Frankfurt Institute for Molecular Life Sciences (FMLS) - CEF-MC
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50 aDJunCt inveStigatorS<br />
aDJunCt inveStigatorS<br />
51<br />
alexanDer GottsCHalK<br />
Alexander Gottschalk ist in <strong>Frankfurt</strong><br />
aufgewachsen und hat hier 1990 auch<br />
mit seinem Chemiestudium begonnen,<br />
bevor es ihn weiter nach Marburg, dann<br />
nach Edinburgh und wieder zurück nach<br />
Marburg zog, wo er seine Doktorarbeit<br />
über ein biochemisches Thema verfasste.<br />
2000 ging er gemeinsam mit seiner<br />
Frau, einer Apothekerin, nach San Diego,<br />
USA, wo er zum ersten Mal die Bekanntschaft<br />
mit Caenorhabditis elegans<br />
als neurobiologischem Modellsystem<br />
machte. Mit zwei Kindern – mittlerweile<br />
ist noch ein drittes dazugekommen –<br />
kehrte die Familie Ende 2003 wieder<br />
nach <strong>Frankfurt</strong> zurück, wo er bis Ende<br />
2009 als Juniorprofessor für molekulare<br />
Membranbiologie arbeitete. Seit<br />
dem 1.3.2010 hat er, immer noch an der<br />
Goethe-Universität, eine Heisenberg-<br />
Professur der DFG inne. Einige seiner<br />
früheren Lehrer sind inzwischen also<br />
Kollegen geworden. Wenn es seine Zeit<br />
zuließe, würde er mehr reisen, denn das<br />
ist sein größtes Hobby.<br />
lICHtInDuZIerte neuronale reIZWeIterleItunG<br />
ferngeSteuerter faDenwurM<br />
ohne licht mit blauem licht<br />
makromolekulare Komplexe sind wichtig<br />
bei der neuronalen reizweiterleitung<br />
an den Kontakten zweier neuronen,<br />
den synapsen. auf der »sendenden« seite<br />
enthalten synapsen chemische Botenstoffe,<br />
so genannte neurotransmitter, die hochreguliert<br />
freigesetzt werden. auf der anderen<br />
seite – post-synaptisch – sorgen rezeptoren<br />
für eine umsetzung des signals. Wir untersuchen<br />
solche reizweiterleitungen an dem<br />
fadenwurm Caenorhabditis elegans. Dessen<br />
nervensystem hat nur 302 neuronen, deren<br />
»Verschaltung« bekannt ist. Deshalb lassen<br />
sich an diesem studienobjekt die neurotransmission<br />
sowie dadurch bedingte Verhaltensweisen<br />
umfassend analysieren.<br />
synaptische proteine sind häufig Komponenten<br />
von großen Komplexen, zum Beispiel<br />
von nikotinischen azetylcholinrezeptoren<br />
(naChr) oder von organellen, zum Beispiel<br />
den synaptischen Vesikeln. Wir reinigen<br />
oben: Schematische Darstellung eines C. elegans-fadenwurms, mit der lage und<br />
verschaltung der nervenzellen. Hervorgehoben ist das propriorezeptive neuron<br />
»Dva«, welches die Körperhaltung des wurms wahrnimmt. unten: optogenetische<br />
Kontrolle der funktion des Dva-neurons von C. elegans. wird das neuron durch<br />
blaues licht aktiviert (rechtes bild), so führt dies zu einer verstärkung der Körperkrümmung,<br />
im vergleich zum unbeleuchteten tier (linkes bild).<br />
diese proteinkomplexe oder organellen auf<br />
und identifizieren deren Bestandteile mit<br />
Hilfe der massenspektrometrie. so konnten<br />
wir für zwei neue naChr-assoziierte proteine<br />
eine funktion beim Zusammenbau der<br />
naChr-Komplexe zeigen, die sich auf deren<br />
funktionelle eigenschaften auswirkt.<br />
Zudem untersuchen wir die nervensystemfunktion,<br />
indem wir einzelne neuronen<br />
oder synapsen durch lichtsensitive proteine,<br />
Channelrhodopsin und Halorhodopsin,<br />
