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Frankfurt Institute for Molecular Life Sciences (FMLS) - CEF-MC

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66 PrinCiPal inveStigatorS<br />

PrinCiPal inveStigatorS<br />

67<br />

Werner KÜHlBranDt<br />

Werner Kühlbrandt, geboren 1951 in<br />

Bayreuth, bekam als 14-Jähriger sein<br />

erstes Mikroskop von seinen Eltern<br />

geschenkt. Von diesem Zeitpunkt an<br />

fasziniert ihn die mikroskopische Welt.<br />

Nach Studium der Chemie, Biochemie<br />

und Biophysik in Berlin und London<br />

sowie der Promotion 1981 am Institut<br />

für Molekulare Biologie der Universität<br />

Cambridge ging er von 1981 bis 1988 zu<br />

Forschungsaufenthalten an die ETH<br />

Zürich, ans Imperial College London sowie<br />

ans Lawrence Berkeley Laboratory,<br />

Berkeley. Von 1986 bis 1991 war Kühlbrandt<br />

Heisenberg-Stipendiat und von<br />

1988 bis 1996 Forschungsgruppenleiter<br />

am Europäischen Labor für Molekularbiologie<br />

(EMBL) in Heidelberg, wo er<br />

sich 1992 an der Universität Heidelberg<br />

in Biophysik habilitierte. Seit 1997 ist<br />

er Direktor und Wissenschaftliches<br />

Mitglied am Max-Planck-Institut für<br />

Biophysik, Abteilung Strukturbiologie,<br />

und außerplanmäßiger Professor an der<br />

Goethe-Universität <strong>Frankfurt</strong> sowie seit<br />

2006 Mitglied des <strong>CEF</strong>-Direktoriums und<br />

Stellvertreter des <strong>CEF</strong>-Sprechers.<br />

struKtur unD funKtIon Von memBranproteInen<br />

MoleKulare energieuMwanDler<br />

membranproteine gehören zu den faszinierendsten<br />

molekülen in lebenden<br />

Zellen. In den lipidmembranen, die<br />

jede Zelle umgeben und unterteilen, sind<br />

membranproteine für eine große anzahl<br />

verschiedener lebenswichtiger prozesse zuständig.<br />

Will man jeden einzelnen dieser<br />

prozesse genau verstehen, muss man die<br />

exakte räumliche struktur der beteiligten<br />

proteine kennen – und dies möglichst im<br />

atomaren maßstab. Dabei ist es oft notwendig,<br />

zwei oder mehr verschiedene funktionale<br />

Zustände der beteiligten proteine<br />

aufzuklären. Das gilt ganz besonders für<br />

membranproteine, deren funktion und<br />

aktivität häufig auf Änderungen der Kon<strong>for</strong>mation<br />

beruht.<br />

membranproteine machen zurzeit weniger<br />

als ein halbes prozent aller in der weltweiten<br />

protein-Datenbank aufgeführten<br />

proteinstrukturen aus. man schätzt jedoch,<br />

dass fast ein Drittel aller Gene in jedem lebewesen<br />

für die Bildung von membranproteinen<br />

verantwortlich sind. auch wenn sich<br />

die situation in den vergangenen Jahren<br />

deutlich verbessert hat, besteht ein dringender<br />

Bedarf nach mehr und genauerer strukturin<strong>for</strong>mation.<br />

Der l-Carnitin/γ-butyrobetain-antiporter Cait ist<br />

ein Mitglied der betain/Carnitin/Cholin-transporter-<br />

(bCCt)-familie. Cait bildet in der Membran ein<br />

symmetrisches Homotrimer. in der periplasmatischen<br />

aufsicht (links) ist die anordnung der drei Protomeren<br />

erkennbar. Cait-trimere in der Membran in der ansicht<br />

parallel zur Membran (rechts): nur ein geringer teil des<br />

Proteins ragt aus der Membran hinaus in den periplasmatischen<br />

bereich (out) bzw. in den cytoplasmatischen<br />

bereich (in).<br />

Das Hauptinteresse unserer arbeitsgruppe<br />

ist die elektronen- und röntgenkristallographie<br />

von molekülen, die an der biologischen<br />

energieumwandlung beteiligt sind.<br />

In letzter Zeit beschäftigen wir uns verstärkt<br />

mit energiewandelnden membranproteinen<br />

wie sekundärtransportern. Zudem interessieren<br />

wir uns für die frage, wie große<br />

Komplexe in ihrer natürlichen umgebung<br />

angeordnet sind und untersuchen dies mit<br />

