Alb Magazin - Ausgabe Kispel Lauter 2/2014

Regional Magazin auf der Schwäbischen Alb für die Region St. Johann, Sirchingen, Marbach und Gomadingen Regional Magazin auf der Schwäbischen Alb für die Region St. Johann, Sirchingen, Marbach und Gomadingen

10.07.2014 Aufrufe

Zum Gedenken an Paul Jäger Alb-Magazin Ausgabe 2/2014 Alb-Magazin Ausgabe 2/2014 Weible Bestattungen Der Künstler und Kalendermann der Mittleren Alb Zum Broterwerb strich und tapezierte Paul Jäger werktags Wände und Zimmer. Am Wochenende und in der Freizeit wurde aus dem Upfinger Handwerker ein Künstler. Mit elf Jahren entdeckte der 1914 in Dettingen geborene Bub die Welt des Malens für sich. Aus ersten Kohle-Skizzen wurden im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche Feder-, Wachs- und Kohlezeichnungen, Aquarelle und Ölgemälde. Zum 100. Mal jährt sich heuer der Geburtstag des Upfinger Künstlers. Zahlreiche Werke werden der Öffentlichkeit aus diesem Anlass an zwei Wochenenden gezeigt. Paul Jäger fand seine Motive zeitlebens auf der Alb und in der Region Vor allem durch seine Kalender, die von 1973 bis nach seinem Tod in lückenloser Folge erschienen, war Paul Jäger in der Region bekannt. „In vielen Häusern wurden die Monatsblätter gesammelt als Zeugnisse des Schaffens einer starken künstlerischen Persönlichkeit, wie auch als Dokumente des Landschafts- und Kulturgesichtes einer typischen schwäbischen Region“, erinnert sich der ehemalige Schulleiter von Upfingen und langjährige Freund der Familie, Wilhelm Greiner, an die Worte eines Kritikers. Die Motive fand der Künstler zeitlebens in der Landschaft, den Dörfern und in den Menschen der Schwäbischen Alb. Und weil künstliches Licht am Abend die Farben in ihrer Eigenart verfälschten, wie Jäger überzeugt war, beschränkte er sein kreatives Schaffen vorwiegend auf´s Wochenende. Gesammelte Zeugnisse des Schaffens Gerne erzählte der „Sonntagsmaler“, wie er sich nannte, von seiner ersten Begegnung mit der Kunst, erinnert sich auch Wolfgang Jäger, einer von vier Söhnen Jägers. Schon als kleiner Bub habe er dem Metzinger Kunstmaler Kussmann begeistert zugesehen, wenn dem Künstler die Kohle splitterte und er heimlich die Stückchen auflas, um es zu Hause seinem Vorbild gleichzutun. Die Kunst blieb für den gelernten Maler dennoch „nur Hobby“. Im Rahmen dessen studierte er viele Kunstbücher und besuchte zahlreiche Ausstellungen. „In der Nachkriegszeit gehörte er zeitweise der Tübinger Notgemeinschaft der Künstler an“, sagt Wolfgang Jäger. Immer wieder habe der Vater auch Kunstunterricht eines Tübinger Professors besucht. Angetan hätten es dem Künstler vor allem die französischen Impressionisten, insbesondere Vincent van Gogh. Mensch und Künstler sind nicht zu trennen Was Paul Jäger auch erfuhr: „Mensch und Künstler sind nicht voneinander zu trennen“. In den schweren Jahren der Krankheit und des frühen Todes seiner Frau Sophie neben der großen Sorge um vier mutterlose Söhne, kamen nur wenige Werke zustande. Erst Ende der sechziger Jahre, konnte sich der Künstler nach erneuter Vermählung mit Lina Jäger, wieder frei entfalten und seinen Werken wieder Leichtigkeit vermachen. Ab 1968, nach Beendigung der beruflichen Arbeit, widmete sich Paul Jäger ganz seiner Malerei. Ob Dorfansichten, die im Laufe der Jahre verloren gegangen sind, Gewässer, Schneeschmelze oder Sonnenaufgänge – vieles davon hielt er in kräftigen, klaren Ölfarben fest. Weniger die Interpretation seiner Bilder, denn die Freude am Schönen der