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59 5. Belastungen, Fehlbeanspruchungsfolgen in der Polizeilichen ...

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<strong>Belastungen</strong>, <strong>Fehlbeanspruchungsfolgen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Polizeilichen</strong> Gefahrenabwehr<br />

fischer <strong>Belastungen</strong> nicht bedeutsam unterscheiden. Die Arbeitsgruppe Bonitz, Hedden,<br />

Grzech-Sukalo und Nachre<strong>in</strong>er (1989) untersuchten die psychosozialen Effekte unterschiedlicher<br />

Schichtsysteme. Von den Schichtsystemen werden diejenigen als tendenziell günstiger<br />

beurteilt, die zum e<strong>in</strong>en Langschichten enthalten und e<strong>in</strong>e spezifische Folge unterschiedlicher<br />

Schichten ermöglichen (sie sprechen dabei von „kurz rückwärts rotierenden Systemen“).<br />

Es zeigt sich auch, dass Schichtsysteme, <strong>der</strong>en periodische Komponente mit dem<br />

gesellschaftlichen Lebensrhythmus synchron verläuft, zu ger<strong>in</strong>geren Bee<strong>in</strong>trächtigungen führen<br />

als Schichtpläne, die sich häufig nicht mit dem gesellschaftlichen Rhythmus vere<strong>in</strong>baren<br />

lassen (hier wird <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Arbeit an normalerweise freien Tagen fokussiert, also an<br />

Wochenenden und Feiertagen).<br />

Neben den Arbeiten, die Zusammenhänge zwischen Effekten <strong>der</strong> Schichtarbeit und dem<br />

<strong>in</strong>dividuellen Biorhythmus thematisieren, wurde von dem Knesebeck, David und Siegrist<br />

(2005) <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss psychosozialer Arbeitsbelastungen auf die Ausbildung muskuloskelettaler<br />

Beschwerden bei Speziale<strong>in</strong>heiten <strong>der</strong> Polizei untersucht. Psychosoziale Arbeitsbelastungen<br />

wurden anhand des Modells beruflicher Gratifikationskrisen erhoben, welches<br />

von <strong>der</strong> Annahme ausgeht, dass e<strong>in</strong> Ungleichgewicht zwischen hoher Verausgabung und<br />

erhaltener Belohnung zu Stressreaktionen führt. Es zeigte sich, dass über e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> Beamten<br />

von e<strong>in</strong>em ausgeprägten Missverhältnis zwischen beruflicher Verausgabung und Belohnung<br />

betroffen s<strong>in</strong>d. Zusammenhänge zwischen beruflichen Gratifikationskrisen und dem<br />

Auftreten von Nacken-, Schulter- und Rückenschmerzen konnten nachgewiesen werden.<br />

Fazit und Vergleich mit <strong>der</strong> nicht polizeilichen Gefahrenabwehr<br />

Vergleicht man die wissenschaftliche Diskussion potenzieller <strong>Belastungen</strong> zwischen <strong>der</strong> polizeilichen<br />

und nicht polizeilichen Gefahrenabwehr fällt auf, dass sich <strong>der</strong> Fokus <strong>der</strong> Betrachtung<br />

bei E<strong>in</strong>satzkräften <strong>der</strong> Polizei nicht so deutlich nur auf Extrembelastungen richtet, son<strong>der</strong>n<br />

<strong>in</strong> hohem Maß auch ungünstige Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen als belastend diskutiert werden.<br />

Das Gesamtspektrum von <strong>Belastungen</strong> wird aus arbeitsmediz<strong>in</strong>ischer Sicht (zircadiane Periodik,<br />

Schichtarbeit usw.), arbeitspsychologischer und psychosozialer Perspektive (soziale<br />

Interaktion zwischen Kollegen) sowie bezogen auf traumatische Aspekte des E<strong>in</strong>satzdienstes<br />

umfassen<strong>der</strong> abgebildet, als dies zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Recherche bei E<strong>in</strong>satzkräften <strong>der</strong><br />

nicht polizeilichen Gefahrenabwehr deutlich wurde. In dieser Gruppe wurden sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

theoretischen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> empirischen Forschung psychische Extrembelastungen<br />

<strong>in</strong> stärkerem Maß betont als Alltagsbelastungen (Arbeitszeit, Arbeitsorganisation<br />

usw.) (vgl. im Überblick Beerlage, Her<strong>in</strong>g & Nörenberg, 2006; Her<strong>in</strong>g & Beerlage<br />

2004b, c). Unter den <strong>Belastungen</strong> im E<strong>in</strong>satz mit hohem Risiko für die Herausbildung <strong>der</strong><br />

PTSD wird – neben vergleichbaren Variablen wie <strong>in</strong> Feuerwehr, Rettungsdienst und THW –<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> (erwogene) Schusswaffengebrauch hervorgehoben.<br />

<strong>5.</strong>1.2.2 Belastungserleben und Belastungsfolgen<br />

von E<strong>in</strong>satzkräften <strong>der</strong> Polizei sowie mo<strong>der</strong>ierende Variablen<br />

Die wissenschaftlichen Aussagen h<strong>in</strong>sichtlich potenzieller Belastungsfolgen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Polizei<br />

konzentrieren sich ungeachtet des relativ breiten betrachteten Belastungsspektrums hauptsächlich<br />

auf die PTSD. Als weitere potenzielle Folgen <strong>der</strong> Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Polizei, von e<strong>in</strong>satzund<br />

arbeitsorganisationsbezogenen <strong>Belastungen</strong> werden zudem auch Burnout (Jost, 1996),<br />

Suizid von Polizisten (Gasch, 2000; Hartwig, 1998, 2003; Hartwig & Violanti, 1999; Schmidt-<br />

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