Alb Magazin - Ausgabe Kispel Lauter 1/2014
Regional Magazin auf der Schwäbischen Alb für die Region St. Johann, Sirchingen, Marbach und Gomadingen Eiermarkt in Gomadingen-Dapfen Ortsportrait Sirchingen Artenportrait Eisvogel
Regional Magazin auf der Schwäbischen Alb für die Region St. Johann, Sirchingen, Marbach und Gomadingen
Eiermarkt in Gomadingen-Dapfen Ortsportrait Sirchingen Artenportrait Eisvogel
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<strong>Ausgabe</strong> 1 / März <strong>2014</strong><br />
Narrenverein Gischbl-Weiber<br />
Mit Batscher, Milchkännle und Schmähliedern<br />
50 Jahre Musikverein Upfingen<br />
Mit Pauken und Trompeten<br />
500 Jahre Marbach<br />
Faszinierende Landesgeschichte<br />
Eiermarkt in Gomadingen-Dapfen<br />
Eier als Symbole des Lebens – Seite 4 – 5<br />
Ortsportrait Sirchingen<br />
Auf Feuer und Wasser gebaut – Seite 6 – 7<br />
Artenportrait Eisvogel<br />
Schillerndes Juwel – Seite 24 – 25
Inhaltsverzeichnis<br />
<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 1/<strong>2014</strong> <strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 1/<strong>2014</strong><br />
Editorial<br />
Editorial<br />
Seite 3<br />
Eiermarkt in Gomadingen-Dapfen<br />
Seite 4 - 5<br />
Ortsportrait Sirchingen<br />
Seite 6 - 7<br />
Aufruf – Sonderausgabe<br />
Seite 8<br />
Druckerei Leibfarth & Schwarz<br />
Seite 9<br />
VR-Gewinnsparen – attraktiver denn je<br />
Seite 10 - 11<br />
500 Jahre Gestüt Marbach<br />
Seite 12 - 13<br />
50 Jahre Musikverein Upfingen<br />
Seite 14 - 15<br />
Zu Besuch bei den Landfrauen<br />
Seite 16 - 17<br />
Interview mit Verena Bentele<br />
Seite 18<br />
Bäckerei Glocker<br />
Seite 19<br />
Narrenverein Gischbl-Weiber<br />
Seite 20<br />
Baumkletterteam Ronny Epple<br />
Seite 21<br />
Failenschmid in St. Johann-Gächingen<br />
Seite 22<br />
Besenwirtschaft zum Mostkrug<br />
Seite 23<br />
Artenportrait Eisvogel<br />
Seite 24 - 25<br />
Veranstaltungskalender / Impressum<br />
Seite 26 - 27<br />
Titelfotografie: Patricia Kozjek<br />
Fotografie Rückseite: Eva-Maria Pulvermüller<br />
Die Blank'sche Seite oder „Schreibet Sie<br />
das ja net!“<br />
Nun hat es also mich als Erste unserer<br />
schreibenden <strong>Alb</strong>magazin-Zunft erwischt,<br />
das Vorwort für die neueste <strong>Ausgabe</strong> zu<br />
verfassen. Eigentlich hatte ich ja versucht,<br />
möglichst unauffällig auszusehen als ich<br />
in der im beschaulichen Erkenbrechtsweiler<br />
ansässigen Redaktion vorbeigeschneit<br />
bin. „Kerstin, du schreibst bitte das Editorial“,<br />
nickt Herausgeber Thomas Blank zu<br />
mir herüber. Vermutlich in dem Glauben<br />
mir was Gutes zu tun. Und als Sahnehäubchen<br />
obendrauf: „Wir brauchen dann noch<br />
ein Foto von dir.“ Na prima – wenn ich was<br />
hasse, dann sind das Bilder mit meiner<br />
Wenigkeit, bin ja schließlich nicht umsonst<br />
Journalist und nicht Superstar geworden...<br />
Prominent auf Seite drei steht das einleitende<br />
Textchen gemeinhin, darüber prangt<br />
bereits mein leicht gequält aus der Wäsche<br />
guckendes Konterfei (die erste Ausrede<br />
„Hab kein Foto“ hat der seines Zeichens<br />
auch als Fotograf tätige T. Blank leider nicht<br />
gelten lassen), doch noch ist der Bildschirm<br />
leer. „Schreib doch mal was Schönes über<br />
deine Erlebnisse mit uns Älblern“ waren die<br />
gutgemeinten Worte, mit denen ich wieder<br />
bergab geschickt wurde. Also gut: Was habe<br />
ich besonders Lustiges da oben erlebt?<br />
Was ist mir schon aufgefallen, worüber ich<br />
lachen musste? Gähnende Leere macht<br />
sich in meinem Kopf breit.<br />
Um die blanke Blank'sche Seite (ein schönes<br />
Wortspiel!) vor mir ein bisschen von ihrer<br />
Einsamkeit zu erlösen, fange ich später<br />
doch noch an zu schreiben, einfach mal<br />
das, was mir gerade so durch den Kopf<br />
geht: Weltgeschichtliche Betrachtungen,<br />
Gründe um sich zu freuen, Anlässe um<br />
sich zu ärgern. Einmal drübergelesen, alles<br />
wieder gelöscht. Auch die folgende philosophische<br />
Betrachtung über das kurze Leben<br />
einer <strong>Alb</strong>linse trifft dasselbe Schicksal.<br />
Und die Uhr tickt.<br />
Also zurück auf Null: So viele Kilometer<br />
habe ich schon auf der <strong>Alb</strong> zurückgelegt,<br />
so manches Mal Gertrud (das ist die Frau,<br />
die in meinem Navi wohnt) dabei fast zur<br />
Verzweiflung getrieben, so viele Leute getroffen<br />
– da muss doch was Glossentaugliches<br />
dabei sein! Na, wenn ich mal wirklich<br />
drüber nachdenke, fallen mir dann doch<br />
einige interessante, lustige und manchmal<br />
auch anzügliche Anekdötchen ein. Aber<br />
halt – da meldet sich mein journalistischer<br />
Ehrenkodex. Denn immer, wenns wirklich<br />
interessant wird, fällt auch schnell ein<br />
ganz bestimmter Satz nämlich „Schreibet<br />
Sie das ja net!“. Und die Bandbreite der<br />
Geheimnisse auf der Schwäbischen <strong>Alb</strong> ist<br />
groß: Da ging es um Schätze der Natur und<br />
der Archäologie, Koch-, Back und Braurezepte,<br />
historische Begebenheiten und<br />
natürlich diverse zwischenmenschliche<br />
Beziehungen der jüngeren, aber auch der<br />
älteren Vergangenheit.<br />
Also wieder nix – aber (oh Wunder) die<br />
Blank'sche Seite ist voll und diesmal tickt<br />
nicht nur die Uhr, sondern auch das Telefon<br />
klingelt: Deadline, morgen ist Andruck.<br />
Bleibt mir also nur zu hoffen: Hoffentlich<br />
liest den Quatsch keiner.<br />
Freundlichst, Kerstin Dannath<br />
PS: Neugierig geworden? Tja, Pustekuchen<br />
– erstmal gilt auch hier: Man trifft sich immer<br />
zwei Mal im Leben und außerdem keine<br />
Angst: „Ich schreibs wirklich net“<br />
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2 3
Eiermarkt in Gomadingen-Dapfen<br />
<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 1/<strong>2014</strong><br />
Eier als Symbole des Lebens<br />
Ob Hühner-, Wachtel-, Enten- oder Gänseeier – alle 10 000 Eier haben den gleichen Werdegang, bevor die zerbrechlichen<br />
Kunstwerke auf dem beliebten Eiermarkt in Dapfen in der Martinskirche ausgestellt werden können. Es wird gebohrt,<br />
ausgeblasen, sorgfältig von innen und außen geputzt und mit Sandpapier geschliffen, bevor sich die emsigen „Eierfrauen“<br />
gleich weitere Wochen lang ans bemalen, beschriften, marmorieren oder schmücken der Eier machen.<br />
Eierfrauen sind viele Wochen beschäftigt<br />
Zerbrechliches Gut geht in Produktion<br />
Wachteleier: Rund 300 Stück werden von Beate Bauer<br />
bemalt<br />
„Eier sind Symbole des Lebens“, erklärt<br />
Ideengeberin Ursula Bogner-Kühnle aus<br />
Dapfen. Kränze stünden dabei symbolisch<br />
für den Sieg. „Jesus hat den Tod am Kreuz<br />
besiegt“, erläutert sie.<br />
Keine Bibelworte mit Forderungen<br />
Mit einem 0,1 mm-Tuschestift ist sie zu<br />
Beginn des neuen Jahres täglich viele<br />
Stunden damit beschäftigt, Psalmen und<br />
Bibelworte in altdeutscher Schrift und akribischer<br />
Sorgfalt, auf´s Ei zu bringen.<br />
„Es sind segensreiche Worte, die der<br />
Seele guttun, keine Bibelworte mit Forderungen“,<br />
unterstreicht die Pfarrersfrau, die<br />
„viel helles Licht“ für ihre feingliederige Arbeit<br />
braucht.<br />
Und: „Wenn man einen Psalm zehnmal<br />
schreibt, tut das gut und kommt anders<br />
bei einem an“.<br />
„Dapfener Brauchtumseier“ sind weltweit<br />
beliebt und mit den Jahren bis nach Japan,<br />
Grönland, (Süd-)Amerika oder in die europäischen<br />
Nachbarländer, Australien und<br />
afrikanischen Länder gereist, verrät sie.<br />
Dapfener Brauchtumseier weltweit beliebt<br />
Viele der Kreativen im Team sind schon<br />
Jahre dabei, immer wieder kommen neue<br />
Frauen dazu. Gut je sechsmal treffen sich die<br />
fünfzehn Eierfrauen alleine nur zum Eierputzen<br />
und Färben, erzählen sie. Während sich<br />
Beate Bauer ganz dem feinen Bemalen von<br />
Wachteleier (zwischenzeitlich auch „Baura-<br />
Weltweit gefragt: Dapfender Brauchtumseier<br />
Eier“ genannt) verschrieben hat, konzentriert<br />
sich die Münsinger Künstlerin Heidi Stiegler<br />
auf bunte Blumenwiesen in mattem Acryl.<br />
Insgesamt zu Bruch gehen erstaunlich wenig<br />
Eier, wie sich die Frauen selbst wundern.<br />
Oft schon vor Ostern ausverkauft<br />
Auch beim 22. Dapfener Eiermarkt, der<br />
heuer vom 9. März bis Karfreitag geöffnet<br />
ist, hoffen die „Eierfrauen“ selbstverständlich<br />
darauf, ausverkauft zu sein. „Oft<br />
sind wir schon zehn Tage vor Ostern aus-<br />
Künstlerin Heidi Stiegler bringt Blumenwiesen auf die Eier<br />
verkauft, das Ganze zieht große Kreise“,<br />
merken sie an. Mit dem eingenommenen<br />
Geld wurden in der Vergangenheit Bilder<br />
restauriert oder beispielsweise die Orgel<br />
der Kirche renoviert. Schließlich reisen<br />
zum Dapfener Eiermarkt zwischenzeitlich<br />
ganze Busse an, wie Bogner-Kühnle in diesem<br />
Zusammenhang bemerkt.<br />
Menschen finden Trost<br />
Beliebte Kreuzweg-Führungen und Meditationen<br />
der Hausherrin selbst, runden den<br />
Es geht noch kleiner: Marmorierte „Spiegeleier“ mit Psalmen<br />
Besuch in Dapfen dabei ab. „Der Leidensweg<br />
Jesu, jede Station des Kreuzwegs,<br />
spricht in unsere Zeit hinein“, sagt sie.<br />
„Viele Menschen finden hier Trost, Freude<br />
und Hoffnung zugleich“, erlebt sie. „Es ist<br />
eine gegenseitige Begeisterung und ein<br />
riesengroßer Segen“, sagt Bogner-Kühnle.<br />
Text & Fotografie: Patricia Kozjek<br />
4 5
Ortsportrait Sirchingen<br />
<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 4/2013<br />
Auf Feuer und Wasser gebaut<br />
Dass die <strong>Alb</strong> besonders lebenswert ist, wo heute Sirchingen liegt, das wussten schon die Alemannen vor rund 1600 Jahren.<br />
Doch erst in der Neuzeit erlebte der Ort einen regelrechten Boom an Zuzüglern. Dazwischen liegt die wechselvolle<br />
Geschichte eines landwirtschaftlich geprägten <strong>Alb</strong>dorfs, das seit 1971 ein Stadtteil Bad Urachs ist.<br />
Zeitlos schön der Blick auf Sirchingen von der Schillerlinde unterhalb des "Hörnle"<br />
Der über 1000 Einwohner zählende Ort<br />
Sirchingen liegt auf der „Hinteren <strong>Alb</strong>“ auf<br />
rund 725 Meter Höhe. Nach Norden und<br />
Osten ist er abgegrenzt durch den <strong>Alb</strong>trauf,<br />
im Westen ist es das Trockental der<br />
Ur-<strong>Lauter</strong>, das die 482 Hektar umfassende<br />
Markung umschließt. Rund um Sirchingen<br />
locken heute zahlreiche Wege zu Wanderungen<br />
auf der <strong>Alb</strong>hochfläche und zu<br />
geologischen Besonderheiten, wie dem<br />
Schorrenfelsen oder dem Sirchinger Wasserfall.<br />
