <strong>National</strong> <strong>de</strong> la Jeunesse<br />

mit stun<strong>de</strong>nweise freigestellten Sportlehrern interessante<br />

Aktivitäten für Schulklassen auf <strong>de</strong>m Stausee. Im Laufe <strong>de</strong>r<br />

Zeit hat sich dieses Angebot auch auf an<strong>de</strong>re Jugendgruppen<br />

ausgeweitet.<br />

1985 hat das Sportministerium in <strong>Lultzhausen</strong> einen alten<br />

Bauernhof aufgekauft und als Zentrum für die damals bereits<br />

seit einigen Jahren bestehen<strong>de</strong>n und aufstreben<strong>de</strong>n<br />

Wassersportaktivitäten am Stausee umgebaut. Seit<strong>de</strong>m<br />

wur<strong>de</strong> die BNL beständig mo<strong>de</strong>rnisiert und ausgebaut.<br />

Im Jahr 2011 konnte <strong>de</strong>r aktuelle Gebäu<strong>de</strong>komplex,<br />

größtenteils bestehend aus Neubauten, schlussendlich<br />

fertig gestellt wer<strong>de</strong>n. Eine landschaftlich harmonisch integrierte<br />

Infrastruktur, die <strong>de</strong>n hohen Ansprüchen gerecht<br />

wird und <strong>de</strong>r das dort vorhan<strong>de</strong>ne umfangreiche und qualitativ<br />

hochwertige Sportmaterial in nichts nachsteht.<br />

Die BNL bietet <strong>de</strong>mnach einen optimalen Rahmen, wenn<br />

es darum geht <strong>de</strong>n vielfältigen Aufgaben und Missionen<br />

<strong>de</strong>s <strong>Service</strong> <strong>National</strong> <strong>de</strong> la Jeunesse gerecht zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Darunter fallen ja bekanntlich unter an<strong>de</strong>rem die Organisation<br />

von außerschulischen Aktivitäten für Schulgruppen, von<br />

Freizeitaktivitäten und die Koordinierung <strong>de</strong>r Ausbildung<br />

zum Freizeitanimateur, alles Ziele welche an <strong>de</strong>r BNL mit<br />

ihren zahlreichen pädagogischen Angeboten über die Mittel<br />

Sport und Bewegung mehr als erfüllt wer<strong>de</strong>n.<br />

Alles in allem also eine gelungene Kooperation zwischen<br />

SNJ und DMS, durch die die breitgefächerte Aktivitätenpalette<br />

an <strong>de</strong>r BNL überhaupt in <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n Qualität<br />

angeboten wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Schulklassen und Jugendgruppen wer<strong>de</strong>n nach vorheriger<br />

Reservierung folgen<strong>de</strong> Sportarten und -aktivitäten nähergebracht:<br />

Segeln – Kajak – Surfen – Kanadier – Mountainbike<br />

– Klettern – Stand-Up Paddling – Orientierungslauf.<br />

Die Sportkurse in <strong>de</strong>r Schulzeit wer<strong>de</strong>n durch erfahrene<br />

Sportlehrer geleitet, während die Animation während <strong>de</strong>n<br />

Sommerferien durch ein gezielt ausgebil<strong>de</strong>tes Team <strong>de</strong>s<br />

SNJ („Animateurs spécialisés“) betreut wird.<br />

Erinnert sei daran, dass das SNJ bereits im Jahr 1965<br />

gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, um <strong>de</strong>r Jugendarbeit in Luxemburg zu<br />

dienen und sie zu för<strong>de</strong>rn. Die Weiterentwicklung <strong>de</strong>s SNJ<br />

dauert bis heute an, so dass sich dieses inzwischen zu<br />

einer be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n und professionell geführten staatlichen<br />

Verwaltung entwickelt hat, die aktuell <strong>de</strong>m Familienministerium<br />

zugeordnet ist.<br />

Das Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r BNL hingegen untersteht <strong>de</strong>m Sportministerium<br />

(Département ministériel <strong>de</strong>s sports), mit <strong>de</strong>ssen<br />

Unterstützung und Personal die kompetente Führung <strong>de</strong>s<br />

umfangreichen Materialbestan<strong>de</strong>s und <strong>de</strong>r Unterhalt <strong>de</strong>r<br />

einzelnen Gebäu<strong>de</strong> abgesichert sind.<br />

Seit 2010 regelt eine Konvention die Zusammenarbeit zwischen<br />

Sportsministerium und <strong>Service</strong> <strong>National</strong> <strong>de</strong> la Jeunesse<br />

auf <strong>de</strong>r BNL.<br />

6


II. <strong>Base</strong> <strong>nautique</strong> <strong>Lultzhausen</strong>:<br />

Kontext und pädagogisches Konzept<br />

Gewan<strong>de</strong>lte Lebensverhältnisse, Bewegungsmangel und<br />

Gesundheitsrisiken, alltägliche Belastungen und soziale<br />

Probleme bil<strong>de</strong>n Herausfor<strong>de</strong>rungen für die heutige Gesellschaft<br />

und das Aufwachsen in <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne. In <strong>de</strong>n letzten<br />

Jahrzehnten haben sich Alltagsbeweglichkeit und Koordinationsfähigkeit<br />

vieler Kin<strong>de</strong>r und Jugendlicher erschreckend<br />

verschlechtert (Scheuer & Schnei<strong>de</strong>r, 2009, S. 41).<br />

Die Welt wird nicht durch Sprache und Vernunft erlebt,<br />

son<strong>de</strong>rn durch die Sinne. Leben heißt Erleben. In keinem<br />

an<strong>de</strong>ren Lebensabschnitt spielt Bewegung eine solch be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong><br />

Rolle wie in <strong>de</strong>r Kindheit, und zu keiner Zeit waren<br />

die körperlich-sinnlichen Erfahrungen so wichtig wie heute<br />

– vergegenwärtigt man sich die Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r kindlichen<br />

und jugendlichen Lebenswelt.<br />

Leben heißt Erleben!<br />

Bewegung ist ein wichtiges Medium <strong>de</strong>r Erfahrung und<br />

Aneignung <strong>de</strong>r Wirklichkeit. Sie ist Ausdruck <strong>de</strong>r Lebensfreu<strong>de</strong><br />

von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen – zugleich aber auch<br />

ein wichtiges Mittel zur För<strong>de</strong>rung ihrer Entwicklung. Bewegung<br />

und Spiel gehören zu <strong>de</strong>n elementaren kindlichen Bedürfnissen<br />

und Betätigungsformen. Kin<strong>de</strong>r erschließen sich<br />

über Bewegung ihre Umwelt, hier fin<strong>de</strong>n sie Gelegenheiten<br />

zum Erkennen und Verstehen ihrer materialen und sozialen<br />

Umgebung.<br />

Ausreichen<strong>de</strong> Bewegungsmöglichkeiten gehören daneben<br />

auch zu <strong>de</strong>n Voraussetzungen für körperliches Wohlbefin<strong>de</strong>n<br />

und Gesundheit. Kin<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>ren Bewegungsbedürfnisse<br />

nicht erfüllt wer<strong>de</strong>n, weisen oft auch über die körperliche<br />

und motorische Entwicklung hinausgehen<strong>de</strong> Beeinträchtigungen<br />

auf. Die Lebensbedingungen in unserer hochtechnisierten<br />

und motorisierten Gesellschaft engen <strong>de</strong>n<br />

kindlichen und jugendlichen Lebensraum zunehmend ein.<br />

Verän<strong>de</strong>rte Lebensweisen und ständig steigern<strong>de</strong>r Medienkonsum<br />

<strong>de</strong>r Jugendlichen verdrängen die unmittelbar<br />

körperlich-sinnlichen Erfahrungen. Der Wan<strong>de</strong>l an Möglichkeiten,<br />

sich die Umwelt aktiv über <strong>de</strong>n Körper anzueignen,<br />

trägt dazu bei, dass bereits im Kin<strong>de</strong>rgartenalter Bewegungsauffälligkeiten<br />

und Wahrnehmungsstörungen auftreten<br />

(vgl. Zimmer, 1997, S. 11).<br />

Die Umsetzung dieses hohen pädagogischen Anspruchs<br />

gelingt aber keinesfalls alleine und von sich aus, sozusagen<br />

durch reine Sport- und Bewegungspraxis, son<strong>de</strong>rn kann nur<br />

durch ein gut aufgestelltes und geschickt ausgeklügeltes<br />

Konzept. Die gewählten Aktivitäten müssen so aufbereitet<br />

und angeboten wer<strong>de</strong>n, dass sie die gewünschte pädagogische<br />

Wirkung überhaupt entfalten können.<br />

Dieses in Richtung Erlebnispädagogik Konzept <strong>de</strong>r BNL hat<br />

also <strong>de</strong>n Anspruch positiv auf die Entwicklung einerseits im<br />

sportlichen und motorischen und an<strong>de</strong>rerseits aber auch im<br />

sozialen und erzieherischen Bereich einzuwirken. Es vermittelt<br />

Einstiege in die Kletterwand, das Kajak, das Segeln, das<br />

Mountainbike usw., die als Mittel für mehr genutzt wer<strong>de</strong>n<br />

müssen. Viele Jugendliche ent<strong>de</strong>cken sich hier zum ersten<br />

Mal selbst, zeigen auf einmal mehr Interesse an ihrer sozialen<br />

und natürlichen Umwelt und entwickeln optimaler Weise<br />

sogar neue Perspektiven für ihren Alltag. Erlebnispädagogik<br />

ist nämlich eine handlungsorientierte Metho<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r es<br />

stets um mehr geht als um reine Ergebnisse. Der Prozess<br />

ist wichtig, das Unterwegssein, die Suche (vgl. Heckmair &<br />

Michl, 2002, S. 7).<br />

Heranwachsen<strong>de</strong> lassen sich auf wagnisreiche sportliche<br />

Situationen bewusst ein, um sich zu beweisen und<br />

zu bewähren. Die Bewältigung solcher Wagnissituationen<br />

setzt voraus, dass SchülerInnen die Schwierigkeit und die<br />

Risiken erkennen und angemessen beurteilen, ihre eigenen<br />

Fertigkeiten und Fähigkeiten selbst einschätzen und sich<br />

bei bestimmten Bewegungsaufgaben auf die Hilfe an<strong>de</strong>rer<br />

verlassen können. Dies kann nur in einem Sportunterricht<br />

gelingen, <strong>de</strong>r auf die För<strong>de</strong>rung von Selbstständigkeit und<br />

vor allem Eigenverantwortlichkeit <strong>de</strong>r jungen Menschen<br />

baut.<br />

Hier muss das pädagogische Konzept an <strong>de</strong>r BNL ansetzen<br />

und Gelegenheiten für wagnisreiche Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

anbieten, in <strong>de</strong>nen Jugendliche erfahren, das eigene<br />

Können in <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>m Wagnis, <strong>de</strong>r<br />

Grenzsituation, zu erproben und zu erweitern, Gefahren<br />

richtig einzuschätzen, mit ihrer Angst umzugehen und Verantwortung<br />

für sich, An<strong>de</strong>re und die Umwelt zu übernehmen.<br />

Diesen Gefährdungen <strong>de</strong>r kindlichen und jugendlichen<br />

Entwicklung entgegenzuwirken, Ausgleich für verloren gegangene<br />

natürliche Bewegungsräume zu schaffen und Kin<strong>de</strong>rn<br />

und Jugendlichen die für ihre Entwicklung so notwendigen<br />

Sinnes- und Bewegungserfahrungen zu ermöglichen,<br />

dies muss ein Hauptziel <strong>de</strong>s in Luxemburg einmaligen Outdooraktivitätenangebots<br />

<strong>de</strong>r <strong>Base</strong> <strong>nautique</strong> am Stausee in<br />

<strong>Lultzhausen</strong> sein.<br />

Eine wichtige Bedingung für<br />

erfolgreiche Arbeit ist ein<br />

ausgeklügeltes pädagogisches<br />

Konzept<br />

7


Angebot für Schulklassen<br />

Bezug zum kompetenzorientierten<br />

Lehrplan im Fach Sport<br />

Bewegungsfeld „Bewegen auf rollen<strong>de</strong>n und<br />

gleiten<strong>de</strong>n Geräten“<br />

Nur durch <strong>de</strong>n Bezug zum Lehrplan „Standards und Kompetenzen<br />

für <strong>de</strong>n Sportunterricht“ (MENFP, 2009) <strong>de</strong>s<br />

Faches „Education physique et sportive“ kann die Einglie<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s pädagogischen Konzepts <strong>de</strong>r BNL in <strong>de</strong>n schulischen<br />

Unterricht sowie seine notwendige Stringenz und<br />

Ganzheitlichkeit überhaupt garantiert wer<strong>de</strong>n. Der Lehrplan<br />

baut bekanntlich auf mehreren fachspezifischen Kompetenzbereichen<br />

auf, wovon einer „Erlebnis- und wagnisorientierte<br />

Bewegungshandlungen“ umfasst (MENFP, 2009, S.<br />

34). Diese Art von Bewegungshandlungen ermöglicht die<br />

gefor<strong>de</strong>rten primären sinnlichen Erfahrungen in Bezug auf<br />

<strong>de</strong>n eigenen Körper, die materiale und soziale Umwelt, die<br />

für die Entwicklung eines positiven Selbstkonzepts be<strong>de</strong>utsam<br />

sind, zu sammeln.<br />

Der beson<strong>de</strong>re Reiz <strong>de</strong>r hier angebotenen und gesuchten<br />

Wagnissituationen im Sport liegt im unsicheren, spannungsreichen<br />

Ausgang zwischen Gelingen und Misslingen, in <strong>de</strong>r<br />

Neugier und zugleich <strong>de</strong>r Angst, die sportliche Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

zu bewältigen, aber auch scheitern zu können. Viele<br />

Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche suchen riskante Sportaktivitäten<br />

auf, die ihnen einen gesteigerten Nervenkitzel und intensive<br />

Erlebnisse ermöglichen (vgl. MENFP, 2009, S. 34).<br />

Kompetenzbereich „Erlebnis- und wagnisorientierte<br />

Bewegungshandlungen“<br />

In <strong>de</strong>m oben erwähnten Kompetenzbereich wer<strong>de</strong>n drei<br />