Heimat erhalten zu helfen, lag Paul Jäger am Herzen. Schwer erkrankt, verstarb Jäger 1978 in Bad Urach. Text: Patricia Kozjek Das letzte Geleit - Riten bewahren gehört zur Kultur Das Ehrenamt ist im Niedergang und die weniger populäreren erst recht. Deutlicher ausgedrückt: Viele Ehrenämter kennt man heute praktisch gar nicht mehr und sie sind schlichtweg in Vergessenheit geraten. So gehören Sargträger beispielsweise seit jeher zu einem irdischen Abschied dazu – geeignete und vor allem willige Kandidaten für das letzte Geleit gibt es aber immer weniger. „Dabei ist das doch ein Zeichen, dass man sich verantwortlich fühlt in der Ortschaft in der man lebt und das sorgt schließlich für dörfliche Identität“, sagt Bestattungsunternehmer Dieter Weible. Das sei wichtig in unseren Zeiten, in der man nur allzu oft einfach nebeneinander her lebt: „Riten bewahren gehört zur Kultur.“ Dieter Weible (vorne im Bild) schätzt sein langjähriges Trägerteam v. l. Heinrich Schüle, Adam Buschbacher und Martin Holder Jeder kennt jeden? Das war einmal - auch im ländlichen Raum geht der Trend zur anonymisierten Gesellschaft. Für Dieter Weible gilt grundsätzlich: „Man kann nicht nur gemeinsam Feste feiern. Auch der letzte Dienst, den man einem Mitmenschen erweisen kann, gehört zum gemeinschaftlichen Leben.“ Den Toten ans Grab zu geleiten, ihn tragen, ist eine Ehre. Ein wichtiges Amt und Teil unserer menschlichen Kultur. Früher war das eine Selbstverständlichkeit. „Man ist vom Nachbarn gefragt worden, hat Urlaub genommen und niemals abgelehnt“, erinnert sich Martin Holder. Der Gächinger führte das Amt des Sargträgers genauso wie Heinrich Schüle aus Grabenstetten und Adam Buschbacher aus Dottingen viele Jahre aus. „Eine gewisse Ausstrahlung muss man schon mitbringen“, so Heinrich Schüle, „Diese innere Einstellung spüren die Menschen dann, es kommt direkt bei ihnen an.“ Ein würdevoller Abschied macht die Sache für die Hinterbliebenen zwar nicht leichter, aber in dem schweren Moment selbst vielleicht etwas erträglicher. Die Aufgabe des Sarg tragens erledigen meist Mitarbeiter der Bestattungsunternehmen, Studenten, Nachbarn, Freundeskreis oder örtliche Vereine. Leider sind diese oft personell nicht mehr in der Lage diesen wichtigen Dienst zu erfüllen. „Wenn jeder Ort wieder feste Träger hätte, hätten wir den Idealfall“, wünscht sich Dieter Weible, der als Bestattungsunternehmer in zweiter Generation weiß, wovon er spricht. Ein Ehrenamt macht stark und verbindet Ein solches Ehrenamt mache letztlich auch stark und verbinde miteinander. „Überall wo Menschen wohnen, egal an welchen Ort“, so Dieter Weible, der überzeugt ist, dass ein Trauerfall, so schmerzlich er auch ist, ebenso eine Chance zur zwischenmenschlicher Begegnung und Möglichkeit der Kontaktaufnahme ist. Um dem Trend entgegenzuwirken, haben sich vielerorts mittlerweile Vereine gebildet, die die Sargträger ehrenamtlich stellen und deren Mitglieder das Recht haben, den Dienst auch selbst im Fall des Falles zu nutzen. „Keiner ist mit seiner Trauer al- leine“, verspricht Dieter Weible, der für die Gründung und Organisation von örtlichen Initiativen in Sachen Letztem Geleit persönlich mit Rat, Tat und langjähriger Erfahrung zur Seite steht. Text: Kerstin Dannath Informationen Weible Bestattungen Achalmstraße 2 72525 Münsingen Telefon: 07381 / 93799-0 Weible Bestattungen Lichtenstein Wilhelmstraße 41 72805 Lichtenstein Telefon: 07129 / 6287 info@weible-bestattungen.de www.weible-bestattungen.de 18 19