Doch vor rund 17 Millionen Jahren<br />
herrschte hier ein ganz anderes, ein weit<br />
weniger idyllisches Bild.<br />
Wo nun Bad Urach ruhig im Tal liegt, war<br />
einst das Zentrum des „Schwäbischen Vulkans“.<br />
Er ließ in einem Umkreis von rund<br />
25 Kilometern Gase entweichen, Magma<br />
formte rund 355 Vulkanschlote. Auch<br />
nach Jahrmillionen ist die Hitze der unterirdischen<br />
Magmakammer noch spürbar. Mit<br />
61 Grad sprudelt in Bad Urach die heißeste<br />
Thermalquelle im Land. Und noch eine Folge<br />
des Vulkans ist bis heute sichtbar: Just<br />
auf einem seiner erkalteten Vulkanschlote,<br />
befindet sich Sirchingen. Und das, keineswegs<br />
zufällig. Denn neben einem Inferno<br />
hinterließ der Feuerberg Basalttuff. Im Gegensatz<br />
zum Kalkgestein der <strong>Alb</strong>, ist diese<br />
Gesteinsschicht wasserundurchlässig. Es<br />
bildeten sich Hülen, Moore und Maare.<br />
Früh besiedelt und 1352 erstmals urkundlich<br />
erwähnt<br />
Wettergeschützte Lagen und vor allem das<br />
seltene <strong>Alb</strong>-Wasser, lockte schon früh Menschen<br />
auf Sirchinger Gebiet. Das die Alemannen<br />
dort siedelten, belegen Gräberfunde aus<br />
der Zeit um 400 nach Christus. Ihre ersten<br />
Gehöfte vermutet man dort, wo heute die<br />
Dorfmitte existiert. Doch nicht nur im Sirchinger<br />
Boden, sondern auch im Ortsnamen<br />
selbst, steckt alemannisches Erbe. Die Sippe<br />
des Sirich gilt als Namenspatron des Orts.<br />
Erstmals urkundlich erwähnt wird Sirchingen<br />
im Jahre 1352. Graf Hugo von Hohenberg<br />
schaltete sich damals in die Streitsache<br />
„der Witwe des Berthold von Sirchingen“<br />
ein. Die bedeutendste Sirchinger Familie<br />
jener Zeit war allerdings die der Blankenhorn.<br />
Die 1383 erstmals erwähnten Edelleute,<br />
hatten wohl auf dem Stromberg und<br />
auf der heutigen Ruine Blankenhorn ihren<br />
Sitz. Ebenfalls nicht mehr zu sehen ist die<br />
kleine Kapelle, die bereits 1467 im Ort existierte.<br />
1883 wurde sie durch einen Neubau<br />
ersetzt. Damals war Sirchingen längst<br />
Filial der Pfarrei Upfingen. Vor 1449 war<br />
Gächingen zuständig.<br />
Sirchingen besaß traditionell enge Beziehungen<br />
zu Bad Urach<br />
Das Leben der Sirchinger war über Jahrhunderte<br />
hinweg von bäuerlicher Wirtschaft<br />
bestimmt. Neben Acker- und Obstbau,<br />
verdingten sie sich auch als Holzhauer<br />
in den Uracher Wäldern. Mit Langholzwagen<br />
belieferten sie die Residenzstadt mit<br />
Baumstämmen - tonnenschwer beladen<br />
und in halsbrecherischen Fahrten. Daran<br />
erinnern die Sirchinger bis heute, während<br />
des Schäferlaufs in der Kurstadt. Doch die<br />
enge Beziehung zu Urach bestand auch<br />
wegen des einstigen Mühlenrechts. Zu ihrer<br />
Unzufriedenheit waren die Sirchinger an<br />
die Ermstäler Georgenau-Mühle gebannt.<br />
Erst mit der Gewerbefreiheit 1849, erlosch<br />
die Pflicht, das Getreide dort zu mahlen.<br />
Wie weite Teile Württembergs, wurde auch<br />
Sirchingen hart durch den 30-jährigen<br />
Krieg und die Pest getroffen. 1634 besaß<br />
das <strong>Alb</strong>dorf 175 Einwohner, nur noch 30<br />
waren es 1652. Sirchingen verlor in dieser<br />
Zeit rund 80 Prozent der Gebäude: von 65<br />
standen nur noch zehn. Es dauerte 200<br />
Jahre bis sich die Einwohnerzahl wieder<br />
erholte. Zur Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
entstanden auch das Schul- und Rathaus.<br />
Seit 1909 ist Sirchingen durch die Wasserversorgungsgruppe<br />
Georgenauer Mühle<br />
mit fließendem Wasser versorgt.<br />
Eine geologisch bedingte Kuriosität gibt es<br />
es an einem Haus im Ortszentrum zu besichtigen.<br />
Sirchingen liegt genau auf der<br />
europäischen Wasserscheide. So genau,<br />
dass die Uracher Oberamtsbeschreibung<br />
von 1933 schreibt: „Ja es liegt sogar der<br />
merkwürdige Fall vor, daß (…) das Wasser<br />
der einen Dachseite nach der Erms, das<br />
der anderen nach der <strong>Lauter</strong> im Straßenkandel<br />
abfließt.“ Den Umstand, dass sich<br />
in Sirchingen die Wässer in Richtung Nordsee<br />
und Schwarzes Meer scheiden, trägt<br />
der Ort stolz in seinem Wappen.<br />
Eine einst selbstständige Gemeinde wird<br />
neu entdeckt<br />
Politisch gehörte Sirchingen ab etwa 1500<br />
zum „Kirchspiel“ genannten Kirchengebiet.<br />
Die Bezeichnung „<strong>Kispel</strong>“ ist bis heute<br />
für den ehemaligen Bezirk des Oberamts<br />
Urach gebräuchlich. 1938 wurde es<br />
aufgelöst und Sirchingen wurde Teil des<br />
Landkreises Münsingen. Am 1. September<br />
1971 schloss sich der bis dahin selbständige<br />
Ort, als ihr Ortsteil, der Stadt Urach<br />
an. Ein neues Dorfkapitel schlug man Ende<br />
der 1960er Jahre auf, als neben Gewerbeflächen,<br />
günstige Bauplätze erschlossen<br />
wurden. Die Einwohnerzahl explodierte<br />
regelrecht. Bis 1961 gab es rund 300<br />
Sirchinger, heute sind es über 1000.<br />
Sirchingens, Siegfried Reichenecker. 2010<br />
verstorben, gab er Impulse für die Weiterentwicklung<br />
des Orts. Sinnbild ist das<br />
Dorfgemeinschaftshaus im historischen<br />
Ortszentrum. In moderner Architektur gehalten,<br />
steht es einem der ältesten Häuser<br />
Sirchingens, dem ehemaligen Wirtshaus<br />
Hirsch, gegenüber.<br />
Vergangenheit und Zukunft Aug' in Aug':<br />
Gleiches gilt für den Förderverein, der sich<br />
2002 rund um den Neubau des Gemeinschaftshauses<br />
gründete. Auch nach dessen<br />
Einweihung 2005, existiert er weiter.<br />
Er fügt sich in die historisch gewachsene<br />
Vereinsstruktur und trägt nun, unter neuen<br />
Voraussetzungen, zu einer lebendigen<br />
Dorfgemeinschaft bei.<br />
Text & Fotografie: Simon Wagner<br />
Der Zustrom der Neubürger verstärkte<br />
den Wandel der Lebens- und Arbeitsgewohnheiten<br />
und damit die Strukturveränderungen<br />
der Gemeinde. Schon seit der<br />
Industrialisierung verdienten immer mehr<br />
Familien ihr Brot, statt auf dem Feld, etwa<br />
in Uracher Textilfabriken. Diese Zeitenwende<br />
begleitete in der Neuzeit der langjährige<br />
Bürgermeister und Ortsvorsteher lerhütte" aus dem Jahr 1925...<br />
In Sirchingen trifft Historisches, wie etwa die "Gebirg-<br />
Anzeige_Stoß_<strong>Alb</strong><strong>Magazin</strong>:Layout 1 17.03.<strong>2014</strong> 7:25 Uhr Seite 1<br />
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Bleichstetten, Gächingen,<br />
Lonsingen und Sirchingen.<br />
...auf Postmodernes, wie das 2005 eingeweihte und<br />
in gemeinsamer Anstrengung erbaute Dorfgemeinschaftshaus<br />
Lange war das Leben in Sirchingen durch bäuerliches<br />
Wirtschaften geprägt. Besonders als Holzhauer machten<br />
sich die Sirchinger einen Namen.<br />
Informationen<br />
Ortsverwaltung Sirchingen<br />
Gächinger Str. 2<br />
72574 Bad Urach-Sirchingen<br />
Tel: 07125 / 3227<br />
Fax: 07125 / 93288<br />
Mail: ov-sirchingen@bad-urach.de<br />
Bäckerei Wilhelm Stoß<br />
72813 St. Johann-Upfingen<br />
Uracher Straße 32<br />
Telefon 0 7122/8 22 70<br />
Fax 0 7122/8 22 72<br />
6 7
<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 1/<strong>2014</strong><br />
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geben, in der die schönsten historischen Geschichten und Fotografien veröffentlicht werden.<br />
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In der Bildmitte wurde eine Retrospektive für das Hause Christian Dior in Paris produziert. Dazu kamen die Verantwortlichen<br />
aus Paris gleich mit den entsprechenden Roben im Gepäck zur exakten Farbabstimmung an der<br />
Druckmaschine (und zur Begeisterung der weiblichen Mitarbeiter) – bisweilen kam man sich nicht wie in einer<br />
Druckerei sondern wie auf dem Laufsteg in Paris vor. Die 2 Bücher links und rechts waren für eine Ausstellung<br />
im Metropolitan Museum of Art in New York. Hierbei sollte der Buchüberzug auf Seidenmaterial gedruckt werden.<br />
Laut Hersteller ein Ding der Unmöglichkeit, doch die Experten von Leibfarth & Schwarz schafften es nach vielen<br />
Tests mit einem hervorragenden Druckergebnis – die Verantwortlichen des Museums waren begeistert.<br />
Bei den Tabletts für die Firma Gambro aus Köngen<br />
wird das Motiv zunächst auf extrem dünnes Papiermaterial<br />
gedruckt, das wird dann in einem zweiten Schritt<br />
mit Harz in das Kunststofftablett eingebrannt.<br />
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Text: Kerstin Dannath<br />
Fotografie: Thomas Blank<br />
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Das Lebenswerk des legendären Zeichners Don Martin – verantwortlich für die bekannte Zeitschrift MAD – als<br />
Retrospektive wurde ebenso gemeistert wie diverse Comic-Bücher aus der Reihe „Star Wars“. Bei dem Buch<br />
„Air“ wurde ein Buchüberzug in der aus Kindheitstagen bekannten Wackelbildtechnik erstellt – durch kippen des<br />
Buches erscheint jeweils ein anderes Bild auf demTitel. Auch den Geschäftsbericht von Adidas mit ausziehbarem<br />
Lamellentitel produzierte das Dettinger Unternehmen.<br />
Rosenweg 7, 72581 Dettingen/Erms<br />
Telefon 07123 / 9785-0<br />
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8 9
VR-GewinnSparen – attraktiver denn je<br />
<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 1/<strong>2014</strong><br />
Das neue VR-GewinnSparen: Mehr gewinnen, gezielt sparen, mehr helfen!<br />
Seit vielen Jahren bietet die Volksbank Metzingen – Bad Urach das VR-GewinnSparen an. Daher ist das Motto des<br />
Gewinnsparens, nämlich „Gewinnen-Sparen-Helfen“, nicht nur bei den <strong>Kispel</strong>-Gemeinden bestens bekannt. Sowohl die<br />
Gewinnsparer der Volksbank als auch die gesamte Region profitieren von dieser außergewöhnlichen Sparform, die zu<br />
Jahresbeginn noch attraktiver geworden ist.<br />
Mit dem VR-GewinnSparen persönlich von deutlich höheren Gewinnchancen profitieren und noch mehr<br />
Gutes für die Menschen in unserer Region tun: Unter anderem gingen in 2013 Spenden an die Feuerwehren<br />
und Hilfsdienste im Geschäftsgebiet der Volksbank.<br />
An die Gewinner konnte die Volksbank so<br />
über Jahre hinweg nicht nur Sachpreise wie<br />
Autos und Reisen, sondern auch kleinere<br />
wie größere Geldgewinne überreichen.<br />
Seit 2011 konnten sich die Gewinner über<br />
Sachpreise im Gesamtwert von 132.400 €<br />
und Geldgewinne in Höhe von 428.270 €<br />
freuen. Zusätzlich sparten und sparen die<br />
Gewinnsparer mit ihrem Dauerlos Monat<br />
für Monat für ihre Ziele und Wünsche einen<br />
stattlichen Geldbetrag an. Darüber<br />
hinaus bietet das VR-GewinnSparen nicht<br />
nur auf der Gewinnseite und beim Sparen<br />