Schwerpunkte beson<strong>de</strong>rs akzentuiert (vgl. MENFP, 2009, S.<br />

34):<br />

1. Fähigkeiten und Grenzen einschätzen und angemessen<br />

han<strong>de</strong>ln:<br />

SchülerInnen können ihre Fertigkeiten und Fähigkeiten realistisch<br />

einschätzen, sie wissen, was sie sich in <strong>de</strong>r jeweiligen<br />

sportlichen Situation zumuten können. Sie lernen, ihre<br />

Angst zuzugeben, Leichtsinn und Überheblichkeit zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

2. Gefahren erkennen, einschätzen und adäquat han<strong>de</strong>ln:<br />

SchülerInnen sind in <strong>de</strong>r Lage, die jeweiligen Bedingungen<br />

<strong>de</strong>r Wagnissituation zu beurteilen, mögliche Verletzungsrisiken<br />

und Gefahren für sich und an<strong>de</strong>re zu erkennen und<br />

entsprechen<strong>de</strong> Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Dazu<br />

ist es notwendig, dass sie über grundlegen<strong>de</strong> Ausrüstungs-<br />

und Materialkenntnisse im jeweiligen Sportbereich<br />

verfügen.<br />

Der Lehrplan sieht vor, dass die anvisierten Kompetenzerwartungen<br />

innerhalb verbindlicher Inhaltsbereichen, <strong>de</strong>n<br />

sog. Bewegungsfel<strong>de</strong>rn konkretisiert wer<strong>de</strong>n, welche sich<br />

jeweils durch typische Bewegungs- und Handlungsanfor<strong>de</strong>rungen<br />

unterschei<strong>de</strong>n lassen. Für die BNL eignet sich<br />

hier in beson<strong>de</strong>rer Weise das Bewegungsfeld „Bewegen<br />

auf rollen<strong>de</strong>n und gleiten<strong>de</strong>n Geräten“ (MENFP, 2009, S.<br />

42), in das ein Großteil <strong>de</strong>r angebotenen Aktivitäten fällt und<br />

das im regulären Sportunterricht schwer umzusetzen ist.<br />

Dieser Inhaltsbereich umfasst u. a. Bewegungsaktivitäten<br />

auf Rollen und Rä<strong>de</strong>rn (z. B. Mountainbike) und Bewegungen<br />

mit Hilfe von Fortbewegungshilfen auf <strong>de</strong>m Wasser<br />

(z. B. Kanufahren, Ru<strong>de</strong>rn, Surfen, Segeln).<br />

Durchführung durch ausgebil<strong>de</strong>te Sportlehrer<br />

Abschließend sei noch einmal daran erinnert, dass das Konzept<br />

nur dann vollends gelingen kann, wenn die notwendige<br />

spezifische Ausbildung und auch Weiterbildung <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r<br />

BNL aktiven Sportlehrer garantiert ist sowie die eben beschriebene,<br />

enge Anlehnung an <strong>de</strong>n Lehrplan <strong>de</strong>s Faches<br />

Sport sichergestellt ist. Ist dies nicht <strong>de</strong>r Fall, darf hier nicht<br />

von einem fachmännischen und verantwortungsbewussten<br />

Unterricht mit ein<strong>de</strong>utig formulierten pädagogischen Zielen<br />

gesprochen wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r diesen vielen hohen Ansprüchen<br />

gerecht wer<strong>de</strong>n kann und <strong>de</strong>r daneben für die unabdingbare<br />

Sicherheit <strong>de</strong>r SchülerInnen sorgen kann.<br />

Spricht man von Unterricht und Kompetenzen, gehört notgedrungen<br />

auch die nachfolgen<strong>de</strong> Evaluation <strong>de</strong>s Unterrichts<br />

und <strong>de</strong>r Schülerleistungen dazu (siehe hierzu MENFP<br />

(2009, S. 46): Kapitel „Schülerevaluation“). In Zeiten <strong>de</strong>r<br />

umfassen<strong>de</strong>n und kontinuierlichen Schülerbewertungen<br />

dürften hier an <strong>de</strong>r BNL wichtige Erkenntnisse über die<br />

SchülerInnen und ihr Lernen getroffen wer<strong>de</strong>n. Dies nicht<br />

nur im bereits erwähnten Kompetenzbereich „Erlebnisund<br />

wagnisorientierte Bewegungshandlungen“, son<strong>de</strong>rn<br />

auch in <strong>de</strong>n Bereichen „Gesundheits- und wahrnehmungsorientierte<br />

Bewegungshandlungen“ (MENFP, 2009, S. 8),<br />

„Soziale und Integrative Bewegungshandlungen“ (MENFP,<br />

2009, S. 13) sowie „Könnens- und leistungsorientierte<br />

Bewegungshandlungen“ (MENFP, 2009, S. 19).<br />

3. Eigene Bewegungsaktivitäten umweltverträglich<br />

gestalten:<br />

SchülerInnen lernen, ihre Sportaktivitäten in natürlicher<br />

Umgebung und freier Natur unter Berücksichtigung allgemeiner<br />

Verhaltensregeln umweltschonend zu gestalten. Sie<br />

wissen um Möglichkeiten und Grenzen <strong>de</strong>s Sporttreibens in<br />

<strong>de</strong>r natürlichen Lebensumwelt, in<strong>de</strong>m sie zwischen eigenen<br />

Interessen und möglichen Lärm- bzw. Umweltbelästigungen<br />

verantwortungsvoll abwägen. Sie erkennen, dass sich<br />

zahlreiche Räume und Flächen aus ökologischen Grün<strong>de</strong>n<br />

nicht o<strong>de</strong>r nur eingeschränkt als Bewegungs- und Sporträume<br />

eignen.<br />

8


Angebot in <strong>de</strong>r schulfreien Zeit<br />

gewährleistet durch „Animateurs spécialisés“<br />

Handlungsfeld „Körperbewusstsein,<br />

Bewegung, Gesundheit“<br />

In <strong>de</strong>r schulfreien Zeit bleibt das gesamte Angebot <strong>de</strong>r BNL<br />

erhalten und wird von gezielt ausgebil<strong>de</strong>ten Leitern („Animateur<br />

spécialisé“) gewährleistet. Visiert wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n<br />

Ferien natürlich keine Schulklassen mehr, son<strong>de</strong>rn Jugendgruppen<br />

unterschiedlichen Alters und Herkunft („Maison<br />

relais, Sportvereine, Jugendhäuser, Scouts usw.).<br />

Der Akzent liegt nun hauptsächlich auf gezielter Animation,<br />

wobei weiterführen<strong>de</strong> Ziele wie das Teambuilding<br />

und die Erweiterung <strong>de</strong>s motorischen Horizontes bzw.<br />

<strong>de</strong>r persönlichen Erfahrungen eine wichtige Rolle spielen.<br />

Die angewandten Metho<strong>de</strong>n, die Herangehensweise und<br />

Handlungsfel<strong>de</strong>r entsprechen <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r „non-formalen<br />

Bildung“. Unter non-formalen Bildung versteht man die Bildungsarbeit,<br />

welche außerhalb <strong>de</strong>s formalen Schulsystems<br />

organisiert ist, sich an ein <strong>de</strong>finiertes Zielpublikum richtet<br />

und spezifische Bildungsziele verfolgt.<br />

Bezug zum nationalen Rahmenplan<br />

„Non formale Bildung“<br />

Für viele <strong>de</strong>r am außerschulischen Angebot <strong>de</strong>r BNL teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

Strukturen (maisons-relais, maisons <strong>de</strong> jeunes, …)<br />

gilt <strong>de</strong>r nationale Rahmenplan für die non-formale Bildung<br />

im Kin<strong>de</strong>r- und Jugendbereich, kurz „nationaler Bildungsrahmenplan“.<br />

Dieses Dokument ist Teil <strong>de</strong>s übergreifen<strong>de</strong>n<br />

Konzeptes <strong>de</strong>s Familienministeriums zur Qualitätssicherung<br />

im Bereich <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rtagesbetreuung sowie <strong>de</strong>r offenen<br />

Jugendarbeit.<br />

Das Angebot in <strong>de</strong>r schulfreien Zeit muss somit <strong>de</strong>n Vorgaben<br />

<strong>de</strong>s nationalen Bildungsrahmenplans entsprechen und<br />

schreibt sich allgemein in die Handlungsfel<strong>de</strong>r „Emotionen<br />

und soziale Beziehungen“ und „Körperbewusstsein, Bewegung,<br />

Gesundheit“ ein.<br />

Handlungsfeld „Emotionen und<br />

soziale Beziehungen“<br />

Die Aktivitäten können mit <strong>de</strong>m Ziel <strong>de</strong>s „Team-building“<br />

organisiert wer<strong>de</strong>n. Diesbezüglich liesst man im nationalen<br />

Bildungsrahmenplan: „Die Gruppe ist ein wichtiges soziales<br />

Lernfeld, in <strong>de</strong>m Jugendliche die Interaktion und die<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit an<strong>de</strong>ren Jugendlichen erfahren.<br />

Gruppenprozesse ermöglichen die Gemeinschaft mit Gleichaltrigen,<br />

die Darstellung <strong>de</strong>r eigenen Person im Kontext<br />

<strong>de</strong>r Gruppe und die Orientierung an gemeinsamen Interessen,<br />

Themen und Entwicklungsprozessen. In <strong>de</strong>r Gruppeninteraktion<br />

kann das Erleben von Gemeinschaftlichkeit<br />

und Teamgeist aber auch <strong>de</strong>r Erwerb von individuellen und<br />

sozialen Kompetenzen geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Im Erfahren ihrer<br />

eigenen Grenzen und in Konflikten erlernen Jugendliche<br />

einen Realitätssinn, <strong>de</strong>r ihnen hilft, sich selbst und die eigenen<br />

Fähigkeiten für die Zukunft besser einzuschätzen.“<br />

Die Aktivitäten können aber auch <strong>de</strong>r Erweiterung <strong>de</strong>s<br />

motorischen Horizontes bzw. <strong>de</strong>r persönlichen Erfahrungen<br />

dienen. Auch hier bietet die offene Jugendarbeit ein<br />

günstiges Umfeld: „Offene Jugendarbeit hat durch ihren<br />

Zugang zu Jugendlichen die Möglichkeit, diese für ihren<br />

Körper, ihre Gesundheit und ihr allgemeines Wohlbefin<strong>de</strong>n<br />

zu sensibilisieren. So wird Jugendlichen im Rahmen von<br />

Gesundheitsför<strong>de</strong>rung bewusst gemacht, dass Bewegung<br />

und gesun<strong>de</strong> Ernährung zu einer verantwortungsbewussten<br />

Lebensführung gehören. Die Schaffung von Sportangeboten,<br />

bei <strong>de</strong>nen sich Jugendliche ohne Leistungsdruck erproben<br />

können und die Vermittlung von Spaß an Bewegung<br />

gehören ebenso zu <strong>de</strong>n Bildungsaufgaben <strong>de</strong>r Offenen<br />

Jugendarbeit wie das gezielte Informieren und Beraten über<br />

alle gesundheitsrelevanten Themen <strong>de</strong>s Jugendalters.“<br />

Durchführung durch ausgebil<strong>de</strong>te Leiter<br />

(„animateurs spécialisés“)<br />

Die außerschulischen Aktivitäten wer<strong>de</strong>n von eigens ausgebil<strong>de</strong>ten<br />

Leitern („animateurs spécialisés“) durchgeführt.<br />

Der nun folgen<strong>de</strong> sportartspezifische Teil dieses „<strong>Gui<strong>de</strong></strong> <strong>de</strong><br />

<strong>formation</strong>“ wen<strong>de</strong>t sich insbeson<strong>de</strong>re an die zur Ausbildung<br />

zum „Animateur spécialisé“ eingeschriebenen Personen.<br />

Quellenangaben:<br />

• Heckmair, B. & Michl, W. (2002). Erleben und Lernen.<br />

Einstieg in die Erlebnispädagogik.<br />

Neuwied: Verlag Luchterhand.<br />

• Ministère <strong>de</strong> l’Education nationale et <strong>de</strong> la Formation<br />

professionnelle (MENFP) (Hrsg.). (2009).<br />

Standards und Kompetenzen für <strong>de</strong>n Sportunterricht.<br />

Luxemburg: MENFP.<br />

• Scheuer C. & Schnei<strong>de</strong>r Y. (2009). Sportunterricht −<br />

Schule fürs Leben. COSL – Flambeau (1), 41 - 43.<br />

• UNESCO (2009). Jeunesse, éducation et action au seuil<br />

du siècle prochain et au-<strong>de</strong>là.<br />

• Zimmer, R. (Hrsg.) (1997). Bewegte Kindheit.<br />

Schorndorf: Verlag Karl Hofmann.<br />

9


1. Klettern<br />

11


1. Klettern<br />

1.1 Das Klettern an <strong>de</strong>r <strong>Base</strong> <strong>nautique</strong> in<br />

<strong>Lultzhausen</strong> (BNL)<br />

Die Bewegungsaktivität und Sportart Klettern ist heute ein<br />

wichtiger Bestandteil <strong>de</strong>r Aktivitätenpalette in <strong>Lultzhausen</strong><br />

gewor<strong>de</strong>n. Eine ausgezeichnete Kletterwand mit zahlreichen<br />

Schwierigkeitsgra<strong>de</strong>n, professionelles und stets<br />

aktualisiertes Material, erfahrene Fachleute in <strong>de</strong>r BNL-<br />

(Sportlehrer)mannschaft sowie eine fruchtbare Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m lokalen Kletterverein „Nordwand Lëltz“ sind<br />

die Hauptgrün<strong>de</strong> hierfür. Das Kletterangebot an <strong>de</strong>r BNL<br />

wird in nächster Zeit sogar noch um einen Außenbereich<br />

erweitert.<br />

Für das Klettern spricht zu<strong>de</strong>m seine Wetter- und Tageslichtunabhängigkeit,<br />

so dass zu je<strong>de</strong>r Tages- und Jahreszeit<br />

indoor geklettert wer<strong>de</strong>n kann. Die Aktivität Klettern<br />

kann daneben sehr differenziert angeboten wer<strong>de</strong>n, was<br />

beson<strong>de</strong>rs bei Gruppen mit großer Leistungsheterogenität<br />

die Organisation für <strong>de</strong>n verantwortlichen Sportlehrer recht<br />

einfach und übersichtlich belässt. Anfänger können ohne<br />

weiteres gleichzeitig mit Fortgeschrittenen klettern, sogar<br />

zusammen im Team.<br />

Durch die Möglichkeit sowohl die Rolle <strong>de</strong>s aktiven Kletterers<br />

als auch die <strong>de</strong>s eher abwarten<strong>de</strong>n und überwachen<strong>de</strong>n<br />

