Volker Wilhelms, Sachgebietsleiter Obere - Freistaat Sachsen
Volker Wilhelms, Sachgebietsleiter Obere - Freistaat Sachsen
Volker Wilhelms, Sachgebietsleiter Obere - Freistaat Sachsen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Naturschutz und Flurbereinigung –<br />
gemeinsam zum Ziel<br />
Von der landesweiten Planung bis zur Umsetzung<br />
– naturschutzfachliche Maßnahmen in<br />
Flurbereinigungsverfahren
Inhalt:<br />
1. Formulierung der Ziele<br />
2. Förderung der allgemeinen Landentwicklung<br />
und der Landeskultur durch Neugestaltung des<br />
Flurbereinigungsgebietes<br />
3. Schritte zur Erreichung der gemeinsamen Ziele<br />
4. Den Zielen des Naturschutzes dienende<br />
Verfahrensarten<br />
KVA, Sachgebiet Flurneuordnung<br />
<strong>Volker</strong> <strong>Wilhelms</strong><br />
Folie 2
1. Formulierung der Ziele<br />
a) Ziele des Naturschutzes<br />
Erhaltung und Verbesserung der natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen<br />
Schutz der Natur um ihrer selbst willen<br />
• Vermeidung von Naturzerstörung<br />
• Ausgleich von Beeinträchtigungen des Naturhaushaltes<br />
• Gebietsschutz (z.B. NSG, LSG, FND, FFH, SPA)<br />
• Objektschutz (z.B. ND, „Biotope“)<br />
• Artenschutz<br />
KVA, Sachgebiet Flurneuordnung<br />
<strong>Volker</strong> <strong>Wilhelms</strong><br />
Folie 3
) Ziele eines Flurbereinigungsverfahrens<br />
nach §§ 1, 37 FlurbG (Regelverfahren)<br />
Förderung der allgemeinen Landentwicklung<br />
Verbesserung der Produktionsund<br />
Arbeitsbedingungen in der<br />
Landwirtschaft<br />
Verbesserung der Landeskultur<br />
kostengünstiger produzieren<br />
Nutzungskonflikte vermeiden<br />
Fruchtbarkeit<br />
Ertragssicherheit<br />
ökologische Ausgleichsfunktion<br />
gleichrangig<br />
KVA, Sachgebiet Flurneuordnung<br />
<strong>Volker</strong> <strong>Wilhelms</strong><br />
Folie 4
2. Förderung der allgemeinen Landentwicklung und der<br />
Landeskultur durch Neugestaltung des Flurbereinigungsgebietes<br />
Abwägung der verschiedenen, z.T. gegensätzlichen Belange<br />
a) vor Beginn/Anordnung eines Verfahrens – Formulierung allgemeiner<br />
Verfahrensziele<br />
dazu: Anhörung der Träger öffentlicher Belange<br />
• Naturschutzbehörden<br />
• Naturschutzverbände<br />
• ..<br />
• ..<br />
KVA, Sachgebiet Flurneuordnung<br />
<strong>Volker</strong> <strong>Wilhelms</strong><br />
Folie 5
) Aufstellung der Neugestaltungsgrundsätze<br />
Bestimmung der planerischen Rahmenbedingungen<br />
Präzisierung allgemeiner Zielstellungen mit den Ergebnissen der<br />
Zustandsanalysen und Inventarisierungen<br />
Erörterung der Ergebnisse mit Naturschutzbehörden und –organisationen<br />
Ergebnis als Handlungsrahmen der Teilnehmergemeinschaft für<br />
weiterführende Planung und deren Umsetzung<br />
KVA, Sachgebiet Flurneuordnung<br />
<strong>Volker</strong> <strong>Wilhelms</strong><br />
Folie 6
c) Neugestaltung auf der Grundlage des Planes der gemeinschaftlichen und<br />