einen Mehrwert für unsere Kunden<br />
und Mitglieder. Auch das Thema „Helfen“<br />
bietet einen zentralen Mehrwert, mit dem<br />
jeder Gewinnsparer im Geschäftsgebiet<br />
der Volksbank Gutes tun kann. Denn mit<br />
jedem Los, das die Bankkunden erwerben,<br />
gingen in der Vergangenheit 50 Cent in<br />
Form von Spenden an Vereine, Kindergärten,<br />
Schulen sowie an weitere gemeinnützige<br />
Einrichtungen. Allein im vergangenen<br />
Jahr konnte die Volksbank Metzingen –<br />
Bad Urach so rund 90.000 € an Spenden<br />
für die Region leisten. Seit 2007 kamen<br />
sage und schreibe 444.414 € an Spenden<br />
zusammen. Dies sind Gelder, die bei den<br />
Institutionen und Einrichtungen oftmals<br />
kaum mehr wegzudenken sind. Bei dieser<br />
Gelegenheit ebenfalls gut zu wissen: Die<br />
Bank erhält keinerlei Provisionen aus dem<br />
Verkauf der Lose. Sie und der Gewinnsparverein<br />
verantworten damit eine Soziallotterie,<br />
in der der soziale Gedanke und die<br />
höchstmögliche Gewinnausschüttung für<br />
die Kunden im Vordergrund stehen.<br />
Neben Spendengeldern stellt die Bank bereits<br />
seit Jahren aus den Reinerträgen des<br />
Gewinnsparens sogenannte „VR-Mobile“<br />
den lokalen Pflegeeinrichtungen zur Verfügung,<br />
um deren Mobilität sicher zu stellen.<br />
Doch seit Jahresbeginn gilt: Gutes kann<br />
auch noch besser werden! Denn im neuen<br />
VR-GewinnSparen steckt noch mehr für<br />
die Gewinnsparer und die Region drin. Getreu<br />
diesem Motto konnte der hinter dieser<br />
Sparidee stehende Gewinnsparverein<br />
der Volksbanken und Raiffeisenbanken in<br />
Baden-Württemberg e.V aufgrund des neuen<br />
Glücksspielgesetzes das VR-Gewinn-<br />
Sparen für die Teilnehmer noch attraktiver<br />
gestalten: Seit dem 1. Januar <strong>2014</strong> gibt es<br />
beim VR-GewinnSparen eine neue Losaufteilung<br />
- jetzt fließen von einem 10-Euro-<br />
Los 2,50 Euro in die Lotterie und 7,50 Euro<br />
auf das Kunden-Sparbuch. Das hat für die<br />
Ein Porsche Cayman? Geschenkt! Preisübergabe bei der großen<br />
Dankeschön-Zusatzziehung im Januar <strong>2014</strong>.<br />
Gewinnsparer handfeste Vorteile.<br />
Mehr gewinnen<br />
Zum Einen können durch den größeren<br />
Lotterieanteil deutlich mehr Gewinne an<br />
die Gewinnsparer ausgeschüttet werden.<br />
Waren es bislang rund 27.000 Hauptgewinne<br />
im Jahr, sind es zukünftig jedes Jahr<br />
bis zu 77.000 Gewinner, die sich über<br />
mindestens 50 Euro freuen dürfen. Exemplarisch<br />
seien hier die höheren Gewinnchancen<br />
an den Fahrzeugverlosungen dargestellt:<br />
Ab <strong>2014</strong> haben die Gewinnsparer<br />
jeden Monat die Chance, eines von acht<br />
Autos (anstatt bisher fünf) zu gewinnen.<br />
Es werden im laufenden Jahr monatlich<br />
zwei Mercedes SLK, zwei Mercedes CLA<br />
und vier Mercedes A-Klasse verlost. Also:<br />
Es lohnt sich mehr denn je, jetzt Gewinnsparer<br />
zu werden oder die Gewinnchancen<br />
durch den Zukauf weiterer Lose zu erhöhen,<br />
um somit eine noch größere Chance<br />
auf attraktive Gewinne zu haben.<br />
Mehr helfen<br />
Mit dem neuen VR-GewinnSparen profitiert<br />
aber vor allem unsere Region. Denn<br />
zukünftig gehen ca. 63 Cent je Los und<br />
Monat – bisher waren es 50 Cent – in<br />
den Spendentopf. Das bedeutet, dass die<br />
Volksbank nun ca. 25 Prozent mehr Spenden<br />
in der Region für soziale Zwecke einsetzen<br />
kann. Hochgerechnet sind dies für<br />
die Bank rund 115.000 € Spenden jedes<br />
Jahr. Damit können die Gewinnsparer und<br />
die Bank das gesellschaftliche und soziale<br />
Netz in unserer Region noch stärker unterstützen<br />
und lebendig halten. Das ist eine<br />
wirklich moderne Form genossenschaftlicher<br />
Selbsthilfe und stärkt die genossenschaftliche<br />
Idee, „was einer alleine nicht<br />
schafft, das schaffen viele“.<br />
Und das sind gute Gründe, auch weiterhin<br />
beim VR-GewinnSparen dabei zu bleiben<br />
oder – sofern man noch kein Gewinnsparer<br />
ist - zukünftig am VR-GewinnSparen<br />
teilzunehmen.<br />
Gezielt sparen<br />
Unter dem Strich ist die Teilnahme am<br />
neuen VR-GewinnSparen ein Gewinn für<br />
alle Beteiligten: Für den Kunden durch<br />
attraktive Gewinnchancen sowie das<br />
GewinnSpar-Geschenk-Lose<br />
Da ist mehr<br />
für Sie drin.<br />
weitere gezielte und sichere Ansparen<br />
des monatlichen Sparbetrages, aber auch<br />
für unsere Region und damit für die hilfsbedürftigen<br />
Menschen, die von umfangreichen<br />
Spenden aus den Mitteln des<br />
VR-GewinnSparens profitieren.<br />
Es wäre somit auch von Vorteil für die<br />
Region, wenn sich noch viele Interessen-<br />
Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.<br />
Wir machen den Weg frei.<br />
Für jeden Anlass das passende Geschenk. Mit VR-GewinnSparen.<br />
ten für das neue VR-GewinnSparen entscheiden<br />
– das Beraterteam um Marion<br />
Grimberg steht mit Rat und Tat gerne zur<br />
Verfügung und wünscht bereits jetzt allen<br />
Teilnehmern viel Glück beim neuen VR-<br />
GewinnSparen.<br />
Informationen<br />
Der Gewinnsparverein der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg<br />
e.V. hat zu Jahresbeginn <strong>2014</strong> die Lotterie gemäß den gesetzlichen Vorgaben<br />
noch attraktiver gemacht: Jedes Jahr kommen nun über 3 Millionen Euro mehr<br />
in Form von Geld- und Sachgewinnen für die Gewinnsparer zur Verlosung. Außerdem<br />
gehen noch mehr Spendengelder an gemeinnützige Einrichtungen in unserer<br />
Region, etwa an Vereine, Schulen, Kindergärten etc. .<br />
Hinweis: Das Gewinnsparen ist eine Lotterie, die bei allen Anreizen und Chancen<br />
auch Risiken beinhaltet. Der Glücksspieländerungsstaatsvertrag verpflichtet daher<br />
den Gewinnsparverein und die Bank, Informationen über Spielsucht, Prävention und<br />
Behandlungsmöglichkeiten bereit zu halten. Informationen und Hilfestellungen sind<br />
u.a. über die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Ostmerheimer Straße<br />
220, 51109 Köln (www.bzga.de) abrufbar.<br />
Monat<br />
für Monat:<br />
Monat für Monat: Attraktive Sachpreise wie Autos, Traumreisen, Trendprodukte etc.,<br />
1x 25.000 Euro, 2x 10.000 Euro, 5x 2.500 Euro und Geldgewinne von 1.000 Euro,<br />
250 Euro,100 Euro sowie 50 Euro.<br />
Volksbank<br />
Weitere Produktinformationen unter www.vr-gewinnsparen.de<br />
Metzingen - Bad Urach eG<br />
Gewinnen,<br />
sparen, helfen.<br />
10 11
500 Jahre Gestüt Marbach<br />
<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 1/<strong>2014</strong> <strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 1/<strong>2014</strong><br />
500 Jahre Haupt- und Landgestüt Marbach – ein halbes Jahrtausend<br />
faszinierende Landesgeschichte<br />
Dem Forscherdrang und Zufallsfund von Christa Vöhringer-Glück und Emil Glück sei Dank, dass das baden-württembergische<br />
Haupt- und Landgestüt Marbach heuer ein „echtes Jubiläum“ feiern kann. Wurde 1973 das 400-jährige Jubiläum<br />
mit einer „Festwoche“ gefeiert, können die beiden Heimatforscher heute durchaus belegen, dass die Geschichte des<br />
Gestüts noch weiter zurückreicht. Die umfangreichen Vorbereitungen zum bunt-schillernden Reigen am Hof, laufen in<br />
Marbach derzeit auf Hochtouren. Zum Festakt im Mai sind Ministerpräsident Winfried Kretschmann neben zahlreichen<br />
illustren Gästen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft geladen.<br />
Einige von vielen, die am Planen und Umsetzen beteiligt sind. Organisiert und koordiniert wird drinnen wie draußen: v.li. Hauptsattelmeister Wolfgang Weber, Gestütshauptwärterin<br />
Karin Kollmannsberger und Hauptsattelmeister René Mau<br />
Christa Vöhringer-Glück und Emil Glück forschen seit über 20 Jahren mit Leib<br />
und Seele in ihrer Heimat<br />
Auf die bisher älteste Erwähnung des Gestüts<br />
in Marbach stießen die Heimatforscher<br />
im Jahre 2008 im Hauptstaatsarchiv<br />
in Stuttgart, als sie gerade an einer Ortschronik<br />
von Gomadingen arbeiteten.<br />
Hier laufen die Fäden zusammen: Zwei, die derzeit mächtig was um die Ohren haben.<br />
V.li. Landoberstallmeisterin Astrid von Velsen-Zerweck und ihre Assistentin Claudia Gille<br />
Widerstand der „einfachen Leute“ gegen<br />
Herzog Ulrich<br />
Bei ihren zahlreichen Fahrten nach Stuttgart,<br />
entdeckten sie ein denkwürdiges Vernehmungsprotokoll<br />
des Oberamtes Urach<br />
vom Sommer 1514. Wohl ein Konflikt im<br />
Herzogtum Württemberg zwischen Obrigkeit<br />
und Untertanen, war daran schuld.<br />
Ein gewisser Sixt Schmid von Gomadingen<br />
wurde verdächtigt, am „Aufstand des<br />
Armen Konrad“ beteiligt und damals die<br />
treibende Kraft des Widerstandes der „einfachen<br />
Leute“ gegen Herzog Ulrich zu sein.<br />
Die Strafverfolgung wurde eingeleitet und<br />
Sixt Schmid vernommen. Er redete sich<br />
damit heraus, dass er nicht als „Anhänger<br />
des Armen Konrad“ geschworen habe. Als<br />
Beweis gab er an, dass er keinesfalls zur<br />
Zusammenkunft gegangen sei. Sein Alibi<br />
lautete: „Er weiß sich gar Inn keinen Dingen<br />
dieser Uffrur schuldig. So sey Er gen<br />
marppach an der Luter, zu meines gnädigen<br />
Herrn Gestüt gegangen…“ Schmid<br />
kam davon und hinterließ, ohne es damals<br />
auch nur leise zu erahnen, der Nachwelt<br />
an der <strong>Lauter</strong> auf der <strong>Alb</strong> einen wertvollen,<br />
urkundlichen Beleg.<br />
Ein wertvoller Beleg für die Nachwelt<br />
Seine über Jahre archivierte Aussage überliefert,<br />
dass das Gestüt in Marbach bereits<br />
im Sommer 1514 bestand. 500 Jahre später<br />
– wir schreiben das Jahr <strong>2014</strong>, wird<br />
nun feierlich jubiliert. Während der offizielle<br />
Festakt mit gut 300 geladenen Gästen<br />
„im engen Kreis“ gefeiert wird, wünscht<br />
sich das Haupt- und Landgestüt umso<br />
mehr Besucher beim Festwochenende mit<br />
Hoffest, einer Menge Bühnenprogramm,<br />
Radio-Talkrunde und reichlich Musik.<br />
Neben dem Tag der offenen Tür auf allen<br />
Gestütshöfen, einer Jubiläumsausstellung<br />
in Offenhausen mit besonderen Exponaten,<br />
vier Pferde-Schauprogrammen<br />
und verschiedenen Führungen, ist freilich<br />
auch an die kleinen Gäste gedacht, wie<br />
Landoberstallmeisterin Astrid von Velsen-<br />
Zerweck nicht vergisst zu betonen. Als<br />
weiteres „Bonbon“ soll ein sportliches<br />
Gemeinschaftsprojekt vierer Gemeinden<br />
der Öffentlichkeit vorgestellt werden: Der<br />
„Gestütsradweg“, über 60 Kilometer lang<br />
mit 960 Höhenmetern, wird im Rahmen<br />
der Wochenend-Feierlichkeiten offiziell eröffnet.<br />