Helfers zu übernehmen, können die Anfor<strong>de</strong>rungen und <strong>de</strong>r<br />

Anstrengungsgrad sehr gut dosiert und variiert wer<strong>de</strong>n, so<br />

dass stets je<strong>de</strong>r nach seinen individuellen und konditionellen<br />

Möglichkeiten klettern kann. Motivierend ist außer<strong>de</strong>m<br />

für die Kin<strong>de</strong>r, dass innerhalb kürzester Zeit bereits bemerkenswerte<br />

Lernfortschritte und Wissenszugewinne möglich<br />

sind, beson<strong>de</strong>rs da das Klettern für viele eine neue Tätigkeit<br />

darstellt.<br />

12


1.1.1 Das Klettern als eine Grundform<br />

menschlicher Bewegung<br />

Klettern ist – auch evolutionsbedingt – neben Gehen,<br />

Laufen, Hüpfen, Springen und Werfen eine Grundform<br />

menschlicher Bewegung und stellt ein elementares Bedürfnis<br />

in <strong>de</strong>r kindlichen Entwicklung dar. Es ist eine Schlüsselmotorik<br />

zur Ent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r kindlichen und jugendlichen<br />

Umwelt (vgl. Flecken & Heise-Flecken, 2008, S. 7).<br />

Sportklettern ist <strong>de</strong>mnach als eine <strong>de</strong>r geeignetsten Sportarten<br />

für Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche zu bezeichnen. Dies liegt<br />

auch daran, dass zahlreiche anerkannt sinnstiften<strong>de</strong> Facetten<br />

<strong>de</strong>s Sporttreibens sowohl für Anfänger, Fortgeschrittene<br />

und Könner in hohem Maße verwirklichbar sind. Ent<strong>de</strong>ckerfreu<strong>de</strong>,<br />

Spieltrieb und Neugier<strong>de</strong> von Heranwachsen<strong>de</strong>n<br />

können beim Klettern intensiv befriedigt wer<strong>de</strong>n. Die wenig<br />

normierten Bewegungsabläufe <strong>de</strong>s Kletterns an niemals<br />

doppelt existieren<strong>de</strong>n Kletterstellen ermöglichen eine offene<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>n gestellten Bewegungsproblemen<br />

(vgl. Winter, 2004, S. 9).<br />

Es ist also auch nicht verwun<strong>de</strong>rlich, dass Klettern heute<br />

eine sog. Lifetime-Sportart gewor<strong>de</strong>n ist. An vielen Orten<br />

wird es angeboten, nicht nur in Vereinen, son<strong>de</strong>rn auch in<br />

kommerziellen Kletterhallen und natürlich im Freien. Unterstützt<br />

wird diese Entwicklung durch die auch hierzulan<strong>de</strong><br />

immer mehr aufkommen<strong>de</strong>n und beliebten Hochseilgärten.<br />

Es kann nur von Vorteil sein, erstens diesen Trend zu unterstützen<br />

und zweitens <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen erste<br />

Erfahrungen und ein Vorwissen in diesem Bereich mit auf<br />

<strong>de</strong>n Weg zu geben.<br />

Die an einfachen Kletterstellen leicht zu erlernen<strong>de</strong> Motorik<br />

<strong>de</strong>s Greifens, Tretens, Steigens und Ziehens erlaubt rasch<br />

<strong>de</strong>n Gewinn an Höhe und das Erleben von Ausgesetztheit.<br />

Mut, Risikobereitschaft und exaktes Einschätzen <strong>de</strong>r eigenen<br />

Fähigkeiten wer<strong>de</strong>n durch die direkt erkennbare Absturzgefahr<br />

provoziert. Mit zunehmen<strong>de</strong>n Schwierigkeiten<br />

erfor<strong>de</strong>rn die Kletterzüge eine umso genauere und präzisere<br />

Ausführung, und die dadurch erfolgreich aufgelöste<br />

Unsicherheit <strong>de</strong>s Gleichgewichts ermöglicht das sofortige<br />

Erleben von Selbstwirksamkeit (vgl. Winter, 2004, S.<br />

9). Aber auch <strong>de</strong>r Misserfolg in einer Route kann emotional<br />

erträglich und erzieherisch ertragreich sein, wenn die<br />

Grenzen eigenen Könnens dadurch einschätzbar wur<strong>de</strong>n.<br />

13


1.1.2 Mehrperspektivität und pädagogische<br />

Möglichkeiten im Klettern<br />

Durch seine mehrdimensionalen Aspekte stellt das Klettern<br />

<strong>de</strong>mnach ein hervorragen<strong>de</strong>s Angebot für Schulen und<br />

sozialpädagogische Einrichtungen dar. Überall dort, wo<br />

unter spannen<strong>de</strong>n, motivieren<strong>de</strong>n Rahmenbedingungen<br />

Teamfähigkeit und verantwortungsvoller Umgang miteinan<strong>de</strong>r<br />

geschult wer<strong>de</strong>n sollen, kann das Klettern einen wertvollen<br />

Beitrag leisten (vgl. Flecken & Heise-Flecken, 2008,<br />

S. 7). Das Erlebnis <strong>de</strong>s Kletterns in <strong>de</strong>r Gruppe, das Vertrauen<br />

in die Seilsicherung <strong>de</strong>s Partners, <strong>de</strong>ssen Zuverlässigkeit<br />

o<strong>de</strong>r das gemeinsame Austüfteln <strong>de</strong>r Lösung einer<br />

Kletterstelle sind sozial wertvolle Momente (vgl. Winter,<br />

2004, S. 9). Man muss erst einmal lernen, sich aufeinan<strong>de</strong>r<br />

verlassen zu können und Hilfe zu geben bzw. diese auch<br />

annehmen können. Diese oft neuen ungewohnten Situationen<br />

und Erfahrungen erfor<strong>de</strong>rn es folglich, sich immer wie<strong>de</strong>r<br />

zu adaptieren und neue Lösungen zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Zum Lernbereich beim Klettern gehört aber auch das theoretische<br />

Wissen. Die Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen müssen das<br />

sachgerechte Anlegen <strong>de</strong>r Klettergurte, die Knotenkun<strong>de</strong>,<br />

die Technik <strong>de</strong>r Sicherung und die Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Abseilens<br />

beherrschen, bevor das Aufsteigen beginnen darf. Außer<strong>de</strong>m<br />

wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Teilnehmern gegebenenfalls verschie<strong>de</strong>ne<br />

klettertechnische Grundlagen, wie z. B. Körperhaltung und<br />

Schwerpunktverlagerung beigebracht (vgl. Glesener, 2011, S.<br />

55 - 58).<br />

1.1.3 Das Klettern im Lehrplan <strong>de</strong>s Faches<br />

„Education physique et sportive“ und<br />

im kompetenzorientierten Unterricht<br />

an <strong>de</strong>r BNL<br />

Das Klettern kann also aus sehr verschie<strong>de</strong>nen pädagogischen<br />

Perspektiven wertvoll und gewinnbringend sein.<br />

Innerhalb <strong>de</strong>r im Lehrplan Sport vorgesehenen sieben<br />

Bewegungsfel<strong>de</strong>r wird das Klettern im Bewegungsfeld 3:<br />

„Bewegen an und mit Geräten“ situiert. Laut Lehrplan kann<br />

<strong>de</strong>r Jugendliche durch Aktivitäten aus diesem Bereich „spezifische<br />

Bewegungserfahrungen“ sammeln. Hierzu zählen<br />

u.a. die Wahrnehmung <strong>de</strong>s Körpers in einer ungewohnten<br />

Lage <strong>de</strong>s Raums, das Spiel mit <strong>de</strong>m Gleichgewicht und<br />

die Körperbeherrschung. Bei diesen Aktivitäten gehen die<br />

Teilnehmer verschie<strong>de</strong>ne Wagnisse und Risiken ein (vgl.<br />

MENFP, 2009, S. 40).<br />

Zieht man die gera<strong>de</strong> erwähnte ministerielle Vorlage in Betracht,<br />

so erlauben sämtliche bisher aufgezählten Aspekte<br />

und gleichzeitig Chancen <strong>de</strong>s Kletterns die För<strong>de</strong>rung folgen<strong>de</strong>r<br />

Kompetenzbereiche und Kompetenzen bei <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn<br />

und Jugendlichen. Hierzu müssen das Konzept und<br />

die Leitlinien dieser Broschüre respektiert wer<strong>de</strong>n. Dabei<br />

besteht zusätzlich die Aussicht einzelne Schwerpunkte<br />

beson<strong>de</strong>rs anzustreben (z. B. die sozialen Kompetenzen).<br />

14


Im Folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n genau diese Kompetenzbereiche mit ihren jeweiligen Kompetenzen nun tabellarische dargestellt<br />

(s. Lehrplan <strong>de</strong>s Faches Sport - MENFP, 2009):<br />

Kompetenzbereich<br />

1. Gesundheits- und wahrnehmungsorientierte<br />

Bewegungshandlungen<br />

2. Soziale und integrative Bewegungshandlungen<br />

3. Könnens- und leistungsorientierte<br />

Bewegungshandlungen<br />

4. Erlebnis- und wagnisorientierte<br />

Bewegungshandlungen<br />

Kompetenzschwerpunkte und Kompetenzen<br />

1. Körperliche Funktionsfähigkeit erhalten und<br />

steigern<br />

> Sensomotorische Anfor<strong>de</strong>rungen bewältigen<br />

können<br />

> Sich funktionell angemessen <strong>de</strong>hnen und<br />

kräftigen<br />

2 Gesundheitsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> und –schädigen<strong>de</strong><br />

Wirkungen von Bewegung und Sport einschätzen<br />

> Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Bewegung für das physische,<br />

psychische und soziale Wohlbefin<strong>de</strong>n erkennen<br />

1. Vereinbarungen und Regeln einhalten, verän<strong>de</strong>rn<br />

und gestalten<br />

> Die Be<strong>de</strong>utung von Regeln erkennen<br />

2. Sich verständigen und kooperieren<br />

> In <strong>de</strong>r Gruppe kooperieren und gemeinsame Ziele<br />

verfolgen<br />

> Komplexe Problemstellungen zusammen mit An<strong>de</strong>ren<br />

lösen<br />

3. Unterschiedliche Rollen einnehmen und gestalten<br />

> Verschie<strong>de</strong>ne Aufgaben und Rollen übernehmen<br />

4. Verantwortung für sich und an<strong>de</strong>re übernehmen<br />

> Sicherheitsvorkehrungen treffen können<br />

> Sicherheits- und Hilfestellung leisten können und<br />

<strong>de</strong>ren Notwendigkeit erkennen<br />

> Stärken und Schwächen an<strong>de</strong>rer wahrnehmen und<br />

verantwortungsvoll damit umgehen<br />

> Sich auf das Verhalten von An<strong>de</strong>ren einstellen<br />

1. Leistungsbereitschaft zeigen und individuelles Können<br />

steigern<br />

> Sich auf neue Aufgaben einlassen und zielgerichtet üben<br />

> Koordinative Anfor<strong>de</strong>rungen bewältigen<br />

> Die Bereitschaft zur optimalen individuellen Leistungssteigerung<br />

zeigen<br />

2. Die eigene Leistungsfähigkeit einschätzen und mit <strong>de</strong>r<br />

Leistungsfähigkeit An<strong>de</strong>rer verantwortungsvoll umgehen<br />

> Die eigenen Fähigkeiten richtig einschätzen<br />

> Die Grenzen <strong>de</strong>r eigenen Leistungsfähigkeit erkennen<br />

> Die Fähigkeiten An<strong>de</strong>rer richtig einschätzen<br />

> Eine gemeinschaftliche Leistung erbringen<br />

3. Leistungskriterien im Sport erkennen, verän<strong>de</strong>rn und<br />

erarbeiten<br />

> Vorgegebene Leistungskriterien erkennen<br />

1. Fähigkeiten und Grenzen einschätzen und angemessen<br />

han<strong>de</strong>ln<br />

> Die eigenen Fähigkeiten realistisch einschätzen<br />

> Die eigenen Fähigkeiten und Grenzen verantwortungs<br />

voll ausloten<br />

2. Gefahren erkennen, einschätzen und adäquat han<strong>de</strong>ln<br />

> Mögliche Gefahrensituationen und Verletzungsrisiken<br />

erkennen und damit umgehen können<br />

> Den Einfluss von Angst auf das Bewegungshan<strong>de</strong>ln<br />

erkennen<br />

> Die erfor<strong>de</strong>rliche Ausrüstung unter Anleitung funktions<br />

gerecht einsetzen<br />

> Über Materialkenntnisse verfügen und die erfor<strong>de</strong>rliche<br />

Ausrüstung funktionsgerecht einsetzen<br />

15


1.1.4 Zweck und Ziel dieser Broschüre<br />

Begeisterung ist allerdings nicht alles, weil in <strong>de</strong>r Pädagogik<br />

auch Ernsthaftigkeit und Genauigkeit gefor<strong>de</strong>rt ist. Als<br />

Unterrichten<strong>de</strong>r sollte man sich stets vergewissern, wie<br />

etwas zu verbessern ist, man braucht Weiterbildung und<br />

Anregungen von außen, es bedarf <strong>de</strong>r Hinweise auf auftreten<strong>de</strong><br />

Gefahrenmomente. Schließlich sollte man sich selbst<br />

immer wie<strong>de</strong>r überprüfen, ob man nicht Opfer <strong>de</strong>r so häufigen<br />

„Betriebsblindheit“ d. h. <strong>de</strong>r Routine gewor<strong>de</strong>n ist (vgl.<br />