öffentlichen Anlagen (Wege- und Gewässerplan mit landschaftpflegerischem<br />
Begleitplan) nach § 41 FlurbG<br />
Maßnahmen der Teilnehmergemeinschaft<br />
• landwirtschaftliche Wege<br />
• Gestaltung von Fließ- und<br />
Standgewässern<br />
• Dorfentwicklungsmaßnahmen<br />
• Landschaftsgestaltende Maßnahmen,<br />
z.B. Erosionsschutz<br />
Maßnahmen Dritter<br />
z.B.<br />
Maßnahmen des Naturschutzes<br />
und der Landschaftpflege<br />
problematisch: Landbereitstellung<br />
Finanzierung<br />
• Ersatz – und Ausgleichsmaßnahmen<br />
die dem Ziel des Flurbereinigungsverfahrens entsprechen,<br />
die mit den Naturschutzbehörden und anderen Trägern öffentlicher Belange<br />
erörtert werden<br />
Ergebnis: Ziele des Naturschutzes sind eingeflossen oder in besonderen<br />
Maßnahmen umgesetzt<br />
KVA, Sachgebiet Flurneuordnung<br />
<strong>Volker</strong> <strong>Wilhelms</strong><br />
Folie 7
3. Schritte zur Erreichung der gemeinsamen Ziele<br />
a) Ausführung der Maßnahmen<br />
Voraussetzung: Bestandskräftiger Plan nach § 41 durch Planfeststellung/<br />
Plangenehmigung der OFB<br />
Baumaßnahmen:<br />
Ersatz- und Ausgleichsmaßnahmen:<br />
z.B. Wege<br />
Maßnahmen zum Erosionsschutz (Wasser, Wind)<br />
Abrissarbeiten<br />
Entrohrungen<br />
Überfahrten an Gewässern<br />
Dorfgestaltung (Plätze, Dorfteiche,<br />
Begegnungsstätten)<br />
z.B. Pflanzungen von Bäumen und/oder Sträuchern<br />
Anlegen von Tümpeln<br />
Entsiegelungen<br />
KVA, Sachgebiet Flurneuordnung<br />
<strong>Volker</strong> <strong>Wilhelms</strong><br />
Folie 8
) Ausgewählte Maßnahmen aus einem Plan nach § 41<br />
1. Wegebau<br />
Ausbauart und Umfang genau abwägen<br />
Mehrfachfunktionen prüfen<br />
Spurbahnenwege haben Vorteile<br />
• für Radfahrer<br />
• für Reiter<br />
• für natürlich vorkommende Arten<br />
• für das Landschaftsbild<br />
Wegseitengräben haben Vorteile<br />
• für die Haltbarkeit der Trag- und Deckschicht<br />
• für die Haltbarkeit der Bankette (Feldzufahrten geregelt)<br />
• für natürlich vorkommende Arten<br />
• für das Landschaftsbild<br />
KVA, Sachgebiet Flurneuordnung<br />
<strong>Volker</strong> <strong>Wilhelms</strong><br />
Folie 9
Wegrandbepflanzungen haben Vorteile<br />
• für die Haltbarkeit, wenn ausreichend Abstand zur Trag- und<br />
Deckschicht und zur Bestellgrenze vorhanden ist<br />
• als Windschutz für landwirtschaftliche Kulturen<br />
• als Wechselkorridor / Biotopvernetzung<br />
• für das Landschaftsbild<br />
• als Rückzugsgebiet für natürlich vorkommende Arten<br />
dabei beachten:<br />
• Wurzelraum ausreichend bemessen<br />
• Obstbäume haben Vorrang<br />
• einheimische Baumarten mit hoher Alterserwartung (Linde, Stieleiche,<br />
Traubeneiche, Bergahorn, Esche)<br />
KVA, Sachgebiet Flurneuordnung<br />
<strong>Volker</strong> <strong>Wilhelms</strong><br />
Folie 10
2. Erhaltung/Schaffung des Lichtraumprofils<br />
• laubfreier Zeitraum<br />
• Auswahl der Technik<br />
• gehölzschonende Ausführung<br />
3. Pflanzung mehrreihiger Hecken/flächenhafter Gehölze<br />