Festwochenende mit Hoffest<br />
Da gibt es freilich noch die „Kinderuni“ im<br />
Juni und einen Monat später eine konzertante<br />
Reise mit Musik aus der 500-jährigen<br />
Geschichte Europas, die heuer mit<br />
„Marbach Classics“ von rund 6000 Plätzen<br />
aus, für Besucher erstmals in der Arena<br />
unter freiem Himmel erlebt werden kann.<br />
Und: Wenn über 1000 Musiker im Juli<br />
beim Blasmusikfestival aufspielen – ebenfalls<br />
Open-Air – kommen der Marsch und<br />
Paukenschlag zum Jubiläum gerade recht.<br />
Alles in allem: ein abwechslungsreiches<br />
Programm, das viel Planung, Aufwand und<br />
reichlich Koordination bedarf.<br />
„Wir haben verschiedene Arbeitsgruppen<br />
gebildet und einzelne Projekt verteilt. Der<br />
ganze Betrieb hängt mit drin, bis hin zum<br />
letzten Lehrling“, fasst die Gestütschefin<br />
zusammen. Das Silber wird auf Hochglanz<br />
poliert, Ledergeschirre blitzblank geputzt<br />
und die Pferde werden hübsch gemacht.<br />
Der ganze Betrieb hängt mit drin<br />
Wichtig ist die gute Zusammenarbeit mit<br />
den Mitarbeitern draußen, betont sie.<br />
Bestattungen<br />
Schließlich laufen mehrere (Pferde-)Messen<br />
im Ländle parallel. „Die Praktikanten<br />
und Studenten, die projektbezogen für<br />
mehrere Monate mitarbeiten, sind eine<br />
große Hilfe“, unterstreicht die Frau, die<br />
nach 23 Männern an der Spitze, seit 2007<br />
die Zügel fest in der Hand hält. Dass ein<br />
Betrieb während aller noch so aufwendigen<br />
Planungen (seit 2009) weiterlaufen<br />
muss, versteht sich von selbst, unterstreicht<br />
die Landoberstallmeisterin, die mit 90<br />
Mitarbeitern und über 40 Azubis noch 850<br />
Hektar Land bewirtschaftet. Echt <strong>Alb</strong>: „Das<br />
Futter für die gut 500 Pferde machen wir<br />
selbst“.<br />
Text: Patricia Kozjek<br />
Fotografie: Patricia Kozjek, Stephan Kube,<br />
Archiv Boiselle<br />
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Trauerkultur<br />
Wir begleiten und unterstützen Sie<br />
bei allem, was auf dem letzten Weg<br />
zu tun ist –<br />
einfühlsam, würdevoll, kompetent.<br />
24h erreichbar: Region <strong>Kispel</strong> | <strong>Lauter</strong>tal | Bad Urach und wo immer Sie uns brauchen<br />
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12 13
50 Jahre Musikverein Upfingen<br />
<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 1/<strong>2014</strong><br />
Mit Pauken und Trompeten<br />
Der Musikverein Upfingen feiert <strong>2014</strong> sein 50-jähriges Jubiläum und legt sich dabei ganz schön ins Zeug: Das ganze Jahr<br />
über stehen diverse Festveranstaltungen an. Los ging es mit einem großen Jubiläumskonzert in der Würtinger Festhalle.<br />
1963: Erster Auftritt des MVU - Uracher Wasserfall am<br />
Pfingstsonntag<br />
1965: Auftritt Geburtstag Schneider Walter Stuttgart<br />
Hammelessen<br />
Neue Uniformen zum runden Geburtstag: Nicht nur musikalisch macht der Musikverein Upfingen ganz schön was her<br />
Nur wenige Zuschauer mehr und die Festhalle<br />
wäre beim Jubiläumskonzert des<br />
MVU aus ihren Nähten geplatzt. „Rund<br />
400 Gäste waren da“, freut sich Stefanie<br />
Feucht, ihres Zeichens Schriftführerin<br />
beim MVU. „Wir wollen unsere ganze musikalische<br />
Vielfalt demonstrieren“, verkündete<br />
der Vorsitzender Roland Berger<br />
vor dem Konzert und der Vorsatz wurde<br />
prompt in die Tat umgesetzt. Die Jugendkapelle<br />
eröffnete den Festabend, dann kam<br />
die Stammkapelle „Oldies 064“, bei der<br />
sogar noch vier Vereinsgründer mitspielen<br />
mit Ehrendirigent Heinz Feucht an die Reihe,<br />
bevor die Aktivenkapelle, die anlässlich<br />
des runden Geburtstags nagelneue<br />
Uniformen erhalten hatte, mit der „Fanfare<br />
Jubiloso“ ins Festprogramm einstieg. „Das<br />
war ein richtig toller Abend“, so Stefanie<br />
Feucht. Weiter geht es im Jahres-Festprogramm<br />
unter anderem mit dem offiziellen<br />
Jubiläumsabend im April, einem Platzkonzert<br />
vor dem Dorfgemeinschaftshaus in<br />
Upfingen (6. September) und einem Konzert<br />
in der Marienkirche in Upfingen (29.<br />
November). „Da ist noch ganz schön viel<br />
Arbeit“, sagt die Schriftführerin.<br />
Daneben stehen selbstredend die „normalen“<br />
jährlichen Veranstaltungen wie<br />
das traditionelle Hammelessen an Himmelfahrt,<br />
die Teilnahme an der Marbacher<br />
Hengstparade und der Auftritt beim Kartoffelfest<br />
an. Angesichts des strammen Programms<br />
sind die MVUler ganz froh über die<br />
Tatsache, dass der Uracher Schäferlauf,<br />
bei dem die Upfinger seit seiner ersten Auflage<br />
für die Festmusik verantwortlich sind,<br />
nur alle zwei Jahre stattfindet und damit<br />
erst wieder 2015.<br />
Gründung bei Neuschnee und Gaslicht<br />
Das offizielle Gründungsdatum des MVU<br />
ist der 29. Februar 1964, doch der Verein<br />
hat auch eine Vorgeschichte, die heute<br />
kaum noch jemand kennt: Bereits vor dem<br />
Eintrag ins Vereinsregister hatten sich in<br />
Upfingen einige Musikbegeisterte zusammengefunden.<br />
Die erste Probe fand am<br />
16. November 1962 statt – bei 40 Zentimetern<br />
Neuschnee stapften acht Musiker zum<br />
Upfinger Sportheim, um den damals noch<br />
selbstbezahlten und meist gebrauchten Instrumenten<br />
bei Gasbeleuchtung die ersten<br />
Töne zu entlocken. Mit Erfolg, denn schon<br />
im nächsten Jahr hatten die Musiker 14<br />
Auftritte vorzuweisen. Geprobt wurde mittlerweile<br />
im Buckenhaus in der Kirchgasse<br />
oder bei gutem Wetter und meist Sonntags<br />
in der Waldhütte von Siegfried Besch. Bis<br />
zur offiziellen Eintragung ins Vereinsregister<br />
setzte ein reges Treiben ein, die letzte<br />
Probe als nicht eingetragener Verein stieg<br />
am 28. Februar 1964. Seitdem hat sich<br />
viel getan: Aus den rund 20 aktiven Mitgliedern<br />
anno 1964 wurden mittlerweile<br />
70 Aktive, insgesamt zählt der Verein aber<br />
rund 250 Mitglieder.<br />
Mit seinen vielen Auftritten, Konzerten<br />
und Festivitäten wie dem Hammelessen<br />
hat sich der Musikverein bis heute einen<br />
festen Platz im Gemeindegeschehen und<br />
darüber hinaus erarbeitet. Auch die Nachwuchsarbeit<br />
liegt dem MVU am Herzen:<br />
Jugendliche können eine dreijährige Ausbildung<br />
am Instrument machen und haben<br />
dann die Möglichkeit, in der Stammkapelle<br />
zu spielen. Den Unterricht übernehmen<br />
meist aktive Musiker aus dem Verein. „Die<br />
haben alle eine langjährige Erfahrung“, so<br />
Stefanie Feucht. Die Ausbildung ist in der<br />
Regel auch kostengünstiger als in einer<br />
Musikschule. „Wir wollen damit kein Geld<br />
verdienen“, erklärt die Upfingerin, „Wir wollen<br />
so unseren eigenen Nachwuchs für die<br />
Stammkapelle heranziehen.“<br />
Geprobt wird bei den Aktiven ein Mal die<br />
Woche im Upfinger Dorfgemeinschaftshaus.<br />
Seit vorigem Jahr unter neuer Leitung.<br />
„Wir haben lange nach einem neuen<br />
Dirigenten gesucht“, sagt Stefanie Feucht.<br />
Mit Sebastian Volk wurde ein Nachfolger<br />
für Heinz Feucht gefunden.„Er hat neuen<br />
Schwung hereingebracht. Schließlich hat<br />
sich die Blasmusik in den letzten 50 Jahren<br />
ganz schön verändert.“<br />
Text: Kerstin Dannath<br />
Fotografie: Musikverein Upfingen<br />
Informationen<br />
www.musikverein-upfingen.de<br />
1966: Auftritt Kinderfest in Bad Urach und Upfingen<br />
1977: Amerika Konzertreise New York Steubenparade<br />
Steinkörbe<br />
Treppenstufen<br />
Stelen<br />
Bodenplatten<br />
Mauersteine<br />
Sichtschutz<br />
Zierschotter<br />
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Mai bis Oktober – Jeden 1. Sonntag ist Schausonntag von 11–16 Uhr<br />
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14 15
Zu Besuch bei den Landfrauen<br />
<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 1/<strong>2014</strong><br />
Heimat geht Besuchern durch Leib und Seele<br />
Ohne Frühstück aus dem Haus? Geht gar nicht! „Sich morgens gegenseitig zu stärken und eine gemeinsame Mahlzeit in<br />
der Familie einzunehmen“, hält Landfrauen-Vorsitzende Maria Knoll für überaus wichtig: „Es stärkt die Familienstruktur<br />
und schafft Bewusstsein für gesunde Ernährung“. Davon ist sie überzeugt.<br />
Verena Bentele war eine vielgefragte Gesprächspartnerin beim Biosphärenfrühstück<br />
Eine Referentin–außergewöhnlich wie humorvoll<br />
stellte. „Es ist ein Frühstück für die ganze<br />
Familie, deshalb haben wir auch an Kinderbetreuung<br />
gedacht“, betonte Münch.<br />
Im zweijährigen Rhythmus möchte man so<br />
ein Frühstück auch in der Zukunft veranstalten,<br />
wie sie ankündigte. „Während der<br />
Gaumen voll auf Kosten und Genuss kommen<br />
darf, kann währenddessen auch der<br />
geistige Hunger gestillt werden“.<br />
Mit den Ohren hören<br />
Als „einfach passend“, bezeichnete Knoll<br />
die schwäbische Referentin Verena Bentele,<br />
die auf einem landwirtschaftlichen<br />
Biohof (Hopfen- und Obstanbau) am Bodensee<br />
großgeworden ist. „Verena ist<br />
eine tolle, starke Frau – eine Motivation<br />
für uns alle. Mit ihr können wir einen wunderbaren<br />
Bogen spannen zu den Frauen<br />
im ländlichen Raum“. Wer allerdings er-<br />
wartet hatte, dass Bentele ihren Zuhörern<br />
systematisch erklären wollte, wie denn die<br />
Sache mit der Motivation, Teamarbeit und<br />
Kommunikation funktionieren kann, wurde<br />
doch überrascht. Ihre Zuhörer nahm Bentele<br />
mit in ihre eigene Kindheit, in die Blindenschule,<br />
ins harte Training im Schnee,<br />
ja sogar auf die olympische Piste und eben<br />
mitten hinein in den „gewöhnlichen Alltag“<br />
als blinde Frau. Die sympathische Referentin<br />
ließ die Zuhörer teilhaben an hehren<br />
Glücksmomenten, Erfolgen in Gold, Missgeschicken,<br />
persönlichen Katastrophen<br />
und der Erfahrung von blindem Vertrauen.<br />
Wie man „mit den Ohren hört“, erfuhren<br />
Besucher ebenso, wie dass „Pflichten von<br />
Klein auf stark machen“. „Man lernt im<br />
Sport, den Gegner mit Respekt zu begegnen“,<br />
erzählt sie von ihren Übungen im Judosport<br />
als Jugendliche. „Wenn man entdeckt,<br />
wo die eigenen Stärken liegen, ist es<br />
möglich das auszugleichen, was man nicht<br />
kann oder hat.<br />
Immer die Goldmedaille im Blick<br />
Ich war diejenige im Sport, die gerne Strafrunden<br />
für Fehlschüsse im Biathlon kassiert<br />
hat. Also musste ich einfach schneller<br />
laufen“, sagt die mehrfache Goldmedaillensiegerin<br />
und lacht. Wichtig: Sich auf die<br />
Dinge zu konzentrieren, die man selbst<br />
macht und nicht auf das, was andere machen.<br />
Sinnbildlich ist es die „Goldmedaille“<br />