Winter, 2004, S. 7). Keinesfalls kann die vorliegen<strong>de</strong> Broschüre<br />

eine umfangreiche Kletterschulung ersetzen!<br />

Damit dieses „Abenteuer“ rundum sicher gestaltet wer<strong>de</strong>n<br />

kann, gibt diese Publikation eine praxisorientierte, klar<br />

strukturierte und gut bebil<strong>de</strong>rte Anleitung. Sie widmet sich<br />

ausschließlich <strong>de</strong>n Grundlagen <strong>de</strong>s Kletterns an künstlichen<br />

Kletterwän<strong>de</strong>n im Toprope, d. h. mit von oben kommen<strong>de</strong>m<br />

Seil, und zeigt wie speziell Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche<br />

das Sportklettern sicherheits- und erlebnisorientiert<br />

erlernen können.<br />

Sowohl das benötigte Material als auch die erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Sicherungstechniken und Abläufe wer<strong>de</strong>n beschrieben und<br />

mit Bil<strong>de</strong>rn dargestellt. Abschließend sollen auch einige<br />

Basic-Techniktipps helfen ökonomisch zu klettern und die<br />

individuelle Leistung zu verbessern.<br />

Viel Spaß beim Klettern!<br />

Literaturangaben:<br />

• Flecken, G. & Heise-Flecken, D. (2008). Klettern in <strong>de</strong>r<br />

Halle. Aachen: Meyer & Meyer Verlag.<br />

• Glesener, D. (2011). <strong>Lultzhausen</strong>: Ein erlebnispädagogisches<br />

Konzept. Travail <strong>de</strong> candidature.<br />

• Ministère <strong>de</strong> l’Education nationale et <strong>de</strong> la Formation<br />

professionnelle (MENFP) (Hrsg.). (2009). Standards<br />

und Kompetenzen für <strong>de</strong>n Sportunterricht. Luxemburg:<br />

MENFP.<br />

• Winter, S. (2004). Sportklettern mit Kin<strong>de</strong>rn und<br />

Jugendlichen. München: BLV.<br />

16


2. Material & Ausrüstung<br />

17


2. Material und Ausrüstung<br />

Für die Sportaktivität Klettern stehen in <strong>Lultzhausen</strong> folgen<strong>de</strong><br />

Ausrüstungsgegenstän<strong>de</strong> zur Verfügung:<br />

• Kletterwand<br />

• Kletterseile<br />

• Klettergurte<br />

• Sicherungsgeräte und Karabinerhaken<br />

• Kletterschuhe<br />

Das Material wird regelmäßig kontrolliert und erneuert. Es<br />

wird ausgesprochen sorgfältig und aufmerksam mit <strong>de</strong>m<br />

Material umgegangen, dies wird <strong>de</strong>shalb auch von <strong>de</strong>n Kletterer<br />

gefor<strong>de</strong>rt. Die für das Klettern erfor<strong>de</strong>rliche Ausrüstung<br />

befin<strong>de</strong>t sich im Materialwagen. Das Material wird aus<br />

praktischen Grün<strong>de</strong>n immer auf die gleiche Art und Weise<br />

eingeräumt. Die Klettergurte wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Größe nach sortiert,<br />

die Sicherungsgeräte wer<strong>de</strong>n während <strong>de</strong>m Unterricht<br />

zur besseren Entnahme an <strong>de</strong>n Materialwagen gehängt. Es<br />

sollte darauf geachtet wer<strong>de</strong>n, dass keine Materialien auf<br />

<strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Matten frei herumliegen, damit diese<br />

nicht beschädigt wer<strong>de</strong>n, bzw. kein Kind sich dadurch verletzt.<br />

18


2.1 Die Kletterwand<br />

Die Kletterwand <strong>de</strong>r <strong>Base</strong> Nautique in <strong>Lultzhausen</strong> erreicht<br />

an <strong>de</strong>r höchsten Stelle bis zu 8 Meter und bietet zahlreiche<br />

und verschie<strong>de</strong>ne Klettermöglichkeiten für alle Altersklassen<br />

und Leistungsstän<strong>de</strong>. Es gibt eine vielfältige Wand- und<br />

Griffstruktur sowie unterschiedliche Wandneigungen, um<br />

für je<strong>de</strong>n Kletterer eine Möglichkeit zum Klettern zu bieten<br />

und ein differenziertes Üben zu ermöglichen.<br />

Die zahlreichen Kletterrouten sind anhand <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />

Farben <strong>de</strong>r Griffe zu erkennen. Der Schwierigkeitsgrad<br />

1 <strong>de</strong>r einzelnen Kletterrouten ist auf einem Zettel markiert<br />

und an einem <strong>de</strong>r unteren Griffe <strong>de</strong>r Route befestigt.<br />

Vor <strong>de</strong>r Kletterwand hängen Matten, welche vor <strong>de</strong>m Kletterunterricht<br />

zurechtgelegt wer<strong>de</strong>n und am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Unterrichts<br />

wie<strong>de</strong>r richtig aufgestellt wer<strong>de</strong>n müssen. Hier sollte<br />

darauf geachtet wer<strong>de</strong>n, die Matten stets nacheinan<strong>de</strong>r von<br />

links nach rechts (mit Blick auf die Wand) zurecht zu legen<br />

und in <strong>de</strong>rselben Reihenfolge wie<strong>de</strong>r aufzustellen. Auf <strong>de</strong>m<br />

Bo<strong>de</strong>n liegend wer<strong>de</strong>n die Matten sauber nebeneinan<strong>de</strong>r<br />

mit einem Klettverschluss befestigt.<br />

1<br />

Der Schwierigkeitsgrad ist nach <strong>de</strong>r französischen<br />

Bewertungsskala angegeben. Diese wird in arabischen<br />

Ziffern sowie jeweils einem Buchstaben (a, b<br />

o<strong>de</strong>r c) und eventuell einem Pluszeichen angegeben.<br />

Hier gilt: 4a ist leichter als 4b, 4a+ liegt ungefähr dazwischen.<br />

19


2.2 Die Kletterseile<br />

Die Kletterseile sind für das Top-Rope-Klettern installiert.<br />

Sie sind in regelmäßigen Abstän<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Umlenkung eingehängt<br />

und für die Länge <strong>de</strong>r Route entsprechend abgemessen,<br />

so dass an je<strong>de</strong>m Seilen<strong>de</strong> eine ausreichen<strong>de</strong><br />

Seilreserve bis zum Hallenbo<strong>de</strong>n reicht. Die Seile wer<strong>de</strong>n<br />

ebenfalls vom Arbeitspersonal <strong>de</strong>r <strong>Base</strong> Nautique in<br />

<strong>Lultzhausen</strong> (BNL) regelmäßig kontrolliert und falls nötig<br />

ausgewechselt.<br />

Nach <strong>de</strong>m Kletterunterricht wer<strong>de</strong>n die Seile an <strong>de</strong>n vorgesehenen Metallringen eingehängt.<br />

Die vorgeschlagene Befestigung wird in <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Bildreihe vorgezeigt:<br />

20


2.3 Die Klettergurte<br />

An <strong>de</strong>r BNL wird mit sogenannten Hüftsitzgurten gearbeitet.<br />

Diese sind für Kin<strong>de</strong>r leicht zu handhaben und relativ<br />

einfach anzulegen. Die Gurte sind in drei verschie<strong>de</strong>nen<br />

Größen (1 bis 3) vorhan<strong>de</strong>n. Die Größe 1 ist beispielsweise<br />

für die meisten Kin<strong>de</strong>r ausreichend, da die Gurte zusätzlich<br />

individuell eingestellt wer<strong>de</strong>n können.<br />

21


2.4 Die Sicherungsgeräte<br />

2.4.1 Der Karabinerhaken<br />

Die aktuell verwen<strong>de</strong>ten Karabinerhaken sind Schraubkarabiner,<br />

welche relativ sicher gegen versehentliches<br />

Verschieben sind, da zum Öffnen mehrere Umdrehungen<br />

<strong>de</strong>r Schraubhülse in einer Richtung nötig sind. Es stehen<br />

auch selbstverriegeln<strong>de</strong> HMS-Verschlusskarabiner zur Verfügung,<br />

diese wer<strong>de</strong>n hauptsächlich benutzt um <strong>de</strong>n gesteckten<br />

Achterknoten anzulegen und somit die Klettervorbereitung<br />

zu vereinfachen.<br />

22


2.4.2 Das GriGri (afrikanisch: Glücksbringer)<br />

Das GriGri ist ein halbautomatisches Sicherungsgerät <strong>de</strong>s<br />

Herstellers Petzl, entwickelt für das Sportklettern zum Sichern<br />

mit Einfachseilen. An <strong>de</strong>r BNL wird mit Schulklassen<br />

hauptsächlich mit Hilfe <strong>de</strong>s Grigri gesichert. Den Kin<strong>de</strong>rn<br />

wird die korrekte Anwendung und Benutzung dieses Sicherungsgerätes<br />

ausführlich erklärt und beigebracht. Die Kin<strong>de</strong>r<br />

sollen <strong>de</strong>mzufolge lernen, ihren Partner eigenständig<br />

beim Klettern zu sichern, wobei die Sportlehrer die richtige<br />

Anwendung vor je<strong>de</strong>m Klettergang überprüfen und die Kin<strong>de</strong>r<br />

bei <strong>de</strong>n ersten Sicherungsvorgängen ver-stärkt begleiten<br />

und unterstützen. Auf die Partnersicherung sowie die<br />

pädagogische Vorgehensweise zur Vermittlung und Umsetzung<br />

<strong>de</strong>r Sicherungstechnik wird in einem <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n<br />

Kapitel zur Sicherungstechnik <strong>de</strong>tailliert eingegangen.<br />

Das GriGri von Petzl<br />

23


2.4.3 Das Eddy<br />

Das Eddy von E<strong>de</strong>lrid ist ebenfalls ein halbautomatisches<br />

Sicherungsgerät, welches ähnlich funktioniert wie das Gri-<br />

Gri. Zusätzlich ist beim Eddy eine Art Notbremsung vorhan<strong>de</strong>n,<br />

die bei zu schnellem Abklappen <strong>de</strong>s Hebels eingreift.<br />

Die Blockiervorrichtung funktioniert also in bei<strong>de</strong>n Endstellungen<br />

<strong>de</strong>s Hebels.<br />

Das Eddy von E<strong>de</strong>lrid<br />

24


2.4.4 Weitere Sicherungsgeräte<br />

Neben <strong>de</strong>m GriGri wird an <strong>de</strong>r BNL mit weiteren Sicherungsgeräten<br />

gearbeitet. Diese wer<strong>de</strong>n allerdings lediglich im fortgeschrittenen<br />

Leistungsstand benutzt.<br />

Tube<br />

Das Reverso<br />

Der Achter<br />

25


2.5 Die Kletterschuhe<br />

Die BNL verfügt über spezielle Kletterschuhe in verschie<strong>de</strong>nen<br />

Größen. Für Einsteiger im Klettersport ist<br />

das Benutzen von Kletterschuhen allerdings aufgrund<br />

mangeln<strong>de</strong>r Fußtechnik nicht von sehr effektivem<br />

Nutzen, so dass die Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche für die<br />

Unterrichtsstun<strong>de</strong>n ihre normalen Hallenschuhe benutzen,<br />

vorausgesetzt diese sind sauber und für die Halle<br />

geeignet. Engere Kletterschuhe haben erst beim Überwin<strong>de</strong>n<br />

eines gewissen Schwierigkeitsgra<strong>de</strong>s einen<br />

produktiven Nutzen und können in speziellen Fällen<br />

vom Sportlehrer zur Verfügung gestellt wer<strong>de</strong>n. Für<br />

Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche ist lediglich anzuraten enge<br />

Schuhe zu ver-wen<strong>de</strong>n, die gut passen.<br />

26


3. Klettervorbereitung und<br />

Sicherungstechnik<br />

27


3. Klettervorbereitung und<br />

Sicherungstechnik<br />

Die Sportart Klettern kann sehr sicher betrieben wer<strong>de</strong>n, for<strong>de</strong>rt<br />

aber hierfür ein hohes Maß an Konzentration und Genauigkeit<br />

im Umgang mit Techniken und Ausrüstung sowie<br />

das Einhalten wichtiger Verhaltensregeln. Um die Sicherheit<br />

beim Klettern an <strong>de</strong>r BNL zu garantieren hat sich über die<br />

Jahre eine Art didaktisches Konzept zur Vermittlung <strong>de</strong>r<br />

Sicherungstechnik entwickelt. Die verschie<strong>de</strong>nen Aspekte<br />

dieses Konzepts wer<strong>de</strong>n im folgen<strong>de</strong>n Kapitel vorgestellt.<br />

3.1 Anlegen <strong>de</strong>s Klettergurts<br />

Der erste Schritt <strong>de</strong>r Vorbereitung auf <strong>de</strong>n Klettervorgang<br />

ist das richtige Anlegen <strong>de</strong>s Klettergurts. Die Kin<strong>de</strong>r lernen<br />

anhand einer Demonstration und Erklärung ihren Klettergurt<br />

richtig anzulegen. Das richtige Anziehen <strong>de</strong>s Klettergurts<br />

wird anschließend gegenseitig kontrolliert und abschließend<br />

bei allen Kletterern vom Sportlehrer überprüft.<br />

Wichtig ist, dass <strong>de</strong>r Gurt vor <strong>de</strong>m Anlegen nicht verdreht<br />

ist. Zur Kontrolle fasst <strong>de</strong>r Kletterer <strong>de</strong>n breiten Bauchgurt<br />

mit bei<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n so dass, ...:<br />

• ...bei<strong>de</strong> Beinschlaufen unverdreht und<br />

nebeneinan<strong>de</strong>r nach unten hängen.<br />

• ...die Beinschnallen nach außen zeigen.<br />

• ...die Anseilschlaufe nach vorne zeigt.<br />

28


Falls <strong>de</strong>r Gurt verdreht ist, muss er vor <strong>de</strong>m Anziehen richtig<br />

sortiert wer<strong>de</strong>n. Der unverdrehte Gurt wird nun „wie eine<br />

Hose“ angezogen und über <strong>de</strong>m Beckenknochen fixiert.<br />

Die Schnalle am Beckengurt wird hierzu fest zugezogen.<br />

Bei <strong>de</strong>r Kontrolle <strong>de</strong>r richtigen Anlage wird überprüft, ob die<br />