Hilfe der elektronentomographie.<br />

so konnten wir beispielsweise die struktur<br />

des wichtigsten lichtsammlerkomplexes<br />

in pflanzen, den lHC-II-Komplex, mit atomarer<br />

auflösung bestimmen. Weitere Beispiele<br />

sind die struktur des dimeren transportproteins<br />

natrium-protonen-antiporter<br />

nhaa, der bakteriellen protein-translocase<br />

secyeG sowie des Carnitin-transporters<br />

Cait. Die struktur dieser drei proteine<br />

konnten wir mit einer auflösungsgenauigkeit<br />

von sechs bis acht Ångström elektronenkristallographisch<br />

bestimmen.<br />

moleKulare meCHanIsmen Der BaKterIellen enerGIeumWanDlunG<br />

KoMPlexe atMung<br />

redoxzentren in der Cytochrom-c-oxidase aus<br />

Paracoccus denitrificans. Dieses enzym katalysiert die<br />

reduktion von Sauerstoff zu wasser und koppelt diese<br />

reaktion an den transport von Protonen über eine<br />

biologische Membran.<br />

unsere arbeitsgruppe untersucht die mechanismen,<br />

mit denen energie in der<br />

atmungskette umgewandelt wird. Bei der<br />

nutzung von nahrungsstoffen werden elektronen<br />

kaskadenförmig in mehreren stufen<br />

über proteinkomplexe in der mitochondrialen<br />

membran weitergegeben und letztlich<br />

auf sauerstoff übertragen. Die freie energie<br />

dieses Vorgangs wird vorübergehend in einen<br />

protonengradienten »investiert«, der<br />

dann die synthese von adenosintriphosphat<br />

(atp), der generellen energiewährung der<br />

Zelle, antreibt.<br />

als modellorganismen nutzen wir dazu<br />

Bakterien, vor allem das Bodenbakterium<br />

Paracoccus denitrificans. sowohl der genetische<br />

Hintergrund als auch die strukturen<br />

dieser proteinkomplexe sind bei Bakterien<br />

wesentlich einfacher als bei den erheblich<br />

komplexeren mitochondrien höherer Zellen.<br />

Wir interessieren uns vor allem für die<br />

terminalen oxidasen, also für diejenigen<br />

enzyme, die bei allen aerob lebenden organismen<br />

bei der oxidation eines substrats die<br />

freiwerdenden elektronen letztendlich auf<br />

sauerstoff übertragen. Dabei untersuchen<br />

wir molekulare Vorgänge der protonen-<br />

translokation und die entstehung radikalischer<br />

Zwischenstufen. auch die chaperonunterstützte<br />

Biogenese der metallzentren in<br />

der Cytochrom-c-oxidase sowie die supramolekulare<br />

organisation der individuellen<br />

redoxkomplexe in der membran gehören<br />

zu diesem <strong>for</strong>schungsansatz. ein weiterer<br />

schwerpunkt ist der Cytochrom-bc 1 -Komplex.<br />

Hier analysieren wir die untereinheiten<br />

des Komplexes in verschiedenen organismen<br />

und befassen uns mit der Interaktion<br />

zwischen dem Komplex und seinen c-typsubstraten<br />

sowie der funktionellen Wechselwirkung<br />

zwischen den monomeren im<br />

Dimerkomplex. als untersuchungsmethoden<br />

setzen wir dabei die analyse der Genorganisation,<br />

die gezielte mutagenese sowie<br />

die biochemische und biophysikalische Charakterisierung<br />

der proteinkomplexe ein.<br />

BernD luDWIG<br />

Bernd Ludwig <strong>for</strong>scht und lehrt seit 1992<br />

in <strong>Frankfurt</strong> und war zwischen 2002 und<br />

2008 Sprecher des SFB 472 »Molekulare<br />

Bioenergetik«. Nach dem Studium der<br />

Chemie und der Promotion in Biochemie<br />

in Marburg ging er als Postdoc an das<br />

<strong>Institute</strong> of <strong>Molecular</strong> Biology in Eugene,<br />

Oregon und danach an das Biozentrum<br />

in Basel, wo auch die Habilitation<br />

erfolgte. Es schloss sich ein längerer<br />

Aufenthalt an der Medizinischen Universität<br />

zu Lübeck an. In <strong>Frankfurt</strong> war er in<br />

mehreren Funktionen der akademischen<br />

Selbstverwaltung und der Organisation<br />

der Lehre tätig.

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