per licht »fernsteuern«. Wir konnten diese<br />
»optogenetische« methoden erstmals in einem<br />
lebenden tier einsetzen, und zwar in<br />
dem transparenten C. elegans, und damit ein<br />
bestimmtes Verhalten auslösen oder inhibieren.<br />
Diese Werkzeuge nutzen wir, um die<br />
synaptische funktion quantitativ zu untersuchen<br />
und noch unbekannte proteine mit<br />
funktionen in der neurotransmission zu<br />
entdecken.<br />
atp-syntHase<br />
KleinSter nanoMotor Der welt<br />
Jede <strong>for</strong>m von leben ist an einen ständigen<br />
energieumsatz gebunden. Die<br />
kleinsten lebenden einheiten, die Zellen,<br />
erzeugen dabei aus dem nahrungsangebot<br />
ihre energiewährung in <strong>for</strong>m von adenosintriphosphat<br />
(atp) und verwenden diese<br />
zum antrieb mannigfaltiger biochemischer<br />
prozesse. Dazu zählen der aufbau zelleigener<br />
Bausteine wie etwa proteine, der stoffaustausch<br />
über membranschranken, der<br />
transport von stoffen innerhalb der Zelle<br />
sowie Zellbewegungen wie die muskelkontraktion.<br />
Das enzym atp-synthase ist das zentrale<br />
enyzm im energiestoffwechsel aller lebewesen.<br />
es gleicht einem elektrisch angetriebenen<br />
nanomotor, bei dem eine elektrische<br />
Die kleinste turbine der welt: Struktur<br />
einer bakteriellen c11-turbine, eingebettet<br />
in einer Zellmembran. ansicht:<br />
(a) vom Cytoplasma aus und (b) von<br />
der Seite. Modellhaft ist eine Membran<br />
mit etwa 3.5 nm Dicke gezeigt. Die drei<br />
Pfeile markieren exemplarisch bindestellen<br />
von drei ionen (von elf) an drei<br />
turbinenschaufeln.<br />
Kraft einen rotor in Drehung versetzt. uns<br />
interessiert, wie der rotor dieses enzmys<br />
durch Übertragung von Ionen über die Zellmembran<br />
in rotation versetzt werden kann,<br />
und wir er<strong>for</strong>schen dazu die struktur dieses<br />
enzymteils in atomarer auflösung.<br />
Der mensch verbraucht pro tag ungefähr<br />
sein eigenes Körpergewicht an atp. Die<br />
atp-synthase ist imstande, diese mengen<br />
zu produzieren, was einer täglichen produktion<br />
von rund 13 millionen molekülen<br />
durch eine einzige solche maschine entspricht.<br />
folglich braucht ein mensch ungefähr<br />
1.000.000.000.000.000.000 – also<br />
1.000 Billiarden – dieser enzyme im Körper.<br />
tHomas meIer<br />
Thomas Meier, geboren 1972 in Walenstadt<br />
in der Schweiz, ist im Fürstentum<br />
Liechtenstein aufgewachsen. Mit 20<br />
Jahren ist er zum Biologiestudium<br />
nach Zürich gegangen und hat dort am<br />
Institut für Mikrobiologie der Eidgenössischen<br />
Technischen Hochschule<br />
(ETH) im Jahr 2002 seine Doktorarbeit<br />
abgeschlossen. Nach Abschluss seines<br />
Postdocs in Zürich wechselte Thomas<br />
Meier im Mai 2006 nach <strong>Frankfurt</strong>.<br />
Am Max-Planck-Institut für Biophysik<br />
arbeitet Meier als Gruppenleiter daran,<br />
sein Forschungsthema, die Struktur<br />
und Funktion der ATP-Synthase, weiter<br />
vorwärtszubringen. Auch beim Sport<br />
liebt Meier, neben Tennis und Tauchen,<br />
vor allem Sportarten, bei denen man<br />
vorwärtskommt: Skifahren, Mountainbike<br />
und Laufen. Große Töne spuckt er<br />
in seiner Freizeit, wenn er Trompete<br />
oder Posaune spielt – sei es bei klassischer<br />
Harmoniemusik oder in einer<br />
Jazz Big Band.