geblieben, die Verena Bentele im Blick hat,<br />
wenn sie Ziele, wie die im Team oder ganz<br />
persönliche, erreichen will.<br />
Text & Fotografie: Patricia Kozjek<br />
Reichlich leckere, ausschließlich regionale<br />
Produkte, deckten am besagten Samstagvormittag<br />
den Tisch beim Biosphärenfrühstück<br />
in der Sternberghalle in Gomadingen.<br />
Vorhaben von Erfolg gekrönt<br />
Unter die 320 Gäste mischten sich Ehrengäste<br />
wie Prominenz. Als Verena Bentele,<br />
die bis heute erfolgreichste deutsche Behindertensportlerin<br />
und Ex-Biathletin die Halle<br />
betritt, ertönt Applaus. Dass das Vorhaben<br />
der Landfrauen von Beginn an mit Erfolg<br />
gekrönt war, lag zu einem guten Stück wohl<br />
auch an der prominenten Referentin und<br />
neu ernannten Behindertenbeauftragten<br />
der Bundesregierung, begründet. „Als wir<br />
mit unseren Planungen begannen, war letzteres<br />
noch gar kein Thema“, lacht Knoll, die<br />
verrät, dass Bentele ihrer persönlichen Einladung<br />
„sehr gerne“ gefolgt war.<br />
Discounter-Angebote viel zu verlockend<br />
Ausverkauft waren die Landfrauen schon<br />
vor dem Frühstück recht schnell, wie die<br />
Kreisvorsitzende Pia Münch bestätigt. Gemeinsam<br />
startete man in Gomadingen in<br />
den Tag. Für Tisch und Bühne galt: „Klasse<br />
statt Masse“. Dass es für viele Menschen<br />
schwierig bleibt, „den Speiseplan mit regionalen<br />
Speisen zu bestücken, weil der<br />
Discounter mit seinen Angeboten viel zu<br />
verlockend ist“, weiß Münch sehr wohl,<br />
dennoch warb sie leidenschaftlich für<br />
Eintrag ins Goldene Buch von Gomadingen. Darüber freuen sich Bürgermeister Klemens Betz und die Landfrauenspitze<br />
(v.li.) Pia Münch und Maria Knoll<br />
volles Aroma, guten Geschmack, Frische<br />
und Persönlichkeit. Kurzum: Mit feinen<br />
Nahrungsmitteln aus der Region.<br />
Angebote nutzen und Arbeit schätzen<br />
Das Biosphärenfrühstück nutzten die Akteurinnen<br />
freilich gerne, um die Werte einer<br />
guten Ernährung in den Mittelpunkt zu rücken,<br />
wie sie sagen. Beim Motto: „Qualität<br />
hat ein Gesicht“, holten sie alle Erzeuger,<br />
die das regionale Frühstück bestückt hatten,<br />
auf die Bühne. „Die Brötchen haben<br />
wir heute Nacht frisch für Sie gebacken“,<br />
erinnerte der Gomadinger Bäckerei-Chef<br />
Klaus-Dieter Glocker, während das „Gsälz<br />
von der Charlotte“ selbstverständlich in<br />
Handarbeit dazu entstanden sei und die<br />
„<strong>Alb</strong>wurst“ mit Zitronenthymian gewürzt<br />
wurde. „Nutzen wir als Verbraucher die<br />
guten Angebote, so schätzen wir auch die<br />
Arbeit damit“, resümierte Knoll. Um mit<br />
den Erzeugern gar persönlich ins Gespräch<br />
zu kommen, bat sich beim Frühstück viel<br />
Gelegenheit. Auch war Gomadingens Bürgermeister<br />
Klemens Betz „nicht der einzige<br />
Mann unter allen“, wie er freudig fest-<br />
Ein Frühstück für Alle. Das erste Biosphärenfrühstück war innerhalb kürzester Zeit ausverkauft<br />
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Interview mit Verena Bentele<br />
<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 1/<strong>2014</strong> <strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 1/<strong>2014</strong><br />
Bäckerei Glocker<br />
Die in Lindau geborene, blinde Ex-Spitzensportlerin und 12-fache Paralympics-Siegerin hat Ziele – jede Menge davon.<br />
Als „Ausnahmesportlerin“ im Skilanglauf und Biathlon hat sie bereits alle erreicht. Heute widmet sich die „Powerfrau“<br />
sowohl anderen Aufgaben wie Sportarten. Ihr erstes Buch ist im Februar erschienen. Dass Kontrolle zum Ziel führt und<br />
Vertrauen aufs Siegertreppchen, das zählt zu Verena Benteles persönlichen Lebenserfahrungen.<br />
Verena Bentele auf der Schwäbischen <strong>Alb</strong>.<br />
Willkommen in Gomadingen. Heute Nacht<br />
hat es geschneit. Haben Sie Ihre Bretter<br />
dabei und sind Sie auf hiesigen Loipen<br />
schon unterwegs gewesen?<br />
„Meine Ski habe ich leider nicht dabei,<br />
weil es für mich nachher gleich nach Fulda<br />
weitergeht, aber über den Schnee freue<br />
ich mich sehr. Diesen Winter war ich erst<br />
einen Tag beim Langlaufen und habe nur<br />
zwei Tage Alpinsport gemacht. Die Loipen<br />
hier kenne ich nicht, habe jetzt nach<br />
meiner Langlauf-Karriere aber bestimmt<br />
einmal Zeit, um sie in einem Winterurlaub<br />
kennenzulernen.<br />
Ein Leben als Schwäbin unter Bayern: Warum<br />
ist es gerade München geworden?<br />
Und was bedeutet Heimat für Sie?<br />
„Heimat bedeutet für mich, regelmäßig<br />
alle drei bis vier Wochen zu meinen Eltern<br />
heimzukommen. In unserem „Sechs-<br />
Häuser-Dorf“ finde ich Ruhe und viel Platz.<br />
Mein ältester Bruder lebt mit seiner Familie<br />
und seinen drei Kindern auf dem Hof.<br />
Gemeinsam mit den Eltern und Großeltern<br />
sind wir immer viele Leute am Tisch. Ich<br />
bin ein Familienmensch und mag das gerne.<br />
In München habe ich viele Freunde, ich<br />
bin gerne unter Leut´ und genieße die kulturelle<br />
Vielfalt der Stadt. Hier bin ich unabhängig<br />
mit U-Bahn und Straßenbahn, weil<br />
Autofahren ja nicht geht. Unterstützung<br />
brauche ich nur im Supermarkt, wenn ich<br />
meine Bio-Produkte einkaufe, weil ich nicht<br />
lesen kann, was auf der Packung steht.<br />
Ihre Liste der sportlichen Aktivitäten ist<br />
lang: Skilanglauf, Biathlon, Reiten, Inlinen,<br />
den Kilimanjaro besteigen, ein 540-Kilometer-Radrennen,<br />
Bungee-Sprünge, Marathon<br />
– kurz gefragt: Hat Sie ihr Handicap<br />
überhaupt je davon abgehalten, etwas zu<br />
tun, was Sie sich in den Kopf gesetzt haben?<br />
„Mich hält nicht so viel ab, nein! (lacht)<br />
Vieles ist möglich. Ich suche mir immer<br />
Ziele, die ich erreichen will und setze sie<br />
um. Meine eigenen Grenzen möchte ich erweitern<br />
und überwinden, indem ich Neues<br />
ausprobiere. Das hat schon als kleines<br />
Kind angefangen, als ich ein Fahrrad bekam<br />
und darauf fahren lernte. Diese Erfahrung<br />
hat vieles in mir in Bewegung gesetzt,<br />
vor allem aber meinen Ehrgeiz entfacht.<br />
Sie sind auf einem Bauernhof groß geworden<br />
mit Ihren zwei älteren Brüdern. Michael,<br />
einer der Brüder, ist ebenfalls sehbehindert<br />
auf die Welt gekommen. Was haben<br />
Sie aus Ihrer Kindheit für das Leben mitgenommen?<br />
„Viel Freiheit, gute Kontrolle und das große<br />
Vertrauen, das meine Eltern in mich gesetzt<br />
haben. Vertrauen, ganz viel davon,<br />
kann ich deshalb heute wohl anderen<br />
Menschen entgegenbringen. Unser sehender<br />
Bruder war immer ein Ansporn für<br />
uns beide, es ihm gleichzutun. Ich selbst<br />
wollte all´ das können, was er konnte,<br />
möglichst aber schneller sein dabei“.<br />
2009 erlitten Sie während der deutschen<br />
Meisterschaften einen schweren Sportunfall.<br />
Eine falsche Aussage ihres Begleitläufers,<br />
hatte fatale Auswirkungen für Sie. Sie<br />
stürzten drei Meter in die Tiefe und verletzten<br />
sich schwer. Wie rappelten Sie sich in<br />
der Zeit danach wieder auf und wie schafften<br />
Sie es, neues Vertrauen zu einem neuen<br />
Begleiter zu gewinnen?<br />
„Es war keine einfache Zeit und ich hatte<br />
zu kämpfen mit mir. 2009 befand ich mich<br />
auf meinem Karrieretiefpunkt. Irgendwann<br />
stand ich dennoch wieder auf und beschloss:<br />
Jetzt erst recht, und mit dem Sport<br />
weiterzumachen. Ich musste lernen, offen<br />
anzusprechen, wovor ich Angst habe. Der<br />
(neue) Begleitläufer hat mich an der Hand<br />
genommen und mir dabei viel erklärt. Ich<br />
habe erfahren: Wenn man fällt, fällt man<br />
auch mal weich. Und: Es ist immer wert,<br />
sich Vertrauen (neu) zu erarbeiten. Das<br />
war für mich eine wertvolle Erkenntnis“.<br />
Stichwort „Zeit“ – jeder Mensch verfügt<br />
täglich über die gleiche Menge. Wie teilt<br />
sich eine vielbeschäftigte Frau wie Sie<br />
ihre Zeit ein, damit sie zahlreiche Termine,<br />
Reisen und Tätigkeiten wahrnehmen kann<br />
und trotzdem noch (sportliche) Freiheiten<br />
hat?<br />
„Ich brauche eine gute Zeitorganisation.<br />
Genauer gesagt: Ich muss mir meine Zeit<br />
sehr gut einteilen. Dazu gehört beispielsweise<br />
auch, den Sport, den ich machen<br />
möchte, mir im Kalender einzutragen.<br />
Pausen sollten allerdings genauso drinnen<br />
stehen, denn auftanken ist wichtig.<br />
Letztlich arbeite ich auch hier mit täglich<br />
gesteckten Zielen, die ich versuche umzusetzen.<br />
Vieles ist eine Sache der Planung“.<br />
Wir gratulieren Ihnen zum neuen Amt der<br />
Behindertenbeauftragten. Wohl als erste<br />
Betroffene und Nichtabgeordnete besetzen<br />
Sie zukünftig in der Bundesregierung<br />
eine wichtige Stelle. Ist das politische Parkett<br />
noch fremd für Sie?<br />
„Erfahrungen in der Politik habe ich bereits<br />
gesammelt – im Wahlkampfteam von<br />
Christian Ude (SPD) zur Landtagswahl in Bayern<br />
2013. Über das große Vertrauen, das<br />
nun in meine Person gesetzt wird, freue<br />
ich mich sehr. Ich sehe es als tolle große<br />
Chance, mich als Behinderte für Behinderte<br />
inhaltlich zu engagieren. Ein Jahr zum<br />
Ausruhen wird es wohl nicht. Die Inklusion<br />
ist ja geradezu eine Jahrhundertaufgabe“.<br />
Frau Bentele, wir wünschen Ihnen viel Erfolg<br />
dabei und danken Ihnen für das Interview.<br />
Das Interview führte Patricia Kozjek.<br />
Fotografie: PR<br />
Vier Filialen von Gomadingen über Münsingen bis Trochtelfingen<br />
Regionalität und echtes, traditionelles Handwerk<br />
stehen im Gomadinger Unternehmen<br />
von Klaus-Dieter Glocker im Vordergrund.<br />
Die tägliche Vielfalt an frischen Brötchen,<br />
gleichwohl duftenden wie gesunden Broten,<br />
feinen Snacks und dem vielfältigen Gebäck<br />
für den süßen Zahn, erhalten Kunden zwischenzeitlich<br />
in vier freundlichen Filialen.<br />
Saisonales gesellt sich zu handwerklichen<br />
Spezialitäten<br />
Mit Spezialitäten im Allgemeinen, geizt die<br />
schwäbische Holzofen-Bäckerei und Konditorei<br />
freilich nicht. So wird es vor allem saisonal,<br />
hinter dem gläsernen Tresen recht<br />
interessant: Stollen und Früchtebrot, Mutscheln,<br />
Berliner, Apfel-Walnussbrot, Osterhasen<br />
aus Hefeteig und Osterbrot, gesellen<br />
sich dann zu echten handwerklichen Spezialitäten<br />
wie Brezeln, den beliebten Wacholderwecka,<br />
Bauern- und Holzofenbrot oder<br />
zu feinen Sahnespezialitäten. Schon Mitte<br />
der achtziger Jahre, eröffnete der Bäckereibetrieb<br />
nach mehreren Umzügen seine erste<br />
(Außen-)Filiale in Münsingen – im ehemaligen<br />