Beinschlaufen nicht verdreht sind und <strong>de</strong>r Beckengurt korrekt<br />

angelegt wur<strong>de</strong>. Hierzu müssen die Materialschlaufen<br />

nach unten zeigen. Der Beckengurt wird festgezogen und<br />

befestigt. Die verstellbaren Beinschlaufen wer<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n<br />

Schnallen nur so weit festgezogen, dass noch etwas Platz<br />

(3-4 Finger) zwischen Bein und Schlaufe besteht, diese<br />

müssen nicht so fest sitzen wie <strong>de</strong>r Bauchgurt (vgl.: Flecken<br />

& Flecken-Heise, 2010).<br />

Zur Verletzungsprophylaxe (damit keine unnötigen Schürfwun<strong>de</strong>n<br />

auf <strong>de</strong>r Haut entstehen können), aus Hygienegrün<strong>de</strong>n<br />

und zur besseren Bedienung <strong>de</strong>s Grigri wird ebenfalls<br />

darauf geachtet, dass die Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Klettergurt über die<br />

eigene Bekleidung (T-Shirt) anziehen.<br />

Korrektes Anlegen <strong>de</strong>s Klettergurtes<br />

Falsches Anlegen <strong>de</strong>s Klettergurtes<br />

29


3.2 Einbin<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Klettergurt<br />

Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Klettergurt richtig angelegt wur<strong>de</strong>, lernen die Kin<strong>de</strong>r sich richtig in das Kletterseil einzubin<strong>de</strong>n. Dies wird an<br />

<strong>de</strong>r BNL mit Hilfe <strong>de</strong>s gesteckten Achterknotens („doppelter Achter“) gelehrt. Der doppelte Achterknoten ist nach Flecken &<br />

Flecken-Heise (2010) <strong>de</strong>r gebräuchlichste Anseilknoten, einfach zu erlernen, zu überprüfen und nach Belastung relativ leicht<br />

zu lösen.<br />

Bevor die Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n gesteckten Achterknoten kennen lernen, wird zuerst <strong>de</strong>r einzelne Achterknoten („einfacher Achter“)<br />

<strong>de</strong>monstriert, erklärt und geübt. Es gibt mehrere Metho<strong>de</strong>n und Legeweisen die zu einem einzelnen Achterknoten führen. Die<br />

Sportlehrer <strong>de</strong>r BNL zeigen <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn meist eine, falls nötig auch mehrere Varianten vor, welche dann von <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn an<br />

<strong>de</strong>n einzelnen Seilen<strong>de</strong>n eigenständig getestet wer<strong>de</strong>n.<br />

Beispiel einer Legeweise: Zuerst wird ein ungefähr ein Meter langes Seilstück zum Legen <strong>de</strong>s Knotens abgemessen (± Distanz<br />

<strong>de</strong>r ausgestreckten Hand bis zur gegenüberliegen<strong>de</strong>n Schulter). Dann wird das Seilen<strong>de</strong> über das restliche Seilstück<br />

gelegt um dann um das Seil herum von vorne in die freie Öse gesteckt und durchgezogen zu wer<strong>de</strong>n. Beim Festziehen <strong>de</strong>s<br />

Seilen<strong>de</strong>s entsteht nun eine klar erkennbare „Achterform“.<br />

Schritte zum Legen eines Achterknotens<br />

30


Nach<strong>de</strong>m alle Kletterer <strong>de</strong>n einfachen Achterknoten beherrschen und dieser vom Sportlehrer kontrolliert wur<strong>de</strong>, wird mit <strong>de</strong>m<br />

Lernen <strong>de</strong>s gesteckten Achterknotens fortgefahren. Dieser kann aber ebenso bereits zu Beginn vorgezeigt wer<strong>de</strong>n. Hierzu<br />

wird das Seilen<strong>de</strong> zuerst von unten durch die untere Bauchgurtöse, dann durch die obere Bauchgurtöse am Klettergurt<br />

gezogen. Wichtig ist, dass das Seil durch bei<strong>de</strong> Bauchgurtösen gezogen wird um ein Umkippen <strong>de</strong>s Kletterers beim Abseilen<br />

zu vermei<strong>de</strong>n. Die mittlere Anseilschlaufe wird lediglich vom Sicherer benutzt.<br />

Obere Bauchgurtöse<br />

Untere Bauchgurtöse<br />

Bauchgurtösen am Klettergurt<br />

Das Seilen<strong>de</strong> wird soweit durch die Anseilschlaufen gezogen bis <strong>de</strong>r Achterknoten diese fast erreicht. Jetzt fährt das Seilen<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>n Seilverlauf <strong>de</strong>s Knotens exakt nach, bis <strong>de</strong>r Knoten überall doppelt liegt (Hinweise: „wie eine Achterbahn <strong>de</strong>m Seil nachfahren“,<br />

o<strong>de</strong>r „das Seilen<strong>de</strong> fährt wie ein Zug auf Schienen <strong>de</strong>n gesamten Knoten ab, bis es auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite wie<strong>de</strong>r<br />

herauskommt“). Der Knoten wird festgezogen und sollte sich nun unmittelbar am Klettergurt befin<strong>de</strong>n („maximal eine Faust<br />

breit Platz“), um <strong>de</strong>n Brustkorb bei möglichem Absturz zu schützen. Das Seilen<strong>de</strong> muss min<strong>de</strong>stens eine Faustlänge aus<br />

<strong>de</strong>m doppelten Achterknoten herausragen, damit sich <strong>de</strong>r Knoten nicht eigenständig auflöst. Zu Beginn for<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r gesteckte<br />

Achterknoten, so wie die richtige Seillänge oft etwas Übung und muss ständig überprüft wer<strong>de</strong>n. Je sauberer <strong>de</strong>r Knoten (die<br />

Seilstränge laufen exakt parallel), umso leichter ist er anschließend zu lösen. Haben die Kin<strong>de</strong>r nach einem Klettervorgang<br />

Probleme <strong>de</strong>n zusammengezogenen Knoten zu lösen, sollte dieser zur Lockerung mehrfach „gebrochen“, d.h hin und her<br />

gebogen, wer<strong>de</strong>n.<br />

Der gesteckte Achterknoten<br />

31


3.3 Die Sicherungstechnik für das GriGri<br />

Das GriGri ist ein halbautomatisches und kein vollautomatisches Kletter-Sicherungsgerät, <strong>de</strong>shalb müssen beim Benutzen<br />

<strong>de</strong>s GriGri unbedingt einige wichtige Sicherheitsanweisungen beachtetet wer<strong>de</strong>n um Unfälle zu vermei<strong>de</strong>n. Obwohl an <strong>de</strong>r<br />

BNL die Lehrpersonen stets <strong>de</strong>n Sicherungsknoten, die Partnersicherung sowie das Einhalten <strong>de</strong>r aufgestellten Regeln<br />

kontrollieren, wird <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen auch klar gemacht, dass Eigenverantwortung und gegenseitiges Vertrauen<br />

wichtige Kompetenzen <strong>de</strong>r Sportart Klettern sind und ein großer Teil an Verantwortung von <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn verlangt und selbst<br />

getragen wird. In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Abschnitten wird die an <strong>de</strong>r BNL übliche Sicherungstechnik erklärt und geschil<strong>de</strong>rt.<br />

3.3.1 Seileinlegen in das GriGri<br />

Laut Hersteller <strong>de</strong>s GriGri dürfen beim Klettern nur Seile<br />

verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, die zwischen 10 und 11 mm dick sind<br />

(Petzl, 2009). Die Seile in <strong>de</strong>r Kletterhalle in <strong>Lultzhausen</strong><br />

entsprechen diesen Anfor<strong>de</strong>rungen.<br />

Beim ersten Schritt zur korrekten Partnersicherung muss<br />

das Seil richtig in das Sicherungsgerät GriGri eingelegt wer<strong>de</strong>n.<br />

Am GriGri sind hierfür Gravierungen angebracht, wie<br />

das Seil angelegt wer<strong>de</strong>n muss. Die Gravierung „Kletterer“<br />

zeigt zum Kletterer und die Gravierung „Hand“ zeigt bei<br />

einer korrekten Einlage zum Bremsseil.<br />

Kletterer<br />

Hand<br />

32


Das Einlegen <strong>de</strong>s Seils kann nur dann erfolgen, wenn das GriGri aus <strong>de</strong>m Karabiner genommen<br />

wird. Ein Seitenteil lässt sich aufklappen, so dass die Seilführung im Inneren <strong>de</strong>s GriGri sichtbar<br />

wird. Die Gravierungen helfen nun das Seil richtig einzulegen, wobei das Seil welches zum Kletterer<br />

führt links liegt und nach oben zeigt. Das freie, zur Sicherheitshand führen<strong>de</strong> Seilen<strong>de</strong> verläuft<br />

aus <strong>de</strong>m Gerät heraus vom Sichern<strong>de</strong>n gesehen nach rechts über eine gekrümmte Kante.<br />

Nach korrektem Einlegen <strong>de</strong>s Seiles wird <strong>de</strong>r GriGri mit Hilfe eines Karabinerhakens an <strong>de</strong>r<br />

mittleren Anseilschlaufe <strong>de</strong>s Klettergurtes befestigt. Wichtig hierbei ist, dass die Anseilschlaufe<br />

nicht verdreht wird und <strong>de</strong>r GriGri korrekt befestigt wird. Der Bremshebel liegt hierfür auf <strong>de</strong>r,<br />

vom Sichern<strong>de</strong>n aus gesehenen, linken Seite. Das Bremsseil verläuft nach rechts über eine<br />

gekrümmte Kante. Der Karabinerhaken wird gut verschlossen und sicher zugeschraubt. Bei<br />

<strong>de</strong>n Schraubkarabinern wird manchmal angeraten nach <strong>de</strong>m Zudrehen, <strong>de</strong>n Verschluss ganz<br />

leicht zu öffnen (1/4 Umdrehung) um ein Blockieren <strong>de</strong>s Schraubverschlusses zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

Führungsseil<br />

Bremsseil<br />

33


3.3.2 Sicherungstechnik (GriGri)<br />

5–Punkt–Sicherungstechnik<br />

Die Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen lernen an <strong>de</strong>r <strong>Base</strong> Nautique<br />

in <strong>Lultzhausen</strong> die 5-Punkt-Sicherungstechnik, welche für<br />

das Sichern mit <strong>de</strong>m GriGri vom Hersteller empfohlen wird<br />

(Petzl, 2009). Es ist hierfür wichtig, dass das sichern<strong>de</strong> Kind<br />

zuerst lernt zwischen Führungsseil (führt zum Kletterer) und<br />

Bremsseil zu unterschei<strong>de</strong>n. Das Führungsseil darf nicht<br />

durchhängen und das Bremsseil auf keinen Fall losgelassen<br />

wer<strong>de</strong>n (Greier & Scherer, 2011)<br />

1. Die linke Hand und die rechte Hand ziehen gleichzeitig<br />

am Führungs- und Bremsseil. Die rechte Hand zieht<br />

dabei das Bremsseil nach oben.<br />

2. Die rechte Hand zieht das Bremsseil nach unten zur<br />

Hüfte um <strong>de</strong>n Seilverlauf zu blockieren.<br />

5. Die linke Hand positioniert sich nun ebenfalls wie<strong>de</strong>r<br />

in <strong>de</strong>r Ausgangsposition am Führungsseilseil oberhalb<br />

<strong>de</strong>s Sicherungsgerätes.<br />

Der Sicherer hat immer eine Hand (Führungshand) am<br />

Führungsseil um das Seil zu kontrollieren und eine Hand<br />

(Bremshand) am Bremsseil unterhalb <strong>de</strong>s Grigri um das Seil<br />

nach unten zu halten und <strong>de</strong>mzufolge zu blockieren. Nach<br />

je<strong>de</strong>r Bewegung <strong>de</strong>s Kletterers wird das Seil ausreichend<br />

nachgezogen, sodass das Seil straff genug ist, <strong>de</strong>r Kletterer<br />

aber nicht nach oben gezogen o<strong>de</strong>r behin<strong>de</strong>rt wird.<br />

Der Sichern<strong>de</strong> steht dabei in Wandnähe (ungefähr 1,5m)<br />

und im I<strong>de</strong>alfall seitlich unterhalb <strong>de</strong>s Kletterers (Greier &<br />

Scheier, 2011)<br />

3. Die linke Hand greift nun auch ans Bremsseil, oberhalb<br />

<strong>de</strong>r rechten Hand um diese lösen zu können<br />

und trotz<strong>de</strong>m die Blockierung beizubehalten. Es ist<br />

wichtig, dass das Bremsseil immer festgehalten wird,<br />

auch später, wenn <strong>de</strong>r Kletterer bereits im Seil hängt.<br />

Die Bewegung <strong>de</strong>r linken Hand vom Führungsseil zum<br />

Bremsseil verläuft vor <strong>de</strong>m GriGri und nicht zwischen<br />

Körper und GriGri, um auch hier Verletzungen vorzubeugen.<br />

4. Die rechte Hand positioniert sich anschließend wie<strong>de</strong>r<br />

knapp unter <strong>de</strong>m Sicherungsgerät über <strong>de</strong>r linken<br />

Hand am Bremsseil, wie bei <strong>de</strong>r Ausgangssituation.<br />

34


3.4 Die Sicherungstechnik für das<br />

Eddy<br />

Das Eddy ist wie das GriGri ein halbautomatisches Sicherungsgerät,<br />

welches diesem in <strong>de</strong>r Handhabung bis auf<br />

einige Details sehr ähnelt. Es ist auch beim Eddy äußerst<br />

wichtig die vom Hersteller vorgegebene Bedienung anzuwen<strong>de</strong>n<br />

und wichtige Sicherheitsaspekte zu respektieren.<br />

3.4.1 Seileinlegen in das Eddy<br />

Das Eddy eignet sich für Einfachseile mit einem Durchmesser<br />

von 9 bis 11 Millimeter. Um das Gerät zu öffnen und<br />

das Seil einlegen zu können muss ein Metallknopf gedrückt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Auch beim Eddy ist darauf zu achten, dass das Seil welches<br />

zum Kletterer führt nach oben zeigt und das freie, zur Sicherheitshand<br />

führen<strong>de</strong> Seilen<strong>de</strong> verläuft aus <strong>de</strong>m Gerät heraus<br />

vom Sichern<strong>de</strong>n gesehen nach rechts unten verläuft. Wie<br />

beim Grigri wird das Eddy ebenfalls mit Hilfe eines Karabinerhakens<br />

korrekt am Tragegurt <strong>de</strong>s Sicherers befestigt. Am<br />

Seilen<strong>de</strong> sollte ein Achterknoten zur zusätzlichen Sicherheit<br />

gelegt wer<strong>de</strong>n, damit das Seil nicht aus <strong>de</strong>m Eddy gezogen<br />

wer<strong>de</strong>n kann.<br />

35


3.4.2 Sicherungstechnik (Eddy)<br />

Mit <strong>de</strong>m Eddy wird ebenfalls nach <strong>de</strong>r 5-Punkt-Sicherungstechnik<br />

gesichert. Es gibt in <strong>de</strong>r Funktionsweise hier keinen<br />

Unterschied zum GriGri.<br />

36


3.4.3 Partnercheck<br />

Vor je<strong>de</strong>m Klettergang überprüfen sich Kletterer und Sicherer gegenseitig. An <strong>de</strong>r BNL überprüft zu<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Sportlehrer die<br />