• Artenauswahl wie Umgebung, da standorttypisch<br />
• Anordnung der Arten der Natur nachempfinden, d.h.<br />
o Großbäume im Zentrum<br />
o Nebenbäume mit Großsträuchern gemischt<br />
o Sträucher peripher und lückig<br />
(Krautsaum)<br />
• Gehölzpflanzung auf Grünland<br />
o kritisch, da Grünland in<br />
aller Regel bereits artenreich<br />
• Bepflanzung von Sukzessionsflächen<br />
o nur, wenn Aufwertung<br />
erreicht wird<br />
KVA, Sachgebiet Flurneuordnung<br />
<strong>Volker</strong> <strong>Wilhelms</strong><br />
Folie 11
4. Uferbepflanzung<br />
• Sträucher und Bäume möglich (Beschattungseffekt beachten)<br />
• Uferseite wechseln<br />
• mind. 10m Abstand zu Dräneinmündungen<br />
Dränage<br />
10m<br />
10m<br />
• einseitige Böschungsbepflanzung möglich (wenn Aufstau bei Hochwasser<br />
unbedenklich)<br />
1m<br />
• Abstand von Böschungsoberkante mind. 1m (Standfestigkeit)<br />
• ingenieurbiologische Bauweisen nutzen<br />
KVA, Sachgebiet Flurneuordnung<br />
<strong>Volker</strong> <strong>Wilhelms</strong><br />
Folie 12
c) Neuordnung des Grundeigentums von für den Naturschutz relevanten Flächen<br />
Prämisse: Sicherung der naturschutzrelevanten Maßnahmen nach<br />
Abschluss der Flurbereinigung<br />
Allg. Grundsatz: Wertgleiche Abfindung, d.h. jeder Eigentümer erhält seiner<br />
Einlage entsprechende Fläche zurück<br />
Erwerb der Flächen: • durch den <strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong> (z.B. <strong>Sachsen</strong>forst) bei<br />
Schutzgebieten von landesweiter Bedeutung<br />
• durch UNB bei naturschutzrechtlich festgesetzten<br />
Schutzgebieten und Schutzobjekten<br />
• durch Verbände und Vereine des Naturschutzes<br />
Kriterium: Entflechtung der konkurrierenden Interessen der Eigentümer, der<br />
Nutzer, des Naturschutzes<br />
KVA, Sachgebiet Flurneuordnung<br />
<strong>Volker</strong> <strong>Wilhelms</strong><br />
Folie 13
Erwerbsmöglichkeiten mit Flurbereinigungsbehörde erörtern<br />
Finanzierungsmöglichkeiten abschätzen<br />
Finanzmittel bereitstellen<br />
Flächenbevorratung zu Tauschzwecken<br />
• verkaufswillige Privateigentümer<br />
• BVVG u.a. Privatisierungsgesellschaften des Bundes<br />
• Flächen des <strong>Freistaat</strong>es <strong>Sachsen</strong> (SIB)<br />
KVA, Sachgebiet Flurneuordnung<br />
<strong>Volker</strong> <strong>Wilhelms</strong><br />
Folie 14
d) Kosten<br />
Grunderwerb im Verfahren oft günstiger<br />
(Kosten für Notar, Vermessung, Genehmigung, Grundbucheintragung können<br />
entfallen)<br />
Ausführungskosten berücksichtigen<br />
(Erwerber wird wie jeder Teilnehmer herangezogen)<br />
Folgekosten bedenken<br />
(Grunderwerbssteuer,<br />
Grundsteuer, Bewirtschaftung)<br />
KVA, Sachgebiet Flurneuordnung<br />
<strong>Volker</strong> <strong>Wilhelms</strong><br />
Folie 15
4. Den Zielen des Naturschutzes dienende Verfahrensarten<br />
1. Freiwilliger Landtausch nach § 103a ff FlurbG<br />
Schnelles Verfahren durch Tausch ganzer Flurstücke<br />