„<strong>Alb</strong>markt“. Vater Ernst Glocker mit<br />
Frau Helga, die die Bäckerei im Jahre 1955<br />
gründeten, übergaben ihrem Sohn Klaus-<br />
Filialen<br />
Trochtelfingen<br />
Marktstraße 50<br />
(ehem. Bäckerei Schäfer)<br />
Mo 6–12.30 Uhr<br />
(nachm. geschlossen)<br />
Di–Fr 6–12.30 und 14–18 Uhr<br />
Sa 6–12 Uhr<br />
So 7.30–10.30 Uhr<br />
Telefon 07124 / 931013<br />
Backwaren von uns erhalten<br />
Sie auch in:<br />
Bernloch, Metzgerei Failenschmid<br />
(Reutlinger Straße 17)<br />
Do 8–12, Fr 8–12 und 15–18<br />
Sa 7–12.30 Uhr<br />
Telefon 07387 / 636<br />
In unserer Backstube<br />
(Mörikestraße 6, 72532 Gomadingen)<br />
Telefon 07385 / 965062<br />
Fax: 07385 / 733<br />
Hauptgeschäft Bäckerei Glocker Gomadingen<br />
Filiale in Trochtelfingen<br />
Dieter mit Frau Roswitha 1984 den Betrieb.<br />
Münsingen<br />
Gewerbestraße 16<br />
(im REWE-Markt)<br />
Mo–Sa 7–20 Uhr<br />
So 7–11 Uhr<br />
Telefon 07381 / 500213<br />
Münsingen<br />
Lichtensteinstraße 28<br />
(im REWE-Markt)<br />
Mo–Sa 7–20 Uhr<br />
Sonntag geschlossen<br />
Telefon 07381 / 4718<br />
Filialen<br />
Filiale in Münsingen – Rewe, Gewerbestraße<br />
Filiale in Münsingen – Rewe, Lichtensteinstraße<br />
Im Jahre 1955 gegründet<br />
Gebacken wird heuer ausschließlich mit<br />
heimischem Korn, wie der Bäckermeister<br />
in zweiter Generation versichert, der seit<br />
1995 auch Mitbegründer der <strong>Alb</strong>korngemeinschaft<br />
ist. „Gerade die regionale Bindung<br />
stärkt die bäuerlichen Betriebe und<br />
das lokale Handwerk“, ist Glocker überzeugt.<br />
Außerdem kann der dreifache Vater<br />
wohl mit Sohn Simon, der derzeit die Betriebswirt-<br />
und Meisterschule für Bäcker in<br />
Weinheim absolviert, auf gesicherte Weiterführung<br />
seines Betriebes (in dritter Generation)<br />
hoffen. Während das Hauptgeschäft<br />
in Gomadingen neben Backwaren<br />
und der Konditorei auch ein kleines Sortiment<br />
an Handelswaren offeriert, kommen<br />
die gemütlichen Sitzgelegenheiten, um<br />
Frühstück oder Kaffee und Kuchen ganz<br />
frisch genießen zu können, in den weiteren<br />
Filialen „sehr gut“ an, wie Glocker verrät.<br />
Gleich zweimal ist die Bäckerei neben<br />
Trochtelfingen in Münsingen, in beiden<br />
Rewe-Märkten, mit eigener Filiale und den<br />
erlesenen Backwaren der <strong>Alb</strong>kornbäckerei<br />
zu finden.<br />
Text: Patricia Kozjek<br />
Fotografie: Patricia Kozjek, PR<br />
Gomadingen<br />
Hauptstraße 2<br />
Informationen<br />
Mo 6.30–12.30 Uhr<br />
(nachm. geschlossen)<br />
Di–Fr 6.30–12.30 und 14–18 Uhr<br />
Sa 6.30–12.30 Uhr<br />
So 7.30–10.30 Uhr<br />
Telefon 07385 / 771<br />
www.albkorn.de<br />
18 19
Narrenverein Gischbl-Weiber<br />
<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 1/<strong>2014</strong> <strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 1/<strong>2014</strong><br />
Baumkletterteam Ronny Epple<br />
Mit Batscher, Milchkännle und Schmähliedern<br />
Mit viel Erfahrung hoch hinauf<br />
Ihr Markenzeichen ist ein Teppichklopfer genannt Batscher, ein Milchkännle mit Konfetti dazu ein Korb, gefüllt mit<br />
Leckereien und selbstgedichteten Schmähliedern: Der Narrenverein Gischbl-Weiber aus St. Johann mischt seit 1997 auf<br />
dem <strong>Kispel</strong> und darüber hinaus in Sachen Fasnet mächtig mit.<br />
Meist hoch hinaus geht es für Ronny Epple und sein professionelles Baumkletterteam. Ihr Arbeitsplatz befindet sich<br />
regelmäßig in schwindelnder Höhe. In diesem Jahr feiert das Team sein 15-jähriges Betriebsjubiläum. „Wir arbeiten in<br />
einer lebendigen, sich ständig verändernden Branche“, sagt Epple, der die Baumpflegefirma mit Sitz in Buttenhausen im<br />
April 1998 gegründet hat.<br />
Christine und Ronny Epple<br />
Ein knallblau kariertes Häs mit Schürze, karierten Stulpen und Batscher–so sind die Gischbl-Weiber auf Tour<br />
„Anfangs waren wir nur ein paar verrückte<br />
Mädels, die die Fasnet auch zu uns holen<br />
wollten“, erinnert sich Gründungsmitglied<br />
und heutiger 2. Vorstand Elke Weimert.<br />
Durch kräftige Mund-zu-Mund-Propaganda<br />
fanden sich mehr Gleichgesinnte zusammen<br />
und 1997 wurde der Verein mit elf<br />
Mädels und einem Hahn im Korb gegründet.<br />
Sich im protestantisch geprägten St.<br />
Johann zu beweisen war natürlich nicht<br />
einfach, mittlerweile haben die Gischbl-<br />
Weiber sich aber einen festen Platz im Gemeindegeschehen<br />
erarbeitet. Derzeit zählt<br />
der Verein 25 aktive Hästräger, darunter<br />
14 Frauen und 11 Männer.<br />
Alle vier Jahre großer Umzug<br />
Feste Termine sind der traditionelle Brauchtumsabend<br />
in der Würtinger Festhalle<br />
immer am ersten Samstag nach dem 6.<br />
Januar – dem offiziellen Beginn der schwäbisch-alemannischen<br />
Fasnet, die Kinderfasnet<br />
am Freitag nach dem „Schmotzigen<br />
Donnerstag“ in Bleichstetten und alle vier<br />
Jahre ein großer Umzug durch Würtingen<br />
– der nächste ist auf den 17. Januar 2015<br />
terminiert.<br />
Die Figur des Gischbl-Weibs hat kein geschichtliches<br />
Vorbild. „Wir haben uns<br />
einfach auf das Bild des wilden Weibes<br />
eingeschossen und machen immer ein<br />
großes Spektakel“, so Elke Weimert. Mit<br />
ihren passend zum Anlass selbstgedichteten<br />
Liedern sind die Gischbl-Weiber<br />
überall gern gesehene Gäste. Die handgeschnitzte<br />
Holzmaske ist einem knorrigen<br />
alten Weibsbild nachempfunden, inklusive<br />
Bollennase, langen zotteligen Haaren und<br />
Kopftuch. Dazu ein knallblau kariertes Häs<br />
mit Schürze und karierten Stulpen. Besagtes<br />
Häs muss man sich aber erst mal<br />
verdienen: „Wir haben nur 25 Exemplare<br />
und die müssen auch auf Tour sein. Wir<br />
schauen uns die Leute, die mitmachen<br />
wollen, immer erst einmal genau an“, bestätigt<br />
Elke Weimert.<br />
Wenn dann die Chemie stimmt, gibt es<br />
zunächst ein Leihhäs. Bewährt sich der<br />
Träger während der Kampagne, wird man<br />
offizielles aktives Mitglied. Zusätzliche<br />
Voraussetzung: Es müssen immer mehr<br />
Mädels als Jungs aktiv sein und der Vorstand<br />
des Vereins rekrutiert sich stets<br />
ausschließlich aus Frauen. „Das sind sicherlich<br />
unsere härtesten Regeln“, scherzt<br />
die Würtingerin. Trotz der weiblichen Vorherrschaft<br />
gibt es bei den Gischbl-Weibern<br />
aber kein Gezicke: „Wir kennen uns alle<br />
schon ewig, da gibt es keine Schnörkel und<br />
kein heimliches Getue.“<br />
Sozialer Anspruch<br />
Zwar spielt die Fasnet unangefochten die<br />
Hauptrolle, die Gischbl-Weiber haben aber<br />
auch einen sozialen Anspruch. Nachdem<br />
viele Jahre ein Mädchen aus Ghana als<br />
offizielles Patenkind finanziell unterstützt<br />
wurde, spendet der Verein seit einiger Zeit<br />
einen Großteil seiner Einnahmen einem<br />
sozialen Zweck, so wird in diesem Jahr<br />
das Frauenhaus in Reutlingen unterstützt.<br />
„Das ist uns sehr wichtig“, sagt Elke Weimert,<br />
„Wir wissen, dass wir auf der Sonnenseite<br />
stehen, aber wir wollen auch<br />
nicht den Blick auf die traurigeren Aspekte<br />
des Lebens verlieren.“<br />
Text: Kerstin Dannath<br />
Fotografie: Archiv NV Gischbl-Weiber<br />
Baumpflege mit Seilklettertechnik<br />
Schon während seiner Ausbildung zum<br />
Forstwirt, hat sich Ronny Epple zum „Zapfenpflücker“<br />
weitergebildet. „Eigentlich<br />
ein ganz alter Beruf“, wie er sagt. „Um an<br />
Forstsaatgut heranzukommen, hilft meist<br />
nur Klettern“, lacht er. Im Zuge dieser Weiterbildung<br />
kam Epple schließlich auch zur<br />
Seilklettertechnik. Mittlerweile war er viermal<br />
Deutscher- und einmal Europameister<br />
bei Berufswettkämpfen und Baumklettermeisterschaften.<br />
Nach seiner Ausbildung<br />
in Pfullingen und dem Abschluss als „jahrgangsbester<br />
Forstwirt in Baden-Württemberg“,<br />
ging es für den jungen Mann für fast<br />
fünf Jahre auf die Walz. Als „Subunternehmer“<br />
kam er quer durch Europa, von Schweden<br />
bis in die Schweiz. Während dieser Zeit<br />
absolvierte er die Ausbildung zum Fachagrarwirt<br />
für Baumpflege und Baumsanierung.<br />
Freilich wird oben in der Krone eines<br />
Baumes nicht nur gesägt und gelichtet. „In<br />
Australien habe ich einen 87 Meter hohen<br />
Eukalyptusbaum vermessen und im Nationalpark<br />
Koalas eingefangen, damit die<br />
Tiere untersucht und ihr Bestand geprüft<br />
werden konnte. Auch Jahrtausend alte<br />
Riesen-Mammutbäume in Kalifornien habe<br />
ich schon beklettert“, erzählt er. Ebenso<br />
sind Modellflugzeuge, Gleitschirme, Katzen<br />
Baumfällung mit dem Helikopter<br />
oder Drachenflieger, mit Ronny und seinem<br />
Team, immer wieder auf festen Boden gekommen.<br />
Ausbildung und Erfahrung sind unersetzlich<br />
Ob es um einen Baum oder Bäume im privaten<br />
Garten, in Kindergarten- oder Schulanlagen,<br />
auf Friedhöfen oder gar um Dutzende<br />
in Parkanlagen geht, das Team ist<br />
gerüstet. Auch Aufträge rund um das Freistellen<br />
von markanten Felsformationen<br />
und Burgen im <strong>Lauter</strong>tal profitieren von der<br />
langjährigen Erfahrung des Teams. 2006<br />
hat der heute 35-Jährige die Firmenstruktur<br />
verändert, viel investiert und den Fuhrpark<br />
durch mehrere Neuanschaffungen,<br />
wie den ersten großen Häcksler und einen<br />
LKW erweitert, um die gestiegene Nachfrage<br />
von Städten und Kommunen sowie<br />
Privatleuten bewältigen zu können. Die<br />
tatkräftige Unterstützung durch die Eltern<br />
macht das Baumkletterteam Ronny Epple<br />
zum echten Familienbetrieb – in der Region<br />
für die Region.<br />
Seit 2011 RAL-Gütesiegel für Baumpflege<br />
Heute besteht das Team aus vier bis sechs<br />
Personen. „Je nach Auftrag sind wir auch<br />
mal zu zehnt unterwegs“, sagt der junge<br />
Unternehmer, der seinen Betrieb 2011<br />
RAL zertifizieren ließ. „Das RAL-Siegel für<br />
Baumpflege steht für geprüfte Güte und<br />
einheitliche Standards, die bundesweit<br />
gelten“, erklärt seine aus Heidelberg stammende<br />
Frau Christine, die den Betrieb marketingtechnisch<br />
auf Vordermann hält. „Im<br />
Winter herrscht beim Baumkletterteam<br />
Hochbetrieb, es wird viel gefällt“, sagt Epple.<br />
„Im Frühjahr/Sommer ist dann hauptsächlich<br />
Baumpflege angesagt“. Dass er<br />
anfangs seiner Berufskarriere großen Respekt<br />
vor Höhe hatte, kann man fast nicht<br />
glauben. „Vieles ist einfach Erfahrung und<br />
Kopfsache“, weiß er heute.<br />
Text: Patricia Kozjek<br />
Fotografie: PR<br />
Informationen<br />
Baumkletterteam Ronny Epple<br />
Professionelle Baumpflege<br />
Glückhof 1<br />
72525 Münsingen-Buttenhausen<br />