Kin<strong>de</strong>r vor je<strong>de</strong>m Klettervorgang. Beim Partnercheck überprüfen bei<strong>de</strong> Kletterer vorerst, ob sie überhaupt mit <strong>de</strong>m gleichen<br />

Seil verbun<strong>de</strong>n sind und dieses im Verlauf zur Umlenkung nicht verdreht ist. Zusätzlich ist es anzuraten einen einfachen Achterknoten<br />

an das Seilen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Bremsseils zu legen, damit dieses nicht durch <strong>de</strong>n GriGri gezogen wer<strong>de</strong>n kann. Der Kletterer<br />

benutzt das Seilen<strong>de</strong>, welches am nächsten zur Kletterwand hängt. Kletterer und Sicherer kontrollieren sich beim Check-Up<br />

zunächst selbst, um sich anschließend gegenseitig zu überprüfen.<br />

Beim Partnercheck wird überprüft:<br />

• ob <strong>de</strong>r Klettergurt richtig anliegt und geschlossen ist?<br />

• ob das Seil richtig in das Sicherungsgerät eingelegt ist?<br />

• ob <strong>de</strong>r Karabiner richtig geschlossen ist?<br />

• ob <strong>de</strong>r Kletterer richtig an das Seil, durch bei<strong>de</strong> Klettergurtösen, eingebun<strong>de</strong>n ist?<br />

• ob <strong>de</strong>r gesteckte Achterknoten korrekt gelegt wur<strong>de</strong>?<br />

Wichtig: Die Knoten und Karabiner wer<strong>de</strong>n beim Partnercheck nicht nur mit <strong>de</strong>n Augen kontrolliert, son<strong>de</strong>rn auch in die Hand<br />

genommen und gefühlt.<br />

Zum Partnercheck gehört ebenfalls sich vor <strong>de</strong>m Start, sowie vor <strong>de</strong>m Ablassen ein gemeinsam ausgedachtes Kommando<br />

Zeichen zu geben, welches zeigt, dass bei<strong>de</strong> Partner „bereit“ sind. Es sollte ebenfalls ein kurzer Augenkontakt stattfin<strong>de</strong>n, um<br />

sich gegenseitig von <strong>de</strong>r Konzentration <strong>de</strong>s An<strong>de</strong>ren zu versichern.<br />

Die Partner geben sich ein „Kommando“ vor <strong>de</strong>m Kletterstart<br />

37


Sicherungsanweisungen für <strong>de</strong>n Kletterer:<br />

1. Das richtige Anlegen <strong>de</strong>s Tragegurtes: enge Passform, keine Verdrehung <strong>de</strong>r Beinschlaufen, Hüftband<br />

muss oberhalb <strong>de</strong>r Hüftknochen liegen<br />

2. Seil durch richtige Schlaufen am Tragegurt ziehen<br />

3. 2 Seile gehen aus <strong>de</strong>m Achterknoten nach unten in Richtung Tragegurt, 2 Seile gehen aus <strong>de</strong>m Achterknoten<br />

nach oben<br />

4. Doppelten Achterknoten kontrollieren (8 erkennbar und Seile liegen wie eine Autobahn)<br />

5. Doppelter Achterknoten liegt nah am Tragegurt (maximal eine Faustbreite); hinter <strong>de</strong>m doppelten Achterknoten<br />

Minimum eine Faustbreite Platz.<br />

Sicherungsanweisungen für <strong>de</strong>n Sicherer:<br />

1. Das richtige Anlegen <strong>de</strong>s Tragegurtes: enge Passform, keine Verdrehung <strong>de</strong>r Beinschlaufen, Hüftband muss<br />

oberhalb <strong>de</strong>r Hüftknochen liegen<br />

2. Karabiner ist geschlossen<br />

3. Karabiner richtig drehen (Die dicke Seite ist unten und die Karabineröffnung auf gegenüberliegen<strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>s<br />

Bremsseils)<br />

4. GriGri hängt mit bei<strong>de</strong>n Hälften am Karabiner<br />

5. GriGri ist richtig zum Sicherer gedreht<br />

6. Seil (Sicherungsseil nach oben; Bremsseil nach unten) liegt korrekt im GriGri ein<br />

7. Ruckartiges Ziehen am Sicherungsseil (Notbremse am GriGri springt automatisch ein)<br />

38


3.4.4 Ablassen<br />

Hat <strong>de</strong>r Kletterer die Umlenkung, das Seilen<strong>de</strong>, erreicht o<strong>de</strong>r möchte er schon vorher abgelassen wer<strong>de</strong>n,<br />

teilt er dies <strong>de</strong>m Sicherungspartner laut und <strong>de</strong>utlich anhand <strong>de</strong>s vereinbarten Kommandos mit. Der<br />

Sicherer holt auf dieses Kommando hin soviel Seil wie möglich ein, löst die Führungshand und hält das<br />

Bremsseil mit <strong>de</strong>r Bremshand an <strong>de</strong>r Hüfte („Bremsseil nie loslassen!“). Der Kletterer kann sich nun in<br />

seinen Gurt setzen und sollte die Hän<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Kletterwand lösen. Die Beine sollen dabei fast gestreckt<br />

und bestenfalls schulterbreit gespreizt sein (siehe Abbildung), die Fußsohlen berühren die Wand. Der<br />

Sicherer kann nun durch langsames, gleichmäßiges Ziehen <strong>de</strong>s Bremshebels am GriGri seinen Partner<br />

langsam ablassen. Die linke Hand betätigt <strong>de</strong>n Bremshebel, die rechte Hand liegt an <strong>de</strong>r Hüfte, kontrolliert<br />

das Bremsseil, ohne jedoch zu bremsen, da sonst das Risiko einer Hautverbrennung besteht. Dieser<br />

Vorgang wird zu Beginn je<strong>de</strong>s Einstieges in eine neue Route aus geringer Höhe aufgearbeitet und wie<strong>de</strong>rholt.<br />

Die Kin<strong>de</strong>r klettern bis zu einer vorgegebenen niedrigen Markierung und wer<strong>de</strong>n vom Sicherer zur<br />

Übung und Kontrolle einmal abgelassen. Erst anschließend dürfen die Kin<strong>de</strong>r bis hoch unter die Hallen<strong>de</strong>cke<br />

klettern.<br />

Bemerkung: Ablassen mit <strong>de</strong>m Eddy<br />

Das Eddy bietet beim Ablassen laut Hersteller ein Plus an Sicherheit durch die eingebaute „Double-Stop“<br />

Blockierung. Wenn <strong>de</strong>r Ablasshebel versehentlich zu weit geöffnet wird, erfolgt eine automatische Blockierung<br />

<strong>de</strong>s Seiles. Diese Double-Stop Mechanik funktioniert bei geschlossenem und ganz geöffnetem<br />

Hebel. Ein unkontrolliertes, zu schnelles Ablassen ist also aufgrund dieser Sicherheitsbremse eingeschränkt.<br />

Allerdings sollte, nach<strong>de</strong>m die Sicherheitsblockierung eingesetzt hat, darauf geachtet wer<strong>de</strong>n,<br />

dass <strong>de</strong>r Bremshebel schnell wie<strong>de</strong>r in die Ausgangsposition zurück geschoben wird. Geschieht dies zu<br />

langsam besteht eine kleine Gefahr, dass das Seil durch das Sicherungsgerät rutscht.<br />

Die Ablasstechnik ist beim Eddy gleich wie beim GriGri, die linke Hand betätigt <strong>de</strong>n Bremshebel, die<br />

Rechte liegt kontrolliert an <strong>de</strong>r Hüfte und lässt das Seil durchlaufen.<br />

Ablassen mit <strong>de</strong>m Eddy und Double-Stop Blockierung bei geöffnetem<br />

und geschlossenem Eddy<br />

39


3.4.5 Hintersicherung<br />

An <strong>de</strong>r <strong>Base</strong> Nautique in <strong>Lultzhausen</strong> wird meist mit größeren Gruppen gearbeitet. Dies be<strong>de</strong>utet, dass<br />

oft über 20 Kin<strong>de</strong>r am Unterricht teilnehmen von <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Großteil keine Vorerfahrungen im Klettern<br />

besitzt. Deshalb ist es oft sinnvoll mit Dreierteams zu arbeiten (3 Kletterer an einem Seil), da sich so die<br />

Anzahl <strong>de</strong>r Seilschaften reduziert, was für <strong>de</strong>n Lehrer überschaubarer ist und <strong>de</strong>m Sicherheitsaspekt<br />

zu<strong>de</strong>m erhöht.<br />

In je<strong>de</strong>r Gruppe gibt es somit einen Kletterer, einen Sicherer und einen Hintersicherer, auch Zusatzsicherer<br />

o<strong>de</strong>r zweiter Sicherer genannt. Der Hintersicherer hält das freie Bremsseil und positioniert<br />

sich einen guten Meter hinter <strong>de</strong>m Sicherer. Seine Aufgabe ist es im Falle eines Sicherungsfehlers<br />

einzuspringen. Da die Kin<strong>de</strong>r oftmals die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Hintersicherers nicht richtig einschätzen, ist<br />

es wichtig seinen Einfluss bei <strong>de</strong>r Demonstration <strong>de</strong>s Sicherungsablaufs vorzuzeigen und <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn<br />

zeigen, wie wichtig ihre Rolle ist. Die Aufgabe und die Verantwortung, die <strong>de</strong>r Hintersicherer hat muss<br />

klar sein, damit diese nicht dazu tendieren unaufmerksam zu sein, da sie sich unnütz vorkommen.<br />

Der Hintersicherer kann zu<strong>de</strong>m beim Herablassen eines Kletterers im Falle von größeren Gewichtsunterschie<strong>de</strong>n<br />

zwischen Sicherer und Kletterer für zusätzliche Stabilität sorgen, in<strong>de</strong>m er <strong>de</strong>n Sicherer am<br />

Klettergurt hält.<br />

Position <strong>de</strong>s Hintersicherers<br />

Der Hintersicherer unterstützt <strong>de</strong>n<br />

Sicherer beim Ablassen<br />

40


3.4.6 Zusätzliche Sicherheitshinweise<br />

• Die Schrauben an <strong>de</strong>r Wand sind nicht zum Klettern geeignet und dürfen <strong>de</strong>shalb nicht als Griffe<br />

benutzt wer<strong>de</strong>n! Diese In<strong>formation</strong> muss <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>r unbedingt vor <strong>de</strong>m praktischen Klettern<br />

mitgeteilt wer<strong>de</strong>n, damit keine schwerwiegen<strong>de</strong>n Verletzungen durch die Schrauben entstehen<br />

können.<br />

Kein Benutzen <strong>de</strong>r Metallringe und Schrauben erlaubt.<br />

• Lange Haare sollten zusammengebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, da diese sich sonst im Gri-<br />

Gri verfangen könnten. Haargummis liegen im Materialwagen bereit.<br />

• Schmuck und Uhren sollten wie bei je<strong>de</strong>r sportlichen Aktivität aus Sicherheitsgrün<strong>de</strong>n<br />

abgelegt wer<strong>de</strong>n.<br />

• Die Kin<strong>de</strong>r sollten ihre Hosentaschen leeren (Dreck gehört in <strong>de</strong>n Mülleimer!).<br />

• Es sollte stets darauf hingewiesen wer<strong>de</strong>n, dass Klettern eine Risikosportart ist,<br />

bei <strong>de</strong>r das Einhalten <strong>de</strong>r Sicherheits- und Verhaltensregeln oberste Priorität<br />

besitzt.<br />

41


3.5 Gewöhnlicher Stun<strong>de</strong>nablauf:<br />

Klettern für Einsteiger<br />

In diesem Kapitel wird beschrieben, wie eine „normale“ Klettereinheit an <strong>de</strong>r <strong>Base</strong> <strong>nautique</strong> in <strong>Lultzhausen</strong> abläuft. Es ist<br />

aber zu beachten, dass dieser gewöhnliche Stun<strong>de</strong>nablauf natürlich anhand <strong>de</strong>r Zusammensetzung <strong>de</strong>r zu unterrichten<strong>de</strong>n<br />

Gruppe vom Gruppenleiter aufgrund pädagogischer Maßnahmen angepasst und verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n muss. Diese pädagogische<br />

Anpassung ist abhängig von <strong>de</strong>r Größe (Anzahl <strong>de</strong>r Jugendlichen), <strong>de</strong>m Leistungsstand sowie <strong>de</strong>m Alter <strong>de</strong>r Gruppe.<br />

Zu berücksichtigen sind auch die zur Verfügung stehen<strong>de</strong> Zeit, die Anzahl <strong>de</strong>r Begleitpersonen sowie <strong>de</strong>ren Klettererfahrung.<br />

3.5.1 Einleitung („Prise en main“)<br />

Je<strong>de</strong> Einheit beginnt folgerichtig mit <strong>de</strong>r Vorstellung<br />

<strong>de</strong>r Lehrkraft und einer kurzen Präsentation <strong>de</strong>r Sportart<br />

Klettern sowie, falls notwendig, einer kurzen Erklärung<br />

<strong>de</strong>r in Folge bearbeiteten Kompetenzen. Der<br />

Leiter lernt hierbei die Gruppe kennen und erhält einen<br />

ersten Überblick über die verschie<strong>de</strong>nen Kin<strong>de</strong>r.<br />

