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Frankfurt Institute for Molecular Life Sciences (FMLS) - CEF-MC

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68 PrinCiPal inveStigatorS<br />

PrinCiPal inveStigatorS<br />

69<br />

rolf marsCHaleK<br />

Rolf Marschalek wurde 1960 in Heidenheim/Brenz<br />

geboren. Nach seinem<br />

Biologie-Studium an der Friedrich-Alexander<br />

Universität Erlangen-Nürnberg<br />

hat er sich zunächst mit eukaryonter<br />

Transkription und retrotransposablen<br />

Elementen beschäftigt. 1992 wurde er<br />

Assistenzprofessor am Lehrstuhl für<br />

Genetik und initiierte bereits dort seine<br />

derzeitigen Forschungsaktivitäten. 2000<br />

erhielt er einen Ruf an die Goethe-<br />

Universität in <strong>Frankfurt</strong>. Seit dieser Zeit<br />

arbeitet er am Institut für Pharmazeutische<br />

Biologie und unterrichtet<br />

Pharmaziestudenten. Rolf Marschalek<br />

ist verheiratet und hat zwei erwachsene<br />

Kinder. Der aktive Sportler sowie seine<br />

Frau, die künstlerisch tätig und durch<br />

zahlreiche Ausstellungen bekannt ist,<br />

haben eine gemeinsame Passion für<br />

Italien und die mediterrane Küche.<br />

HoCHrIsIKo-leuKÄmIen DurCH CHromosomale<br />

transloKatIonen Des mll-Gens<br />

onKogene verwanDte<br />

Veränderungen an Chromosomen sind<br />

ein typisches merkmal bösartiger Bluterkrankungen.<br />

ungefähr 75 prozent aller<br />

leukämien und lymphome beruhen auf<br />

chromosomalen translokationen. es gibt<br />

etwa 280 Gene im menschlichen Genom, die<br />

an solchen reziproken Chromosomen-translokationen<br />

beteiligt sind. ungefähr 20 prozent<br />

von ihnen betreffen das mll (mixed lineage<br />

leukemia)-Gen auf Chromosom 11.<br />

Die ausprägung dieses Gens führt zu Bildung<br />

des mll-proteinkomplexes. Durch<br />

reziproke chromosomale translokationen<br />

des mll-Gens entstehen zwei neuartige<br />

fusionsgene, die onkogene Varianten des<br />

mll-proteins darstellen. Diese lösen anschließend<br />

entweder eine akute myeloische<br />

(aml) oder akute lymphoblastische leukämie<br />

(all) aus.<br />

Durch die reziproke fusion des mll-<br />

Gens mit mehr als 60 anderen Genen gehen<br />

bestimmte eigenschaften des mll-proteins<br />

verloren und es entstehen neuartige eigenschaften<br />

in den beiden resultierenden fusionsproteinen.<br />

Diese führen zur aktivierung<br />

genetischer »stammzell-programme« und<br />

entwicklung von äußerst schlecht therapierbaren<br />

leukämien.<br />

Der Mll-Proteinkomplex ist für vielfältige aufgaben in<br />

der »Chromatin-regulation« notwendig. Durch diese<br />

Chromatinkontrolle können in unterschiedlichen geweben<br />

verschiedene gene in Proteine umgesetzt werden.<br />

Die Kombination der vorhandenen Proteine entscheidet<br />

über die biologischen eigenschaften eines gewebes.<br />

unsere <strong>for</strong>schungsarbeiten konzentrieren<br />

sich auf die molekularen Krankheitsmechanismen,<br />

die durch mll-fusionsproteine<br />

ausgelöst werden. um transkriptionelle<br />

prozesse, signalwege und globale Genexpression<br />

zu studieren, haben wir eine reihe<br />

zellulärer testsysteme und tiermodelle<br />

entwickelt. Zudem konnten wir die hochmoleklaren<br />

proteinkomplexe von mll-fusionsproteinen<br />

biochemisch reinigen und<br />

molekular charakterisieren. unser langfristiges<br />

Ziel ist es, mit Hilfe dieser erkenntnisse<br />

möglicherweise eine therapie für<br />

schwerwiegende leukämie-erkrankungen<br />

zu entwickeln. Weitere projekte in unserem<br />

labor beschäftigen sich mit den molekularen<br />

mechanismen, die erst die entstehung<br />

chromosomaler translokationen des mll-<br />

Gens erlauben.<br />

struKturaufKlÄrunG Von memBranproteInen<br />

von Der StruKtur Zur funKtion<br />

Die aufklärung der funktionsweise von<br />

membranproteinkomplexen ist der<br />

Hauptgegenstand unserer <strong>for</strong>schung. In nur<br />