Tel: 07383 / 943835<br />
Fax: 07383 / 9438881<br />
Mail: info@baumkletterteam.de<br />
www.baumkletterteam.de<br />
20 21
Failenschmid in St. Johann-Gächingen<br />
<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 1/<strong>2014</strong> <strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 1/<strong>2014</strong><br />
Besenwirtschaft zum Mostkrug<br />
Gastlichkeit und Qualität seit Jahrzehnten<br />
Ein guter Most ist des Schwaben Perle<br />
Ein altes Bauernhaus ist wieder zum Leben erwacht. In Zimmern, eingerichtet<br />
wie zu Großmutters Zeiten, kann man im Mostkrug in Erkenbrechtsweiler seit 10<br />
Jahren verschiedene Mostsorten, schwäbische Spezialitäten und mehr genießen.<br />
Um 1930: Ludwig Goller am Geländer (Mitte)<br />
Um 1920: Ludwig Goller vor Pferd und Gasthaus in Gächingen<br />
Die Geschichte der Metzgerei und des<br />
Landgasthofs „Hirsch Gächingen“ reicht<br />
bis ins 18. Jahrhundert zurück. 1740 finden<br />
sich die Betriebe erstmals urkundlich<br />
erwähnt. Damals stand hinter Besitz und<br />
Betrieb jedoch eine Familie namens Goller.<br />
Schnell einen guten Ruf erarbeitet<br />
Nachdem das Gebäude 1945 fast vollständig<br />
abgebrannt war, entschloss sich Ludwig<br />
Goller dazu, es wieder zu errichten. 1961,<br />
im Geburtsjahr von Ludwig Failenschmid,<br />
dem heutigen Inhaber und Geschäftsführer,<br />
kaufte sein Vater, der Metzgermeister<br />
Kurt Failenschmid, den „Hirsch“. Gemeinsam<br />
mit seiner Frau Rose, trieb er die<br />
damalige Gaststätte mit Herzblut um und<br />
erarbeitete sich schnell einen guten Ruf.<br />
Man schätzte die hervorragende Qualität,<br />
gutbürgerliche Küche und herzliche Gastlichkeit<br />
und kannte das Lokal zwischen<br />
Reutlingen und Münsingen nur zu gut. In<br />
den folgenden Jahren wurde in Gächingen<br />
ein Schlachthaus gebaut, wenig später<br />
schon wesentlich vergrößert. Moderne Maschinen<br />
wurden angeschafft und das Gasthaus<br />
mit Fremdenzimmern ausgestattet.<br />
Das Ladengeschäft wurde neu ausgebaut<br />
und der Festsaal mit damaliger Bühne<br />
modernisiert. Nach mehreren Lehrjahren<br />
und gesammelten Erfahrungen im In- und<br />
Ausland machte Ludwig Failenschmid die<br />
Meisterprüfung. Als ausgelernter Metzgermeister<br />
kehrte der Sohn schließlich in den<br />
elterlichen Betrieb auf die <strong>Alb</strong> zurück.<br />
Ausweitung des Geschäfts<br />
1991 übergab Kurt Failenschmid seinem<br />
Sohn die Verantwortung für Metzgerei und<br />
Gasthaus. Als junger, selbständiger Unternehmer<br />
machte er sich die nächsten Jahre<br />
daran, die Erweiterung und Modernisierung<br />
des Schlachthauses und der Metzgerei voranzutreiben.<br />
Die Voraussetzungen für eine<br />
Ausweitung des Geschäftes sollten damit<br />
geschaffen werden. An eine Ausweitung<br />
des Geschäfts hatte freilich zuvor schon<br />
Vater Kurt gedacht. Er eröffnete 1981 in<br />
Kohlstetten ein Geschäft, das 1998 geschlossen<br />
wurde. Auch in Upfingen fand<br />
sich einst eine Filiale der Metzgerei Failenschmid.<br />
Ein Fachgeschäft in Bernloch<br />
wurde 1985 eröffnet. Später kamen Würtingen<br />
(1992), Münsingen (1998) und die<br />
Markthalle in Reutlingen (2006) hinzu. In<br />
der Familie ist bis heute alles geblieben.<br />
Frau Katja, die eine geborene Goller ist,<br />
führt zwischenzeitlich verantwortlich die<br />
Gastronomie, während es ihrem Gatten<br />
vorwiegend um die Wurst geht. Überhaupt:<br />
Geht es um die Produkte seiner Metzgerei,<br />
ist Ludwig Failenschmid bekennender Traditionalist.<br />
Er überlässt nichts dem Zufall.<br />
Denn: Qualität steht für den Metzgermeister<br />
an oberster Stelle. „Wir verarbeiten<br />
nur Tiere von Bauern, die eng mit uns zusammenarbeiten<br />
und ganz in der Nähe<br />
ihre Höfe haben. Die Tiere haben Zeit im<br />
Biosphärengebiet der Schwäbischen <strong>Alb</strong> zu<br />
wachsen“. Weniger Stress beim Aufwachsen<br />
der Tiere bedeutet, dass sie mehr eigenen<br />
Milchzucker bilden und ihr Fleisch dadurch<br />
zarter und feinfaseriger wird, erklärt<br />
der Metzger. „Diese Qualität wird durch<br />
kurze Transportwege erhalten“. Schon am<br />
Anfang der Produktionskette wird Qualität<br />
bei Failenschmid nicht aus der Hand gegeben.<br />
„Unser erster Metzger, der durch<br />
regelmäßige Inspektionen bei den Bauern<br />
weiß, welches die besten Stücke für welchen<br />
Bedarf sind, holt die Tiere persönlich<br />
beim Bauer ab“. Geschlachtet wird im Unternehmen<br />
selbst. „Und zwar Tierschutzgerecht“,<br />
unterstreicht der Unternehmer<br />
aus Gächingen, der sein Handwerk von<br />
der Pike auf gelernt hat. „Ein solch verarbeitetes<br />
Fleisch reift besser, schmeckt leckerer<br />
und ist außerdem haltbarer“, unterstreicht<br />
Failenschmid.<br />
Text: Patricia Kozjek<br />
Fotografie: Archiv Failenschmid<br />
Informationen<br />
Failenschmid GmbH<br />
Parkstrasse 2<br />
72813 St. Johann-Gächingen<br />
Telefon: 07122 / 8287-0<br />
Telefax: 07122 / 8287-11<br />
info@failenschmid.de<br />
www.failenschmid.de<br />
Öffnungszeiten<br />
Hauptgeschäft Gächingen:<br />
Mo, Di, Do, Fr und Sa<br />
jeweils 07:00 – 18:00 Uhr<br />
Mittwoch Ruhetag<br />
Eingerichtet wie zur Großmutters Zeiten: Wer feiern will ist im Mostkrug an der richtigen Adresse<br />
Vor nunmehr zehn Jahren, genauer im November<br />
2004, eröffnete Thomas Dieterich<br />
in seinem Geburtshaus in Erkenbrechtsweiler<br />
den „Mostkrug“. Anfangs noch als<br />
reine Besenwirtschaft, seit 2008 mit einer<br />
richtigen Gaststättenkonzession. Gemostet<br />
wird selbst, das Obst kommt vorwiegend<br />
von eigenen Wiesen, hauptsächlich<br />
aus dem Lenninger Tal. „Äpfel und Birnen<br />
werden von großkronigen Obstbäumen,<br />
wie sie bei uns in der Gegend üblich sind,<br />
geerntet“, so Thomas Dieterich. Mittlerweile<br />
gibt es acht Mostsorten darunter auch<br />
Perlmost aus dem Druckfass: „Dazu sagen<br />
wir Mosecco, er ist so leicht wie ein echter<br />
Prosecco.“ Qualitätsweine, Bier sowie Säfte<br />
und Co runden das Angebot der regionalen<br />
Spezialitäten ab. Und natürlich kommen<br />
auch die Gaumenfreuden nicht zu kurz: Die<br />
reichhaltige Speisekarte spannt den Bogen<br />
von kleinen Köstlichkeiten bis hin zu schwäbischen<br />
Spezialitäten wie Kutteln in Trollingersößle,<br />
Zwiebelkuchen, Rostbraten oder<br />
Rindsleber in Kräutersoße. Am Herd steht<br />
der Chef, der obendrein gelernter Konditor,<br />
Bäcker und IT-Fachmann ist, meist höchstpersönlich<br />
und legt dabei viel Wert auf allerhöchste<br />
Qualität: „Ich verwende saisonale<br />
und regionale Produkte.“<br />
Feiern in ganz besonderem Ambiente<br />
Wer feiern will, ist im Mostkrug an der richtigen<br />
Adresse: Bis zu 80 Personen können<br />
in den liebevoll gestalteten Räumen und<br />
im Garten bewirtet werden.<br />
Nach langen Feiern, bietet der Bruder vom<br />
Besenwirt im nur einen Kilometer entfernten<br />
Hochwang schöne Gästezimmer<br />
zur Übernachtung an. Auch Gutscheine hat<br />
Thomas Dieterich im Angebot.<br />
Die historische Besenwirtschaft erwartet<br />
während der Saison ihre Gäste zu festen<br />
Terminen, die auf der Homepage nachgesehen<br />
werden können. Für Gruppen ab<br />
30 Personen öffnet der Besenwirt nach<br />
Absprache auch außerhalb der Öffnungszeiten.<br />
Im Juni und im Juli hat der Mostkrug<br />
freitags und samstags ab 18 Uhr,<br />
sonntags ab 12 Uhr oder zum Besenfrühstück<br />
ab 10 Uhr geöffnet.<br />
In der Herbst-Wintersaison beginnen die<br />
Öffnungstage mit dem Donnerstag.<br />
Übrigens: Zum zehnjährigen Jubiläum gibt<br />
es immer wieder Sonderveranstaltungen<br />
wie Konzerte oder besondere Schlemmerabende<br />
– einfach einen Blick auf die<br />
Homepage werfen oder sich zum regelmäßigen<br />
Newsletter anmelden.<br />
Text: Kerstin Dannath<br />
Fotografie: Mostkrug<br />
Informationen<br />
Besenwirtschaft Zum Mostkrug<br />
Thomas Dieterich<br />
Kirchstr. 9<br />
73268 Erkenbrechtsweiler<br />
Tel. 07026 / 2196<br />
Fax: 07026 / 959780<br />
Mobil: 0170 / 3150607<br />
www.mostkrug.de<br />
° Modernste CNC Fertigung<br />
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Kontakt<br />
Feucht GmbH<br />
Gewerbestr. 3<br />
D-72813 St. Johann - Upfingen<br />
Tel. +49 (0) 7122-82590-0<br />
Fax +49 (0) 7122-82590-55<br />
Mail: info@feucht-antriebstechnik.de<br />
Web: www.feucht-antriebstechnik.de<br />
22 23
Artenportrait Eisvogel<br />
<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 1/<strong>2014</strong><br />
mögliches Beutetier erspäht, so stürzt er<br />
sich pfeilschnell kopfüber ins Wasser. Sobald<br />
er die Wasseroberfläche erreicht hat,<br />
legt er seine Flügel eng an den Körper und<br />
macht sich lang. Damit die Eisvögel ihre<br />
Beute unter Wasser erhaschen können,<br />
bleiben die Augen zwar beim Eintauchen<br />
geöffnet, sind jedoch gut durch die instinktiv<br />
vorgezogene, durchsichtige Nickhaut<br />
geschützt. Meine Beobachtungen haben<br />
ergeben, dass bestenfalls jeder 5. Tauchgang<br />
erfolgreich verläuft. Hat der Vogel<br />
einen Fisch gefangen, fliegt er mit der<br />
Jagdbeute im Schnabel zurück auf seinen<br />
Ansitz, wo das Fischlein erst totgeschüttelt<br />
und dann so oft im Schnabel gewendet,<br />
beziehungsweise gedreht wird, bis es bequem<br />
mit dem Kopf voraus verschluckt<br />
werden kann. Unverdauliche Nahrungsreste<br />
wie Fischgräten und Insektenpanzer<br />
würgt der Eisvogel einige Stunden nach<br />
den Mahlzeiten als kleine Gewölle hervor.<br />
Verpaarung – aber bitte nicht ohne<br />
Brautgeschenk!<br />
Schon zeitig im Jahr, im Februar und März,<br />
begeben sich Eisvogelmännchen auf<br />
Brautschau. Ihre kurzen, scharfen „tiettiet“<br />
Balzrufe sind nun im <strong>Lauter</strong>tal Fluss<br />
auf und ab zu hören. Hat das männliche<br />
Tier eine mögliche Partnerin entdeckt, so<br />
wird diese ausdauernd umworben, wobei<br />
das Männchen seiner Auserwählten stets<br />
einen kleinen Fisch als Balzgeschenk überreicht.<br />
Bald schon beginnen die beiden<br />
Tiere, eine bis zu 1 Meter lange Röhre in<br />
eine geeignete Steilwand in Gewässernähe<br />
zu graben. Diese Röhre endet in einer<br />
kesselartigen Bruthöhle. Der Bau dieser in<br />
mühsamer Kleinarbeit in die Steilwand getriebenen<br />
Brutstätte zieht sich meist über<br />
mehrere Wochen hin. Bereits während der<br />
Bauzeit wird das Weibchen immer wieder<br />
von ihrem Partner begattet, wobei das Paarungsritual,<br />
wie schon während der Balz<br />
praktiziert, durch eine Beuteübergabe an<br />
