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Belastungen, Fehlbeanspruchungsfolgen in der Polizeilichen Gefahrenabwehr Empfehlungen für die Praxis dar, die sich zunächst einmal auf die Möglichkeiten der Entlastung von Einsatzkräften durch die Reduktion von Belastungen beziehen. Die zentrale Fragestellung lautet hier, wie können Belastungen resultierend aus Anforderungen und Arbeitsbedingungen für Einsatzkräfte reduziert werden? Darüber hinaus werden Interventionen und Angebote zur Bewältigung eingetretener Belastungen beschrieben; der Fokus liegt dabei auf der Frage nach Möglichkeiten zur Erweiterung der individuellen Stressbewältigungs- und Stressmanagementkompetenzen. Im Folgenden steht die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Anforderungen, Arbeitsbelastungen, gesundheitlichen Folgen von Belastungen, moderierenden Variablen sowie Angeboten zur Entlastung und Belastungsbewältigung bei Einsatzkräften der polizeilichen Gefahrenabwehr im Mittelpunkt der Analyse, wie sie sich in psychologischen Veröffentlichungen aus dem deutschsprachigen Raum darstellt. Dabei werden auch Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Publikationen herausgearbeitet, die sich einerseits auf die polizeiliche und andererseits auf die nicht polizeiliche Gefahrenabwehr beziehen. Die vergleichende Analyse basiert auf Vorarbeiten, bei denen die wissenschaftliche Diskussion der Anforderungen, Belastungen, (Fehl)Beanspruchungsfolgen und präventiven Interventionen im Zivil- und Katastrophenschutz im Vordergrund standen (Beerlage, Hering & Schmidt, 2003b; Hering & Beerlage, 2004a, d). Schon an dieser Stelle kann festgehalten werden, dass vor allem potenziell traumatisierende Belastungen, also Situationen mit einem extremen Stresspotenzial von wissenschaftlichem Interesse sind. Als Belastungsfolgen wurde überwiegend die PTSD untersucht. Teilweise wurden aber auch andere psychische Belastungsfolgen mit Krankheitswert nach der International Classification of Diseases (ICD 10) oder dem Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM IV), wie z. B. Depressionen, diskutiert. Fehlbeanspruchungsfolgen unterhalb der Krankheitsschwelle (Burnout, Motivationsverlust, eingeschränkte Leistungsbereitschaft, innere Kündigung etc.) wurden selten untersucht. Im deutschsprachigen Raum fanden sich bei Recherchen in Fachdatenbanken nur sehr wenige Veröffentlichungen zu diesem Thema vor 1996, ein deutlicher Anstieg der Anzahl konnte nach 1998 verzeichnet werden, dem Jahr des ICE-Unglücks in Eschede. Darin kann auch ein Grund für die zunehmende Schwerpunktsetzung der Forschungsaktivitäten auf „das Trauma“ und „die Traumafolgen in der polizeilichen Gefahrenabwehr“ gesehen werden. Interventionen und Maßnahmen zur Belastungsreduktion und mit dem Ziel der Unterstützung bei der Belastungsbewältigung werden dabei i. d. R. in Maßnahmen der primären, sekundären und tertiären Prävention gegliedert. Alle Interventionsansätze werden auch für Einsatzkräfte der nicht polizeilichen Gefahrenabwehr diskutiert, der Fokus präventiver Ziele liegt hier hauptsächlich auf der Vorbeugung, frühzeitigen Erkennung und psychotherapeutischen Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung, in geringem Maß wurden allgemeine Outcomevariablen (Gesundheit, Wohlbefinden, Motivation, Leistungsbereitschaft usw.) in präventiven Überlegungen berücksichtigt. 5.1.1 Suchterme und Suchergebnisse der Literaturrecherche Die Recherche in PSYNDEX © (ZPID) wurde unter Verwendung des Suchterms: [(belast* or stress* or burnout* or occupational stress or job stress or trauma* or mental dis*) and polizei] durchgeführt. Hinsichtlich des Publikationszeitraumes wurde die Suche nicht limitiert. Insgesamt ergab die Suche 219 Treffer, alle Treffer wurden gesichtet und hinsichtlich ihrer Relevanz für die zugrundeliegende Fragestellung bewertet. In die nähere Analyse wurden 91 Publikationen einbezogen. Inhaltlich nicht berücksichtigt wurden erstens Veröffentlichungen, 60
Belastungen, Fehlbeanspruchungsfolgen in der Polizeilichen Gefahrenabwehr deren Schwerpunkt ausschließlich bei Belastungen, Belastungserleben und -folgen von Einsatzkräften außerhalb der polizeilichen Gefahrenabwehr sowie von Opfern und deren Angehörigen lag. Zweitens fanden Lehrbücher und Unterrichtsmaterialen keine Berücksichtigung (z. B. Psychologie in der Polizei, Auflösung von Prüfungsfragen). Drittens sind Veröffentlichungen ausgeschlossen worden, die keinen thematischen Bezug zur Recherche erkennen ließen (z. B. Rechtsextremismus in der Polizei). Abbildung 1 stellt die Entwicklung der Anzahl relevanter Veröffentlichungen in absoluten Zahlen jeweils über einen Zeitraum von drei Jahren seit 1988 dar. Gesamttreffer (N=220) Anzahl relevanter Treffer (n=92) 76 5 28 19 17 8 10 11 40 35 17 16 28 vor 1988 1988- 1990 1991- 1993 1994- 1996 1997- 1999 2000- 2002 2003- 2005 Abbildung 1: Anzahl relevanter Veröffentlichungen im Vergleich mit der Gesamttrefferanzahl an Veröffentlichungen über Belastungen, Belastungsfolgen und Interventionen in der Polizei im Ergebnis einer PSYNDEX-Recherche (ZPID) (N=219). Über die Jahre nahm die Anzahl an Veröffentlichungen deutlich zu. Die im Vergleich mit dem Zeitraum von 1988-1999 größere Zunahme relevanter Veröffentlichungen in den sechs Jahren von 2000 bis 2005, lässt zunächst auf ein gestiegenes wissenschaftliches Interesse an Belastungen und Belastungsfolgen in der Polizei schließen. Eine ähnliche Entwicklung zeichnete sich auch bei vergleichbaren Recherchen in anderen Einsatzkräftegruppen ab (s. Beerlage, Hering & Nörenberg, 2006). Dieser Trend kann dabei im Zusammenhang mit zurückliegenden Schadensereignissen zum Ende der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts gesehen werden, wobei insbesondere das ICE-Unglück in E- schede einen bedeutenden Anstoß für die Zunahme an Publikationen Belastungs- und Beanspruchungsforschung im Einsatzwesen gegeben haben dürfte. 61
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