Zum Gedenken an Paul Jäger<br />

<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2014</strong> <strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2014</strong><br />

Weible Bestattungen<br />

Der Künstler und Kalendermann der Mittleren <strong>Alb</strong><br />

Zum Broterwerb strich und tapezierte Paul Jäger werktags Wände und Zimmer. Am Wochenende und in der Freizeit<br />

wurde aus dem Upfinger Handwerker ein Künstler. Mit elf Jahren entdeckte der 1914 in Dettingen geborene Bub die<br />

Welt des Malens für sich. Aus ersten Kohle-Skizzen wurden im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche Feder-, Wachs- und<br />

Kohlezeichnungen, Aquarelle und Ölgemälde. Zum 100. Mal jährt sich heuer der Geburtstag des Upfinger Künstlers.<br />

Zahlreiche Werke werden der Öffentlichkeit aus diesem Anlass an zwei Wochenenden gezeigt.<br />

Paul Jäger fand seine Motive zeitlebens auf der <strong>Alb</strong><br />

und in der Region<br />

Vor allem durch seine Kalender, die von<br />

1973 bis nach seinem Tod in lückenloser<br />

Folge erschienen, war Paul Jäger in der<br />

Region bekannt. „In vielen Häusern wurden<br />

die Monatsblätter gesammelt als<br />

Zeugnisse des Schaffens einer starken<br />

künstlerischen Persönlichkeit, wie auch<br />

als Dokumente des Landschafts- und Kulturgesichtes<br />

einer typischen schwäbischen<br />

Region“, erinnert sich der ehemalige<br />

Schulleiter von Upfingen und langjährige<br />

Freund der Familie, Wilhelm Greiner, an<br />

die Worte eines Kritikers. Die Motive fand<br />

der Künstler zeitlebens in der Landschaft,<br />

den Dörfern und in den Menschen der<br />

Schwäbischen <strong>Alb</strong>. Und weil künstliches<br />

Licht am Abend die Farben in ihrer Eigenart<br />

verfälschten, wie Jäger überzeugt war,<br />

beschränkte er sein kreatives Schaffen<br />

vorwiegend auf´s Wochenende.<br />

Gesammelte Zeugnisse des Schaffens<br />

Gerne erzählte der „Sonntagsmaler“, wie er<br />

sich nannte, von seiner ersten Begegnung<br />

mit der Kunst, erinnert sich auch Wolfgang<br />

Jäger, einer von vier Söhnen Jägers. Schon<br />

als kleiner Bub habe er dem Metzinger<br />

Kunstmaler Kussmann begeistert zugesehen,<br />

wenn dem Künstler die Kohle splitterte<br />

und er heimlich die Stückchen auflas, um es<br />

zu Hause seinem Vorbild gleichzutun. Die<br />

Kunst blieb für den gelernten Maler dennoch<br />

„nur Hobby“. Im Rahmen dessen studierte er<br />

viele Kunstbücher und besuchte zahlreiche<br />

Ausstellungen. „In der Nachkriegszeit gehörte<br />

er zeitweise der Tübinger Notgemeinschaft<br />

der Künstler an“, sagt Wolfgang Jäger.<br />

Immer wieder habe der Vater auch Kunstunterricht<br />

eines Tübinger Professors besucht.<br />

Angetan hätten es dem Künstler vor allem<br />

die französischen Impressionisten, insbesondere<br />

Vincent van Gogh.<br />

Mensch und Künstler sind nicht zu trennen<br />

Was Paul Jäger auch erfuhr: „Mensch und<br />

Künstler sind nicht voneinander zu trennen“.<br />

In den schweren Jahren der Krankheit<br />

und des frühen Todes seiner Frau Sophie<br />

neben der großen Sorge um vier mutterlose<br />

Söhne, kamen nur wenige Werke zustande.<br />

Erst Ende der sechziger Jahre, konnte sich<br />

der Künstler nach erneuter Vermählung mit<br />

Lina Jäger, wieder frei entfalten und seinen<br />

Werken wieder Leichtigkeit vermachen. Ab<br />

1968, nach Beendigung der beruflichen<br />

Arbeit, widmete sich Paul Jäger ganz seiner<br />

Malerei. Ob Dorfansichten, die im Laufe der<br />

Jahre verloren gegangen sind, Gewässer,<br />

Schneeschmelze oder Sonnenaufgänge<br />

– vieles davon hielt er in kräftigen, klaren<br />

Ölfarben fest. Weniger die Interpretation<br />

seiner Bilder, denn die Freude am Schönen<br />

der Heimat erhalten zu helfen, lag Paul Jäger<br />

am Herzen. Schwer erkrankt, verstarb<br />

Jäger 1978 in Bad Urach.<br />

Text: Patricia Kozjek<br />

Das letzte Geleit - Riten bewahren gehört zur Kultur<br />

Das Ehrenamt ist im Niedergang und die weniger populäreren erst recht. Deutlicher ausgedrückt: Viele Ehrenämter<br />

kennt man heute praktisch gar nicht mehr und sie sind schlichtweg in Vergessenheit geraten. So gehören Sargträger<br />

beispielsweise seit jeher zu einem irdischen Abschied dazu – geeignete und vor allem willige Kandidaten für das letzte<br />