das Weibchen eingeleitet wird. Manche Eisvogelpaare<br />
machen es sich in Punkto Höhlenbau<br />
einfacher und beziehen nochmals<br />
ihre bewährte, letztjährige Bruthöhle, sofern<br />
diese den Winter gut überstanden hat.<br />
Jeden Tag ein Ei…<br />
Die Eiablage erfolgt auf Etappen, sprich:<br />
das Weibchen legt so lange pro Tag ein Ei,<br />
bis das Gelege mit 6-8 Eiern vollständig<br />
ist. Erst dann beginnen beide Elterntiere<br />
abwechselnd zu brüten, bis die Eisvogelküken<br />
nach knapp 3 Wochen nackt und blind<br />
aus den Eiern schlüpfen. Nun beginnt für<br />
die beiden Altvögel ein kräftezehrender<br />
Wettlauf mit der Zeit, denn es gilt, rund um<br />
die Uhr hungrige Schnäbel mit Insekten<br />
und kleinen Fischchen zu stopfen. Leider<br />
fallen rund ein Drittel aller Eisvogel-Küken<br />
Überschwemmungen der Bruthöhlen<br />
durch gestiegene Wasserpegel nach heftigen<br />
Unwettern oder langhaltenden Regenfällen<br />
zum Opfer. Werden Bruthöhlen<br />
von Menschen entdeckt, so empfiehlt es<br />
sich dringend (!), die Tiere dort weder zu<br />
stören, noch sich länger als einige Minuten<br />
in der Umgebung der Brutröhren aufzuhalten,<br />
denn die scheuen und sehr störungsanfälligen<br />
Tiere würden ihren Brutplatz<br />
aufgeben, sodass die Jungen elend verhungern<br />
müssten. Grundsätzlich brüten<br />
die meisten Eisvögel zweimal, zuweilen<br />
auch dreimal pro Jahr.<br />
Extreme Schwankungen in der<br />
Populationsdichte<br />
Doch nicht nur während des 26-28 Tage<br />
währenden Zeitraums bis zum Flüggewerden<br />
ist die Eisvogel-Überlebensrate gering.<br />
Insbesondere in harten Wintern dezimieren<br />
sich die Bestände dieser seltenen und<br />
streng nach Bundesnaturschutzgesetz<br />
geschützten Art aufs Empfindlichste: Während<br />
extremer Kälteperioden bei zugefrorenen<br />
Gewässern kommt es vor, dass 90<br />
Prozent der Eisvögel verhungern. Freuen<br />
wir uns also von Herzen für diese leuchtend<br />
bunten gefiederten Edelsteine über<br />
den vergangenen lauen Winter, aus dem<br />
die Tiere unbeschadet und wohlgenährt<br />
ins Jahr starten können.<br />
Text & Fotografie: Eva-Maria Pulvermüller<br />
Männlicher Eisvogel (Alcedo atthis) auf seinem Ansitz<br />
Dem extrem milden Winter ist es zu verdanken,<br />
dass sich derzeit im Großen <strong>Lauter</strong>tal<br />
außergewöhnlich viele Eisvögel aufhalten<br />
– ein glänzender Auftakt in die in wenigen<br />
Wochen beginnende Brutsaison, dieser<br />
wohl mit Abstand farbenprächtigsten gefiederten<br />
<strong>Alb</strong>bewohner.<br />
Schillerndes Juwel<br />
Es mutet an, als hätte die Schöpfung diesem<br />
in jeder Hinsicht bemerkenswerten<br />
Vogel einen besonders exotischen Look<br />
verleihen wollen, schimmert sein Gefieder<br />
doch - je nach Lichteinfall - von smaragdgrün<br />
bis leuchtend türkisblau. Die knallroten<br />
Füßen und das satte Rostrot seiner<br />
Unterseite bilden einen Kontrast zu den<br />
changierenden Blautönen, wie er schöner<br />
nicht sein könnte. Der auffallend große,<br />
fast vier Zentimeter lange Schnabel dient<br />
dem rund 40 Gramm leichten Rackenvogel<br />
als perfektes Instrument zum Fischfang.<br />
Imposante Drohgebärden und Kämpfe zur<br />
Revierverteidigung<br />
Die tagaktiven Eisvögel sind territoriale<br />
Einzelgänger, die keine Artgenossen in<br />
ihrem Revier dulden. Insbesondere während<br />
der Brutsaison und bei Nahrungsknappheit<br />
werden Eindringlinge mit einem<br />
reichhaltigen Repertoire an Drohgebärden<br />
und - falls diese nicht zum Ziel führen - zuweilen<br />
auch mit handfesten Rangeleien<br />
aus dem Revier verscheucht. Da sich Eisvögel<br />
von kleinen Fischen, Krebstieren und<br />
Wasserinsekten ernähren, bewachen sie<br />
vor allem ihre besten Fischgründe sowie<br />
die Ansitzmöglichkeiten mit Blick auf das<br />
Gewässer – hängt doch der Erfolg der Jungen-Aufzucht<br />
entschieden von der Menge<br />
der gefangenen Fische ab. Während der<br />
Frühlingsmonate tun sich die Tiere überdies<br />
auch gerne an dem kurzzeitig vorhandenen<br />
Überangebot an Kaulquappen von<br />
Fröschen und Kröten gütlich.<br />
Stoßtauchen mit zahlreichen Fehlversuchen<br />
Eisvögel verfügen über eine ausgefeilte<br />
Jagdtechnik: Zunächst einmal wird eine<br />
passende Sitzwarte mit Blick auf die Wasserfläche<br />
bezogen; hat der Vogel dann ein<br />
Auszug aus unserem<br />
erweiterten Leistungskatalog:<br />
Erweiterte Leistungen bei Schwangerschaft und Mutterschaft<br />
Vorsorge + (Medizinische Vorsorgeleistungen für Erwachsene)<br />
Brillengläser und Kontaktlinsen<br />
Hochwertige Zahnfüllungen wie Kunststoff, Keramik oder Gold<br />
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24 25
Veranstaltungskalender<br />
<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 1/<strong>2014</strong><br />
Gute Unterhaltung,<br />
Spaß und neue Denkanstöße<br />
wünscht Ihre<br />
Volksbank Metzingen - Bad Urach eG<br />
So. 25.05.<strong>2014</strong><br />
Konfirmandenabendmahl<br />
Ev. Kirchengemeinde Gomadingen,<br />
Martinskirche<br />
So. 25.05.<strong>2014</strong> – Do. 29.05.<strong>2014</strong><br />
Begegnungsfahrt nach Buis<br />
Samariterstift Grafeneck<br />
Do. 29.05.<strong>2014</strong><br />
Schnitzelessen<br />
Skatclub Gomadingen, Parkplatz<br />
Ödenwaldstetter straße<br />
Sa. 31.05.<strong>2014</strong><br />
Landesfest SAV Gesamtverein Reutlingen<br />
AV Dapfen<br />
Juni<br />
Fr. 27.06.<strong>2014</strong> – So. 29.06.<strong>2014</strong><br />
90-Jahr Feier<br />
SV Gomadingen, Sportplatz<br />
Sa. 28.06.<strong>2014</strong><br />
Sonnwendfeier<br />
AV Dapfen, Milchhalde<br />
Juli<br />
Do. 03.07.<strong>2014</strong><br />
Tage der Europäischen Gestütskultur<br />
Ausstellung der ESSA–Gestüte<br />
Haupt- und Landgestüt Marbach<br />
Fr. 04.07.<strong>2014</strong><br />
Lesung: Gartenkrimi an der <strong>Lauter</strong><br />
VHS Münsingen, vor der Klosterkirche<br />
Offenhausen<br />
April<br />
So. 20.04.<strong>2014</strong> ab 6:00 Uhr<br />
Frühgottesdienst<br />
Martinskirche Gomadingen<br />
Mo. 21.04.<strong>2014</strong><br />
Tag des Baumes<br />
AV Dapfen<br />
Sa. 26.04.<strong>2014</strong><br />
Frühjahrskonzert<br />
<strong>Lauter</strong>talmusikanten MV Dapfen,<br />
Sternberghalle<br />
Mi. 30.04.<strong>2014</strong><br />
Maibaum spielen<br />
<strong>Lauter</strong>talmusikanten MV Dapfen<br />
Mi. 30.04.<strong>2014</strong><br />
Hock am Maibaum<br />
Dapfen Fw-Gerätehaus<br />
Mi. 30.04.<strong>2014</strong><br />
Maifeier<br />
AV Gomadingen<br />
Mi. 30.04.<strong>2014</strong><br />
Maifest<br />
Steingebronn Feuerwehrgerätehaus<br />
Flug über den Truppenübungsplatz | Fotografie: Patricia Kozjek<br />
Mai<br />
Do. 01.05.<strong>2014</strong> – So. 04.05.<strong>2014</strong><br />
Sternberg-Tennis-Turnier <strong>2014</strong><br />
Tennisanlage, Tennisverein Gomadingen<br />
So. 04.05.<strong>2014</strong><br />
Familienwanderung Rulaman<br />
AV Gomadingen<br />
So. 04.05.<strong>2014</strong> ab 9:45 Uhr<br />
Konfirmation<br />
Ev. Kirchengemeinde Dapfen,<br />
Martinskirche<br />
Do. 08.05.<strong>2014</strong> – So. 11.05.<strong>2014</strong><br />
Internationale Marbacher Vielseitigkeit<br />
CIC***<br />
Haupt- und Landgestüt Marbach Gelände<br />
Sa. 10.05.<strong>2014</strong><br />
Vogelwanderung abends<br />
AV Dapfen<br />
So. 11.05.<strong>2014</strong><br />
Konfirmation<br />
Ev. Kirchengemeinde Gomadingen,<br />
Martinskirche<br />
Mi. 14.05.<strong>2014</strong><br />
Mittwochsturnier Dressur- und Springen<br />
Marbach, Fahrsportgruppe Marbach<br />
Do. 15.05.<strong>2014</strong> – So. 18.05.<strong>2014</strong><br />
Festwochenende 500 Jahre Marbach<br />
Eröffnung Gestütsradweg und Tag der<br />
offenen Tür<br />
Haupt- und Landgestüt Marbach<br />
So. 25.05.<strong>2014</strong><br />
Meeting–Hock<br />
JC Meeting, Clubhaus<br />
So. 25.05.<strong>2014</strong><br />
Kommunalwahlen und Europawahl<br />
Gemeinden<br />
Sa. 07.06.<strong>2014</strong> – Mo. 09.06.<strong>2014</strong><br />
Kunstsymposium<br />
Gestütshof Offenhausen, Museumsverein<br />
Klosterkirche Offenhausen e.V.<br />
Mo. 09.06.<strong>2014</strong><br />
Gottesdienst im Grünen<br />
Ev. Kirchengemeinde Gomadingen,<br />
hinterm Sternberg<br />
Fr. 13.06.<strong>2014</strong> – So. 15.06.<strong>2014</strong><br />
Bundesjungzüchterfestival<br />
So. 15.06.<strong>2014</strong><br />
Fohlenschau Württemberg<br />
Haupt- und Landgestüt Marbach,<br />
Gestütshof<br />
Sa. 21.06.<strong>2014</strong><br />
Sonnwendfeier Kälberberg<br />
AV Gomadingen<br />
So. 22.06.<strong>2014</strong><br />
Sommerfest<br />
Gomadingen, Verein für Sport- und<br />
Gebrauchshunde Gomadingen e. V.<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
TES+M GmbH<br />
Thomas Blank<br />
Achalmstr. 11<br />
73268 Erkenbrechtsweiler<br />
Telefon 07026 / 601 9646<br />
alb@albmarketing.de<br />
Layout & Gestaltung:<br />
thomasblank.com gmbh<br />
Erscheinungsweise:<br />
viermal im Jahr<br />
Telefon 07026 / 601 988 0<br />
post@thomasblank.com<br />
Fr. 04.07.<strong>2014</strong> und Sa. 05.07.<strong>2014</strong><br />
Marbach Classics – Open Air<br />
Haupt- und Landgestüt Marbach,<br />
Arena<br />
So. 06.07.<strong>2014</strong><br />
Landesposaunentag<br />
Ulm, Posaunenchor Gomadingen<br />
Fr. 11.07.<strong>2014</strong><br />
Kirchspielkino<br />
Ev. Kirchengemeinde Gomadingen,<br />
Martinskirche<br />
Sa. 12.07.<strong>2014</strong> und So. 13.07.<strong>2014</strong><br />
Deutsche Meisterschaft Jungzüchter<br />
Haupt- und Landgestüt Marbach,<br />
Gestütshof<br />
So. 13.07.<strong>2014</strong><br />
Eiche – Fest<br />
JC Meeting, auf Eiche<br />
So. 13.07.<strong>2014</strong><br />
Familienausflug Neuhausen o. E.<br />
AV Gomadingen<br />
Redaktion:<br />
Thomas Blank<br />
Kerstin Dannath<br />
Patricia Kozjek<br />
Simon Wagner<br />
Eva-Maria Pulvermüller<br />
Druck:<br />
Leibfarth & Schwarz<br />
GmbH & Co.KG<br />
72581 Dettingen/Erms<br />
Telefon 07123 / 9785-0<br />
kontakt@leibfarth-schwarz.de<br />
Kirchheim / Teck , Kornhaus<br />
Achalmstraße 11 | 73268 Erkenbrechtsweiler<br />
Fon 07026 - 601 988-0 | post@thomasblank.com<br />
www.thomasblankfotografie.de<br />
So. 13.07.<strong>2014</strong><br />
Gemeindefest in Offenhausen<br />
Offenhausen<br />
So. 13.07.<strong>2014</strong><br />
Dorffest Grafeneck<br />
Grafeneck, Samariterstift<br />
Allgemeine Hinweise:<br />
Die Inhalte wurden mit größter Sorgfalt erstellt (Stand<br />
1/<strong>2014</strong>). Wir bitten jedoch um Verständnis, dass wir für<br />
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