Danach beginnt <strong>de</strong>r Leiter mit einem schnellen Aufwärmen,<br />

welches eigentlich nicht als solches zu bezeichnen<br />

ist, da im Anschluss viele Erklärungen und passive Unterrichtssequenzen<br />

folgen wer<strong>de</strong>n. Man spricht <strong>de</strong>shalb eher<br />

von einer kleinen Vorbereitungsphase, welche die Kin<strong>de</strong>r<br />

auf eine anschließen<strong>de</strong> sportliche Aktivität vorbereiten soll.<br />

Diese Vorbereitungsphase kann sehr vielseitig gestaltet<br />

wer<strong>de</strong>n. Möglichkeiten sind verschie<strong>de</strong>ne Auflockerungsübungen,<br />

ein Fangspiel, ein Abschussspiel, Spiegellaufen,<br />

Durcheinan<strong>de</strong>rlaufen mit Zusatzaufgaben, usw. Die Vorbereitungsphase<br />

ist abhängig von <strong>de</strong>r Gruppe, <strong>de</strong>r verfügbaren<br />

Zeit und <strong>de</strong>m weiteren Tagesprogramm <strong>de</strong>r Klasse.<br />

3.5.2 Anlegen <strong>de</strong>s Klettergurts.<br />

Nach <strong>de</strong>r Vorbereitungsphase wer<strong>de</strong>n die Kin<strong>de</strong>r zusammengerufen<br />

und erhalten eine Erklärung sowie Demonstration<br />

zum korrekten Anlegen <strong>de</strong>s Klettergurts. Hilfreich bei<br />

<strong>de</strong>r Austeilung <strong>de</strong>r Klettergurte ist es die Kin<strong>de</strong>r nebeneinan<strong>de</strong>r,<br />

<strong>de</strong>r Größe nach aufsteigend, aufzustellen. Das Anlegen<br />

<strong>de</strong>s „Baudrier“ wird im Kapitel 3.1 erklärt. Nach<strong>de</strong>m<br />

die Kin<strong>de</strong>r die Gurte eigenständig angezogen haben, kommen<br />

Sie zum Sportlehrer, welcher je<strong>de</strong>n Einzelnen kontrolliert<br />

und ihnen grünes Licht erteilt.<br />

42


3.5.3 Erlernen <strong>de</strong>s einfachen und doppelten<br />

Achterknotens<br />

Die Kin<strong>de</strong>r versammeln sich im Halbkreis vor <strong>de</strong>r Lehrkraft<br />

und erhalten die im Kapitel 3.2 gezeigten Anweisungen<br />

zum einfachen und doppelten Achterknoten sowie <strong>de</strong>m<br />

korrekten Einlegen in <strong>de</strong>n Klettergurt. Die Klasse verteilt<br />

sich anschließend in Paaren an <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Seilen<br />

und versuchen je<strong>de</strong>r für sich an <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Seilen<strong>de</strong>n<br />

die Ausführung zu erlernen. Die Klasse wird hier erstmals<br />

mit <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>r Dreifach-Kontrolle konfrontiert, wobei<br />

je<strong>de</strong>r zuerst sich selbst, bzw. seinen Knoten kontrolliert, anschließend<br />

vom Partner „gecheckt“ wird und abschließend<br />

eine Rückmeldung <strong>de</strong>r Lehrkraft erhält.<br />

Der Leiter kann hier bereits <strong>de</strong>n Lernrhythmus <strong>de</strong>r Klasse<br />

beobachten um einzelne Problemkin<strong>de</strong>r, auf welche in <strong>de</strong>r<br />

Folge stärker geachtet wer<strong>de</strong>n muss, herauszukristallisieren.<br />

Erfahrene Kletterer können gerne in die Demonstration<br />

und Erklärungen eingebaut wer<strong>de</strong>n. Stellt <strong>de</strong>r Leiter fest,<br />

dass <strong>de</strong>r Leistungsstand o<strong>de</strong>r die Konzentration <strong>de</strong>r Klasse<br />

zu gering ist für ein sicheres Klettern, kann er beispielsweise<br />

beschließen, dass die Kin<strong>de</strong>r ihre Achterknoten<br />

später beim Klettern nicht eigenständig legen, son<strong>de</strong>rn<br />

diese im Voraus an vorgesehenen Karabinerhaken gelegt<br />

wer<strong>de</strong>n, welche dann nur am Klettergurt korrekt eingehakt<br />

wer<strong>de</strong>n müssen. Der Leiter ist verantwortlich für die<br />

Sicherheit <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und muss zu je<strong>de</strong>r Zeit in <strong>de</strong>r Lage<br />

sein die gestellten Anfor<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>n Leistungsstand<br />

<strong>de</strong>r Klasse anzupassen. Manchmal genügt es, <strong>de</strong>n Achterknoten<br />

vorzuzeigen, ein an<strong>de</strong>rmal muss dieser gemeinsam<br />

Schritt für Schritt mit <strong>de</strong>r Klasse gelegt wer<strong>de</strong>n.<br />

43


3.5.4 Vertikales, ungesichertes Klettern<br />

Je nach verfügbarer Zeit wird nun ein vertikaler Klettergang eingeläutet. Die Kin<strong>de</strong>r verteilen sich hierfür an <strong>de</strong>r Kletterwand<br />

und klettern bis zur Höhe <strong>de</strong>r schwarz markierten Linie. Die schwarze Linie kennzeichnet <strong>de</strong>n Bereich bis zu welchem ohne<br />

Sicherung geklettert wer<strong>de</strong>n darf. Die Kin<strong>de</strong>r dürfen diese Linie auf keinen Fall überschreiten. Dieses Einklettern soll langsam<br />

und kontrolliert durchgeführt wer<strong>de</strong>n, die Kin<strong>de</strong>r sollen möglichst viele Griffe benutzen. Es wird hinuntergeklettert, nicht gesprungen.<br />

Es ist vorzuschlagen diese Übung an verschie<strong>de</strong>nen Stellen durchzuführen und <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn Zeit zum Üben zu<br />

gewähren.<br />

3.5.5 Basistechniken beim Sportklettern<br />

Auf eine ausführliche Beschreibung <strong>de</strong>r einzelnen Klettertechniken soll an dieser Stelle verzichtet wer<strong>de</strong>n. Es ist lediglich<br />

wichtig <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn einen kurzen Überblick über die Grun<strong>de</strong>lemente <strong>de</strong>r Klettertechnik voranzustellen ehe diese mit <strong>de</strong>m Topropeklettern<br />

beginnen. Unter Klettertechnik versteht man die Fähigkeit eine konkret gestellte Bewegungsaufgabe möglichst<br />

gut, d. h. sicher und kraftsparend zu lösen (Scherer, 2003). Wichtig ist <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn vorzuzeigen, dass vorrangig mit <strong>de</strong>n<br />

Beinen geklettert wer<strong>de</strong>n soll, um die Armmuskulatur zu schonen, <strong>de</strong>r Körper und somit <strong>de</strong>r Körperschwerpunkt sollte dabei<br />

möglichst nahe an <strong>de</strong>r Wand sein, die Hüfte wird nahe an <strong>de</strong>r Kletterwand gehalten. Es ist ratsam kontrolliert zu klettern, die<br />

Bewegungsgeschwindigkeit und <strong>de</strong>n Krafteinsatz zu dosieren und falls nötig auch mal eine Pause unterwegs einzulegen, falls<br />

die Kletterposition es erlaubt. Die Lehrperson sollte versuchen im weiteren Verlauf mit gezielt ausgewählten Übungen <strong>de</strong>n<br />

Lernprozess zu steuern und eine Rückmeldung, Korrektur zu <strong>de</strong>r Bewegungsausführung zu geben (Greier & Scherer, 2011).<br />

44


3.5.6 Horizontales, ungesichertes Klettern.<br />

Die Kin<strong>de</strong>r sollen anschließend einen Quergang (eine „Traversée“)<br />

durchführen. Hierfür ist es interessant die Gruppe<br />

in Paaren arbeiten zu lassen, einer übernimmt die Rolle <strong>de</strong>s<br />

Kletterers, <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re die Rolle <strong>de</strong>s Trainers. Der Trainer<br />

sollte <strong>de</strong>n Partner beim Klettergang unterstützen, beraten<br />

und gegebenfalls auch in einem schwierigen Teil zur Hand<br />

gehen. Es kann hierfür auf bei<strong>de</strong>n Seiten begonnen wer<strong>de</strong>n<br />

und jeweils bis zur Fenster in <strong>de</strong>r Mitte geklettert wer<strong>de</strong>n.<br />

Damit die Kin<strong>de</strong>r nicht allzu lange warten müssen, können<br />

sie je nach Gruppengröße auch bereits zu Beginn an <strong>de</strong>r<br />

Kletterwand verteilt wer<strong>de</strong>n. Klettertechnisch gesehen sollte<br />

auf die wandnahe Körperposition geachtet wer<strong>de</strong>n und<br />

seitlich an <strong>de</strong>r Wand entlang zu gehen ohne wie ein Frosch<br />

an <strong>de</strong>r Mauer zu hangeln. Die Kin<strong>de</strong>r sollten versuchen mit<br />

<strong>de</strong>r Fußspitze auf die Griffe zu treten und weniger mit <strong>de</strong>m<br />

Innen- und Außenrist <strong>de</strong>r Schuhe um mehr Bewegungsfreiheit<br />

im Kniebereich zu bekommen und somit beim Eindrehen<br />

nicht abzurutschen.<br />

Quergang an <strong>de</strong>r Kletterwand<br />

45


3.5.7 Geschicklichkeit<br />

Alle Kletterer suchen sich für diese Vorbereitungsübung<br />

eine angepasste Stelle an <strong>de</strong>r Kletterwand an <strong>de</strong>r sie sich<br />

fest und stabil halten können. Nun können verschie<strong>de</strong>ne<br />

Spiele durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Es können beispielsweise Zeitvorgaben<br />

gestellt wer<strong>de</strong>n, wie lange die Kletterer sich an<br />

<strong>de</strong>r Kletterwand halten müssen ohne abzufallen. Um <strong>de</strong>n<br />

Schwierigkeitsgrad zu erhöhen, können Aufgaben gestellt<br />

wer<strong>de</strong>n wie z. B.: „Nur ein Bein an <strong>de</strong>r Kletterwand“, „Nur<br />

ein Arm an <strong>de</strong>r Kletterwand!“, usw... . Des Weiteren ist es<br />

möglich einen Tennisball zu benutzen, welcher von je<strong>de</strong>m<br />

Kind an <strong>de</strong>n Nächsten weitergereicht wer<strong>de</strong>n muss o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>m Kletterer zugeworfen wird und <strong>de</strong>n er dann auffangen<br />

soll. Eine an<strong>de</strong>re Möglichkeit wäre es <strong>de</strong>mjenigen Kletterer,<br />

<strong>de</strong>r sich am nächsten zum rechten o<strong>de</strong>r linken En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Kletterwand befin<strong>de</strong>t, einen Reifen zu geben, durch <strong>de</strong>n die<br />

Kin<strong>de</strong>r dann nacheinan<strong>de</strong>r hindurch klettern müssen, ohne<br />

dabei die Kletterwand zu verlassen.<br />

3.5.8 Erklärungen zum Toprope-Klettern<br />

In dieser Phase wird nun das Grigri, das Absichern, das Abseilen<br />

und das Hintersichern erklärt. Die Kletterer versammeln<br />

sich wie<strong>de</strong>rum im Sitzhalbkreis um <strong>de</strong>n Leiter, welcher<br />

dafür sorgt, dass diese konzentriert und interessiert zuhören.<br />

Die wichtigsten Aspekte sollten mehrmals wie<strong>de</strong>rholt<br />

wer<strong>de</strong>n. Es ist ebenfalls wichtig die Hintersicherung und<br />

<strong>de</strong>ren Be<strong>de</strong>utung zu <strong>de</strong>monstrieren, damit die Kin<strong>de</strong>r diese<br />

im weiteren Verlauf <strong>de</strong>r Unterrichteinheit seriös einhalten.<br />

Das seriöse Lernen <strong>de</strong>r Sicherungstechniken und <strong>de</strong>r<br />

richtigen Verhaltenweisen ist für ein sicheres Sportklettern<br />

von allergrößter Be<strong>de</strong>utung. Das Vermitteln <strong>de</strong>r Sicherungstechniken<br />

sollte <strong>de</strong>shalb immer durch geschulte Personen<br />

erfolgen (Greier & Scherer, 2011).<br />

3.5.9 Erste Klettergänge<br />

Die Kin<strong>de</strong>r arbeiten hierfür in Dreiergruppen (Kletterer, Sicherer,<br />

Hintersicherer) und wechseln sich in einer abgesprochen<br />

Reihenfolge regelmäßig ab. Nur bei äußerst<br />

kleinen Gruppen o<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rn die schon öfters am Kletterunterricht<br />

teilgenommen haben wird in Zweiergruppen<br />

gearbeitet. Je<strong>de</strong>r Kletterer absolviert zwei Klettergänge, <strong>de</strong>r<br />

Erste bis zur schwarz markierten Sicherheitslinie, <strong>de</strong>r Zweite<br />

falls möglich bis ganz nach oben, ohne dabei auf die verschie<strong>de</strong>nfarbige<br />

Griffe zu achten. Der erste Klettergang gilt<br />

als zusätzliche Sicherheitskontrolle.<br />

Die Lehrperson sollte darauf achten, dass die Kin<strong>de</strong>r zu Beginn<br />

im beherrschten Schwierigkeitsgrad klettern (Greier &<br />

Scherer, 2011) und muss die Kin<strong>de</strong>r kontrollieren und Fehler<br />

beim Sichern und Klettern korrigieren. Häufige Fehler beim<br />

Hallenklettern nach Greier und Scherer (2011):<br />

• Sicherungsgeräte wer<strong>de</strong>n falsch eingelegt o<strong>de</strong>r<br />

falsch bedient.<br />

• Falsche Handstellung beim Sichern. Die Bremshand<br />

sollte konzentriert nach unten und hinter das<br />

Sicherungsgerät gehalten wer<strong>de</strong>n. Häufig sind bei<br />

Kin<strong>de</strong>rn bei<strong>de</strong> Hän<strong>de</strong> nach oben gerichtet.<br />