Geleit gibt es aber immer weniger. „Dabei ist das doch ein Zeichen, dass man sich verantwortlich fühlt in der Ortschaft<br />

in der man lebt und das sorgt schließlich für dörfliche Identität“, sagt Bestattungsunternehmer Dieter Weible. Das sei<br />

wichtig in unseren Zeiten, in der man nur allzu oft einfach nebeneinander her lebt: „Riten bewahren gehört zur Kultur.“<br />

Dieter Weible (vorne im Bild) schätzt sein langjähriges Trägerteam v. l. Heinrich Schüle, Adam Buschbacher und Martin Holder<br />

Jeder kennt jeden? Das war einmal - auch<br />

im ländlichen Raum geht der Trend zur<br />

anonymisierten Gesellschaft. Für Dieter<br />

Weible gilt grundsätzlich: „Man kann nicht<br />

nur gemeinsam Feste feiern. Auch der letzte<br />

Dienst, den man einem Mitmenschen<br />

erweisen kann, gehört zum gemeinschaftlichen<br />

Leben.“ Den Toten ans Grab zu geleiten,<br />

ihn tragen, ist eine Ehre. Ein wichtiges<br />

Amt und Teil unserer menschlichen Kultur.<br />

Früher war das eine Selbstverständlichkeit.<br />

„Man ist vom Nachbarn gefragt worden,<br />

hat Urlaub genommen und niemals<br />

abgelehnt“, erinnert sich Martin Holder.<br />

Der Gächinger führte das Amt des Sargträgers<br />

genauso wie Heinrich Schüle aus Grabenstetten<br />

und Adam Buschbacher aus<br />

Dottingen viele Jahre aus. „Eine gewisse<br />

Ausstrahlung muss man schon mitbringen“,<br />

so Heinrich Schüle, „Diese innere<br />

Einstellung spüren die Menschen dann,<br />

es kommt direkt bei ihnen an.“ Ein würdevoller<br />

Abschied macht die Sache für<br />

die Hinterbliebenen zwar nicht leichter,<br />

aber in dem schweren Moment selbst<br />

vielleicht etwas erträglicher.<br />

Die Aufgabe des Sarg tragens erledigen<br />

meist Mitarbeiter der Bestattungsunternehmen,<br />

Studenten, Nachbarn, Freundeskreis<br />

oder örtliche Vereine. Leider sind diese oft<br />

personell nicht mehr in der Lage diesen<br />

wichtigen Dienst zu erfüllen. „Wenn jeder<br />

Ort wieder feste Träger hätte, hätten wir<br />

den Idealfall“, wünscht sich Dieter Weible,<br />

der als Bestattungsunternehmer in zweiter<br />

Generation weiß, wovon er spricht.<br />

Ein Ehrenamt macht stark und verbindet<br />

Ein solches Ehrenamt mache letztlich auch<br />

stark und verbinde miteinander. „Überall wo<br />

Menschen wohnen, egal an welchen Ort“,<br />

so Dieter Weible, der überzeugt ist, dass ein<br />

Trauerfall, so schmerzlich er auch ist, ebenso<br />

eine Chance zur zwischenmenschlicher<br />

Begegnung und Möglichkeit der Kontaktaufnahme<br />

ist.<br />

Um dem Trend entgegenzuwirken, haben<br />

sich vielerorts mittlerweile Vereine gebildet,<br />

die die Sargträger ehrenamtlich stellen<br />

und deren Mitglieder das Recht haben,<br />

den Dienst auch selbst im Fall des Falles<br />

zu nutzen. „Keiner ist mit seiner Trauer al-<br />

leine“, verspricht Dieter Weible, der für die<br />

Gründung und Organisation von örtlichen<br />

Initiativen in Sachen Letztem Geleit persönlich<br />

mit Rat, Tat und langjähriger Erfahrung<br />

zur Seite steht.<br />

Text: Kerstin Dannath<br />

Informationen<br />

Weible Bestattungen<br />

Achalmstraße 2<br />

72525 Münsingen<br />

Telefon: 07381 / 93799-0<br />

Weible Bestattungen Lichtenstein<br />

Wilhelmstraße 41<br />

72805 Lichtenstein<br />

Telefon: 07129 / 6287<br />

info@weible-bestattungen.de<br />

www.weible-bestattungen.de<br />

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