Voraussetzung: Tauschwillige Eigentümer schließen Tauschvereinbarungen<br />
ab und beantragen den FLT<br />
2. Vereinfachtes Flurbereinigungsverfahren nach § 86 FlurbG als Trägerverfahren<br />
Schnelles Verfahren durch Wegfall des Planes nach § 41<br />
Voraussetzung: Naturschutzbehörde beantragt Verfahren und kann Land<br />
bereit stellen<br />
Privatnützigkeit ist gegeben<br />
KVA, Sachgebiet Flurneuordnung<br />
<strong>Volker</strong> <strong>Wilhelms</strong><br />
Folie 16
3. Beschleunigtes Zusammenlegungsverfahren nach § 91 FlurbG<br />
Schnelles Verfahren, da Wegfall des Planes nach § 41 und Konzentration<br />
auf Zusammenlegung zersplitterten Grundbesitzes in einem eng<br />
begrenzten Gebiet<br />
ggf. Wegfall von Vermessungsarbeiten<br />
Voraussetzung: notwendige Maßnahmen des Naturschutzes als Ergänzung<br />
des privaten Interesses der Teilnehmer<br />
KVA, Sachgebiet Flurneuordnung<br />
<strong>Volker</strong> <strong>Wilhelms</strong><br />
Folie 17
Hinweise für die Praxis<br />
KVA, Sachgebiet Flurneuordnung<br />
<strong>Volker</strong> <strong>Wilhelms</strong><br />
Folie 18
Flächenbevorratung<br />
1. privatrechtlich<br />
Sächsisches Agrar-Aufgabenübertragungsgesetz<br />
genehmigungsfreier Erwerb außer Erwerbsgartenbau, Weinbau<br />
1. Gemeinden, Verwaltungsverbände, Landkreise<br />
bis 1,0 ha<br />
2. Alle anderen<br />
bis 0,5 ha<br />
Genehmigung wird versagt beim Verkauf landwirtschaftlicher Flächen an<br />
einen Nichtlandwirt.<br />
Vorkaufsrecht des Siedlungsunternehmens (SLS GmbH)<br />
Vorkaufsrecht der TG/des Verbandes der TGen nach FlurbG<br />
KVA, Sachgebiet Flurneuordnung<br />
<strong>Volker</strong> <strong>Wilhelms</strong><br />
Folie 19
2. im Verfahren nach FlurbG<br />
mittels Landverzichtserklärung<br />
Abfindungsvereinbarung<br />
Abzug<br />
nach § 52 FlurbG<br />
nach § 44 FlurbG<br />
nach § 47 FlurbG<br />
Voraussetzung:<br />
Vorteil:<br />
Zweck der Flurbereinigung wird erreicht<br />
kostenfrei, aber Mehrfläche ist grunderwerbssteuerpflichtig<br />
3. Enteignung nach § 37 SächsNatSchG gegen Geld<br />
NSG, Nationalparks, Biosphärenreservate, Flächen der ND<br />
zur Durchführung von Naturschutz- und Landschaftspflegemaßnahmen<br />
angrenzend an Bundeswasserstraßen und Gewässer 1. Ordnung<br />
zugunsten von <strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong>, Landkreisen, Gemeinden und<br />
anerkannten Verbänden<br />
KVA, Sachgebiet Flurneuordnung<br />
<strong>Volker</strong> <strong>Wilhelms</strong><br />
Folie 20
Die Brutzeiten wichtiger Bodenbrüter<br />
(Kulturfolger der Landwirtschaft)<br />
Art<br />
Monat<br />
3 4 5 6 7 8<br />
Braunkehlchen<br />
Feldlerche<br />
Goldammer<br />
Grauammer<br />
Kiebitz<br />
Rebhuhn<br />
KVA, Sachgebiet Flurneuordnung<br />
<strong>Volker</strong> <strong>Wilhelms</strong><br />
Folie 21
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!<br />
KVA, Sachgebiet Flurneuordnung<br />
<strong>Volker</strong> <strong>Wilhelms</strong><br />
Folie 22