Den meisten Fehlern kann durch einen seriösen<br />

Partnercheck vorgebeugt wer<strong>de</strong>n. Die Lehrperson<br />

muss aber stets die Kin<strong>de</strong>r beobachten und<br />

selbst kontrollieren.<br />

3.5.10 Kletterrouten<br />

Nach einer gewissen Zeit gibt <strong>de</strong>r Leiter Erklärungen zu <strong>de</strong>n<br />

verschie<strong>de</strong>nen Kletterrouten und Schwierigkeitsgra<strong>de</strong>n um<br />

die Jugendlichen erneut zu for<strong>de</strong>rn. Diese sollen nun versuchen<br />

lediglich eine einzige Grifffarbe zum Klettern zu benutzen<br />

und so ihren Leistungsstand i<strong>de</strong>ntifizieren.<br />

Im Anhang befin<strong>de</strong>t sich eine Zusammenfassung dieses<br />

Kapitels zum schnellen Nachschlagen in <strong>de</strong>r Praxis (vgl.:<br />

Klettern für Einsteiger).<br />

3.6 Spiel und Übungssammlung<br />

für das Sportklettern<br />

Dieses Kapitel zeigt eine kleine Auswahl an Spiel- und<br />

Übungsformen welche für das Klettern in <strong>Lultzhausen</strong> benutzt<br />

wer<strong>de</strong>n können. Hauptsächlich wird an <strong>de</strong>r BNL das<br />

Klettern für Einsteiger in <strong>de</strong>r in Kapitel 3.3 vorgeschlagenen<br />

Form, mitsamt <strong>de</strong>r notwendigen Anpassungen, gelehrt. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

während <strong>de</strong>n Sommeraktivitäten ist es aber möglich,<br />

dass Gruppen während eines Aufenthalts in <strong>Lultzhausen</strong><br />

aufgrund schlechter Wetterbedingungen o<strong>de</strong>r unter<br />

Abmachung mehrmals am Kletterunterricht teilnehmen. In<br />

diesem Fall ist es ratsam, <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rnn einen weiterführen<strong>de</strong>n<br />

Unterricht anzubieten und verstärkt auf die spezifische<br />

Technik und Koordination im Klettersport einzugehen.<br />

3.6.1 Klettern ohne Gurt<br />

Die folgen<strong>de</strong>n Übungen und Spiele sind gedacht für ein<br />

Klettern in Absprunghöhe (bis zur schwarzen Linie). Hier<br />

sind keine spezifischen Sicherungstechniken und Sicherungsmittel<br />

von Nöten. Man kann in diesem Fall auch von<br />

„Boul<strong>de</strong>rn“ sprechen (Boul<strong>de</strong>r = Felsblock). Der Großteil<br />

dieser Übungen und Spiele wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m Werk „Boul<strong>de</strong>rn<br />

an <strong>de</strong>r Kletterwand“ (Kittsteiner & Neumann, 2008)<br />

ausgesucht. Viele dieser Übungsformen können aber auch<br />

problemlos beim Top-Rope-Klettern erprobt wer<strong>de</strong>n. Es<br />

wur<strong>de</strong> darauf geachtet möglichst unkomplizierte Spiel- und<br />

Übungsi<strong>de</strong>en vorzugeben, die schnell erklärt und organisiert<br />

wer<strong>de</strong>n können und relativ wenig Material benötigen.<br />

Es wur<strong>de</strong>n drei Übungen aus verschie<strong>de</strong>nen Kategorien<br />

ausgesucht um lediglich ein Beispiel <strong>de</strong>r Möglichkeiten<br />

aufzuzeigen.<br />

• Sichern<strong>de</strong>r ist abgelenkt o<strong>de</strong>r unkonzentriert.<br />

• Der Einbin<strong>de</strong>knoten in <strong>de</strong>n Klettergurt wird nicht<br />

fertig gemacht.<br />

46


Übungen zur Verbesserung <strong>de</strong>r Wahrnehmung<br />

Name <br />

„Coaching“ <br />

Speedklettern <br />

(Gleichgewicht) <br />

Zeitlupenklettern <br />

Beschreibung <br />

Der Partner beschreibt <strong>de</strong>m Kletterer <strong>de</strong>n Kletterweg. <br />

Eine Kletterstrecke wird sehr schnell geklettert. Dabei soll <br />

das Gleichgewicht gehalten wer<strong>de</strong>n (auch als Wettkampf) <br />

Langsame Kletterbewegungen um zu erkennen wo Spannung <br />

aufgebaut wird und wo die Spannung nachlässt. <br />

Übungen zur Verbesserung <strong>de</strong>r Grifftechnik<br />

Name <br />

Handicap-­‐Klettern <br />

Einarmiger Bandit <br />

Immer <strong>de</strong>n selben Griff <br />

Beschreibung <br />

Der Kletterer hält einen Tennisball in einer Hand. <br />

Der Kletterer hält einen Arm auf <strong>de</strong>m Rücken. <br />

Beim Quergang darf eine Hand immer nur <strong>de</strong>n Griff <br />

benutzen, <strong>de</strong>n die an<strong>de</strong>re vorher gefasst hat. <br />

Übungen zur Verbesserung <strong>de</strong>r Tritttechnik<br />

Name <br />

Express-­‐Schlinge auf <br />

<strong>de</strong>m Spann <br />

Spitze / Außen-­‐ / <br />

Innenrist <br />

Enge / Weite Tritte <br />

Beschreibung <br />

Einen Quergang mit einer Schlinge auf einem Fuß klettern. <br />

Um die Express-­‐Schlinge nicht zu verlieren, muss ruhig und <br />

sauber getreten wer<strong>de</strong>n. <br />

Abwechselnd mit <strong>de</strong>r Spitze, <strong>de</strong>m Außen-­‐ und Innenrist <br />

antreten. <br />

Eine Kletterstrecke einmal mit möglichst vielen, dann mit <br />

möglichst wenigen Tritten absolvieren. <br />

Spiele an <strong>de</strong>r Boul<strong>de</strong>rwand<br />

Name <br />

Schattenboul<strong>de</strong>rn <br />

Ringklettern <br />

Hase und Jäger <br />

Beschreibung <br />

Einer klettert im Quergang voraus, alle An<strong>de</strong>ren klettern ihm <br />

nach. Variationen: nur die gleichen Griffe, resp. Tritte <br />

benutzen o<strong>de</strong>r mit Handfassung klettern (<strong>de</strong>r Erste fasst <strong>de</strong>n <br />

zweiten am Handgelenk, usw.). <br />

Zwei bis drei Mannschaften verteilen sich an <strong>de</strong>r <br />

Boul<strong>de</strong>rwand in Kletterposition. Aufgabe ist es, dass alle <br />

möglichst schnell durch einen Reifen klettern. <br />

Der Hase steckt sich eine Bandschlinge in <strong>de</strong>n Hosenbund <br />

und postiert sich mit einem Vorsprung von 2 m an <strong>de</strong>r <br />

Boul<strong>de</strong>rwand. Aufgabe <strong>de</strong>s Jägers ist es, <strong>de</strong>n Hasen vor <strong>de</strong>m <br />

Zielpunkt einzuholen und ihm das Parteiband abzuziehen. <br />

47


3.6.2 Klettern mit Gurt<br />

Übungsformen<br />

Name <br />

Blind klettern <br />

(Verbesserung <strong>de</strong>r <br />

optischen Wahrnehmung) <br />

Luftballon im Bauch <br />

Mit Handschuhen klettern <br />

„Steigen -­‐ Nicht Ziehen“ <br />

„Weich greifen“ <br />

Beschreibung <br />

Beim Klettern wird eine Augenbin<strong>de</strong> (Schal, Tuch, gefärbte <br />

Brille) getragen. Die Griffe und Tritte müssen ertastet <br />

wer<strong>de</strong>n. Der Partner coacht <strong>de</strong>n Kletterer. <br />

Der Kletterer trägt einen Luftballon unter <strong>de</strong>m T-­‐Shirt. Da <br />

<strong>de</strong>r Körperschwerpunkt so weit von <strong>de</strong>r Wand weg ist, <br />

erhöht sich <strong>de</strong>r Zug an <strong>de</strong>n Fingern. Variante: Der <br />

Luftballon kann auch zwischen <strong>de</strong>n Beinen gehalten <br />

wer<strong>de</strong>n. <br />

Der Kletterer versucht mit einem o<strong>de</strong>r zwei <strong>de</strong>r zur <br />

Verfügung stehen<strong>de</strong>n Handschuhen zu klettern. Alternativ <br />

können die Kin<strong>de</strong>r sich auch Schuhe über die Hän<strong>de</strong> <br />

stülpen. <br />

Eine leichte, bekannte Route mit <strong>de</strong>r Vorgabe klettern nur <br />

Griffe unter Augenhöhe zu nützen. <br />

Die Griffe wer<strong>de</strong>n nur mit <strong>de</strong>n Mittel-­‐ und Ringfingern <br />

gegriffen. <br />

48


4. Literaturverzeichnis<br />

& Anhang<br />

49


Literaturverzeichnis<br />

Flecken, G. & Heise-Flecken, D. (2008). Klettern in <strong>de</strong>r Halle. Aachen: Meyer & Meyer Verlag.<br />

Greier K. & Scherer R. (2011). Klettern als Element <strong>de</strong>s Sportunterrichts. Teil I – Technik- und Koordinationsschulung beim<br />

Sportklettern in Schulen in Lehrhilfen für <strong>de</strong>n Sportunterricht 9/2011. Schorndorf: Hofmann-Verlag GmbH.<br />

Greier K. & Scherer R. (2011). Klettern als Element <strong>de</strong>s Sportunterrichts. Teil II – Sicherheitsaspekte beim Sportklettern in<br />

<strong>de</strong>r Schule in Lehrhilfen für <strong>de</strong>n Sportunterricht 12/2011. Schorndorf: Hofmann-Verlag GmbH.<br />

Kittsteiner J. & Neumann P. (2008). Klettern an <strong>de</strong>r Boul<strong>de</strong>rwand. Übungen und Spiele für Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche. Seelze-<br />

Velber: Kallmeyer und Klett Verlag.<br />

Scherer, R. (2003). Sicher Klettern. Broschüre <strong>de</strong>s Österreichischen Alpenvereins. Innsbruck.<br />

50


Anhang<br />

Klettern für Einsteiger<br />

1 Mise en train<br />

„Fänkes“, „Ofschéisserches“, Spiegellaufen, Duercherneelafen mat Zousatzaufgaben etc. <br />

(kënnt a Fro je no Klass, je no verfügbarer Zäit, je no Dagesprogramm – ass u sech awer net <br />

als Opwiermen ze betruechten, wëll duerno rem vill Explikatiounen/Pause kommen) <br />

2 Erklären an Demonstréieren vum Baudrier-­‐Undinn<br />

Aus<strong>de</strong>ele vun <strong>de</strong> Baudrieren (Gréisst 1-­‐3, ev. suguer XS) <br />

Kanner dinn se un, wa se mengen et wier gutt, komme se <strong>de</strong>m Proff et weisen, <strong>de</strong>en <strong>de</strong>n <br />

Check mécht a gring Luucht gëtt <br />

3 Erklären an Demonstratioun vum einfachen an duebelen Aachterknuet wéi och<br />

d’Befestegen um Baudrier<br />

Duerch déi 2 „Schlaufe“ vir um Baudrier zéihen, dann eng „Autobunn“ bauen <br />

Kanner ginn zu 2 an 2 bei ee Seel, jid<strong>de</strong>ree probéiert dat op engem Enn aus, 3-­‐fach Kontroll <br />

(Auto-­‐, Co-­‐ a Proffencheck) <br />

4 Klamme vertikal bis déi schwaarz Linn<br />

Kanner ver<strong>de</strong>elen sech op d’Kloterwand a klamme bis mat <strong>de</strong>n 2 Hänn bei déi schwaarz <br />

Linn. Lues, kontrolléiert, vill Prise probéieren a sichen. <br />

Deselwecht erem erof, net sprangen! <br />

Dat Ganzt 4x, op 2 verschid<strong>de</strong>nen Plazen <br />

5 Erklären an Demonstréiere vun e puer Basistechnike vum Klammen<br />

Mat <strong>de</strong> Been, net mat <strong>de</strong>n Äerm, Kierper no un <strong>de</strong>r Wand, kontrolléiert klammen, mol <br />

pausen ënnerwee etc. <br />

6 Klammen horizontal – Traversée<br />

2 an 2 (1 Kloterer, 1 Coach): Ee klëmmt, <strong>de</strong>en anere stäipt, beréit, <strong>de</strong>nkt mat etc. <br />

Eemol vun all Säit ufänke bis bei d’Fënster an <strong>de</strong>r Mëtt, Kanner ver<strong>de</strong>elen a suguer op <br />

verschid<strong>de</strong> Punkten ufänke loossen, fir dass se net ze laang waar<strong>de</strong> mussen <br />

7 Geschécklechkeet<br />

Jid<strong>de</strong>ree sicht sech eng fix a stabil Positioun un <strong>de</strong>r Wand: Tennisball ron<strong>de</strong>rëm ginn o<strong>de</strong>r ee <br />

Reef duerch <strong>de</strong>en een <strong>de</strong>rduerchklamme muss <br />

8 Explikatiounen an Demonstratiounen (Proff mat Kanner): <br />

Ev. Klammschung <br />

Grigri <br />

Seel eranhuelen: 1,2,3,4,5 <br />

Ofseelen <br />

9 Eischt Klammerfahrungen<br />

An 3er-­‐Gruppen goen: Kloterer, Sécherer, 3. Mann <br />

Jid<strong>de</strong>ree klëmmt 2mol: déi éischte Kéier 3-­‐4 m, bei <strong>de</strong>r 2. Kéier bis ganz no uewen <br />

(multicolore) <br />

Da Rollewiessel: Kloterer → 3. Mann; 3. Mann → Sécherer, Sécherer → Kloterer <br />

10 Voien klammen<br />

Explikatioune zu <strong>de</strong> Voien an Schwieregkeetsgra<strong>de</strong>n <br />

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