07.07.2014 Aufrufe

59 5. Belastungen, Fehlbeanspruchungsfolgen in der Polizeilichen ...

59 5. Belastungen, Fehlbeanspruchungsfolgen in der Polizeilichen ...

59 5. Belastungen, Fehlbeanspruchungsfolgen in der Polizeilichen ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Belastungen</strong>, <strong>Fehlbeanspruchungsfolgen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Polizeilichen</strong> Gefahrenabwehr<br />

<strong>5.</strong>1.2 Ergebnis <strong>der</strong> Recherche<br />

<strong>5.</strong>1.2.1 Stressoren, Anfor<strong>der</strong>ungen und Risikofaktoren bei E<strong>in</strong>satzkräften <strong>der</strong> Polizei<br />

E<strong>in</strong>satzkräfte <strong>der</strong> Polizei s<strong>in</strong>d aufgrund ihrer beruflichen Arbeit mit e<strong>in</strong>em dienstespezifischen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungs- und Belastungsprofil konfrontiert, das sich aus <strong>der</strong> Aufgabenstruktur und <strong>der</strong><br />

Arbeitsorganisation (z. B. Schichtdienst, Wochenend- und Nachtarbeit) zusammensetzt.<br />

Hervorgehoben wird, dass sie <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Weise e<strong>in</strong>e potenzielle Risikogruppe für die<br />

Konfrontation mit teils extremen, beruflich bed<strong>in</strong>gten psychischen <strong>Belastungen</strong> darstellen, die<br />

sich z. B. aus <strong>der</strong> Konfrontation mit Schwerverletzten o<strong>der</strong> mit Menschen <strong>in</strong> psychischen<br />

Ausnahmesituationen ergeben (Alcala-Toca, 1988; Bosold, Ohlemacher, Kirchberg & Lauterbach,<br />

2002; Brown, Cooper & Kirkcaldy, 1996; Hallenberger, 2001, 2003; Hallenberger,<br />

Hei<strong>der</strong>ich & Rieger, 2003; Hallenberger & Müller, 2000; Hermanutz, Ludwig & Schmalzl,<br />

2001; Kirkcaldy, 1993; Klemisch, Keppl<strong>in</strong>ger & Muthny, 2005a, b; Ohlemacher Bosold, Fiedler,<br />

Lauterbach, Zitz, Enzmann, Kleuker, Nauck, & Pawlowski, 2002; Sennekamp & Mart<strong>in</strong><br />

2001, 2003 a, b; Teegen, 1999; Teegen, Domnick & Heerdegen, 1997; Zittlau, 1991). Es<br />

wird auf die Relevanz extremer, e<strong>in</strong>satzbezogener <strong>Belastungen</strong> für die Ausbildung von<br />

psychischen Störungen mit Krankheitswert (PTSD) h<strong>in</strong>gewiesen. Zu den relevanten<br />

Merkmalen extrem belasten<strong>der</strong> E<strong>in</strong>sätze werden <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bezogen auf E<strong>in</strong>satzkräfte <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> polizeilichen Gefahrenabwehr, E<strong>in</strong>sätze unter eigener Lebensgefahr sowie E<strong>in</strong>sätze, die<br />

die Verletzung <strong>der</strong> (eigenen) körperlichen Unversehrtheit bzw. auch den Tod von Kollegen<br />

o<strong>der</strong> von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zur Folge haben, gezählt. Darüber h<strong>in</strong>aus werden Situationen als PTSDrelevant,<br />

zum<strong>in</strong>dest aber als extreme <strong>Belastungen</strong> mit mittelfristigen Folgen für die<br />

psychische Gesundheit diskutiert, die mit extremer Handlungsunfähigkeit verbunden s<strong>in</strong>d<br />

o<strong>der</strong> den E<strong>in</strong>satz von Schusswaffen erfor<strong>der</strong>n, u. U. mit Verletzung o<strong>der</strong> Tötung verdächtigter<br />

Personen (Baer, Pahlke, Dahm, Weiss & Heuft, 2004; Hahn, 2001; Hallenberger,<br />

2001, 2003; Klemisch, Keppl<strong>in</strong>ger & Muthny, 2005 a, b; Lorei, 1999; Sennekamp & Mart<strong>in</strong>,<br />

2003 a, b; Teegen, 1999).<br />

Als subjektiv hochbelastend und potenziell PTSD-auslösend gelten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Polizei zudem E<strong>in</strong>sätze<br />

mit Verletzung und Tod dritter Personen („Opfer“), mit Eigengefährdung sowie mit Gewaltanwendung<br />

(Eggers, 1999; Hallenberger, Hei<strong>der</strong>ich & Rieger, 2003; Hallenberger & Müller,<br />

2000; Klemisch, Keppl<strong>in</strong>ger & Muthny, 2005; Koch, Pört<strong>in</strong>g & Störzer, 1996; Teegen,<br />

1999; Teegen, Domnick & Heerdegen, 1997). Hallenberger und Müller (2000) erweitern dieses<br />

Spektrum extremer e<strong>in</strong>satzbezogener <strong>Belastungen</strong> um Aspekte des Arbeits-„Alltages“,<br />

<strong>in</strong>dem sie betonen, dass <strong>der</strong> tägliche Berufsstress auch auf die dienstespezifischen sozialen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen (z. B. <strong>in</strong>tensiver Bürgerkontakt <strong>in</strong> konfliktgeladenen Situationen) und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

zurückgeführt werden kann. Näher betrachtet wird hier speziell die Nacht- und<br />

Schichtarbeit (Beermann, 1993; Beermann & Nachre<strong>in</strong>er, 1992; Bonitz, Hedden, Grzech-<br />

Sukalo & Nachre<strong>in</strong>er, 1989; Grzech-Sukalo, Hedden & Nachre<strong>in</strong>er, 1990; Hedden, Bonitz,<br />

Grzech-Sukalo & Nachre<strong>in</strong>er, 1989; Ottmann, Karvonen, Schmidt, Knauth & Rutenfranz,<br />

1989; Zittlau, 1991) sowie auch die Arbeit im Streifendienst (Ja<strong>in</strong> & Stephan, 2000).<br />

E<strong>in</strong>satzkräfte <strong>der</strong> Polizei arbeiten mehrheitlich <strong>in</strong> Schichten, die häufig <strong>in</strong> Zeiten außerhalb<br />

<strong>der</strong> „normalen“ Arbeitszeit liegen (Wochenende, Nachtarbeit usw.). Die Folgen des Schichtdienstes<br />

für den Biorhythmus, die zircadiane Periodik, und die Pflege <strong>der</strong> sozialen Kontakte<br />

wird als erheblich e<strong>in</strong>gestuft (Zittlau, 1991). Beermann (1993) <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit Nachre<strong>in</strong>er<br />

(1992) stellen dabei fest, dass sich Männer und Frauen h<strong>in</strong>sichtlich schichtdienstspezi-<br />

62

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!