wenigen fällen ist die struktur dieser makromoleküle<br />

so weit bekannt, dass man ihre<br />

funktionsweise im Detail versteht. fast ein<br />

Drittel aller Gene eines organismus kodierten<br />

für derartige proteine, die mehrheit aller<br />

arzneimittel greift an membranproteinen<br />

an, in dem sie diese aktivieren oder blockieren.<br />

Die oft sehr großen membranproteinkomplexe<br />

sind sehr schwer intakt unter erhalt<br />

der funktion zu isolieren, zumal sie in<br />

die wasserabstoßende membran eingebettet<br />

sind. entsprechend schwierig ist es, sie<br />

in reiner <strong>for</strong>m zu erhalten und zu kristallisieren,<br />

Voraussetzung für die röntgenkristallographische<br />

strukturaufklärung. eine<br />

unserer wichtigen aufgaben ist es daher, geeignete<br />

methoden zu entwickeln, um diese<br />

Hürden zu überwinden. Im laufe der Jahre<br />

ist es uns gelungen, die struktur einer reihe<br />

wichtiger membranproteine zu bestimmen,<br />

darunter die der bakteriellen photosynthetischen<br />

reaktionszentren und der Komplexe<br />

II, III und IV der atmungskette.<br />

Wir haben zentrale einrichtungen am<br />

max-planck-Institut für Biophysik aufgebaut,<br />

die auch von externen Wissenschaftlern<br />

benutzt werden können. Die automatisierten<br />

Kristallisationsanlagen und weiteren<br />

analysegeräte werden die strukturbestimmungen<br />

von membranproteinen beschleunigen.<br />

sobald die atomare struktur eines membranproteinkomplexes<br />

bekannt ist, beginnt<br />

die er<strong>for</strong>schung seiner detaillierten funktionsweise<br />

mit einer Kombination genetischer<br />

methoden, spezifischer markierungen und<br />

biophysikalischer techniken. Verschiedene<br />

spektroskopische methoden nutzen wir<br />

in Zusammenarbeit mit Cef-Kollegen der<br />

Goethe-universität.<br />

Darstellung der Membranbindedomäne des SQr(Sulfid-Chinon-oxidoreduktase)-trimers. Die SQr-Struktur deutet<br />

darauf hin, dass das Protein etwa zwölf Ångström in die Membran (in grau abgebildet) hineinragt und demzufolge<br />

zur Klasse der monotopischen Membranproteine gehört. Die einlagerung des Proteins in die Membran erfolgt aufgrund<br />

von elektrostatischen und hydrophoben interaktionen zwischen den Membranlipiden und den Seitenketten<br />

einiger auf der oberfläche des Proteins vorhandenen aminosäuren (hier als gelbe Stäbchen dargestellt). Darüber<br />

hinaus könnten Sulfat-ionen, die in der elektronendichte des Proteins identifiziert wurden und deren oberfläche in<br />

gelb gezeigt ist, auf die Position von spezifischen bindungsstellen für Phospholipide hindeuten. Zudem ermöglicht<br />

die Darstellung des SQr-Kofaktors faD (orange Stäbchen) die lokalisierung des aktiven Zentrums an der grenzfläche<br />

zwischen hydrophilem und hydrophobem Milieu.<br />

Hartmut mICHel<br />

Hartmut Michel, 1948 in Ludwigsburg in<br />

Baden-Württemberg geboren, studierte<br />

Biochemie an der Universität Tübingen<br />

und wurde 1977 an der Universität<br />

Würzburg promoviert. 1986 folgte<br />

seine Habilitation an der Universität<br />

München. Seit 1987 ist er Direktor am<br />

Max-Planck-Institut für Biophysik in<br />

<strong>Frankfurt</strong>, wo er die Abteilung für Molekulare<br />

Membranbiologie leitet. 1986<br />

erhielt Hartmut Michel den Leibniz Preis<br />

und 1988 den Nobelpreis für Chemie<br />

(gemeinsam mit Johann Deisenhofer<br />

und Robert Huber). Seit 2004 ist Hartmut<br />

Michel Mitglied des Wissenschaftsrates.<br />

Er wurde mit Ehrendoktorwürden<br />

von den Universitäten Würzburg und<br />

Bologna geehrt und ist außerplanmäßiger<br />

Professor an der Goethe-Universität<br />

<strong>Frankfurt</strong>. Seit 2008 ist Hartmut Michel<br />

Mitglied des <strong>CEF</strong>-Direktoriums. Privat<br />

engagiert er sich als eine kritische<br />

Stimme in der öffentlichen Diskussion<br />

zum Thema Biokraftstoffe.

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